Friedrich Forssmann (Suhrkamp) über E-Books. Hinreißend.

  • Hallo, Susanne.


    Zitat

    Nur mal eben zur Beruhigung, was meinen Austritt angeht - ich hab mich überzeugen lassen, einfach mal eine Pause einzulegen.


    Puh. :freuhuepf


    Zitat

    Dann: Herr Forssmann geht doch wahrhaftig hin und sagt: Was soll ich mit einer Methode, die Zugangsbeschränkungen (DRM) auf das Medium pappt, das ich lesen will, das ist doch unfreundlich und gehört sich nicht.
    Als wären es nicht genau die Verlage wie Suhrkamp, die diese Scheiße produzieren? Also schimpft der auf etwas, was "sein" Verein einfach bleiben lassen könnte und alles wäre gut. (LESER wollen kein DRM. Und Indies, die wissen, dass jede, aber auch jede dieser Kopierschutzmaßnahmen geknackt werden kann und geknackt wird, verzichten gleich von vorneherein drauf. )


    Nun, ganz so ist es nicht. Forssmann zählt die diversen technischen Hürden auf, die man zu nehmen hat, wenn man seine Elektrobibliothek halbwegs absichern will. Dazu gehört das Rechtemanagement, aber er zählt auch weitere Aspekte auf, wobei es nicht um eine inhaltliche Bewertung dieser Fragen geht, sondern ganz allgemein um die Frage, warum man sich überhaupt mit dieser Frage beschäftigen sollte.


    Mit "den Lesern", die kein DRM wollen, meinst Du vermutlich jene, die sich bei lesen.net zusammenfinden und äußern. Du weißt selbst, dass diese Community alles andere als repräsentativ ist. Ich wage (wiederholt) die Behauptung, dass den meisten legalen Elektrotextlesern DRM komplett am Arsch vorbeigeht. Sie laden einen Text auf ihren Reader, lesen ihn und Ende. Wiederholungsleser sind eine Minderheit. Leute, die diese Wiederholung auf einem zweiten Gerät stattfinden lassen wollen, sind eine Minderheit in dieser Minderheit. Fraglos gibt es Leute - "Leser" -, die DRM stört. Aber den meisten ist es schnuppe, weil es ihnen nicht begegnet. Das war und ist bei Musik anders; Musik konsumieren die meisten häufiger, auf diversen Geräten, an diversen Orten.


    Nicht nur Indies wissen, dass DRM geknackt werden kann und geknackt wird. Tatsächlich sind "die Verlagsautoren" in sehr viel stärkerem Maß davon betroffen, dass das getan wird, und dass ihre Werke "verteilt" werden. Die Betreiber der Piratenportale interessieren sich vorläufig noch kaum für die Indies, wie es, auf die Gesamtmenge der Veröffentlichungen bezogen (!), auch die Leser nicht tun. Ob da also DRM verwendet wird oder nicht, macht diesen Kohl kaum fetter. Dem heroischen Schritt mangelt es hier eindeutig an argumentativer Substanz. ;)

  • Ich bewundere viele Indie-Autoren für ihren unermüdlichen Einsatz.
    Ich persönlich könnte und wollte das nicht leisten.


    Das geht mir genauso. Alles selber machen? Schreiben, Verkaufen, Marketing. Gestaltung bzw. Leute herbei ordern, die das für mich tun, usw.? Nein. Da bin ich schon mit einem Bereich überfordert und werde es in zehn Jahren noch sein.

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees


  • Mit "den Lesern", die kein DRM wollen, meinst Du vermutlich jene, die sich bei lesen.net zusammenfinden und äußern. Du weißt selbst, dass diese Community alles andere als repräsentativ ist. Ich wage (wiederholt) die Behauptung, dass den meisten legalen Elektrotextlesern DRM komplett am Arsch vorbeigeht. Sie laden einen Text auf ihren Reader, lesen ihn und Ende. Wiederholungsleser sind eine Minderheit. Leute, die diese Wiederholung auf einem zweiten Gerät stattfinden lassen wollen, sind eine Minderheit in dieser Minderheit. Fraglos gibt es Leute - "Leser" -, die DRM stört. Aber den meisten ist es schnuppe, weil es ihnen nicht begegnet. Das war und ist bei Musik anders; Musik konsumieren die meisten häufiger, auf diversen Geräten, an diversen Orten.


