Kapitelüberschriften

  • Hi,


    Ich habe gerade Probleme, passende Kapitelüberschriften zu finden.
    Normalerweise fasse ich den Inhalt jedes einzelnen Kapitels kurz zusammen und überlege mir dann eine Überschrift, die folgende Kriterien erfüllt:
    - keine 08/15- Überschrift
    - nicht zu allgemein
    - nicht zu formell
    - soll Elan haben, den Leser neugierig machen, aber nicht zu viel verraten


    Früher sind mir die Überschriften automatisch eingefallen, aber in letzter Zeit hakt's.


    Habt ihr irgendwelche Tipps, wie ich gute Überschriften finde?
    Und was haltet ihr von
    a) Kapiteln ohne Überschriften, also nur Kapitel 1, Kapitel 2 etc.?
    b) statt Kapitelüberschriften Zitate z.B. aus anderen Büchern oder Liedern vor den Kapiteln (siehe Funkes Tintenwelt- Trilogie)?


    Klappen die jeweiligen Methoden nur bei bestimmten Genres?


    Danke für eure Hilfe!


    lg


    K.B.

  • Hallo K.B.,


    die meisten Bücher, die ich lese, haben keine Kapitelüberschriften, bzw. höchstens eine Durchnummerierung. Zitate mag ich ganz gern, wenn sie passen. Die Art, wie Du zur Zeit Kapitelüberschriften gestaltest, bietet viele Möglichkeiten. Das reicht von einzelnen Begriffen bis hin zu einer stichwortartigen Zusammenfassung wie bei Dickens. Letzteres passt meiner Meinung nach nur, wenn Du auch einen allwissenden Erzähler hast. Ansonsten kannst Du zum Beispiel einen Zeitverlauf nehmen, entweder direkt benannt oder symbolisch, oder auch eine Metapher, die die Entwicklung im Buch beschreibt, in ihre Einzelteile zerlegen, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Was ich nicht weiß, ist, ob ein Verlag diese Kapitelüberschriften am Ende so stehen lässt.


    LG
    Grendel

  • Und was haltet ihr von...

    Die Frage ist, was hältst DU davon? Wenn für deinen Roman deiner Meinung nach Kapitelüberschriften zwingend sind...vielleicht um Atmosphäre zu unterstreichen und auf sie einzustimmen, dann mach welche. Wenn nicht, dann eben nicht...steht nirgendwo geschrieben, dass es welche braucht. Es gibt aber einige Romane in denen mir besonders einfallsreiche aufgefallen sind.
    Du fragst sehr allgemein und verhalten. Vielleicht magst du näher auf dein Manuskript eingehen?

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Ich persönlich mag es gern, wenn einem Buch Zitate vorangestellt werden, ich sozusagen schon eine Essenz dessen bekomme, was mich im Buch erwartet.
    Ein Zitat über jedem Kapitel erschlägt mich persönlich als Leser. Wenn ich in der Geschichte drin bin, habe ich keine Muße, mich vor jedem Kapital auf das jeweilige Zitat einzulassen, dann drängt es mich, weiterzulesen. Deshalb gefällt es mir gut, wenn in längeren Werken die Kapitel mit Stichworten überschrieben werden, die Hinweise auf den Inhalt des jeweiligen Kapitels geben.
    Es sei denn, die Kapitel sind ausgesprochen lang und in sich abgeschlossen, dann kann ein solches Zitat eine gute Hinführung zum nächsten Handlungsteil sein.
    Ansonsten reicht mir eine Durchnummerierung.

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Die Frage kann man doch nicht allgemeingültig beantworten. Und schon gar nicht als Außenstehender. Das merkst du beim Schreiben, ob die Kapitel eine Überschrift brauchen oder ob das passend wäre.
    Ich mag Überschriften oder Zitate ganz gerne, wenn es zum Buch und zur Erzählweise passt. Aber das kommt auf den Einzelfall an.

  • Hallo K.B.,


    ich persönlich mag zwar durchaus Zitate am Anfang der geschichte, wenn es denn einen Bezug zum Buch gibt. Die klassischen Prophezeiungen usw. Vor allem, wenn sie lyrisch gut umgesetzt sind.
    Kapitelüberschriften ignoriere ich aber grundsätzlich. Für mein Empfinden gehört das nur in Kinderbücher und ich empfinde es immer irgendwie als "affig" welche zu schreiben. Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung, bzw. mein ganz persönlicher Tick.^^ Ich lasse deshalb aber auch kein Buch ungelesen. Ich lese die Überschriften einfach nicht und fertig. Bisher hatte ich auch noch kein Buch, bei dem ich die Überschriften als zwingend empfunden habe. Es mag manchmal eine weitere Ebene in einen Text bringen und es gibt sicher Leser, die das sehr genießen können, aber ich persönlich brauche das so wenig wie Champagner statt Sekt. (Eine Ausnahme wären vielleicht Bibelzitate in einem Bibelthriller beispielsweise, deren allgemein bekannte Aussagen durch das Kapitel transformiert und in ein anderes Licht gerückt werden. Das würde ich mit viel Interesse lesen.)


