Nina George hat gezählt - und Autorinnen müssen jetzt wieder mal sehr stark sein

  • Komponistinnen und Schriftstellerinnen gab es häufig im Verborgenen - viele Romantikerinnen haben geschrieben und komponiert und die Männer haben es dann unter ihrem eigenen Namen verkauft. Einige Shakespeare Übersetzungen stammen von Caroline Schlegel, im Titel steht der Name ihres Mannes. Obwohl der Ruhm der Öffentlichkeit den Männern galt, haben sich die Frauen nicht entmutigen lassen. Sie haben es einfach getan. Das war großartig. Nicht wenigen von ihnen war auch zu Lebzeiten schon Ruhm vergönnt. Lasst bitte alle Statistiken beiseite und macht einfach. Schreibt, verlegt, komponiert und schielt nicht auf Zahlen und Gewinn. Es gibt heute phantastische Frauen-Karrieren. Ich sag mal nur mit Loriot "Frauen sind und Männer auch..." :evil

  • Ups. da bin auch ich wieder bei der Diskussion dabei.


    Das ist keine Diskussion. Das, was Bettina schreibt ist nett, aber ein Augenverschließen vor der eigentlichen Frage.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ja, machen! Immerhin habe ich als Autorin ein Stipendium des Deutschen Literaturfonds bekommen, das als Förderinstrument in der Studie unten explizit aufgeführt ist und in den letzten Jahren ausgesprochen paritätisch vergeben wird, wie mir scheint. Mal gibt es mehr Stipendiaten, mal mehr Stipendiatinnen. Probiert es mal, wenn die Qualität stimmt, hat man echte Chancen, allerdings ausschließlich mit sogenannter E-Literatur, das kann durchaus z.B. auch ein literarischer Krimi sein.
    https://www.kulturrat.de/publi…uen-in-kultur-und-medien/


    Ich hab die Untersuchung ja schon mal verlinkt, Nina George hat übrigens zur Vorstellung der Studie im Bundeskanzleramt gesprochen, sie ist wirklich sehr gut informiert. Und hat mit keiner Silbe behauptet, Männer seien schuld an der Misere oder das Ungleichgewicht sei von einer männlichen Weltverschwörung verursacht. Man wird niemals einzelne Ursachen herausfiltern können, aber auf den Wunsch nach Veränderung kann man sich vielleicht einigen, eben mit dem Ziel einer Diversifizierung von Literatur.

  • (...) aber auf den Wunsch nach Veränderung kann man sich vielleicht einigen, eben mit dem Ziel einer Diversifizierung von Literatur.

    Welche Veränderung wäre das denn, die man da wünschen soll, liebe Heike, und was verstehst du in diesem Zusammenhang unter "dem Ziel einer Diversifizierung von Literatur"? Hoffentlich nicht - aber das kann ich mir eigentlich nicht denken - eine Art Frauenquote.


    Wünschenswerte Diversifizierung in der Literatur kann m. E. nur literarische Vielfalt bedeuten. Und die hat mit geschlechtsspezifischen Merkmalen der Literaturschaffenden nichts zu tun. Dafür aber umso mehr mit Qualität. Diese ist - gerade in diesen SP-Zeiten - das einzig wirklich wünschenswerte Kriterium für eine Veränderung, das mir einfiele.

  • Lieber Didi, ich hatte in diesem Fred schon ausführlich dazu Stellung genommen. Veränderung würde heißen, dass kulturschaffende Frauen bei Preisen, Förderungen und Rezensionen, zum Beispiel auch bei Übersetzungen, nicht länger weniger vorkommen. Das kann man zum Ziel haben, aber nicht erzwingen. Die Untersuchung geht in ihren Ergebnissen davon aus, dass die bessere Gleichstellung von Frauen im Kulturbetrieb zu einer Diversifizierung von Kultur/ Literatur führt und genau DAS zu einer Erhöhung der Qualität, und dass genau das wünschenswert ist. Nicht mehr und nicht weniger. So wie vermutlich eine einigermaßen paritätische Berücksichtigung von alten und jungen Autoren genauso zu einer Diversifizierung und Erhöhung der Qualität führt, auch wenn junge Autoren und Autorinnen in den Medien mehr hermachen (sorry, aber ich zähle mich da selber zu "alt"). Die Institutionen (wie z.B. der Deutsche Literaturfonds) können bei der Vergabe bewusst damit umgehen, wenn sie das Problem als existent betrachten und paritätischer fördern wollen. Wenn man etwas weiß als intelligenter, gebildeter Mensch, dann wird sich dieses Wissen im Handeln niederschlagen, und um Genaueres zu wissen, hat die Studie Fakten zusammengetragen. Und dann sind die Ursachen nämlich gar nicht mehr so wichtig, außer natürlich man ist überzeugt, dass Frauen halt nicht so gut literarisch schreiben oder Filme oder Theater oder Musik machen oder malen können. Denkt das jemand?
    Eine Frauenquote halte ich für Kulturschaffende nicht für das geeignete Mittel, die Verfasser der Studie auch nicht.

