Es gibt Redewendungen, die nicht wörtlich genommen werden dürfen, insbesondere auch, weil jeder weiß, was damit gemeint ist. Oder zumindest die meisten wissen es. Die Frage ist aber, ob solche Redewendungen in einen literarischen Text übernommen werden können oder ob das den Stil beeinträchtigt. Nicht in einem Dialog - da ist sowieso viel möglich, weil es auch der Charakterisierung der sprechenden Person dient - sondern in einem beschreibenden/erzählenden Text.
Hierzu ein Beispiel, bei dem eine Redewendung (ins Auge fallen) bei einer Übersetzung genutzt wird:
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I was driving back to Barrandale from Oban in the evening – in the haunted gloaming of a Scottish summer - when I saw a wild cat pick its way across the road, not 200 yards from the bridge to the island.
William Boyd: Sweet Caress. The Many Lives of Amory Clay (2015)
Ich war auf der Rückfahrt von Oban nach Barrandale, im spukhaften Dämmerlicht eines schottischen Sommerabends, als mir eine Wildkatze ins Auge fiel, die quer über die Straße lief, keine zweihundert Meter vor der Brücke, die zu der Insel hinüberführte.
William Boyd: Die Fotografin (Übersetzung von Patricia Klobusiczky und Ulrike Thiesmeyer) (2016)
Was meint ihr?