Beiträge von Flaschengeist

    Guten Abend, Jochen Jochbein!


    Ich lese oft konsequent kleingeschriebene Texte und habe solche auch veröffentlicht. Die Möglichkeiten, die ein Verzicht auf Großbuchstaben und Interpunktion eröffnet, finde ich genial. Texte, in denen sie nicht zum Tragen kommen, lese ich lieber in konventioneller Gestaltung - aber vielleicht ändert sich das noch.


    Willkommen!

    Hallo Kristin!



    Ist da nicht eigentlich ein "Es" das Subjekt?

    Ich glaube nicht, bin aber nicht vom Fach. Auf die Schnelle habe ich nur eine ältere Magisterarbeit aus der Linguistik zum Thema gefunden: "Subjektlose Sätze im Deutschen unter besonderer Berücksichtigung des unpersönlichen Passivs" von Stefan Langer, 1992. Langer betrachtet das "Es" in Sätzen, die ähnlich wie deine Beispiele konstruiert sind, nicht als Subjekt (vgl. S.9). Mit Begründung. Er nennt aber auch Argumente für eine andere Sichtweise. :prost


    Und ist dann nicht dieses schwurbelige "Es" als übergeordnete Instanz sogar eine Überspitzung legislativ-moralischer Bevormundung?

    Ja, ich empfinde es so. Auch wenn man meine Beispielsätze als subjektlos ansieht, spricht diese übergeordnete Instanz aus ihnen. Ich finde das auch unheimlich.



    Viele Grüße

    Flaschengeist

    Hallo Jürgen!



    Ich glaube, dass jede Sprache eine andere Wirklichkeitserfahrung nahelegt. Kognitionswissenschaftliche Studien lassen auf eine wie ich finde beeindruckende Wirkung von Sprache auf die Wahrnehmung schließen. Allerdings fällt die Grammatik einer Sprache nicht vom Himmel. Ob Sprache Auslöser oder Spiegel bestimmter Gegebenheiten ist, lässt sich oft nicht bestimmen.


    Einen direkten Zusammenhang zwischen aktivem und mehr oder weniger tyrannischem Handeln sehe ich nicht. Auch fallen mir Sätze ein, die ohne Subjekt und teils auch ohne Objekt auskommen, die ich mir aber gut aus dem Mund eines Tyrannen vorstellen kann: "Geantwortet darf werden, aber nicht gefragt! Darüber darf nicht diskutiert werden! Damit ist nicht zu spaßen! Gestraft muss werden! Ihr wurde schon zu lange vertraut! Ihr ist nicht zu trauen!"



    Viele Grüße

    Flaschengeist

    Hallo Radieschen,


    ich habe mich heute den ganzen Tag gefragt, wer wohl das Radieschen ist, was es zu sagen hat und wie es schreibt. Danke für die sympathische Vorstellung und herzlich Willkommen!


    Viele Grüße

    Flaschengeist,

    nicht minder gespannt

    Danke für die Antwort!


    Der eine oder andere Lyriker würde wahrscheinlich sagen: "Es gefällt mir, etwas schöner zu sagen, als nötig wäre. Das geht mit kürzeren Texten besser als mit längeren." Aber ich glaube, ich verstehe schon, was du meinst. Zumindest teilweise.:/

    Ich mag die Langform beim Schreiben lieber, (...) weil mir die Figuren wichtiger als die Handlung und Formulierungen wichtiger als Präzision sind. Deshalb sind bei meinen Kurzgeschichten die Expositionen immer viel, viel zu lang und die Enden zu abrupt.

    Wie meinst du das, Tom, dass dir Formulierungen wichtiger sind als Präzision, und dir deswegen die Langform lieber ist?

    Ich klinke mich doch nochmal ein.

    Laut Duden ist Polemik ein "scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente [im Rahmen einer Auseinandersetzung] im Bereich der Literatur, Kunst, Religion, Philosophie, Politik o.Ä.".


    Es stimmt, dass das Wort auch in der von mir zitierten Definition vorkommt.

    Es bezieht sich aber (auch in der von dir zitierten Definition) lediglich auf die häufige Eigenschaft der Polemik, ein persönlicher Angriff zu sein und nicht auf das Fehlen sachlicher Argumente. Oder nicht?
    Insofern hat es mit dem, was ich geschrieben habe, nichts zu tun. Den Schluss, dass mir wohl nicht klar sei, was "oft" bedeutet, finde ich deswegen immer noch unlogisch.


    Es gibt eine über 20 Jahre alte Duden-Version und einen Wikipedia-Artikel, die deine Argumentation stützen. Danke für den Hinweis, das war mir nicht bewusst.


    oft (mithin nicht in jedem Fall, J.B.)

    In der von mir zitierten Duden-Online-Definition von Polemik ist das Wort nicht enthalten. Woraus du also schließt, dass ich die Bedeutung von "oft" evtl. nicht kenne, ist mir schleierhaft.


    Ich verabschiede mich aus diesem Thread.

    Laut Duden ist Polemik ein "scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente [im Rahmen einer Auseinandersetzung] im Bereich der Literatur, Kunst, Religion, Philosophie, Politik o.Ä.". Polemisch bedeutet "in der Art, in der Form einer Polemik; als Polemik gemeint; scharf, unsachlich".

    Einen Skandal sehe ich in Scholtens Polemik nicht. Mir erschwert sie nur das Zuhören. Ich empfinde sie als lästig und unnötig.

    Ich finde nicht, dass er alles sachlich belegt und erklärt.

    Ich bin anderer Ansicht. Scholtens Podcast ist kein wissenschaftlicher Vortrag, sondern ein polemischer Beitrag, der auf den polemischen Artikel in der Süddeutschen antwortet.

    Du findest seinen Beitrag sachlich, weil er damit polemisch auf einen polemischen Artikel antwortet?

    Das verstehe ich nicht. Polemik ist doch per se unsachlich.

    Oder hast du es anders gemeint?