  • Das ist keine Diskussion. Das, was Bettina schreibt ist nett, aber ein Augenverschließen vor der eigentlichen Frage.


    Für mich gehört das schon zur Diskussion. Ich beobachte hier immer wieder, dass eine Diskussion über ein Thema x schneller als mein Auge folgen kann, zu einer Diskussion zweier "Lager" wird (allein schon!), nämlich die der "Höflichen" und die der "Straighten". Und nach kurzer Zeit müssen sich die Höflichen sagen lassen, dass sie Heulsusen sind und in einer echten Diskussion nichts verloren haben - was für eine Frechheit! Die Straighten wiederum müssen sich sagen lassen, dass sie bitteschön einen Maulkorb umtun sollen - was für eine Unverschämtheit! Das ist manchmal so ... ermüdend (ich persönlich werde mich auch weiterhin weigern anzuerkennen, dass Klarheit und ein gewisses Fingerspitzengefühl sich zwangsläufig ausschließen, aber das ist halt meine Meinung, und da kann ich mich selber nur danach verhalten, so gut ich's eben vermag).


    Früher dachte ich immer, dass man, wenn man erst erwachsen ist, schon wissen wird, wie man sich richtig verhält, richtig kommunuiziert etc. Genauso, wie ich damals gedacht habe, dass irgendwann alle Autobahnen fertig sind und es keine Baustellen mehr geben wird, haha. Und nun bin ich fünfzig und gräme mich immer noch ab und zu darüber, dass ich das Erwachsensein überschätzt habe. Was ich damit sagen will? Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Ach so, doch - vielleicht dass ein Satz wie der von Bettina der größtmögliche Teilkonsens ist, wenn es keinen Konsens geben kann.


    Die eigentliche Frage? Wie war die nochmal? Ob Frauen auf dem Buchmarkt benachteiligt sind? Und woran man das festmachen soll? Und falls sie es sind, wer daran Schuld ist? Wer zum Teufel soll sowas beantworten können? Ich bleibe dabei. Machen. Einfach. Männlein, Weiblein, who auch ever.

    "Aim high, expect nothing."

    (Uschi Obermaier?)

  • @Kirstin
    Ja, machen. Alle. Das ist in Ordnung. Egal ob Bettina das sagt oder wer auch immer. Ich unterschreibe das auch. Aber mit meiner Frage, die nicht die Ausgangsfrage in diesem Fred ist und nur eher nebenbei aufgetaucht ist, hat das nichts zu tun und gibt auch keine Antwort darauf. Ich wiederhole sie jetzt auch nicht noch einmal, weil sie nicht zum Thema dieses Freds gehört.

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  • Ich habe nicht alle Beiträge in der nötigen Gründlichkeit gelesen, gebe ich zu. Aber es kristallisiert sich doch heraus, dass Frauen eher der U-Literatur zugewandt sind als Männer, und zwar in Rezeption und Produktion. Für diese Bücher werden in der Regel kaum Preise vergeben und sie werden auch schneller aus den Regalen verschwinden, als die sog. E-Literatur. Sie können vielleicht kurzfristig Bestseller sein, sind wohl seltener Longseller. Dafür gibt es möglicherweise Statistiken, aber ich schreibe hier nur aus meiner Erfahrung. Dafür könnt ihr mich steinigen. Selbstverständlich gibt es auch Frauen, die E-Literatur schreiben, auch sie erhalten Preise. Die Anzahl dieser Frauen ist, da gebe ich Karen Recht, geringer. Es ist leichter, nebenbei (Haushalt, Kinder, Beruf) eine unterhaltsame U-Story zu schreiben als ein fundiertes Werk, das vieler Recherche bedarf. Vielen Frauen fehlt dafür die Zeit. Das ist leider noch geschlechtsbedingt, Karen hat das erklärt. Ebenso geschlechtsspezifisch wird die Auswahl an Führungspositionen getroffen, siehe Karen. Auf der obersten Stufe der Leiter finden sich Männer oder -leider - oft kinderlose Frauen. Ich meine jetzt nicht Frau von der Leyen. Im Literaturbetrieb sieht es wohl ähnlich aus, die Gerald dargelegt hat. Aber auch da gibt es namhafte Ausnahmen. Es gibt auch das Paradebeispiel einer nur kurzfristig verheirateten, kinderlosen Karrierefrau im Literaturbetrieb, der renommierten Lektorin und Übersetzerin Angela Präsent. Die promovierte Anglistin hat 1978 die Reihe "Neue Frau" (Rowohlt) herausgegeben, in der ein neues Selbstverständnis der Frau vorgestellt wird. Da war sie gerade 32 Jahre alt. Von da an hat sie bei renommierten Verlagen als Lektorin gearbeitet: Rowohlt, Fischer, Dumont, bis sie sich an die Übersetzung so bekannter Autoren wie Brodkey, Docotorow und Updike gewagt hat, in eine männlich dominierte Kaste, in der Harry Rowohlt regierte. Beide erhielten Übersetzerpreise. Dass Rowohlt seine Rivalin öffentlich attackierte, hat sie nicht gestört und nicht an weiterer Arbeit gehindert. Sie war eine durch und durch zielstrebige Frau. Und das konnte sie erstens, weil sie die Fähigkeiten besaß, und zweitens, weil sie kinderlos und unabhängig war. Das ist eben immer noch ein Kriterium!
    in einem Beitrag wurden auch Politikerinnen erwähnt.Hier war die Quote nötig, um überhaupt Frauen in Ämter zu bekommen. Das waren dann nicht immer die qualifiziertesten. Dieser Trend ist noch nicht gebrochen (siehe Führungsriege der Grünen). Frauen tun sich schwer, ein politisches Amt anzunehmen. Ich war vierzig Jahre in der Kommunalpolitik und weiß, dass es vieler Überredungskunst bedarf, Frauen zu aktivieren. Da spielte auch eine Portion Bequemlichkeit ehe Rolle, und manches Mal wurden Kinder&Küche als Argument vorgeschoben. Leider.
    Ich wiederhole mich: Lasst euch nicht entmutigen. Macht einfach.

  • Woher wisst ihr denn, dass weniger Frauen als Männer E-Literatur schreiben? Und dass das daran liegt, dass sie Kinder und weniger Zeit haben?
    Dass man einen guten historischen Roman oder Krimi eher mal nebenbei schreibt, halte ich auch nicht für so selbstverständlich.

  • Ein historischer Roman und ein guter Krimi lassen sich bestimmt nicht nebenbei schreiben, aber die Fülle von rosaroter Chicklit in den Buchhandlungen schon, und die sind eigentlich von und für Frauen.

  • Ein historischer Roman und ein guter Krimi lassen sich bestimmt nicht nebenbei schreiben, aber die Fülle von rosaroter Chicklit in den Buchhandlungen schon, und die sind eigentlich von und für Frauen.


    Und da haben wir schon das Thema wieder.
    quod erat demonstrandum

  • Zitat


    Aber es kristallisiert sich doch heraus, dass Frauen eher der U-Literatur zugewandt sind als Männer, und zwar in Rezeption und Produktion.


    Ich finde Rollenzwänge ganz furchtbar und unsere Gesellschaft ist so durchdrungen mit dieser Denke. Schreibt ein Junge mal eine gute Mathearbeit, so bekommt er sofort den Stempel "mathematischer Typ"(für immer und ewig). Und es geht ja so weit, dass Mädchen damit kokettieren kein Mathe zu können und geradezu stolz darauf sind "dazuzugehören", und die, die sehr wohl ein gutes Verständnis haben, überspielen und leugnen es. Und wenn keine Frau Ingenieurin wird, kann auch schlecht eine Frau in dem Bereich führen. Und vergessen sollte man ja auch nicht, dass keineswegs jeder Mann Karriere (wie immer man auch diese definiert) macht, trotz Qualifikation.


    Zurück zur Rolle und zur Literatur, ich habe gerade für mich eine neue Autorin entdeckt, Amanda Sthers. Sie ist mir aus sicherer Quelle zugespielt worden, sonst hätte ich sie nie nie nie auch nur mit spitzen Fingern angefasst (ä,die Bücher natürlich), weil sie nämlich von dem deutschen Verlag mit Gewalt in deine Rolle gepresst wurde (der sie überhaupt nicht gerecht wird). Ganz drastisch wird das schon an der Titelübersetzung deutlich: Original: "Chickenstreet" (wunderbar passend).Übersetzt: "Die Geisterstaße" ... und natürlich hinten Blondchenkonterfei...
    Das zweite: Original: "Madeleine" Übersetzt: "Der Gesang der Zikaden". Das dritte: "keitb me"
    "Bin das ich, die du liebst" ... da könnte ich richtig ärgerlich werden.

  • … Aber es kristallisiert sich doch heraus, dass Frauen eher der U-Literatur zugewandt sind als Männer, und zwar in Rezeption und Produktion. ….


    Ich stelle mir gerade vor: Männer unterhalten sich in der U-Bahn über Handkes Notizbücher und neben ihnen sitzen Frauen, die rosarote Chicklit lesen. Ein skurilles Bild. Aber entspricht es der Wirklichkeit?


    Glaub ich nicht!


    Unterhaltungsliteratur ist unter Männer ebenso beliebt wie bei Frauen, muss dort nur etwas anders ausfallen (nicht nur in der Farbe).


    Solche Allgemeinplätze und schablonierte Vorstellungen schaden nur! Und sie verhindern, dass der Aufruf "Einfach machen!" gehört und umgesetzt wird.

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    Emanuel von Bodmann


  • … Aber es kristallisiert sich doch heraus, dass Frauen eher der U-Literatur zugewandt sind als Männer, und zwar in Rezeption und Produktion. ….


    Hier ist wohl etwas schiefgelaufen; ich war der Meinung, dass sich aus den hier gelieferten Beiträgen diese Tendenz herauskristallisiert. Das ist nicht meine Meinung, sondern der Eindruck, der bei mir entstanden ist, als ich die Eorumsbeiträge las. War vielleicht ein falscher Eindruck.