Israelkritik und Antisemitismus

  • Zitat

    Broder würde an den "nachvollziehbaren Gründen" und dem "kein Rauch ohne Feuer" verbale Blutbäder anrichten.

    Ach. Und warum? Weil man Gründe für ein bestimmtes Verhalten sucht und nicht fahnenschwenkend und kritiklos anderer Standpunkte übernimmt?


    Ist das der Henryk Broder, der folgendes verlautete?


    (sic) Toleranz steht auf dem Paravent, hinter dem sich Bequemlichkeit,
    Faulheit und Feigheit verstecken. Toleranz ist die preiswerte
    Alternative zum aufrechten Gang, der zwar gepredigt aber nicht
    praktiziert wird.


    Wer heute die Werte der Aufklärung verteidigen will, der muss
    intolerant sein, der muss Grenzen ziehen und darauf bestehen, dass sie
    nicht überschritten werden. Der darf “Ehrenmorde” und andere
    Kleinigkeiten nicht mit dem “kulturellen Hintergrund” der Täter
    verklären und den Tugendterror religiöser Fanatiker, die 16-jährige
    wegen unkeuschen Lebenswandels hängen, nicht zur Privatangelegenheit
    einer anderen Rechtskultur degradieren, die man respektieren müsse, weil
    es inzwischen als unfein gilt, die Tatsache anzusprechen, dass
    nicht alle Kulturen gleich und gleichwertig sind.
    Toleranz gegenüber der
    Intoleranz ist die Anleitung zum kollektiven Selbstmord. Was wir
    brauchen, ist nicht mehr Toleranz, sondern mehr Militanz.
    (sic)


    Manuela :)

    3 Mal editiert, zuletzt von Manuela ()

  • Geschmackloser geht's wohl nicht mehr: One shot, two kills. Aktuelle T-Shirt-Mode im gelobten Land!


    (sic) The revelations centre on t-shirt designs made for soldiers that make
    light of shooting pregnant Palestinian mothers and children and include
    images of dead babies and destroyed mosques.
    (sic)

  • Kein Rauch ohne Feuer? Wie bitte???
    Dann muss also auch an Schwarzen was Faules und Dummes sein und an Frauen was Blödes, Unterwürfiges?
    Mal ganz kurz die psychologische Erklärung des Ressentiment: Eigene böse Anteile werden abgespalten und auf (relativ beliebige, gerne fremde) Andere projeziert und dann in diesen anderen verfolgt. Zum Beispiel Gier und Habsucht, Machtstreben und Dominanzbedürfnisse, aber auch einfach Aggression und Gewalt. Diese Anderen gehören nicht der eigenen Gruppe an, deren Verfolgung stärkt die Köhäsion in der eigenen Gruppe und sorgt für Sicherheit in einer ausgesprochen unsicheren Welt. Genau das passiert im Nahen Osten unter den Scharfmachern auf beiden Seiten. Spaltung, Projektion, Gruppenkohäsion und Ausgrenzung (aus der Gruppe der Menschen, die es verdienen, als solche behandelt zu werden).
    Wer das nicht durchschaut, muss halt weiter spalten und projezieren.
    Ich bin echt fassungslos.

  • @ Heike


    Vielleicht liest du meine Beiträge in Zukunft genauer, bevor du etwas aus dem Zusammenhang reisst und dich dann empört draufsetzt. Und damit bin ich weg aus diesem Thread! Sonst schleppt mich noch der Verfassungsschutz vor den Kadi, weil ich mir erlaubt habe, Gedanken über Ursache und Wirkung des weltweit aufkeimenden Antisemitismus anzustellen.


    Manuela :bonk

    Einmal editiert, zuletzt von Manuela ()

