Genrewechsel

  • Hallo,


    ich bin neu hier und schon habe ich die erste Frage. Jeder Autor hat ja ein Genre für das er bevorzugt seine Bücher schreibt (Krimi, Fantasie, SF, historischer Roman etc.). Jetzt ist es bei mir so, dass ich ja eigentlich pädagogische Fachliteratur schreibe und mich jetzt auch gerne an einem Roman versuchen würde. Denkt ihr das so ein Genrewechsel überhaupt sinnvoll/möglich ist? Buch ist Buch ;) ! Beim Sachbuch und beim Roman sind die Unterschiede aber schon sehr gravierend? Gibt es unter euch jemanden der auch so einen Genresprung versucht oder sogar geschafft hat?


    LG
    Nina

    Ich muss beginnen. Egal was. Hauptsache anfangen. Egal was. Aber beginnen muss ich!
    (sueddeutsche)

  • Ich denke nicht, dass es immer so ist, dass ein Autor nur auf ein Genre festgelegt ist. Welches Genre man bevorzugt schreibt oder wie viele, hängt zum großen Teil von der Persönlichkeit des Schreibers ab. Man sollte, wenn man gar keine Ahnung hat, was einem gefällt, ein wenig herum probieren, um ein Gefühl dafür zu bekommen, in welchem Genre man sich wohlfühlt. Das ist wie mit Klamotten: Man sollte das anziehen, was einem am besten steht. Generalempfehlungen oder Patentrezepte gibt es nicht. ;)

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Sachbücher und Belletristik sind einfach zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Das heißt nicht, dass du als Sachbuchautorin nicht in der Lage sein solltest einen Roman zu schreiben, es ist lediglich etwas ganz anderes. Das eine sagt nichts über die Erfolgsaussichten beim anderen aus (außer, dass du bereits das nötige Durchhaltevermögen bewiesen hast).


    Den Begriff "Genre" benutzt man eher, um Bereiche wie Science-Fiction, Krimi, Fantasy, Mainstream, etc. etc. voneinander abzugrenzen. Und ein Autor, der in einem Genre Erfolg hat, wird sich schwer tun, den in einem anderen, fremden Genre zu wiederholen, einmal, da bsp. Krimi, SF oder Fantasy ganz unterschiedliche innere Gesetzmäßigkeiten haben und andererseits, da ein Autorenname meist von Verlagen und Lesern mit einem bestimmten Genre assoziiert wird. SusanneG z.B. ist aus diesem Grund auf dem Buchmarkt mit mindesten fünf Namen/Pseudonymen unterwegs, dabei sind die Genres für die sie schreibt nahe verwandt!


    EDIT: Alles Mögliche :renn

  • … da bsp. Krimi, SF oder Fantasy ganz unterschiedliche innere Gesetzmäßigkeiten haben …


    Das ist nicht ganz korrekt. Genre werden z.B. auch gerne gemischt. Es gibt Krimis in der SF, und das schon seit der Frühzeit der SF. Und dass das neuerdings auch mit Fantasy funktioniert, hat uns jene(r) geheimnisvolle(r) Autor(in) Julian Frost vorgemacht 8-)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Christians Formulierung "… wird sich schwer tun … " ist korrekt. Vor allem Verlage und Agenten neigen dazu, Autoren auf ein Genre festzulegen. Muss aber nicht sein und unsere Ulli ist ein beispiel dafür, dass es auch mit mehreren Genre funktionieren kann. Krimi und Historischen Roman beherrscht sie schon und neuerdings droht sie schon mit einem dritten. Auch Jakob Arounji ist ein Beispiel für einen (erfolgreichen) deutschen Autor, der es schafft in unterschiedlichen Genre zu schreiben. Krimi kann er, SF hat er geschrieben (aber bislang nur einmal) und weitere Romane, die sich speziellen Genre nicht zuordnen lassen.


    Also nicht den Mut verlieren. Es geht, wenn auch nicht leicht.

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  • Also nicht den Mut verlieren. Es geht, wenn auch nicht leicht.


    Joni meinte allerdings, ob sie möglicherweise Schwierigkeiten haben könnte, als Sachbuchautoren Romane zu schreiben. Und da meinte ich: Das eine (Sachbücher) hat mit dem anderen (Romane) wenig zu tun! Entweder kann sie Romane oder sie kann es nicht :evil

  • Hi,


    ich merke gerade das Belletristik und Sachbuch wirklich völlig verschiedene Sachen sind. Was mir beim Schreiben aufgefallen ist:
    - Ich musste beim Sachbuch nie Charakteren ausarbeiten
    - Ich hatte kein direktes Setting
    - Mein "roter Faden" war nie so lang....
    - Ich habe viele Dinge in der Praxis erprobt, die ich im Roman nicht selbst erproben kann (jemanden erschießen wäre schon kritisch)
    - Ich kenne die Zielgruppe beim Sachbuch ziemlich gut, hir bin ich unsicher was man von mir erwartet.


