Denis Scheck in Bestform

  • Wo Du mich schon zitierst, Alexandra:


    Ich war oft genug nicht Deiner Meinung - hier kann ich Dich, im Kern Deiner Aussagen und weg von den Entgleisungen, die pingpong-artig hin und her geschickt werden, tatsächlich verstehen und Dir in Teilen beipflichten. Ich wünsche mir auch, ganz schlicht, ganz naiv: mehr gute Bücher und weniger schlechte (in meiner Definition). Ich bin bei mir selbst nicht weniger kritisch als bei anderen. Ich versuche, mich zu verbessern. Ich weiß, dass ich weit von meinem Ziel entfernt bin. Wenn mir das nicht gelingt, wird’s stattdessen auch kein 08/15-Buch von mir geben. Das kann ich sagen, weil ich a) mit dem Schreiben nicht meinen Lebensunterhalt finanziere und b) weil ich tatsächlich gar nicht so furchtbar versessen bin aufs Schreiben. Wenn entweder das eine oder das andere zuträfe, sähe es wahrscheinlich anders aus.


    Wenn ich nun allerdings sage „Ich versteh’s nicht“, dann verknüpfe ich damit nicht den Anspruch, mir zu wünschen, alle würden nun vornehmlich das lesen, was ich gut finde. Wenn sie Fitzek gut finden, sollen sie Fitzek lesen! Ich habe vor Jahrzehnten viele Lesestunden mit Heinz G. Konsalik und John Sinclair, ersterer, für die weniger mit trivialem Zeug Vertrauten, ein Autor, letzteres eine Groschenromanfigur, verbracht. Beides hochgradig erfolgreich, beides hochgradig verpönt. Heute könnte ich’s wahrscheinlich nicht mehr ertragen; meine Interessen liegen mittlerweile anderswo und mich drängt’s nicht mehr, es nochmal damit zu versuchen. Wenn mir damals einer gesagt hätte, lies doch lieber stattdessen xy, hätte ich mir das wahrscheinlich nicht ohne Weiteres sagen lassen. Irgendwann kommt man als Vielleser dahin, anderes zu schätzen – oder auch nicht. Davon geht die Welt aber auch nicht unter. Obwohl ich weit weg vom Satz bin „Der Markt hat immer Recht“: Von mir aus könnte der Markt dann sogar Recht haben – na und! Wer meint, einem Fitzek, in Schreibe und/oder Persönlichkeit bzw. dem, wie er sich selbst einbringt, um seine Romane zu vermarkten, nacheifern zu wollen, der soll das tun. Wer „so“ schreibt, um seine Miete zu bezahlen: nichts dagegen. Für mich persönlich wäre es nichts (selbst wenn ich’s könnte) - warum sollte ich denn was schreiben, das ich nicht mal lesen möchte! Andere können das offenbar. Wiederum: Das kann ich nicht nachvollziehen, aber ich respektiere es.


    Von daher: Ich sehe das sehr viel weniger rigoros, sehr viel nüchterner.

  • danke, petra! :blume


    es gibt doch diesen spruch: lesen gefährdet die dummheit. der gefällt mir sehr! und ich glaube, das stimmt auch. wir unterschätzen allerdings die wirkung von guter lliteratur auf den einzelnen und vom einzelnen auf die gesellschaft. ich glaube, literatur ist ein puzzelteil auf dem weg zu einer besseren welt. und dass es um unsere welt nicht gut bestellt ist, z. b. die politisch rechte gewinnt an boden, nicht nur in deutschland; krieg statt diplomatie; klimakatastrophe und kaufrausch, damit wachstumswahnsinn, etc. pp. ist ja offensichtlich. warum versuchen wir als schriftstellerInnen dann nicht das beste aus uns rauszuholen und missstände literarisch zu thematisieren und zwar gut gemacht. jedes genre hat den raum dafür :like

  • …Ich wünsche mir auch, ganz schlicht, ganz naiv: mehr gute Bücher u…


    Es gibt genug gute Bücher. Bist Du sicher, dass Du schon alle gelesen hast?


    Zitat


    … Ich habe vor Jahrzehnten viele Lesestunden mit Heinz G. Konsalik und John Sinclair, ersterer, für die weniger mit trivialem Zeug Vertrauten, ein Autor, letzteres eine Groschenromanfigur, verbracht. Beides hochgradig erfolgreich, beides hochgradig verpönt. Heute könnte ich’s wahrscheinlich nicht mehr ertragen; ….