  • Finde hier wird es grade polemisch, aber möchte trotzdem etwas zum Thema und Manuelas Frage nach dem Feuer, der Ursache für Antisemitismus einwerfen:
    Hier z.B. steht, dass der jüdische Glaube im Mittelalter, erste stereotype Zuschreibungen (was bestimmt erst möglich wurde, als durch Gutenberg die biblische Geschichte in die Öffentlichkeit getragen wurde, die ja bekanntermaßen dem jüdischen Klerus/Machhabern die Schuld am Tode Jesu zuschreibt)
    Die Zeit der Aufklärung (das ist jetzt alles gaaanz vereinfacht von mir hingeschmissen, damit ich meine Gedankenschleife bilden kann) war geprägt von ersten und erfolgreichen Versuchen der einfachen Bevölkerung sich von der Herrschaft der Feudalherren zu befreien. Aber auch der Beginn der Distanzierung von der Macht durch den Klerus und überhaupt das erste Abstreifen von Religion geschah zu dieser Zeit.
    Religiöse Juden waren vielleicht von dieser Art Religionsbefreiung - hier bewege ich mich im Bereich von Vermutungen - nicht tangiert. Sie lebten ihren Glauben mit all seinen Regelungen zum Alltag und fielen in einem zunehmend "gottlosen" Europa damit erstens auf und hatten zweitens mit ihrer Lebensweise Erfolg.
    Sie fielen auf durch ihre erfolgreiche Lebens- und Geschäftsführung und unterschieden sich vom Normalbürger der Aufklärung, die nun haltlos, mittellos geworden waren. Klar, bei deutschen Christen gab es immer noch freitags Fisch, die christlichen Regeln zu Körperhygiene und Sexualität passten auch noch. Aber die Aufklärung hatte einen Stachel in ihren Glauben getrieben und was passiert, wenn Menschen verunsichert sind? Sie lernen leider selten von denen, die es vielleicht besser machen, sondern (Heike schrieb es ja oben schon) sie suchen ihren Schatten, ihren verloren geglaubten Seelenanteil. Hier eben den, des verlorenen Glaubens, des Aufgehobenseins in göttlicher Güte. Sie finden ihn in stärker Gläubigen die zudem auch noch in der Gesellschaft gut funktionieren können. Und - nein: er wird nicht ins Licht geführt, der Schatten, so etwas bedingt zumindest eine teilweise Erleuchtung - sie bekämpfen ihn dort um sich wenigstens im gemeinsamen Spalten aufgehoben und sicher zu fühlen.
    Aus der Zeit der Aufklärung stammt die erstmalige Zuschreibung der Religionsgruppe der Juden als Volk.
    Und was daraus entstand schmerzt heute noch Opfer und deren Kinder. Die europäisch-aufgeklärte, explizit die deutsche, gottlose Welt "verfolgte und entfernte die inzwischen "als jüdische Rasse" betitelten Bürger aus ihrem Gesichtsfeld und zwang die wenigen Überlebenden dazu, sich irgendwo weitab von Europa einen eigenen Platz zu suchen. Und was tun Nazi-Deutsche heute? Nun, sie halten lieber immer noch an der Schattenbekämpfung fest und gönnen jüdisch-gläubigen Menschen immer noch keinen Platz in der Gesellschaft. Und warum? Weil sie selbst keinen Platz in sich haben, der ihnen Sicherheit vermittelt. Keine Wurzeln in irgendwas. Das ist der Schatten der Aufklärung, der in ihnen wirkt und die Noch-immer-Gläubigen opfert.
    Traurig ist das und ich wünsche mir immer noch ein Heer von Psychologen, statt Soldaten für die Krisengebiete in aller Welt.
    Gestern auf Bayern Alpha war eine Sprechstunde mit Sachverständigen und Zuschauern zum Thema Gaza.
    Ein Korrespondent, glaube er hieß Assmann sagte (in etwa) den Satz: "Jeder sechsjährige, der die Angriffe auf Gaza mitbekommt ist ein potenzieller neuer Krieg."
    Das ist wieder ein anderes Thema: der leider hochwirksame Schatten des israelischen Volkes.
    Der "lebt" immer noch in Verfolgung.


    Edit: Verlinkung oben vergessen

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von Stefanie J. ()

  • Ich warte darauf, dass mir jemand allen Ernstes erklären will, dass es sich um "Israelkritik" handelt, wenn in Deutschland muslimische Mitbürger Pro-Israel-Demonstranten "Juden - Kindermörder" zurufen. Aber überhaupt - wer hat eigentlich in der ganzen "israelkritischen" Aufregung schon mitgekriegt, dass die arabischen Staaten Israel bei der Bodenoffensive gegen die Hamas unterstützen? Die arabischen Realpolitiker können sehr wohl zwischen jüdischen Bündnispartnern und "Arschlöchern" unterscheiden:
    Warum die Araber Israel unterstützen

    ASIN/ISBN: 395494104X


    "schönheit ist das versprechen, daß das werden kann, was wir uns wünschen." (Ronald M. Schernikau: Die Tage in L.)

  • "Nichts rechtfertigt ein solches Handeln ", sagt jemand, der


    Zitat

    fahnenschwenkend und kritiklos anderer Standpunkte übernimmt


    , nämlich der deutsche Außenminister. Gar nichts rechtfertigt so ein Auftreten. Auch keine


    Zitat

    Gründe

    , die man


    Zitat

    für ein bestimmtes Verhalten sucht

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ein Kommentar im heutigen Spiegel trägt einen ähnlichen Titel wie dieser Thread. Nach einem irreführenden Lead finden sich die folgenden Absätze:


    Zitat

    Es hat in Deutschland - womöglich gut gemeint - Tradition, wann immer es um Antisemitismus geht, die Vertreter Israels zu befragen. Doch dieJuden sind nicht die Israelis, Deutsche jüdischer Konfession nicht nur "Mitbürger", sondern ganz einfach Deutsche.


    Zitat

    Nicht nur, dass in Deutschland Juden allzu oft mit Israelis gleichgesetzt werden. Noch viel häufiger werden Israelis mit dem Vorgehen der Regierung Netanjahu oder dem der israelischen Armee gleichgesetzt.


    Ja.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Gestern gab es in Salzburg eine handgreifliche, antisemitische Attacke gegen einen Fußballverein aus Haifa, der zu einem Freundschaftsspiel in Österreich weilte,


    und Erdogan schürt in der Türkei weiterhin tumben Antisemitismus , der langsam außer Kontrolle gerät.
    In einer türkischen Tageszeitung erschien ein Kreuzworträtsel, unter einem Hitlerbild, mit der Auflösung: "Wir suchen dich!"


    Nicht zu vergessen, die Türkei ist ein ernsthafter EU-Beitrittswerber! ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Manuela ()

  • Ich habe gerade gelesen, dass in Spanien ein „Kommuniqué der Kultur gegen den Völkermord an Palästinensern“ veröffentlicht wurde, unterzeichnet unter anderem von Filmgrößen wie Pedro Almodovar, Javier Bardem oder Penelope Cruz. Ein ähnlicher Aufruhr herscht ja zur Zeit in ganz Europa. Und ich frage mich: Warum gibt es nur diese Empörung und keine andere?


    Natürlich ist jeder unschuldige Mensch, der in Gaza stirbt zu beklagen. Es ist grauenvoll, dass auch Kinder sterben. Aber in Syrien wurden in den letzten Jahren an die 200.000 Menschen getötet, darunter viele Kinder. Im Raum Mossul werden zur Zeit hunderte Unschuldige getötet. In Nigeria werden gezielt Kinder entführt und getötet. Erinnert sich noch jemand an den Südsudan? Und, und , und.


    Gab es nennenswerte Proteste oder Erklärungen gegen das Assad-Regime? Gegen den Isalmischen Staat? Gegen Boko Haram? Ich möchte nur wissen, warum es für so viele Menschen in Europa offensichtlich schlimmer und unerträglicher ist, wenn ein Mensch durch eine israelische Bombe oder Kugel stirbt, als durch andere Macht- oder Gewalthaber.

  • Vielleicht, weil Israel eine Besatzungsmacht ist, die sich völkerrechtswidrig Gebiete einverleibt hat und weiterhin einverleibt, sie dann gegen bestehende UNO-Resolutionen besiedelt, eine 18m hohe Mauer quer durch besetztes Land baut, den Gaza-Strip (oder vielmehr das, was davon noch übrig ist) wie ein Freiluft-KZ nach außen hermetisch abriegelt, dort sogar ungeniert UNO-Flüchtlingsquartiere bomardiert und Seeleute von internationalen Hilfskonvois umbringt, die es wagten, die von Israels Gnaden verhängte Blockade zu durchbrechen?
    Und wer sich gegen dieses Unrecht zur Wehr setzt, wird als Terrorist bezeichnet, der die armen, friedliebenden Israeli bedrohen und ermorden will. Eine einzige Schweinerei ist das!
    Würde sich Israel endlich hinter die Grenzen von 1967 zurückziehen (und selbst dann wäre es noch deutlich größer als zu Zeiten der Staatsgründung 1947) und endlich akzeptieren, dass ihm nicht der gesamte Nahe Osten gehört und es würde immer noch von palästinensischer Seite aus angegriffen, ich stünde eisern hinter Gottes auserwähltem Volk. Aber Landräuber und gnadenlose Besatzer kann ich nicht unterstützen. Ich mache doch aus meiner Seele keine Mördergrube. Angebliche Erbschuld hin oder her!