    Was mir dagegen sehr hilft ist die Kreativität und die Flexibilität die ich auch in den Sachbüchern genutzt habe. Ich habe nie so direkt vom Ihalt meiner Sachbücher geträumt. Mir sind schon Dinge "im Schlaf" eingefallen oder Probleme wurden im "Traum" gelöst jetzt ist es aber richtig erschreckend. Ich weiß nicht ob es euch auch so geht aber ich schlafe mit meinen Figuren ein und wache mit ihnen auf. Ich sehe sie vor meinem inneren Auge. Letztens habe ich zu meinem Mann gesagt, du musst im Bett mal ein wenig Rücken, es kommen noch ein paar Figuren dazu heute Nacht :D
    Ich kann einfach nicht mehr so gut abschalten sondern schleppe immer meine Figuren mit mir rum. Ist das schon fast krank oder eher normal? 8o Evtl. sollte ich doch mal wieder ein Sachbuch einschieben, um mal wieder Platz im Bett zu schaffen. ;)


    LG
    Nina

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    (sueddeutsche)

  • Gewöhn Dich dran, dass die Figuren immer dabei sind :D . Ist manchmal nervig, selbst der ungezogenste Hund lässt sich leichter aus dem Bett verbannen ... Und wenn sie Dir erst auf der Nase herumtanzen und machen, was sie wollen, nicht was Du willst - spätestens dann bist Du wirklich im fiktionalen Bereich angekommen :evil

    Fiction has to be realistic, unlike real life.
    Ian Rankin

  • Bestimmt kennen andere hier viele berühmte Beispiele. Mir fällt spontan gerade nur Nora Roberts ein, die im Bereich der Unterhaltungsliteratur gerne herumexperimentiert. Von ihr gibt es viele Liebesromane, meist im Mix mit Krimi, sie hat aber auch eine Fantasy-Trilogie geschrieben und eine Science-Fiction Serie (alias J.D.Robb), die sehr erfolgreich ist.


    Ich kann dir für deine ersten Roman-Gehversuche nur empfehlen, die Besprechungstextrunde in Anspruch zu nehmen. Hierfür musst du dich aber anmelden. Das Procedere ist einfach und erfährst du über die Forenregeln oder bei den Admins. Du musst damit rechnen, dass deine ersten Gehversuche unter Umständen in einer vernichtenden Niederlage enden. Vielleicht auch die nächsten. Ich kämpfe mich im Moment noch durch die Niederlagen. ;) Aber man kann so viel lernen dadurch.
    Kurzgeschichten sind vielleicht auch eine gute Möglichkeit, das Geschichtenschreiben erstmal zu üben.


    Die Wahrnehmung von Talent ist so eine schrecklich subjektive Geschichte. Die Frage ist doch: Hast du die Leidenschaft und das Durchhaltevermögen, das Handwerk zu erlernen und den Willen, vielleicht einen langen Weg zu gehen? Macht es dir dann noch Freude? Wenn ja: Dann finde deinen Weg, dein Genre, deinen Stil. Ich glaube, dass diese Ausnahmetalente, die auf Anhieb Verlage finden oder sogar Bestseller schreiben sehr, sehr selten sind.


    Ansonsten gilt:


    Es gibt nichts, was es nicht gibt und im Zweifelsfalle musst du es eben neu erfinden.


    Viel Erfolg und Hartnäckigkeit wünscht dir


    Linda
    (Die wahnsinnig gerne mit Kindern Riiieeeesenseifenblasen macht, aber die Rezeptur für die Suppe dafür nicht mehr hat. ;) )

  • Zitat

    Ich kann einfach nicht mehr so gut abschalten sondern schleppe immer meine Figuren mit mir rum. Ist das schon fast krank oder eher normal? 8o Evtl. sollte ich doch mal wieder ein Sachbuch einschieben, um mal wieder Platz im Bett zu schaffen. ;)


    Das gehört dazu. Erst wenn die Figuren zu echten Menschen werden, sind sie gut. ;)

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Die Wahrnehmung von Talent ist so eine schrecklich subjektive Geschichte.

    Nein. Nein, ist es nicht. Talent setzt sich aus vielen verschiedenen Fähigkeiten zusammen, die man als Autor haben sollte: Empathie zum Beispiel, Fantasie, Kreativität und auch Sprachbegabung.

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Zitat

    Ich weiß nicht ob es euch auch so geht aber ich schlafe mit meinen
    Figuren ein und wache mit ihnen auf. Ich sehe sie vor meinem inneren
    Auge. Letztens habe ich zu meinem Mann gesagt, du musst im Bett mal ein
    wenig Rücken, es kommen noch ein paar Figuren dazu heute Nacht