    Ich habe an anderer Stelle geschrieben, dass der Weg von anspruchsloser Literatur zu besserer führen kann. Alexandra hat dagegen gewettert. Ich finde es schön Petra, dass Du hier den Beweis führst, das es geht.


    Ich liebe gute Bücher und lese anderes höchstens Mal zum anschmecken. Sinclair habe ich vor mehr als einem Jahrzehnt mal testweise gelesen, als während eines Wolfenbüttler Seminars solche Hefte ausgeteilt wurden, um über deren Mechanismen zu diskutieren. Ich habe das Grauen bekommen. Nicht wegen der Gruselgeschichte - die war eher zum lachen - sondern wegen der Art und Weise wie das geschrieben war. Fitzek ist Goethe dagegen (zumindest der eine Band, den ich von ihm gelesen habe). Aber ich würde nicht dafür plädieren, das man Sinclair (und Fitzek) verbietet und verdammt. Solange es Menschen gibt, die das lesen wollen, ist das in Ordnung. Dünkelhaftes dagegen vorgehen, verbieten wollen, stigmatisieren wollen liegt mir nicht. Ich glaube daran, dass sich jeder Mensch entwickeln kann und viele das auch tun. Das betrifft auch die Lesegewohnheiten.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat von »Petra«



    …Ich wünsche mir auch, ganz schlicht, ganz naiv: mehr gute Bücher u…


    Es gibt genug gute Bücher. Bist Du sicher, dass Du schon alle gelesen hast?


    Ich kann in meiner Lebenszeit natürlich nicht alle guten Bücher lesen - das war nichts als ein frommer Wunsch :)

    Ich liebe gute Bücher und lese anderes höchstens Mal zum anschmecken. Sinclair habe ich vor mehr als einem Jahrzehnt mal testweise gelesen, als während eines Wolfenbüttler Seminars solche Hefte ausgeteilt wurden, um über deren Mechanismen zu diskutieren. Ich habe das Grauen bekommen. Nicht wegen der Gruselgeschichte - die war eher zum lachen - sondern wegen der Art und Weise wie das geschrieben war. Fitzek ist Goethe dagegen (zumindest der eine Band, den ich von ihm gelesen habe).


    Ich rate mal wild: Was ich vor 35 Jahren an John-Sinclair-Romanen gelesen habe, muss mit denen von vor zehn Jahren nicht unbedingt vergleichbar sein. Jede Serie lässt nach, wenn sie so lange läuft, und höchstwahrscheinlich wird die Serie auch nicht von einem allein geschrieben. Ich weiß es alles nicht. Um den Beweis zu führen, dass die Groschenromane damals im Grunde genommen genauso schlecht waren wie ich heute Fitzeks Romane emfinde, müsste man genau das vergleichen.

  • Zitat

    Solange es Menschen gibt, die das lesen wollen, ist das in Ordnung.
    Dünkelhaftes dagegen vorgehen, verbieten wollen, stigmatisieren wollen
    liegt mir nicht.

    Du nimmst mir die Worte aus der Tastatur!


  • Ich rate mal wild: Was ich vor 35 Jahren an John-Sinclair-Romanen gelesen habe, muss mit denen von vor zehn Jahren nicht unbedingt vergleichbar sein. Jede Serie lässt nach, wenn sie so lange läuft, und höchstwahrscheinlich wird die Serie auch nicht von einem allein geschrieben. Ich weiß es alles nicht. Um den Beweis zu führen, dass die Groschenromane damals im Grunde genommen genauso schlecht waren wie ich heute Fitzeks Romane emfinde, müsste man genau das vergleichen.


    Die meisten Romane der Reihe Geisterjäger Sinclair wurden von einem Autor geschrieben, der Anteil Romane aus fremder Feder ist verhältnismäßig gering. Davon, dass bei einer solch langlaufenden Serie die Qualität schwanken kann, gehe ich aus. Aber auch davon, dass sich das Niveau der Serie nie auf ein anspruchsvolles hebt. Wie ich aber schon schrieb: Ich finde es in Ordnung, das so etwas gelesen wird. Wer damit Lesevergnügen findet, der sollte das nicht schamhaft verstecken oder verschweigen.

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    Emanuel von Bodmann



  • Mache ich auch nicht gern, scheint mir aber dem Ton angemessen, den du selbst anschlägst.


    was meinst du denn mit "anmaßungen" (siehe dein post weiteroben)? darauf bezieht sich doch deine antwort.