    Lieber Tom,


    ich habe etwas länger über deine Behauptung, dass den meisten Elektrotextlesern DRM komplett am Arsch vorbeigeht, nachdenken müssen. Vordergründig ist es erst ein mal nur deine Meinung. Aus meiner Position sieht es genau anders herum aus. Allerdings ist das vordergründig auch nur eine Behauptung. Vermutlich stimmt beides in dieser Form nicht und es sind genau diese Extreme, die Minderheiten sind. Man muss ein Buch nicht zweimal lesen, was aber vorkommt. Manchmal will man etwas nachschlagen oder gewisse Passagen noch einmal lesen. Sach- und Fachbücher dienen auch dem Nachschlagen, also dem häufigen Gebrauch. Deshalb kann deine Behauptung mit der Minderheit, die mehr als einmal in ein Buch schaut, schon nicht richtig sein.


    In der Summe ist DRM eine Belästigung und Behinderung der Leser. Wenn die Verlage Bücher so gestalten würden, dass sie nach einmaligem Lesen auseinanderfallen, dann hätte man da das passende Äquivalent dazu. Tatsächlich kommt das auch mal vor bei Paperbacks oder Taschenbüchern. Dann geht man in die Buchhandlung oder schickt das Buch zum Verlag und bekommt es ersetzt, denn es handelt sich um einen Mangel, der lt. BGB innerhalb einer gewissen Frist behoben oder ersetzt werden muss. Bei E-Books gibt es das nicht. Wenn ich mir morgen einen Reader kaufe der mit dem DRM der bereits vorhandenen E-Books nicht klar kommt, dann kann ich damit nicht vorstellig werden. Es gibt auch Leute, die in die Läden gehen und Bücher klauen. Das finde ich nicht gut. Allerdings wäre ich entsetzt (und du vermutlich auch) wenn Verlage jetzt einen Verschluss am Buch anbringen würden, der nur vom Buchhändler geöffnet werden kann und der sich sofort wieder schließt, wenn das Buch mal in andere Hände kommt. Ich weiß, Vergleiche hinken immer. Er soll auch in diesem Fall nur dazu dienen zu zeigen, dass alle Maßnahmen, Bücher, insbesondere E-Books für die Lektüre einzuschränken (auf bestimmte Personen oder Zeiträume) leseunfreundlich sind.


    Wenn die Verlage verhindern wollen, dass sich die Missstände der Musikindustrie wiederholen in gleicher oder ähnlicher Form, dann können sie das nur mit einem Schritt nach vorn tun. Und der kann nur sein: Weniger Behinderung beim Lesen. Auch bei der Preisgestaltung ist noch Spiel, wobei ich nicht der Meinung bin, dass E-Books verschenkt werden müssen oder zu 99 Cent zu verkaufen sind. Allerdings finde ich ebenso, dass die Koppelung Print/E-Book eine sinnvolle Option ist. Warum soll nicht ein Käufer einer gedruckten Ausgabe nicht das E-Book kostenlos erhalten? Er hat das Buch ja schon bezahlt. Das Diebstahl - auch von elektronischen Inhalten - unterbunden werden und bestraft werden muss, sehe ich übrigens genau so. Tauschbörsen sind nicht das, was der Name vorzugeben scheint. Es sind riesige Vervielfältigungsmaschinen. Ehrliche Buchpiraten - diese Bezeichnung taucht neuerdings auf - gibt es nicht wirklich, da sie die Autoren und Urheber nicht in ihre Geschäfte einbeziehen. Geschähe das, könnte man das ehrlich stehen lassen. Aber genau das fürchten diese Piraten wie der Teufel das Weihwasser.

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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Aber den Publikationsweg zur Religion zu erklären (was ich nicht tue!), statt, wie es sein sollte, vor allem gute Geschichten gut zu erzählen, das kann doch nicht richtig sein.

