TA 14: Der Hals der Giraffe (Romanauszug)- Judith Schalansky

  • Verehrte Anwesende,


    wieder einmal unternehmen wir den Versuch, die Textanalyse zu reanimieren. Diesmal haben Dorit und Kristov die Initiative ergriffen und werden im weiteren TA moderieren.


    Grundlage der Textanalyse ist der kostenlos zur Verfügung stehende Romananfang.


    Die Fragestellungen:


    Was verspricht der Titel und das Layout/Welche Assoziationen/Wünsche/Vorstellungen weckt er?


    Mit welchen Mitteln schafft es der Autor, eine auf dem ersten Blick unsympatische Frontfigur, als Protagonistin zu erschaffen, der man/frau trotzdem folgt und folgen möchte? Eine Antiheldin, mit der sich niemand wirklich identifizieren möchte. Oder doch?


    Und wenn ja, welche Anteile sind es und was ist der Motor, der den Lesewillen vorantreibt?


    Ich wünschen allen eine spannende Lektüre und eine lebhafte Diskussion.


    Herzlichst


    Wolf P.

    "NOW is the happiest time of your life." Daevid Allen ( :gitarre )

  • Oh, das Buch habe ich gerade gelesen!


    - Der Titel erweckt für mich den Eindruck, als werde in dem Buch auf eine Frage geantwortet. Warum hat die Giraffe wirklich ...? Und ist die Halslänge nicht doch ein Versehen oder ein Anachronismus mittlerweile? Diese Fragen natürlich nicht evolutionstheoretisch, sondern mehr als Bilder für anderes: fürs (vielleicht vergebliche) Sich-Anstrengen, Sich-Anpassen im Kampf der Auslese ... Die Titel-Illu passt dazu. Man guckt der Giraffe bis auf die Knochen.


    - Die Protagonistin ist (und bleibt für mich) furchtbar. Aber ich will wissen, warum sie so geworden ist und auch, ob sie sich vielleicht noch verändert, weil nämlich eine Sehnsucht danach spürbar ist. Hinter der Härte (die sich auch im Namen spiegelt), der Bosheit und Verachtung ist für mich der Wunsch spürbar, daraus erlöst zu werden. Das kann ich verstehen, insofern: Minimale Identifikation, eher Mitleid.


    - Ein Detail: Ich finde, auf Seite 8 gibt es einen dicken Fehler, was die Romangegenwart betrifft. "Die Sonne knallte durch die Glasfront..." ist eigentlich Rückblick, denn die Erzählgegenwart des Romans ist der Herbst, Schuljahresanfang. Der Absatz wirkt aber wie Erzählgegenwart, hätte ab diesem Satz geringfügig anders eingestellt werden müssen. Ich hatte Mühe, mich wieder zurechtzufinden.


    Herzliche Grüße
    Christiane

  • Die erste :freutanz Meldung! Die TA lebt!
    Danke Christiane.
    Muß ich eigentlich als Untermod nur ein Auge haben, oder auch einen Mund...?
    Ich sag mal was:


    Obwohl Inge Lohmark so anders ist, ertappte ich mich während der Lektüre, mich durchaus mit einigen "grausigen" Ansichten oder dieser gewissen Härte von ihr zu identifizieren. Sie ist extrem und trotzdem gab es einen Teil in mir, der das gut fand...ich muss noch mal nachdenken, warum genau.


    Zitat

    Der Absatz wirkt aber wie Erzählgegenwart, hätte ab diesem Satz geringfügig anders eingestellt werden müssen. Ich hatte Mühe, mich wieder zurechtzufinden.


    ...Ging mir ganz genauso. Vielleicht beim Lektorat untergegangen, denn es ist definitiv die Vorferienzeit beschrieben. Danach "hoppt" es zum 1. September, doch ohne Bruch/Absatz.

  • Hallo, TA-Gruppe,


    ich habe auch Lust mitzumachen. :)


    Die Leseprobe fand ich fesselnd. Ich würde auf jeden Fall weiterlesen wollen.


    Wie schafft die Autorin es, mein Interesse an der unsympathischen Protagonistin zu wecken?
    Da sind zunächst mal gleich auf den ersten beiden Seiten zwei Stellen, die mich aufhorchen lassen. Sie zeigen mir, dass Inge Lohmark nicht meinen Erwartungen entspricht.


    S.7: "Niemand kann ganz für sich allein existieren."
    Aha, denke ich, jetzt kommt etwas über Geborgenheit im Rudel, Tierfreundschaften, menschliche Wärme ... Aber nichts da, Inge knallt sofort etwas Negatives in den Raum: Konkurrenz, Räuber, Beute.


