Zitate in Dialogen

  • Hallo allerseits!


    Ich habe da mal eine Frage zum Zitatrecht. Wenn ich einen Dialog schreibe und den Figuren Zitate in den Mund lege, muss ich die einzelnen Sätze besonders markieren (fett / kursiv) und in einer Fußnote angeben, woher das Zitat stammt?


    Hier eine solche Szene:


    <-- start -->


    Es regnete in Strömen, als wir das Kino verließen. So standen wir noch
    eine Weile unter dem Vordach des Eingangs und gerieten prompt in eine
    heftige Diskussion über den Film, den wir gerade gesehen hatten.
    "Also, dass sie Han Solo eingefroren haben, fand ich schon ziemlich krass",
    meinte Horst. "Schockfrosten! Dabei weiß doch jeder, dass es die
    Zellen im Körper auseinanderreißt."
    Euco kratzte sich am Kopf. "Du meinst, Han ist tot?"
    "Und wie!" Horst schielte zum Himmel . "Ob das nochmal aufhört zu regnen?"
    "Wir können ja zur Bushaltestelle rennen", warf ich ein. "Oder lauft ihr in eurem Alter nicht mehr so gerne?"
    Euco grinste breit und legte mir seine Hand schwer auf die Schulter. "Luke",
    sagte er dann mit tief abgesenkter Stimme. "Luke, ich bin dein Vater! Ich renne nicht!"
    Wir grölten wie auf Kommando los.
    Nur mühsam kam ich wieder zu Atem. "Wir können es ja trotzdem versuchen, oh Lord Vader."
    Jetzt legte mir Horst seine Hand auf meine andere Schulter. "Tu es oder tu es
    nicht", krächzte er mit verstellter Stimme. "Es gibt kein Versuchen."
    Wieder prusteten wir los.
    "Okay, rennen wir", sagte Euco. "Heute ist ein guter Tag zum Sterben!"


    <-- ende -->


    Für die Nicht-Cineasten unter uns, hier die eingebauten Zitate:


    "ich bin dein Vater!" - aus: Star Wars Episode 5 Das Imperium schlägt zurück, 1980
    "Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen." - aus: Star Wars Episode 5 Das Imperium schlägt zurück, 1980
    "Heute ist ein guter Tag zum Sterben!" - aus: Little Big Man, 1970


    Es gibt zwei völlig entgegengesetzte Positionen. So heißt es einerseits, Zitate müssen kenntlich gemacht sein und es muss immer (!!!) die Quelle angegeben werden (siehe hier: https://irights.info/artikel/meine-worte-deine-worte/5548 ... der zweite Bulletpoint). Andererseits gibt es eine Aussage in der "Selfpublisherbibel", wo ein Anwalt angeführt wird mit der Aussage: "Hier wird jedoch ein Musikwerk in eine andere Kunstform, den Roman
    übertragen. Hierbei verblasst das benutzte Musikwerk gegenüber dem neu
    geschaffenen Werk. In einem solchen Fall liegt eine freie Benutzung nach
    § 24 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz vor." (hier ging es um ein Liedzitat in einem Roman. Siehe http://www.selfpublisherbibel.…nd-wie-muss-ich-vorgehen/ ... Diskussionsbeitrag von "Ursula Martens", 21. November 2015 19:42 Uhr)


    Wie seht ihr das? Erlaubt ohne Kennzeichnung und Quellenangabe (siehe Aussage Anwalt)?
    Oder jedes Zitat besonders hervorheben und eine Quellenangabe als Fußnote bzw. im Anhang (siehe Aussage iRights Info)?


    Besten Dank für jeden Diskussionsbeitrag!


    Siegfried (d. Ä.)

  • Fußnoten und fette Hervorhebung sind bei Belletristik nicht nötig. Es reicht, wenn im Anhang die Quellen angegeben werden. Joan hat das zum Beispiel in ihrem neuen Buch so gemacht.


    [buch]3746632943[/buch]

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Ha, ist verbesserungswürdig.
    "Wir verließen das Kino. Es regnete in Strömen. Wir standen noch eine Weile unter einem Vordach und gerieten in eine heftige Diskussion (über den Film)."


    Davon mal abgesehen: In Belletristik bedarf es mMn keinerlei Hervorhebung oder Fußnote für Zitate, im Gegenteil. Es wäre eher hinderlich und würde sogar Lesevergnügen nehmen. Ich finde es gut, Zitate zu finden - andere finden sie vielleicht nicht, dafür finden sie andere. Mir steigert es das Lesevergnügen.


    Spricht mir absolut aus der Seele. Ich kann mir auch nicht ansatzweise vorstellen, dass Filmtitel als solche geschützt sind. Es gehört ja auch im wirklichen Leben dazu, dass man hier und da sowas einflicht. Sonst dürfte ich ja beim Schreiben noch nicht mal erwähnen, dass jemand "Tatort" oder "Wer wird Millionär" guckt. Oder drüber redet.

    "Aim high, expect nothing."

    (Uschi Obermaier?)

  • Hallo, Kristin.


    Doch, Film- und übrigens auch Buchtitel sind geschützt, das nennt man "Titelschutz". Aber der Schutz gilt eben für gleiche oder ähnliche Produkte - ein Filmtitel, der geschützt ist, kann nicht für einen anderen Film verwendet werden (im weitesten Sinn gilt das auch für Medienübergänge - Buchtitel darf man auch nicht einfach so als Filmtitel verwenden, wobei Titelschutz von Eigenständigkeit und (aber geringerer) Schöpfungshöhe abhängig ist). Das bedeutet andersherum: Du darfst nicht einfach so etwas produzieren, dass Du "Tatort" nennst, aber Du musst keine Erlaubnis einholen, wenn Du die Krimiserie irgendwo erwähnst.


    Kurzzitate sind bei eigenständigen Neuschöpfungen zulässig. Der von Siegfried hier zitierte Fall ist dafür sozusagen der Klassiker, denn die Zitate werden verwendet, um etwas Neues zu kreieren. Das darf man. Man sollte dann nur sicherheitshalber im Rubrum auf die Quellen verweisen, also z.B. "Zitate (...) auf Seiten 17, 203, 372 aus "Star Wars", (C) LucasFilm 1972", sonst kommt irgendein Schlaumeier und prangert das Offensichtliche an. Nötig ist es eigentlich nicht. "Ich bin Dein Vater, Luke" ist inzwischen Alltagskultur und muss nicht mehr gekenntzeichnet werden.

  • Du darfst nicht einfach so etwas produzieren, dass Du "Tatort" nennst, aber Du musst keine Erlaubnis einholen, wenn Du die Krimiserie irgendwo erwähnst.


    Klar - genau das ist der feine Unterschied, die Differenzierung fehlte allerdings.

    "Aim high, expect nothing."

    (Uschi Obermaier?)