    Und es ist vor allem das Einzige, was in diesem Zusammenhang wirklich von Bedeutung ist, was uns als 42er Autoren dauerhaft umtreiben sollte, denn "Verein zur Förderung der Literatur" steht da oben auf der Seite.
    Abseits der Diskussionen um tradierte oder neuzeitliche Veröffentlichungs- und Verbreitungstechniken (die auch hierher gehören, natürlich), und abseits auch persönlicher Vorlieben und Abneigungen diesen gegenüber (die man ebenfalls leidenschaftlich äußern darf), bleibt doch die Literatur das Thema, das uns hier zusammengebracht hat. Lasst uns das bitte nicht vergessen bei all den Verkrampfungen, die hier inzwischen erkennbar werden.

  • Abseits der Diskussionen um tradierte oder neuzeitliche Veröffentlichungs- und Verbreitungstechniken (die auch hierher gehören, natürlich), und abseits auch persönlicher Vorlieben und Abneigungen diesen gegenüber (die man ebenfalls leidenschaftlich äußern darf), bleibt doch die Literatur das Thema, das uns hier zusammengebracht hat. Lasst uns das bitte nicht vergessen bei all den Verkrampfungen, die hier inzwischen erkennbar werden.

    Du sprichst mir aus der Seele, lieber H.Dieter!


    Lieber Gruß


    DianaH :blume

  • Hallo, Horst-Dieter.


    Einigen wir uns darauf, dass es bislang keine verlässlichen Statistiken darüber gibt, ob und dass "der Leser" von DRM genervt ist oder nicht. Ich halte die Annahme für zulässig, dass die überwiegende Mehrheit der klassischen Leser (Unterhaltungsbelletristik, überwiegend Spontankäufe, starke Orientierung an den Bestsellerlisten) kaum überhaupt mit der Systematik konfrontiert wird, geschweige denn überhaupt davon weiß. Die Leute klicken Titel bei Amazon, Bol, Apple, Weltbild & Co. in den Warenkorb, bezahlen und lesen anschließend. Und danach kaufen sie das nächste Buch. (Wobei ich, am Rande bemerkt, den Begriff "Buch" und seine Adaption "eBook" in diesem Zusammenhang eigentlich ungerne verwendet, denn die digitalisierten Inhalte sind eigentlich keine Bücher. Wir schreiben auch keine Bücher, sondern Manuskripte, Romane. Ein Buch ist mehr als nur der Text selbst.) Irgendwann kaufen diese Leute das Nachfolgemodell, den Kindle Superwhite oder den Toline Fineshine. Wir befinden uns ja noch in einer relativ frühen Phase der Entwicklung, die Modellzyklen sind nicht so kurz wie bei Smartphones, es gibt keine gesponsorten Verträge, die mit der Verlängerung quasi zum Geräteupdate zwingen. Man kauft sich ja auch nicht alle sechs Monate einen neuen Fernseher oder Toaster. Wenn das Gerät noch tut, was es tun soll, nutzt man es. Diese Wechselszenarien sind also im Vergleich zur Mobiltelefonie seltener.


    Und noch einmal. Der heroische DRM-Verzicht der Indies und einiger - vor allem kleinerer - Verlage ist eine Demonstration ohne Protestgegenstand, weil sich nur eine Minderheit überhaupt dafür interessiert, diese Titel illegal zu verteilen. Mit der Problematik konfrontiert sind vor allem die großen Verlagshäuser, die Belletristikmaschinen mit Spitzentiteln, die hoch fünfstellig vorgeplant werden. Deren Elektrobücher werden geklaut, vervielfältigt, "getauscht", wodurch ein immenser Schaden entsteht. Der Versuch, die Daten zu schützen, die einen hohen Geldwert repräsentieren, auch und vor allem für die Autoren, ist der einzig vernünftige Weg in dieser Situation, die sich eben von derjenigen der Musikindustrie, die auch immer noch große Verluste verkraften muss und in sechsstelliger Höhe Abmahnungen veranlasst, und zwar jährlich, drastisch unterscheidet. Ein einmal gelesenes belletristisches Buch ist für die meisten Leser in aller Regel uninteressant. Der Konsumprozess ist ein anderer. Während sich möglicherweise noch zwei von zehn Musikdownloadern eine legale Fassung zulegen, gar eine CD kaufen, gibt es nicht den geringsten Grund für einen illegalen Leser, sich nach der verbrecherischen Lektüre ein Original zu kaufen. Mag sein, dass das einer von hundert dennoch tut. Die anderen haben Verlage und Autoren betrogen, Punkt.