    Ich habe mich schon gefragt, ob ich von meinen Figuren Miete verlangen soll. :D

  • Hi,


    ich danke euch sehr für eure Antworten. Ich bin ein Mensch, der über Gespräche sehr gut selbst Lösungen erarbeiten kann. Oft kommen mir sehr gute Ideen beim Diskutieren, Zuhören, Beobachten. Ich brauche einfach den Austausch mit Menschen. Der Film in meinem Kopf entwickelt sich dann von selbst. Ich werde das mit dem Roman einfach versuchen. Nachher tut es mir leid, dass ich es nie versucht habe und ärgere mich. Wenn es nicht klappt. dann eben nicht. Ich kenne meine Grenzen und bin mit dem was ich im Sachbuchbereich erreicht habe wirklich sehr zufrieden. Ich habe in der ganzen Zeit nur gelernt "Lebe deine Träume" was soll dir schon groß passieren? Entweder du schaffst es, dass ist wunderbar und bereichert dein Leben oder du fällst hin, stehst wieder auf und gehst in eine andere Richtung weiter. Schön, das ihr so viele Beispiele genannt habt, von Autoren die mehrere Genre beherrschen. Ein Funken Hoffnung bleibt ;) !
    LG
    Nina

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    (sueddeutsche)

  • Ich bin so eine, die sowohl Sachbücher als auch Romane schreibt und veröffentlicht hat. Bei den Sachbüchern habe ich mich immer nach der Arbeit an den Romanen gesehnt, weil sie einfach lustvoller und freier zu schreiben sind und die Sachbücher verdammt viel Recherche voraussetzen und ich sehr konzentriert (möglicher Sachfehler wegen) arbeiten muss. Beim Schreiben der Romane habe ich mich nach den Sachbüchern gesehnt, da gab es "richtig" und "falsch", es gab Maßeinheiten und Tabellen usw., während meine Figuren von mir mit Leben und Handlungen gefüllt werden mussten, es waren viele Entscheidungen zu treffen.
    Letzten Endes ist es für mich eine Bereicherung, auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen.


    Maryanne

  • Hi,


    Linda
    (Die wahnsinnig gerne mit Kindern Riiieeeesenseifenblasen macht, aber die Rezeptur für die Suppe dafür nicht mehr hat. ;) )

    also endlich mal was wo ich mich richtig gut auskenne. Also, wer fragen zu Kindern, Bildungsdokumentation oder außergewöhnlichen Rezepten hat, die man nicht essen kann der ist bei mir genau richtig ;)!
    Ich habe sogar Bücher darüber gsschrieben =) .
    Soll ich dir das/die Rezepte per PN schicken?


    LG
    Nina

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    (sueddeutsche)

    Einmal editiert, zuletzt von Joni ()

  • Genau darauf hatte ich gehofft. :pfeif Aber lass dir ruhig Zeit, im Moment stehe ich noch in der Warteschlange für die Vergabe von Enkelkindern. Wollte nur die Gelegenheit nutzen.


    Jetzt gerade versuche ich, einem Igel Antibiotikum einzuflößen. Aber der weigert sich vehement und alles piekst.
    Wenn jemand einen Tipp hat ... :schaf



    Sorry, das war Off Topic. Bin jetzt wieder brav. :baby


    Liebe Grüße


    Linda

  • Ich bin so eine, die sowohl Sachbücher als auch Romane schreibt und veröffentlicht hat. Bei den Sachbüchern habe ich mich immer nach der Arbeit an den Romanen gesehnt, weil sie einfach lustvoller und freier zu schreiben sind und die Sachbücher verdammt viel Recherche voraussetzen und ich sehr konzentriert (möglicher Sachfehler wegen) arbeiten muss. Beim Schreiben der Romane habe ich mich nach den Sachbüchern gesehnt, da gab es "richtig" und "falsch", es gab Maßeinheiten und Tabellen usw., während meine Figuren von mir mit Leben und Handlungen gefüllt werden mussten, es waren viele Entscheidungen zu treffen.
    Letzten Endes ist es für mich eine Bereicherung, auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen.


    Maryanne


    Hallo Maryanne,


    schön dich kennen zu lernen. Dabin ich ja froh, eine "Leidensgenossin" getroffen zu haben. =) Wie du es beschreibst passt es ziemlich gut auf meine Situation. Recherche war bei meinen Sachbüchern jetzt nicht zu groß als Thema, da Pädagogik ja mein Steckenpferd ist. Hätte ich Sachücher über mathematische Gleichungen veröffentlicht wäre das :bonk .
    Sind die Verträge und Honorare bei Sachbüchern und Belletristik ähnlich oder genauso verschieden wie der Inhalt?


    LG
    Nina

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    (sueddeutsche)


  • Igel sind so unterschiedlliche Persönlichkeiten wie Menschen. Es ist lange her, seit wir Igel durch den Winter gebracht haben. Aus dieser Zeit weiß ich noch, dass es bei einem gereicht hgat, ihn zu streicheln - Bauch, auch über die Stacheln, die er dann schön angelegt hat - und er hat alles genommen. Ein anderer konnte nur mit Handschuhen angefasst werden. Einer ist nie aus seiner Kiste ausgebrochen sondern hat gewartet, bis man ihn rausgeholt hat, ein anderer brach aus allem aus. Selbst wenn man Bretter drübergelegt und mit Steinen beschwert hatte - er kam raus. Frag mich nicht wie.


    An deiner Stelle würde ich das Antibiotikum nicht direkt einflössen. In Katzenfutter tun und dem Igel vorsetzen. Er wird es nicht verschmähen, nur weil ein bisschen Antibiotikum drin ist.

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann