Anders als der Schriftsteller des zuvor geposteten Satzes genießt der des folgenden keinen übergroßen Ruhm. Die Amerikaner meinten zwar, er hätte den anspruchsvollsten deutschen Roman seit dem Zauberberg geschrieben (in den 1950er Jahren) und er erhielt einige wichtige Auszeichnungen, aber in der Öffentlichkeit ist er kaum bekannt. Seine Werke sind nur antiquarisch oder in Auswahl - immerhin - über die Gesellschaft, die seinen Namen trägt, zu beziehen. Dieses Jahr soll durch einige Veranstaltungen an seinen 100. Geburtstag erinnert werden.
Hier nun ein Satz aus einer seiner Erzählungen. Auch wenn es so aussieht, es ist nicht der erste Satz:
Zitat
Merlin, der Student, ungeordneten Verhältnissen entwachsen, der Wissenschaft als der nahezu einzigen treibenden Kraft seines Daseins verfallen, wurde in der Familie des Wildaufsehers einer noch patriarchalisch zu nennenden Ordnung gewahr, die sich vornehmlich bei dem auch ihm zugänglichen Mittagsmahl offenbarte, wenn der Hausherr, ein weißhaariger, blauäugiger Mann mit adlerhaftem Gesichtsschnitt, in der dunkelgetäfelten, von Geweihen, Rehkrucken, ausgestopften Fasanen und Auerhähnen geschmückten Wohnstube am Kopf der großen, ausziehbaren eichenen Tafel saß, den Braten zerlegte, das Gespräch anfeuerte oder dämpfte, inmitten der plappernden Kinderschar, der immer noch schönen Hausherrin, der beiden altjüngferlichen Tanten und der ehrwürdigen Ahnin, die meistens schon nach einigen Bissen schläfrig einnickte.