    Aus Sicht der Leser ist DRM der Versuch des Anbieters, der nichtphysischen Lieferung eine physische Komponente zu verleihen, um sie (die Lieferung) kontrollieren zu können, denn nichts lässt sich leichter kopieren als Daten. Der Kunde kauft also den Nachteil mit den vermeintlichen Vorteilen ein - schneller Zugriff, geringe Masse des Produkts (nämlich: null), vermeintliche Bequemlichkeit beim Lesen. "You can't have a light without a dark to stick it in", sagte Arlo Guthrie. Recht hatte der Mann. Wenn die Kunden ein Produkt ohne jeden Nachteil wollen, wobei ja oft schon die Tatsache, dass das Produkt etwas kosten soll, als Nachteil begriffen wird, müssen sie eben verzichten, wenn das nicht geht. Aber es gehört wohl zu den Entwicklungen des neuen Jahrtausends, nur haben zu wollen und nicht dazu bereit zu sein, etwas dafür zu geben. Verblüffenderweise lassen sich die Leute gleichzeitig mit "Flatrates" verarschen und entleiben ihr digitales Dasein. Verrückte Welt.


    Über die Preise für Elektrobücher lässt sich auch einiges sagen. Wir alle wissen - oder sollten wissen -, dass man beim Buchkauf nur zu einem sehr geringen Anteil für das physische Produkt selbst bezahlt (ein solide ausgestattetes Taschenbuch kostet in der Herstellung einen kleinen Bruchteil seines Ladenpreises), sondern überwiegend für die Kosten, die die Beteiligten bei der Herstellung des Produkts hatten. Vor allem aber bezahlt man die kreative Leistung und das Recht, an ihr teilzuhaben. Als einzelner Kinobesucher generiere ich auch einen weit, weit geringeren Aufwand als mein Eintrittspreis rechtfertigen würde. Tatsächlich erzeuge ich in vielen Fällen überhaupt keinen Aufwand - wenn das Kino sowieso nicht vollbesetzt ist, spielt fast keine Rolle, ob ich auch dort sitze oder nicht. Trotzdem bezahle ich zehn Euro oder mehr dafür, zwanzig Minuten Werbung und anderthalb Stunden Licht- und Toneffekte zu sehen, die in diesem Augenblick nicht mehr oder weniger kosten, weil ich da bin oder nicht. So verhält es sich bei fast allen künstlerischen Darbietungen - Konzerten, Theaterbesuchen usw.. Wir bezahlen nicht für das, was wir physisch erhalten, gar mit uns herumtragen können, sondern fürs Unterhaltenwerden. Der Aufwand, der nötig war, um das Produkt herzustellen, ist aber ganz unabhängig davon vorhanden, ob nun eine Million Leute ins Kino rennen oder niemand. Wir finanzieren die Möglichkeit, überhaupt Kultur konsumieren zu dürfen.
    Der Wunsch nach drastisch niedrigeren Elektrobuchpreisen lässt sich vor diesem Hintergrund nicht rechtfertigen. Geringere Preise dürften auch kaum mehr Leser generieren, die überwiegend drei, vier Bücher pro Jahr konsumieren. Und die genauso überwiegend zu Spitzentiteln und Bestsellern greifen, weil das unüberschaubare Angebot kaum eine andere Wahl zulässt. Niedrigere Preise machen die Midlistautoren nur noch ärmer. Und, ebenfalls noch einmal: Man bezahlt nicht für das Produkt - eine Datei kostet nichts. Wir sind auch nicht Eigentümer dieser Datei mit allen Implikationen. Wir erwerben immer nur das Recht, eine kulturelle Leistung zu konsumieren.

  • BTW, Wolfgang Tischer hat sich in seinem "Literaturcafé", wo Elektrobücher und Selbstveröffentlichungen für dieses Format überwiegend Fürsprache erhalten, auf recht originelle Weise zum Forssmann-Beitrag geäußert. Und den Kern der Sache ziemlich präzise erfasst:


    http://www.literaturcafe.de/le…polemik-im-suhrkamp-blog/


    Daraus:
    Lesenswert auch die Kommentare zum Artikel. Leider zu humorlos meint man, man müsse Forssman argumentativ mit Floskeln aus dem Pro-E-Book-Lager widersprechen.


    Die ganzen ellenlangen Abhandlungen über neue Zeiten, die Vorteile der Elektrobücher usw. pipapo, in denen bevorzugt sattsam bekannte Argumente wiederholt werden, fußen nämlich auf einem großen Missverständnis.

  • Hallo Tom,


    wir müssen uns nicht auf eine gemeinsame Position einigen. Wir können unsere beiden Annahmen stehen lassen, weil sie schlecht bewiesen werden können. Außerdem sind es Positionen, zwei von vielen möglichen.


    Für die Sinnlosigkeit von DRM spricht m.E. auch die Pleite mit der E-Book-Plattform des Börsenvereins, der ganz auf hartes DRM gesetzt hat. Forssmann führt es ja an. Das wurde von den Lesern einfach nicht akzeptiert. Nicht übersehen werden darf auch, dass die Zahl der Verlage, die auf DRM verzichten oder weiches DRM vorziehen, immer größer wird. Einer der größten ist Bastei-Lübbe. Das sind auch die Verlage, bei denen die E-Book-Umsätze steigen.


    Zu den Preisen für ein E-Book: Es ist richtig, das Druck- und Lagerhaltungskosten nur einen Teil der Gesamtkosten für ein Buch ausmachen. Sie machen den aber aus. Und wenn sowohl eine gedruckte Fassung als auch eine E-Book-Fassung des Buches anfallen, dann sind die Mehrkosten für das E-Book um einiges geringer, denn noch einmal fällt nicht Lektorat/Korrektorat und anderer Verwaltungsaufwand an. Nur die zusätzlichen Verwaltungskosten fallen noch ins Gewicht. Insofern darf durchaus über einen deutlichen Preisunterschied gesprochen werden. Es darf auch überlegt werden, ob Käufer des gedruckten Buches das E-Book kostenlos bekommen. Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber es bedeutet auch nicht, dass das E-Book verschenkt wird, denn wesentliche Kosten sind in der Buchkalkulation bereits berücksichtigt. Einige Verlage experimentieren ja schon mit derartigen Optionen (E-Book-Flatrate für Buchkäufer, verbilligte Preise etc.). Es sind nur noch zu wenig.


    Der Blogbeitrag des Literaturcafes ist super! Ich verweise darauf, dass ich Forssmanns Beitrag ebenfalls gut finde. Nicht im Detail, da ist er angreifbar. Aber als Antwort auf die unsäglichen Aussagen der Minderheit, die nur noch E-Books sehen will, kommt Forssmann mit seiner kalkulierten Bösartigkeit genau richtig.

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  • Hallo, Horst-Dieter.


    Zitat

    Für die Sinnlosigkeit von DRM spricht m.E. auch die Pleite mit der E-Book-Plattform des Börsenvereins, der ganz auf hartes DRM gesetzt hat.


    Das könnte auch am späten Start und am beschissenen Marketing gelegen haben. Ich informiere mich eigentlich regelmäßig über solche Vorgänge, aber dass es diese Plattform überhaupt gab, habe ich erst erfahren, als sie abgeschaltet wurde. ;)


    Zitat

    Zu den Preisen für ein E-Book:


    ... von mir nur noch eines. Im Gegensatz zu den läppischen 6 oder 7 Prozent, die unsereins von der Erstauflage einer Taschenbuch-Erstveröffentlichung bekommt, bezogen auf den Netto-Ladenpreis, also ganze 50 Cent bei einem Verkaufspreis von 9 €, verdienen wir an den Elektrobüchern fast schon richtig gut - in aller Regel 25 bis 30 Prozent vom Abgabepreis an den jeweiligen Anbieter. Das ist zwar immer noch nicht sehr viel, aber die Verhältnisse sind besser. Die man fraglos wieder verschlechtert, wenn man diese Produktvariante (!) verbilligt. Und die Sache mit den fehlenden Vorlaufkosten, die ja bereits für die Printversion angefallen sind, ist eine ziemlich dreiste Milchmädchenrechnung. Wenn sich das eBook mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent der Abgänge etabliert, kann man die Vorlaufkosten nicht mehr trennen. Schließlich wird ja auch nicht die unlektorierte Fassung des Manuskripts als eBook angeboten. ;)

  • … Und die Sache mit den fehlenden Vorlaufkosten, die ja bereits für die Printversion angefallen sind, ist eine ziemlich dreiste Milchmädchenrechnung. Wenn sich das eBook mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent der Abgänge etabliert, kann man die Vorlaufkosten nicht mehr trennen. Schließlich wird ja auch nicht die unlektorierte Fassung des Manuskripts als eBook angeboten. ;)


    Derzeit sind es noch die Printausgaben, die die Umsätze machen. Wenn sich das ändert und, sagen wir mal, gleichgezogen wird, müssten die Vorlaufkosten zumindest geteilt werden. Das heißt aber auch, das sich das auf die gedruckte Ausgabe auswirken muss. Es ist ebenso eine Milchmädchenrechnung zu behaupten, man müsse die Kosten doppelt kalkulieren. Einmal für das gedruckte Buch und einmal für das E-Book. Wesentliche Kosten fallen nur einmal an.

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  • Ja und? Die Leser kaufen das Buch deshalb nicht häufiger. Ich verstehe Deine Auslassungen nicht.


    Der einzelne Leser muss nicht für die gesamten Kosten aufkommen. Der Deckungsbeitrag ergibt sich aus den Verkäufen aller Produkte. Eine Vollkostenkalkulation macht heute sowieso niemand mehr, das wäre auch unsinng. Wenn der Verlag zwei Varianten des gleichen Produkts (Buch) macht, dann kann der die Kosten, die für alle gleichzeitig anfallen, nicht voll auf jede Variante umlegen. Das ist einfach nicht notwendig. Jede Variante trägt ihren Anteil (Deckungsbeitrag) zu den Gesamtkosten bei.

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  • Ich hab diesen Disput überflogen und festgestellt, dass ich nicht ein Viertel davon verstehe. Aber dieses DRM, das mehrfach erwähnt wird, schien mir etwas sehr Wichtiges zu sein, so viel wurde mir klar, hat doch Horst-Dieter davon gesagt, es sei ganz sinnlos - vor allem "das harte" -, wohingegen Tom von diesem geheimnisvollen DRM zu dem sagenhaften Statement veranlasst wurde, es sei "der Versuch des Anbieters, der nichtphysischen Lieferung eine physische Komponente zu verleihen, um sie (die Lieferung) kontrollieren zu können." Ja, dasismalnSatz ...
    Also hab ich gleich mutig meinen Autoren-Recherchemodus eingeschaltet und einmal nur den Begriff "DRM" eingegeben. Wenn zwei so kluge Köpfe solche geistreichen Sachen sagen, und ich nix versteh, dann ist mir das ja schließlich peinlich. Nun, was soll ich sagen? Die Ergebnisliste hat mich schier überwältigt, aber so was von ...
    Allein der Wiki-Artikel hat die Länge einer Gebetsfahne und strotzt vor Fachbegriffen. Der helle Wahnsinn, was da für Zeug steht.
    Und ich habe nun einen nagenden Gedanken, einen furchtbaren Verdacht, der mich schier umtreibt:


    Lieber Tom, lieber Horst-Dieter, es macht euch nicht wirklich Spaß, euch mit dem Scheiß zu beschäftigen - oder etwa doch?


    PS: Eins habe ich aber gelernt: Mit diesem so nervenzerfetzend spannenden DRM, über das ihr hier seitenweise streitet, ist nicht das DRUCKZENTRUM RHEIN-MAIN gemeint. Wer sich darüber kundig machen möchte, kann das unter http://www.dz-rm.de tun ... :rofl


  • Lieber Tom, lieber Horst-Dieter, es macht euch nicht wirklich Spaß, euch mit dem Scheiß zu beschäftigen - oder etwa doch?



    [/b]


    Nein, das macht wirklich keinen Spass, sich damit zu beschäftigen. Aber es gibt viele Dinge, die keinen Spaß machen und die einem trotzdem vor die Füße fallen.

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  • Wohl wahr.
    Ich für meinen Teil hab ja beschlossen, gewisse Dinge da liegen zu lassen und einfach drüber zu steigen. Ich muss nicht alles aufheben, was mir vor die Füße fällt. Inzwischen nicht mehr.

  • Hallo, Horst-Dieter.


    Zitat

    Wenn der Verlag zwei Varianten des gleichen Produkts (Buch) macht, dann kann der die Kosten, die für alle gleichzeitig anfallen, nicht voll auf jede Variante umlegen.


    Dir ist schon klar, wie widersinnig das ist, was Du da schreibst, oder? ;)


    Die Kosten für Lektorat, Marketing, Satz, Ausstattung usw. fallen unabhängig davon an, in welcher Variante das Buch verkauft wird und/oder erfolgreich ist. Einzig die Kosten, die nur für das physische Produkt anfallen (Lagerhaltung, Auslieferung, Kosten der Buchhändler), gelten auch nur für dieses. Und sie sind m.E. auch nur in dieser Kalkulation enthalten. Im Gegensatz dazu ist das Elektrobuch mit einer höheren Marge für die Autoren ausgestattet. Ich gehe nicht davon aus, dass die Verlage an den Elektrobüchern (deutlich) mehr verdienen.


    Dieter: Mir macht das Spaß. Außerdem sind es wichtige Themen. Der Buchmarkt verändert sich fraglos, wenn auch m.M.n. weniger, als so manch einer prophezeit, und wir sind als Autoren mittendrin. Solche Diskussionen werden zwar wenig verändern, aber sie können durchaus dabei helfen, beispielsweise mit einem besseren Kenntnisstand in die nächste Vertragsverhandlung zu marschieren. Ob ein Titel vom Verlag in der Elektroversion als DRM-geschützt angeboten wird oder nicht, lässt sich zumindest theoretisch auch in den Vertrag aufnehmen. Ob der Verlag allerdings bei einem derartigen Vorschlag mitmacht (oder überhaupt mitmachen kann, je nach technischer Struktur), hängt von der Stärke der eigenen Verhandlungsposition ab. Einige namhafte Autoren haben ja in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel durchzusetzen versucht, dass es ihre neuen Romane überhaupt nicht als eBooks gibt. Ein paar davon haben gleich wieder zurückgerudert. Aber prinzipiell kann man den Verkauf der Digitalrechte auch aus dem Vertrag streichen lassen. In vielen älteren Verträgen ist er ja ohnehin nicht enthalten.


  • Nein, das ist nicht widersinnig, abgesehen mal davon, dass du ja im Prinzip den aus dem Zusammenhang gerissenen Satz durch deine folgende Ausführung bestätigst. Hinzu kommt, dass die Verlage nicht alle gleich kalkulieren, manche (noch) nicht mal eine eigene Kalkulation für E-Books aufmachen. Der größte Kostenblock ist ja gerade der, den du als unabhängig von der Buchvariante bezeichnest. Die höhere Marge für die Autoren ist bei all dem noch die positivste Seite an der ganzen Geschichte. Außerdem sage ich ja gar nicht, dass man E-Books "billigst" verkaufen, sondern dass es deutliche Unterschiede zwischen Durck- und E-Variante geben sollte. Da ist noch Spielraum und der wird nicht ausreichend genutzt.

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  • Forssmann reagiert in einem Buchreport-Interview auf die Reaktionen:


    http://www.buchreport.de/nachr…ckt-und-fadengeheftet.htm


    Sehr sympatisch. Insbesondere auch seine Haltung gegenüer DRM.


    Dass ich seine Totalablehnung des E-Books nicht mitgehe, ist davon völlig unabhängig. Sein Denkfehler ist ja auch, dass er das Toasterbeispiel separiert. Natürlich diskutiert man nicht bei einer solchen Abwertung (Stromschlag) über die Vorteile "dieses" Toasters. Es gibt aber andere Toaster die diesen Nachteil nicht haben. Sein Fehler ist, dass er statt eines einzelnen Geräts die ganze E-Book-Geschichte einsetzt und pauschaliert.

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