    S.8: "In der Natur hat alles seinen Platz."
    Prima, denke ich, wenigstens etwas Tröstliches, jedes Lebewesen hat seine Bedeutung, auch wenn der Sinn des Lebens vielleicht nur darin besteht, ein winziger Baustein der Evolution zu sein.
    Aber nichts da, laut Inge Lohmark geht es einzig und allein ums Fressen und Gefressenwerden.


    Inges misanthropische Weltsicht macht sie für mich (bisher) eher interessant als unsympathisch. Ihr Zynismus erscheint mir als ein Schutz gegen Frust und Enttäuschungen. Darüber würde ich gern mehr erfahren.


    Weitere Gründe, weshalb ich die ersten Seiten gern gelesen habe:
    In Inges überspitzten Formulierungen steckt oft eine Prise Humor. Z.B. "Mit Schwimmbadaugen, fettiger Haut und schwitzendem Freiheitsdrang hingen sie auf den Stühlen ..." - kann ich mir gut vorstellen!
    Auch die Kennenlernspiele mit roten Fäden und die Biologie-Allergie fand ich witzig.


    Inge äußert ihre politisch unkorrekten Ansichten direkt und unverblümt, so wie man selbst sich nie trauen würde. Klar, es handelt sich hier um inneren Monolog, aber auch da könnte man ja beschönigen und sich selbst etwas vormachen.


    Ich gestehe jetzt mal, dass ich auch ein wenig mit Lehrer-Augen lese (allerdings Grundschule, nicht Gymnasium). Manche Details erkenne ich wieder, bei manchem gebe ich Inge sogar recht. Z.B. S.9: Aus Zeugniskonferenzen kenne ich KollegInnen, die wacklige Schüler auf Teufel-komm-raus versetzen wollen. Sie begründen das mit: "Ich nehme ihn mal mit, ich will ihm noch eine Chance geben." Dabei machen sie ein Gesicht, als rechneten sie jederzeit damit, dass ein Heiligenschein über ihrem Kopf auftaucht. :rolleyes
    (Manche Dinge verführen zum Sarkasmus, da kann ich Inge verstehen.) ;)
    Nach meinen Erfahrungen ist es für Schüler oft eine größere Chance, wenn sie ein Schuljahr wiederholen können. Der Stoff ist einfacher, da bekannt, es gibt wieder bessere Zensuren und das Selbstbewusstsein wächst.


    Insofern kann ich Inge Lohmark also verstehen. Allerdings will sie die Schwachen gleich darwinistisch ausmustern, und da ist natürlich Schluss mit lustig.
    Ich werde mir das Buch mal in der Stadtbücherei ausleihen und bin gespannt, wie lange ich es mit Inge aushalte.
    Jedenfalls danke für den Buchtipp, Dorit!


    Liebe Grüße,
    Broxi

  • Ja, Inge Lohmark ist extrem. Aber - So grausam das klingen mag - sie hat in einigen Dingen recht. Die Versager halten tatsächlich die Guten auf und ziehen sie runter. Und ja, auch das Notenschachern gibt es. Die wenigsten Kinder lernen für sich. Nur trauen es sich die wenigsten, dies so offen zu sagen. Weil es politisch nicht korrekt ist.


    Vielleicht wünschen wir uns ein wenig, auch so geradlinig und radikal zu sein. Denn so extrem zu sein, hat auch was Gutes. Klare Linien. Kein rechts, kein links. Einfach gerade ausgehen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Vielleicht kann man sich deshalb damit identifizieren, weil es Vieles vereinfacht.


    Aber wenn Inge Lohmark sich abschottet, um nicht ausgenutzt zu werden, dann klingt das nach Selbstschutz. Als habe sie das erst nach vielen Jahren schmerzhafter Erfahrungen lernen müssen. Denn gerade die Abfälligkeit, mit der sie das Vorgehen der Kollegin Schwanneke beschreibt, lässt ahnen, dass sie diese insgeheim darum beneidet.

