Kritische Stimmen zum Islam

  • Gerade habe ich ein Sachbuch geschrieben, in dem es um ganz schön widerliche Herrscher geht. Keiner dieser Tyrannen brauchte als Grundlage seiner Verbrechen die Religion. (Abgesehen vielleicht von Elagabal, und der auch nur mittelbar.) In meinen geschätzten USA führt gerade ein gewisser Mr. T. Wahlkampf damit, dass er vergangene Folter verteidigt und noch ausweiten will.


    Hallo Alexander, da stimme ich dir zu. Aber wie du sehr gut in Ländern mit kommunistischer Ideologie erkennen kannst, braucht man keine anerkannte Religion. Man schafft sich eine und nennt sie Ideologie und greift sogar zum gleichen Wortschatz, siehe Mao-Bibel. Im Wesen ist es das Gleiche. Heilsversprechen haben sie alle, mal mehr mal weniger im Diesseits oder im Jenseits.
    Ob Religion oder Ersatzreligion spielt eigentlich keine Rolle. Schlimm wird es nur, wenn man sie nicht mehr kritisch hinterfragen darf.

  • Hallo Alexander, da stimme ich dir zu. Aber wie du sehr gut in Ländern mit kommunistischer Ideologie erkennen kannst, braucht man keine anerkannte Religion. Man schafft sich eine und nennt sie Ideologie und greift sogar zum gleichen Wortschatz, siehe Mao-Bibel. Im Wesen ist es das Gleiche. Heilsversprechen haben sie alle, mal mehr mal weniger im Diesseits oder im Jenseits.
    Ob Religion oder Ersatzreligion spielt eigentlich keine Rolle. Schlimm wird es nur, wenn man sie nicht mehr kritisch hinterfragen darf.

    Das hätte ich nicht besser ausdrücken können, Bettina. Ich verstehe nur das "Aber" nicht. Exakt das ist meine Positition.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Zitat

    Ich möchte darum erneut fragen: Was macht den religiösen Fanatismus so besonders?

    Meiner Meinung nach sind es zwei Dinge:


    zum einen das Gefühl des Auserwähltseins. Das lässt sich allerdings auch mit anderen Mitteln erreichen, wie dein Beispiel Hitler zeigt. Der hatte zwar keine Religion anzubieten aber doch eine krude Theorie, wonach die Deutschen Herrenmenschen waren. Das kommt einem Auserwähltsein recht nahe, finde ich


    Das andere ist die Aussicht auf ewiges Leben im Himmel. So etwas kann nur Religion bieten. Für den jeweiligen Führer (egal ob Priester, Mullah whatever) bietet das den Vorteil, mit höheren Mächten in Verbindung zu sein. Was Gott sagt ist noch einmal etwas ganz anderes als das was ein weltlicher Herrscher sagt.


    Für die Gläubigen winkt ewiges Leben, das irdische ist eben eine Durststrecke, die man überwinden muss, bis man am Ziel ist. So etwas macht manipulierbar, insbesondere wenn man die Heilslehren nicht nachprüfen kann, es macht extrem leidensfähig und es wirkt sich ggf, auch auf Hinterbliebene aus. Ein Märtyrer oder Heiliger in der Familie schmückt ungemein.


    Ausserdem brauchst du als Gläubiger nicht nachdenken, es gibt erstaunlich viele Leute die das gut finden. Was dein Anführer im Auftrag Gottes befiehlt ist richtig. Wenn du dich dabei noch rächen kannst, Gewaltfantasien ausleben kannst oder reich wirst: umso besser.


    Das hat alles nichts mit islamischem Fundamentalismus im Speziellen zu tun, es findet sich genauso in westlichen Geschichtsbüchern (Kreuzzüge z B).

  • Ausserdem brauchst du als Gläubiger nicht nachdenken, es gibt erstaunlich viele Leute die das gut finden. Was dein Anführer im Auftrag Gottes befiehlt ist richtig.

    Diese Beschreibung gläubiger Menschen gilt für Fanatiker. Um jetzt mal auch Dir gegenüber aus der Deckung zu kommen, während ich vorher nur gefragt habe: Meiner Meinung nach ist das Entscheidende: der Glaube daran, im Besitz der Wahrheit zu sein.


    Zwischen den "Wahrheiten", religiös oder nicht, gibt es selbstverständlich Unterschiede. Der Glaube an ein ewiges Leben bei den Tätern scheint mir aber in seiner praktischen Auswirkung nicht entscheidend für die Opfer.