    Und ich mag auch die durch die Überschriften möglichen Handlungsspoiler nicht. Deswegen überblättere ich auch grundsätzlich etwaige Inhaltsverzeichnisse.


    ich würde mich fragen was der Grund für die Überschriften sind und dann entscheiden, ob ich sie wirklich brauche.


    (Sachbücher sind natürlich was anderes.)


    lg Robyn

  • Ich habe bisher erst zwei Mal zu Überschriften gegriffen. Beide Male fand ich es nicht unbedingt zwingend, aber harmonisch zum Stil und zum Inhalt passend. Einmal handelt es sich um einen Krimi, dessen Handlung in nur zwei Wochen abläuft. Da sind die Überschriften schlichtweg die Daten und unterstützen den Leser beim chronologischen Ablauf und erhöhen damit auch etwas das Tempo.
    Das andere ist mein aktuelles Sachbuch, das aber wie ein Roman geschrieben ist. Der Ich-Erzähler hat einen trockenen Humor und jedes Kapitel hat eine Überschrift, aus der allerdings der Leser nur bedingt etwas entnehmen kann. Sie klingen einfach lustig und/oder interessant und/oder machen neugierig und passen super zum Ich-Erzähler. Beispiel: "Das Licht am Ende des Tunnels ist nur eine Lampe mit einem Schalter".


    Aber im Normalfall empfinde ich Kapitelüberschriften entbehrlich. Also, wenn Du Dich dieses Mal damit schwertust: einfach "Kapitel 1" ... Hast Du zu Ende geschrieben, kannst Du ja immer noch einmal überlegen.

  • Hallo K. B. November,


    auch ich bin der Ansicht, dass es keine Antwort auf deine Frage gibt (dass es darauf keine geben sollte). Vielleicht hilft dir das weiter: Immer, wenn ich mir diesbezüglich nicht sicher war, habe ich zunächst Platzhalter gewählt (z. B. 1. Kapitel) und im Nachhinein überlegt, ob ich sie ersetzen wollte. Bisher war es bei mir so, dass gute Überschriften und Titel mir erst dann einfielen, wenn ich im Text schon etwas weiter vorangekommen war - mindestens über die erste Rohfassung hinaus.


    Manchmal ist bei diesem Thema auch Vorsicht geboten. Für manche Autoren verkommt eine Kapitelüberschrift zu einem billigen Mittel, künstlich Spannung aufzubauen. Aber auch eine gute Überschrift, ein guter Titel können niemals allein einen grandiosen Spannungsbogen schaffen. Viele machen am Anfang diesen Fehler - einen Text oder ein Kapitel "Das große Geheimnis" zu nennen, sich dann zurückzulehnen und zu meinen, jetzt sei die Sache gegessen, der Text kann noch so gähnend langweilig sein, der Leser ist bis zur letzten Seite garantiert gefesselt. Das ist ein Trugschluss, sogar ein ziemlich gefährlicher: einen Spannungsbogen aufzubauen ist harte Arbeit, und diese lässt sich nicht einfach durch einen simplen Trick ersetzen.

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

    2 Mal editiert, zuletzt von Sabrina Saskia ()

  • Ich lese gerade ein Buch, in dem lauten die meisten Kapitel : "Und weiter."
    Das finde ich klasse. Ansonsten, ja, Zitate mag ich auch. Prinzipiell finde ich Kapitelüberschriften blödsinnig, wenn nicht ein Erzählbruch eingeläutet wird (also zB. bei verschränkter Erzählweise)

  • Wenn für deinen Roman deiner Meinung nach Kapitelüberschriften zwingend sind...vielleicht um Atmosphäre zu unterstreichen und auf sie einzustimmen, dann mach welche. Wenn nicht, dann eben nicht...steht nirgendwo geschrieben, dass es welche braucht.


    genau so sehen ich das. Der Text, das Projekt, fordert die Form. Wenn Dir keine Überschriften einfallen, dann braucht der Text vielleicht auch keine. Ich liebe Bilder von Magritte, weil die beschreibenden Texte nichts über das Bild aussagten. Oder den Seher sogar verwirren sollten.


    Beste Grüße


    Volker