    3 Mal editiert, zuletzt von Manuela ()

  • Hallo Manuela,


    du sprichst es ja aus, und ich glaube, dass viele Menschen in Europa so denken: Wenn die Juden wieder verfolgt würden, dann würde man sich ihrer annehmen.


    Spielt es keine Rolle, dass die Hamas seit Woche Raketen nach Israel schießt, und zwar vor den israelischen Angriffen?


    Mir geht es um die Menschen, die arabischen Menschen, die in Gaza sterben. die israelischen Menschen, die in Israel sterben. Und eben auch um die Menschen, die in Aleppo, Homs, Mossul sterben, und die anscheinend niemanden wirklich interessieren.


    Die Menschen in Gaza werden von der Hamas grausam benutzt. Warum gibt es keine Luftschutzbunker in Gaza? Wo die Hamas doch in der Lage ist kilometerlange Tunnel für ihre Aktionen und Waffen zu bauen. Das ist natürlich eine rhetorische Frage. Weil es für die Funktionäre der Hamas nützlich ist, Opfer vorzuweisen, und mit diesen Bildern in Europa Stimmung zu machen. Die Menschen in Gaza werden von ihren Führern missbraucht.


    Mich kotzt der mediale Umgang mit diesem Konflikt nur noch an. Die ganzen Rechhabereien und Schuldzuweisungen. Und das gilt für alle Seiten. Jeder kocht irgendein Süppchen auf Kosten von Toten. Jeder hat es immer schon gewusst. Aber die Menschen wollen ein ganz normales Leben führen. Das ist so banal, das man es nicht sollte aussprechen müssen.

  • Lieber Siegfried,
    du sprichst mir aus der Seele.
    Die Menschen regen sich immer sehr selektiv auf, wenn irgendein Nerv getroffen wird. Und in Europa gibt es diesen Nerv in Bezug auf Israel.
    Man darf nicht vergessen, dass da ein traumatisiertes Volk, das Verfolgung über Jahrhunderte und den Holocaust erlebt hat, ein Sicherheitsbedürfnis hat, auch wenn das zum Teil alle rationalen Grenzen und alle Menschlichkeit sprengt. Ohne Holocaust gäbe es keine Krisenregion im Nahen Osten diesen Ausmaßes, das ist meine Hypothese, und auch keine Verteidigung der eigenen Sicherheit ohne Sinn und Verstand und um den Preis so vieler Menschenleben.
    Die Berichterstattung ist extrem einseitig. Hier militärischer Protz und ein israelischer Hardliner, der in die Kamera sagt, die Hamas soll ausgerottet werden. Da ein weinendes Kind im Krankenhaus in Gaza und eine Blutlache auf der Straße.
    Vielleicht erschüttert das Vorgehen der israelischen Truppen auch deshalb so sehr, weil Israel eine Demokratie ist und nicht von einem korrupten Potentaten geführt wird, der das eigene Volk unterjocht. Man fühlt sich diesem Land vielleicht dadurch näher und ist umso entsetzter. So wie auch der Balkankrieg so emotional nah war, dass er die Europäer sehr bewegt hat. Mich zumindest.
    Über die Flüchtlingspolitik den syrischen Flüchtlingen gegenüber, hier im eigenen Land, kann ich mich zum Beispiel auch ganz schön aufregen. Wird aber medial kaum zum Thema gemacht.

  • Zitat

    Spielt es keine Rolle, dass die Hamas seit Woche Raketen nach Israel schießt, und zwar vor den israelischen Angriffen?

    Begonnen hat alles mit der Entführung und Ermordung dreier israelischer Jugendlicher. Wer die Täter waren ist bis heute nicht bekannt. Es gab -wie normalerweise üblich- kein Bekennerschreiben der Hamas. Als Folge darauf wurde ein palästinensischer Jugendlicher von ein paar irren Israeli in einem Racheakt bei lebendigem Leib verbrannt. Erst dann flogen die Raketen der Hamas, die ohnehin so gut wie nichts treffen.
    In den letzten sechs Jahren gab es ein einziges Todesopfer durch die periodischen Raketenangriffe aus Gaza. In den letzten drei Wochen wurden rund 1500 Palästinenser, davon gut 80 Prozent Zivilisten, viele Frauen und Kinder, durch die israelische Armee getötet. (Im letzten Gaza-Feldzug der Israeli, 2008, starben über 1200 Palästinenser. Rund 80 Prozent Zivilisten.) Alleine gestern abend starben 100 Menschen bei Wutangriffen der Israeli, weil einer ihrer Soldaten entführt wurde. Was ist das für ein Verhältnis?
    Israel wirft Flugblätter ab und fordert die Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen, die anschließend zerbombt werden. Wo sollen die Leute denn hingehen? Gaza ist hermetisch abgeriegelt. Während sich auf Israels Stränden die Leute in der Sonne aalen oder auf den Boulevards in Tel Aviv im Cafe sitzen, werden ein paar Kilometer weiter, in Gaza Kinder zerfetzt.
    Israel sollte sich auf das Gebiet beschränken, das ihnen die UNO 1947 geschenkt hat, realistischerweise auf jenes, das innerhalb der Grenzen von 1967 liegt. Wenn dann kein Friede ist, haben sie alles Recht der Welt von Selbstverteidigung zu sprechen. Wenn das nicht passiert, was sehr wahrscheinlich ist, wenn die USA und Europa ihre einseitige Haltung nicht ändern, werden sie ewig mit Guerilla-Attacken rechnen müssen.
    Man muss sich das einmal vorstellen: Wenige Stunden nach dem brutalen Panzerbeschuss des UNO-Flüchtlingsstützpunktes in Gaza mit 18 toten Kindern und Frauen, erhielt Israel von den USA eine Munitionslieferung aus dem Militärhilfepaket im Wert von 750 Millionen Dollar! Und heute gleich einen Schub frischer Raketen für das "Iron-Dom-System" im Wert von rund 250 Millionen Dollar! Unter Freunden gilt eben: Pacta sunt servanda!
    Der Hass auf beiden Seiten sitzt generationsübergreifend tief, ich denke, er ist unauslöschlich, wenn der Status quo beibehalten wird.
    Im Grunde genommen gibt es nur ein Opfer und das heißt Palästina. Die arabischen Staaten, (Palästina hat ja bekanntlich bis heute keinen Staatsstatus) die Israel 1947 den Krieg erklärten, haben sich mittlerweile weitgehend mit dem Westen und der Existenz Israels arrangiert. Abgesehen von gelegentlichen Verbalattacken und ein wenig Finanz- und noch weniger Militärhilfe für Palästina halten sie allesamt die Füße still und heulen zunehmend mit den Wölfen. Kleinere Gebietsverluste, (Syrien/Golan, Libanon/Shebaa-Farms) wurden mittlerweile so gut wie akzeptiert. Ägyten wurde der Sinai nach dem verlorenen 6Tage-Krieg auf massiven amerikanischen Druck zurückgegeben, die Vasallentreue Ägyptens war den Yankees damals wichtiger, als israelisch-territoriale Interessen. Der Irak, als ernstzunehmender Agressor wurde verwüstet und hoffnungslos destabilisiert, Syrien ist im Begriff, mit tatkräftiger westlicher Unterstützung ein ähnliches Schicksal zu erleiden, dem Iran kriecht man gegenwärtig wieder in den Arsch, weil es angesichts der anhaltenden Krise im Westen zu große Wirtschaftsinteressen gibt, Saudi-Arabien ist einer der wichtigsten Geldgeber der USA, da sieht man selbst großzügig darüber hinweg, dass es sich um eine mittelalterlich strukturierte Feudal-Diktatur handelt, in der Schwule gehenkt, Dieben die Gliedmaßen abgehackt und Frauen gesteinigt werden.

    Es gibt nicht die Hamas und die Bevölkerung. So einfach ist die Welt nicht. Die Hamas ist aus dem Volk heraus entstanden, ähnlich wie die Nazis damals (primär) aus dem deutschen und österreichischen Volk heraus entstanden sind und nicht vom Himmel fielen, wie uns manche weismachen wollen.
    Mit überwältigender Mehrheit stehen die Einwohner Gazas hinter der Hamas. Deren Soldaten sind es, die zwischen den Häusern unter Einsatz ihres Lebens gegen die Israeli kämpfen, zu hunderten fallen, und versuchen, die zivile Bevölkerung gegen die vielen Übergriffe zu schützen, von denen man kaum in westlichen Zeitungen liest. Ich kannte zwei Entwicklungshelferinnen, die für Int. Hilfsorganisationen arbeiteten, die in Gaza und Westjordan mehrere Jahre tätig waren. Da passieren Schweinereien, die kann man sich gar nicht vorstellen!
    Die Hamas ist nicht verhasst unter der Bevölkerung. Das ist ein Propagandamärchen. Ganz im Gegenteil. Sie sorgen für die öffentliche Ordnung, versorgen die Bevölkerung über die vielen Tunnels nach Ägypten mit dem Notwendigsten, in Friedenszeiten wie in Kriegszeiten. Erst gestern habe ich eine Interviewserie im ORF gesehen, die genau das beweist, was ich hier schreibe. Der Hass gegen Israel ist so groß, wir können uns das gar nicht vorstellen, die meisten würden sich in Stücke reißen lassen, ihre ganze Familie opfern, wenn es nur gegen die Besatzer hülfe. Ich höre jetzt auf, ich will und kann nichts mehr dazu schreiben.
    Wenn J.F. Kennedy damals in Berlin angesichts der Mauer sagte: "Ich bin ein Berliner", dann sage ich heute mit der selben Überzeugung: "Ich bin eine Palästinenserin!"


    Manuela :down


    EDIT: Textkorrektur bezüglich deutsches Volk. Es waren natürlich auch Österreicher Nazitäter!

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  • Ich lese das hier alles mit. Ich lese die ZEIT, die FAZ und sonstwas, ich höre die Nachrichten und es fällt mir so unglaublich schwer, mir eine Meinung zu bilden.


    Ich sehe, dass auf beiden Seiten viele Menschen sterben - viel zu viele. Ich leide von hier aus mit den Familien, den Kindern, den Menschen und es tut mir so entsetzlich leid, was dort passiert.


    Aber ich kann mir kein richtiges Bild machen.


    Ich bin so naiv zu glauben, ALLE müssten die Waffen niederlegen, sich an einen Tisch setzen, reden, streiten, Kompromisse schließen, nachgeben und vielleicht auch etwas aufgeben, sich aufeinander zu bewegen...


    Ich fühle mich wie ein Kind, das nicht entscheiden kann, wer recht hat. Ich wünschte, dass alle Menschen nach ihrem Glauben und mit ihrer Überzeugung leben können, ohne verfolgt zu werden.


    Ich möchte nur FRIEDEN für alle Menschen!

  • Dies ist kein Thread zum Nahost-Konflikt.

    Dies ist ein Thread zu Judenfeindlichkeit in Deutschland und Europa. Sätze wie diesen:


    Zitat

    Israel sollte sich auf das Gebiet beschränken, das ihnen die UNO 1947 geschenkt hat, realistischerweise auf jenes, das innerhalb der Grenzen von 1967 liegt.


    sollte man im Sinne Tucholskys auf einen Stempel schneiden und dann verbrennen. Dazu fällt mir nichts mehr ein, und ich möchte in diesem Thread auch nicht über so einen Nonsens reden. Gerechtfertigt wird so ein Schwachsinn mit einer Mischung aus Falschem, Richtigem und Halbwahrheiten. Die Halbwahrheiten sind bei so einem Thema am gefährlichsten.


    Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat vor Jahren eine Studie veröffentlicht: "Vom Rand zur Mitte ". Ich empfehle die Fragen 2, 7, 13 und 17 und die Ergebnisse bei der Umfrage. Die Frage etwa: "Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns." - Über die Einstellung, die hinter den Antworten steht, hätte ich in diesem Thread gern geredet.


    Bei den Demonstrationen zum Al-Kuds-Tag in Deutschland hielten Demonstranten in mehreren Städten Schilder hoch wie: "Grass hat gesagt, was gesagt werden musste." (Unter Bezugnahme auf sein "Gedicht".) Sie berufen sich also auf die intellektuelle Elite. Auf das Thema: "Vom Rand zur Mitte".


    Darauf beruft sich auch Michel Friedman in seinem gestrigen Kommentar in der "Welt": Die Hetzer sind immer noch da, nichts ist gut .

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Na, dann sind wir doch alle froh, dass du die ultimative Wahrheit kennst und keine "themenfremden" Schwachsinnigkeiten und Halbwahrheiten in deinem Thread duldest, sie vielmehr in Tucholskys Sinn verbrennen würdest. Auch eine Form, mit anderen Auffassungen umzugehen. Das kennen wir alle nur zu gut aus der Geschichte. :)


    Shalom und Tschüss,
    vielleicht schaffen wir es ja in Zukunft, einander aus dem Weg zu gehen. Ich denke, das Forum ist groß genug.


    Manuela


    EDIT: Um des Friedens willen habe ich das Tucholsky-Zitat wieder entfernt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Manuela ()