    Ob ich daran glaube, die Geschichte und den "Klassenkampf" voraussagen zu können und darum Millionen töte, ob ich Hunderttausende Tutsi abschlachte oder Ärzte in Abtreibungskliniken ermorde - das Sendungsbewusstsein ist dasselbe: Ich kenne die Wahrheit, und ich darf oder muss sie mit Gewalt durchsetzen, weil die allgemeinen Regeln der Menschen für mich nicht gelten. In diesem Glauben lebten auch die RAF-Terroristen und viele andere vor und nach ihnen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Aus Sicht der Opfer ist das völlig egal. Möglicherweise macht es einen Unterschied aus Sicht der Täter. Ich weiss nicht, ob es dazu Untersuchungen gibt. Welche Art von Menschen wird von welcher Art von Ideologie/Glauben angezogen. Und wie weit geht jemand in den Opfern, die er für seine Überzeugung bringt.


    Von Selbstmordattentätern in der Größenanzahl ist mir von keiner Ersatzreligion bekannt.


    Das sind aber letztlich theoretische Fragen. Im hier und jezt gehen gesellschaftliche Probleme von religiösen Fanatikern aus, nicht von Leuten mit anderen Theorien. Wenn wir nicht wachsam sind könnten noch selbsternannte Neugermanen/Herrenmenschen dazu kommen aber das bleibt hoffentlich nur düstere Fantasie!


  • Das sind aber letztlich theoretische Fragen. Im hier und jezt gehen gesellschaftliche Probleme von religiösen Fanatikern aus, nicht von Leuten mit anderen Theorien. Wenn wir nicht wachsam sind könnten noch selbsternannte Neugermanen/Herrenmenschen dazu kommen aber das bleibt hoffentlich nur düstere Fantasie!


    Das hatten wir schon. Auch Fanatiker, die den sogenannten Klassenkampf genutzt haben, um radikale Mord- und Tötungsserien durchzusetzen. Ich halte es für gefährlich, alles auf religiöse Fanatiker zu reduzieren. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass die derzeit in der Überzahl sind.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Im hier und jezt gehen gesellschaftliche Probleme von religiösen Fanatikern aus, nicht von Leuten mit anderen Theorien.

    Willst Du das wirklich so stehen lassen? Dass ein Problem zeitweilig mehr Beachtung findet als andere, bedeutet nicht, dass die anderen Probleme verschwinden.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)


  • Dein Vorschlag, kritische Stimmen zum Fundamentalismus im Namen des Islam, greift nicht. Es ist der alltägliche Islam, der Familien und vor allem Frauen unterdrückt.


    ja. das scheint aber kaum vermittelbar zu sein, siehe auch hier in den posts.
    fundamentalismus und alltäglicher islam sind zwei seiten derselben medallie.
    liberale und kritische muslime, die für einen modernen islam eintreten, müssen damit rechnen, bedroht zu werden und können nur unter polizeischutz hier in deutschland (!) einigermaßen sicher leben. siehe z. b. hamed abdel-samad. muss niemand zur kenntnis nehmen. das nennt sich offene gesellschaft, wir sind da ja frei, auch von jeder moral und empathie, jede/r wie er und sie möchte.


    und noch ein satz zu den frauen. leider ...
    "Seid wütend auf die muslimischen Frauen!"

  • Das sind brennende Flüchtlingsheime auch.

    Jedes einzele wird des Langen und des Breiten durch die Gazetten gejagt. Da gibt es genügend Aufmerksamkeit.


    Währenddessen lebe ich in einer Hochburg des Salafismus und sehe täglich mehr verschleierte Frauen, sogar unter Schülern. Seit neuestem hängt in der Dönderbude ein Schild, dass die Speisen halal sind. Die gesammelten 40 Jahr vorher, die ich Kebab esse, hat das niemanden interessiert. Eine Bekante, die Deutsch für Migranten unterrichtet, erzählte mir, dass es unter Afghanen völlig normal sei, die Gattin zu verdreschen. Dennoch gibt es einige wenige, deren Willen nicht gebrochen sei.


    Halal könnte ich als Eigenheit abtun, alles zusammen zeigt mir doch, dass etwas im Gange ist. Es wird Zeit hinzusehen.

  • Das sind brennende Flüchtlingsheime auch.


    Das ist eines der Probleme. Dass der (berechtigte) Reflex gegen rechts dazu führt, dass die tatsächlichen Probleme mit dem Islam negiert, relativiert oder verharmlost werden. Wer den Islam kritisiert, wird sofort in die rechte Ecke gestellt (selbst wenn er selber Migrant oder Migrantin aus dem islamischen Raum ist).


    Den orthodoxen Islam für eine gefähliche Ideologie zu halten und Flüchtlichsheim anzuzünden sind zwei sehr unterschiedlich Dinge. Und dass es Leute gibt, die das zweite tun, heißt ja nicht, das das erste falsch oder unberechtigt ist.


    Natürlich versuchen die Rechten die Islamkritik für sich zu instrumentalisieren. Aber das heißt doch nicht im Umkehrschluss, dass der Islam oder islamische Milieus unproblematisch sind.

  • Zitat

    Das ist eines der Probleme. Dass der (berechtigte) Reflex gegen rechts dazu führt, dass die tatsächlichen Probleme mit dem Islam negiert, relativiert oder verharmlost werden. Wer den Islam kritisiert, wird sofort in die rechte Ecke gestellt (selbst wenn er selber Migrant oder Migrantin aus dem islamischen Raum ist). Natürlich versuchen die Rechten die Islamkritik für sich zu instrumentalisieren. Aber das heißt doch nicht im Umkehrschluss, dass der Islam oder islamische Milieus unproblematisch sind

    Wenn der Reflex gegen rechts nicht derart ausgeprägt wäre, würde das Instrumentalisieren nicht derart gut funktionieren.


  • Das ist eines der Probleme. Dass der (berechtigte) Reflex gegen rechts dazu führt, dass die tatsächlichen Probleme mit dem Islam negiert, relativiert oder verharmlost werden. Wer den Islam kritisiert, wird sofort in die rechte Ecke gestellt (selbst wenn er selber Migrant oder Migrantin aus dem islamischen Raum ist).


    Den orthodoxen Islam für eine gefähliche Ideologie zu halten und Flüchtlichsheim anzuzünden sind zwei sehr unterschiedlich Dinge. Und dass es Leute gibt, die das zweite tun, heißt ja nicht, das das erste falsch oder unberechtigt ist.


    Natürlich versuchen die Rechten die Islamkritik für sich zu instrumentalisieren. Aber das heißt doch nicht im Umkehrschluss, dass der Islam oder islamische Milieus unproblematisch sind.


    Meine lieben Empörten,


    das ist nicht so schwierig zu verstehen: 1. Meine Frage: Was ist so besonders an religiösem Fundamentalismus? 2. Antwort: Er ist akut. 3. Erwiderung: (Das kann nicht das Besondere an religiösem Fundamentalismus sein, denn es es gibt auch akuten fundamentalistischen Ausländerhass, und akut -) das sind brennende Flüchtlingsheime auch.


    Kriegt Euch wieder ein. Es geht nicht um Aufrechnung von Islamismus gegen Rechtsextremismus, sondern um die Frage nach der Besonderheit des religiösen Fundamentalismus im Vergleich mit anderen fundamentalistischen Ideologien wie etwa auch Rechtsextremismus. Diese Unterstellung einer Aufrechnung kommt im Gegenteil von Euch und ist keine nüchterne Replik.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

    Einmal editiert, zuletzt von Alexander R. () aus folgendem Grund: das zweite "Vergleich" war missverständlich

  • Du denkst aus Sicht der Opfer, das halte ich nicht für zielführend. Warum es brennt und warum jemand mordet ist im Sinne der Prävention viel effektiver.


    Es ist eine Binse, aber man muss die Leute da abholen wo sie stehen. Das wiederum dürfte bei Rechtsradikalen etwas ganz anderes sein als bei einem religiösen Fanatiker.


    Beiden kann der prekäre Hintergrund gemeinsam sein, sich allein auf diesen zu konzentrieren halte ich für nicht ausreichend. Argumente wurden bereits genannt.


    Ich wüsste übrigens nicht, warum ich empört sein sollte. Ich bin allerhöchstens verwundert. Warum diese angepiekste Replik?

  • 1. Meine Frage: Was ist so besonders an religiösem Fundamentalismus? 2. Antwort: Er ist akut. 3. Erwiderung: (Das kann nicht das Besondere an religiösem Fundamentalismus sein, denn es es gibt auch akuten fundamentalistischen Ausländerhass, und akut -) das sind brennende Flüchtlingsheime auch.

    Aber gegen den Rechtsextremismus dürfte unsere Gesellschaft genügend Antikörper haben (hoffe ich zumindest). Der orthodoxe Islam wird dagegen verharmlost - weil die sogenannten Islamkritiker ja aus der rechten Ecke kommen sollen. Neonazis und AfD betrachte ich als eine vorübergehende Erscheinung, den orthodoxen Islam aber langfristig als eine Bedrohung für alles, was der Westen seit der Aufklärung erreicht hat.


    Meine lieben Empörten,


    Was soll diese Bemerkung denn. Du machst dich offensichtlich lustig :drunter