  • Ich habe mir das Buch gekauft, weil es in der Presse hoch gelobt wurde. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das liegt u.a. an der Protagonistin.
    Inge Lohmark hat zu ihren Schülern ein ähnliches Verhältnis wie zu den Wirbeltiern und Wirbellosen, deren genetische Entwicklung sie im Biologieunerricht akribisch verfolgt. Lebewesen, ob Mensch oder Tier, sind Versuchsobjekte für sie. Empathie fehlt ihr. Alles was Schüler machen, ist ihrer Meinung nach Berechnung. Sie täuschen vor, sie berechnen, sie spielen Theater, sie bleiben für Inge Lohmark seelenlose dumpfe Produkte der Evolution. Natürlich kann man mit dieser Haltung als Lehrer niemals "einknicken", wie Safransky schreibt. Nachgiebigkeit ist Inge fremd, Zuneigung auch. "Schüler waren nichts als Blutsauger, die einem jede Lebensenergie raubten." Diese Haltung kann ich ebenso wie Broxi zum Teil nachempfinden (war auch Lehrerin). Schüler können einen zur Weißglut treiben. Aber dann ist es auch wieder gut und man verträgt sich. Inge L. verträgt sich nie. Sie weidet sich an der Vorstellung, dass die Schüler ihr ausgeliefert sind.
    Ich will aber nicht Inge L. beurteilen, sondern das Buch von Judith Safransky. Es ist ihr gelungen, diese Frau deutlich von anderen Personen abzuheben, ihr einen eigenen Charakter zu verleihen, der einen fesseln kann. Das allein reicht aber nicht, am Ball zu bleiben. Nach der Hälfte hätte ich das Buch lieber weggelegt. Es passiert auch weiter nichts. Das Geschehen spielt sich in der Gedankenwelt der Protagonistin ab. Doch als sie dan Interesse an einer eher nichtssagenden Schülerin zeigt, bahnt sich eine Wende an. Allmählich, und ohne dass Inge L. sich das eingesteht, fühlt sie sich zu dem Mädchen hingezogen. Sie erfindet Tricks, um der Schülerin zu begegnen. In dem Moment nimmt sie, selten genug, menschliche Züge an. Safransky gelingt auch die Darstellung dieser charakterlichen Wende.
    Technisch gekonnt, sprachlich ausgefeilt, Charaktere nachvollziehbar dargestellt - doch in der Summe hat das nicht gereicht, um mir das Buch sympathisch zu machen. Die DDR-Thematik ist mir inzwischen auch über, die wird von vielen Autoren zu Tode geritten. Passt zwar hier in den Kontext, aber erreicht zu wenig Allgemeingültigkeit, ist zu örtlich und zeitlich begrenzt. Das Buch hat mich nicht angerührt. Mein Hals wurde bei der Lektüre nicht lang genug, um die süßen Früchte hoch oben am Baum des Romans zu erreichen. Aber ich bin ja auch keine Giraffe.

  • Doch als sie dan Interesse an einer eher nichtssagenden Schülerin zeigt, bahnt sich eine Wende an. Allmählich, und ohne dass Inge L. sich das eingesteht, fühlt sie sich zu dem Mädchen hingezogen.


    @Cosmea, war dir diese Faszination für das Mädchen plausibel? Mir überhaupt nicht. Weder auf einer übertragenen Mutter-Tochter-Ebene noch auf irgendeiner Ebene von Macht-/Missbrauchswunsch.


    Inge äußert ihre politisch unkorrekten Ansichten direkt und unverblümt, so wie man selbst sich nie trauen würde. Klar, es handelt sich hier um inneren Monolog, aber auch da könnte man ja beschönigen und sich selbst etwas vormachen.

    Ist das nicht eher erlebte Rede?



    Viele Grüße
    Christiane

  • @Cosmea, war dir diese Faszination für das Mädchen plausibel? Mir überhaupt nicht. Weder auf einer übertragenen Mutter-Tochter-Ebene noch auf irgendeiner Ebene von Macht-/Missbrauchswunsch.


    plausibel im Sinne von " möglich", von "könnte so sein", die Autorin gibt sich ja große Mühe, diese Faszination plausibel werden zu lassen, und da die Prota eine gespaltene Persönlichkeit ist, traue ich ihr zu, dass dieses unauffällige Mädchen zu teils anzieht, teils abstößt. Das erinnert mich jetzt übrigens an "Nachdenken über Christa T" von Christa Wolf. Da gibt es auch zuerst eine Abneigung und dann die Faszination. Vielleicht hat sich J. Safransky diesen Roman zum Vorbild genommen.
    Eine Mutter-Tochter_Beziehung wäre auch möglich, denn mit der eigenen Tochter hat die Prota nicht viel zu tun, da gibt es keine Nähe.

  • Ist das nicht eher erlebte Rede?


    Ich denke, es ist erlebte Rede. Die Autorin lässt die Protagonistin nicht in der Ich-Form reden. Auch in den Reflektionen nicht.
    Beispiel: "Nein, diese Kinder hier kamen ihr wirklich nicht vor wie Diamanten auf der Krone der Evolution."
    Innerer Monolog wäre: "... kamen mir wirklich nicht vor wie..."

