gustl mollath seit 7 jahren unschuldig in der psychiatrie?!

Zitat von Alexander R.

Und warum sollte man das tun?

Weil "Maßregelung für Besserung" eine Bezeichnung für eine Unmöglichkeit ist.

Zitat

Eine sehr schwer vertretbare Ansicht. Der Mensch spiele im deutschen Rechtssystem keine Rolle?

Ich schrieb vom "Teil unseres Rechtssystems. Habe das auch begründet. Vom "deutschen Rechtssystem" als Ganzes habe ich nichts geschrieben.

Der Fall ist sicherlich spektakulär, und es bleibt abzuwarten, wie er sich entwickelt. Man sollte nicht vergessen, dass absolut die Möglichkeit besteht, dass die derzeit allgemein vertretene Meinung dennoch falsch ist.

Es gibt sehr, sehr viele Menschen, die von Strafgerichten verurteilt wurden, die aber dennoch unschuldig sind. Es gibt noch viel, viel mehr Menschen, die - auch drastische - Straftaten begangen haben, aber freigesprochen werden mussten oder - und diese Gruppe ist riesig - nie angeklagt wurden. Allein in meiner Schöffenzeit mussten wir verblüffend viele Angeklagte ziehen lassen, obwohl sie nach gesundmenschenverstandlicher Beurteilung schuldig waren, ihnen die Taten aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnten. All diese Fälle, die immer Schicksale betreffen, sind bitter und lassen Zweifel an der Funktionsfähigkeit der Justiz aufkommen. Wenn man nicht das zweifelhafte Glück hat, in den Medienstrudel zu geraten, kümmern sich nur wenige um solche Schicksale, und die Öffentlichkeit interessiert sich kaum bis überhaupt nicht für sie. Aber derlei geschieht, und zwar täglich. Es gehört zum Kollateralschaden eines Justizsystems, das meiner Meinung nach immer noch sehr viel besser ist als das in vielen anderen Ländern. Damit will ich den Fall Mollath nicht kleinreden, aber es irritiert mich schon ein wenig, wenn alle Welt über diesen Mann spricht, als wäre er das einzige Justizopfer der letzten Jahrzehnte. Die eigentlichen Justizopfer sind Leute, die Opfer von Straftaten wurden, wobei die Täter immer noch frei herumlaufen. Was leider ein Umstand ist, den man hinnehmen muss, wenn der vernünftige Grundsatz "In dubio pro reo" gilt.

Zitat von Tom

… Es gehört zum Kollateralschaden eines Justizsystems, das meiner Meinung nach immer noch sehr viel besser ist als das in vielen anderen Ländern. …

Das sehe ich ähnlich. Trotzdem ist mir nicht wohl, denn "… sehr viel besser als anderswo …“ heißt ja noch lange nicht, dass es gut ist. Viel zu wenig wird auch berücksichtigt, dass die derzeitige Justiz in den ersten zwei Jahrzehnten noch von Juristen mitgestaltet wurden, die übergangslos aus der nationalsozialistischen Justiz kamen. Ein Beispiel von vielen ist Ernst Achenbach, der auch nach dem Krieg als Rechtsanwalt tätig war und sich stark für die Entnazifizierung verantwortlicher »Täter« eingesetzt hat, gedeckt durch die FDP und der erst Anfang der 70er Jahre gestoppt werden konnte (u.a. durch Beate Klarsfeld).

Gerade auch, dass so wenig auf die Opfer geschaut wird und man die der Justiz überhaupt in den Blick rücken muss ist ein Zeichen dafür, dass noch erheblicher Reformbedarf besteht. Beseitigung von Altlasten wie »Maßreglung zur Besserung« wäre dabei noch das kleinste, was erreicht werden könnte.

Zitat von Alexandra

http://www.internet-law.de/201…listisches-leerstuck.html

Wieder was gelernt. Jetzt weiß ich auch, was ein Scoop ist.

Originell geht anders als bei Sixt

... der arme Mann wird sicherlich Geld brauchen. Und ich würde einer (Schmerzensgeld-)Klage durchaus Erfolgschancen einräumen. Oder es zumindest versuchen. Aber das mindeste, was Sixt sich damit verdient hat, ist ein zünftiger Shit-Storm nebst 4wöchigen Boykott!

Die Öffentlichkeit, die Sixt auf diese Weise schafft, ist nicht unbedingt positiv zu werten. Und zwei Dinge gehen gar nicht: Erstens so etwas ungefragt zu tun und zweitens einen Spruch mit dem Namen Mollaths zu unterschreiben, den er nie gesagt hat.

Zitat von Alexandra

portrait und spruch zusammen ergeben ja erst "sinn". nirgends steht, dass das ein zitatt von mollath sei. …

Ich habe die SZ vorliegen, und da steht unter dem Spruch (in Anführungszeichen) der Name Gustl Mollath.

Hier

Zitat von Alexandra

äh ... moment ... die werbung wurde in der sz geschaltet? ich weiß gerade nicht, wen ich schlimmer finde, sixt oder die sz ... schließlich hat die sz sich dem fall mollath ja intensiv angenommen und dann haben sie keine skrupel. scheiß geld.

Die Leute in den Anzeigenabteilungen der Zeitschriften nehmen, was kommt. Und dass die Zeitungen und Zeitschriften Werbeeinnahmen brauchen, um noch ein bissle gegen die digitale Konkurrenz durchhalten zu können, das ist hinlänglich bekannt. Moralinstanzen hat es bislang noch nicht in die Werbeeinnahmenzensurstelle verschlagen - nirgends - auch bei Hamburger Zeitungen nicht.

In der Mediathek noch zu haben.