  • Die Autorin beschreibt die Situationen in der Klasse unheimlich gut, bringt eine Stimmung rüber, die einen frösteln lässt. Ich hatte beim Lesen sofort Mitleid mit der Protagonistin (mit den Schülern auch :D ), denn sie wirkt sehr einsam und verbittert. Die herablassende Art und die herabwürdigende Wortwahl, in der Schüler und Kollegen der Inge Lohmark beschrieben werden lässt ein sehr deutliches Bild von ihr entstehen.
    Was treibt den Lesewillen voran? Für mich ist es die Frage ob die Protagonistin bei ihrer strengen, kompromisslosen Haltung bleibt, oder ob doch noch ein Funken an Gefühl vorhanden ist.

  • Zitat

    doch in der Summe hat das nicht gereicht, um mir das Buch sympathisch zu machen.


    Sympathisch, stimmt, das ist nicht das passende Wort. Es ist kein sympathisches Buch.
    Also wäre die Frage noch anders formuliert: Müssen Bücher sympathisch sein, um Leser zu ziehen? Oder ist eine Faszination auch über Empörung oder über eine Antipathie des Lesers möglich?


    Zitat

    Die DDR-Thematik ist mir inzwischen auch über, die wird von vielen Autoren zu Tode geritten. Passt zwar hier in den Kontext, aber erreicht zu wenig Allgemeingültigkeit, ist zu örtlich und zeitlich begrenzt.


    Interessanter Nebenstrang, der auch mit den obigen Fragen zu tun hat, denn Inge Lohmark ist geprägt worden durch ein System, dass es zu dem Zeitpunkt, an dem das Buch beginnt, nicht mehr real existiert, aber trotzdem in ihr weiterlebt.
    Ist die DDR Problematik tot? Wenn ja für wen? Die DDR war örtlich und zeitlich begrenzt. Die Probleme, die im Buch angesprochen werden (schrumpfende Klassen, Schließung von Schulen, Abwanderung der Jugend) sind aktuelle Probleme, die aus dieser Zeit und der Zeit nach der Wende resultieren.

  • Die Probleme, die im Buch angesprochen werden (schrumpfende Klassen, Schließung von Schulen, Abwanderung der Jugend) sind aktuelle Probleme, die aus dieser Zeit und der Zeit nach der Wende resultieren.

    Die DDR ist keinewegs tot, sie ist, zumindest in Brandenburg, noch immer sehr lebendig. Es vergeht kein Tag, an dem nicht Stasi / Unrechtsstaat/ Aufarbeitung usw. in der Tageszeitung thematisiert werden. Die jüngere Generation, noch in der DDR geboren, dann aber zu Nachwendezeit aufgewachsen, arbeitet das Thema in Romanen auf. Da ich in Brandenburg lebe, bin ich dieser Thematik, vor allem wenn sie aus Ost-Sicht kommt, ziemlich überdrüssig. Das ist aber meine rein subjektive Meinung.
    Wenn sich die Probleme auf heute noch Aktuelles wie schrumpfende Klassen usw. (s.o.) beschränken, ist das für mich in Ordnung. Aber die Rückgriffe auf Pioniere, Jugendweihe, Thälmann will ich nicht mehr. West-Lesern ist das auch fremd, wie ich häufig bei Freunden aus meiner alten Heimat (bin ja Wessi) höre. Das interessiert sie nicht, und sie wissen auch nicht, wie präsent diese Probleme hier im Osten noch sind. Genau das treibt ja auch die Nachwendegeneration an, sich mit der DDR-Thematik zu befassen. Ich kann das verstehen, mag es aber nicht mehr lesen.

  • Zitat

    von Cosmea: Empathie fehlt ihr.

    Das sehe ich auch so! Sie ist kein Stück in der Lage, sich in die Gefühlswelt anderer hinein zu versetzen. Alles, was sie über andere sagt und denkt, zeugt für mich von armseliger Projektion: Sie glaubt, andere wären hinterhältige Biester, weil sie selbst so ist. Ich denke, diese Protagonistin ist deswegen interessant, weil es ein Kunststück ist, aus der Sicht eines solchen Menschen zu erzählen. Jemanden, der so radikal denkt und null feinfühlig ist, zur Prota zu machen, ist wirklich, wirklich schwierig, denn ein Autor muss empathisch sein: er muss mit seinen Charakteren mitfühlen können und sich in sie hineinversetzen können. Es ist immer schwierig, sich in schwierige Menschen hinein zu versetzen, und gehört, wenn es gelingt, anerkannt.


    Eins muss man sagen, diese Frau ist auch intelligent. Nicht alles, was sie denkt, ist blödsinnig, doch alles vermischt sich mit ihrer sozialdarwinistischen Weltsicht, sodass es zu weit geht. Wäre sie ein realer Mensch, würde ich das nicht sagen, aber da sie eine Romanfigur ist: Das hat Anleihen einer gewissen politischen Minderheit, die verboten gehört. Zwar tun die Schlimmeres, als zu denken und zu unterrichten, aber auch die denken ganz stark in den Schubladen "Starke Menschen/ Schwache Menschen". Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich hoffe, dass in seinem Laufe die empathische Seite in dieser Frau geweckt wird (wenn noch vorhanden).

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Zitat

    Zwar tun die Schlimmeres, als zu denken und zu unterrichten,


    Unterrichten ist auch eine Form von Gewalt, je nachdem wie unterrichtet wird, nur viel subtiler und nachhaltiger als draufhauen.


    Zitat

    Ich habe das Buch nicht gelesen, aber ich hoffe, dass in seinem Laufe die empathische Seite in dieser Frau geweckt wird (wenn noch vorhanden).

    Also würdest du das Buch nach diesem Auszug nicht mehr lesen wollen?

  • Doch, genau wegen dieser Frage würde ich es weiterlesen, da ich aus dem Klappentext weiß, dass sie zu einer Schülerin eine besondere Beziehung aufbauen wird. Die Frage "Wird sie ihr Denken und ihr Vehalten ändern oder ist Hopfen und Malz verloren?" reicht für mich aus, das ganze Buch zu lesen.

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • hm. was sollte ich von der autorin lernen können? der klappentext macht mich neugierig. hat sie den auch geschrieben? ;)


    nee, die lehrerin lohmark ist mir in der leseprobe dermaßen unsympathisch, dass ich ihr keine chance geben werde. dafür ist mein bücherstapel zu hoch. soll heißen, aus meiner sicht ist es keine gute idee, die prota, wie in der leseprobe geschehen, auf die leserInnen loszulassen: überheblich, gnadenlos, ohne funken mitgefühl, pädagogisch von vorgestern, opferhaltung. der gegenpol ihres charakters, der hoffentlich vorhanden ist, fehlt mir vollkommen. blöde nuss. bin fertig mit ihr :evil

  • Klar, es kann funktionieren. Ein guter Autor kann sicherlich einen Leser mit einem unsympathischen Protag bei der Stange halten, wenn er den Leser zwischen den Zeilen lesen lässt, dass sich im Laufe des Buches etwas an der Haltung des Protags ändern wird. Nur wenn er diese Hoffnung enttäuscht, wird der Leser sicherlich das Buch verärgert zur Seite legen.


    Ich könnte mir im Falle der Giraffe vorstellen, weiter zu lesen. Aber wenn ich auf die Anbahnung der Wende zu lange warten müsste oder wenn die Wende schlecht vorbereitet bzw. ungenügend motiviert durchgeführt wird, würde ich das Buch sicherlich aus der Hand legen, ohne es zu Ende zu lesen.


    Will heißen, ein Buch so zu schreiben, ist schwer - ohne die Erwartungshaltung des Lesers zu zerstören. Mit einem sympathischen Protag ist es sicherlich leichter, den Leser bei der Stange zu halten. Ich denke, damit erreicht man ein größeres Publikum und Fehler in der Dramaturgie werden sicherlich leichter verziehen.

  • Da ich das Buch schon kenne, hier kurz eine Info, die sicher nicht zu viel verrät. Es wird sich was ändern im Leben der Prota, und es wird aus einer unerwarteten Richtung kommen. Ermüdend fand ich beim Lesen weniger sie, sondern mehr die ständigen Exkurse in die Evolutionsgeschichte, zwar alle in erlebter Rede, was es ja etwas lebendiger macht, aber immer in so einem Stakkatostil. Naja, es zeigt das Versteinerte dieser Frau.

  • Ermüdend fand ich beim Lesen weniger sie, sondern mehr die ständigen Exkurse in die Evolutionsgeschichte, zwar alle in erlebter Rede, was es ja etwas lebendiger macht, aber immer in so einem Stakkatostil


    Du bringst es auf den Punkt. Daher hatte ich ungefähr bis zur Hälfte des Buches große Probleme und habe einiges überlesen. Später nimmt die Verasserin mehr Rücksicht auf den Leser, die Personen beginnen zu leben und das Interesse an ihnen nimmt zu. Immerhin habe ich bis zum Ende durchgehalten, so schlecht kann der Roman eben doch nicht sein.
    Vielleicht sollte man die Protagonistin nicht zum alleinigen Kriterium machen, sondern die Autorin dafür loben, dass sie eine diskussionswürdige Person geschaffen hat.