Ihr Lieben,
Adjektive sind schwierig, finde ich.
Ich habe nichts gegen Adjektive. Ehrlich. Einige meiner besten Freunde sind Adjektive. Es ist wie mit ... na ja: Mit ihnen kannste nich' und ohne sie ooch nich'!
Aber manchmal könnt'ste se eben anne Wand klatschen! So wie heute Morgen, als ich mich durch die Zeitungen im Netz klickte. Auf einmal stand sie wieder da, groß und hässlich: die "humanitäre Katastrophe".
Dabei dürfte jeder Sprachratgeber inzwischen x-mal durchgenudelt haben, dass die Katastrophe alles andere ist, aber bestimmt nicht humanitär. Ich will auch gar nicht wissen, wie viel Herzblut Sick & Co. schon zu diesem Thema verspritzt haben, und das etwa so erfolgreich, wie der Ritter von der traurigen Gestalt gegen die imaginären Riesen kämpfte.
Denn dieser Quatsch begegnet einem ja inzwischen immer und überall, und ich strecke auch längst die Waffen. Ein Adjektiv beantwortet die Frage: "Wie ist das Substantiv?", das Adverb: "Wie ist das Verb?" Linguisten versuchten mir zu erklären, das sei eine viel zu einfache Definition aus Grundschulzeiten. "Einfach" mag sein. Aber trotzdem korrekt.
Dass es also kein "Schwules Museum" geben kann (wie in Berlin-Tempelhof), ist noch klar, weil nicht das Museum schwul ist, sondern weil es Ausstellungen über Schwule zeigt. Egal, sagt man noch - das ist nur ein Witz aus der Szene, die ja auch einigen Humor hat.
Nun steht aber ein paar Kilometer weiter in Berlin-Mitte eines der renommiertesten deuschen Museen mit dem scheußlichen Titel: "Deutsches Historisches Museum". Ist das Museum "deutsch und historisch"? Nö. Es ist ein Museum für deutsche Historie (Geschichte). Die Bonner wussten es noch besser: Da steht das "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland".
"Aber mit Adjektiv ist es so schön kurz und prägnant!" Ja. Das ärgert mich ja so. Denn das ist der Grund, warum ich die Waffen strecke: Im aktuellen BT-Fred schreibe ich zuerst vom "Gen für blonde Haare", dann aber vom "blonden Gen". Dabei ist das Gen natürlich nicht blond. Ein Kompromiss nicht politisch. Ein Ausgleich nicht finanziell. Ein "Niedergang" nicht kulturell.
Was tun? Himmelherrgottsapperlotkrüzitürken! Es ist eben so schön kurz und prägnant.
Auf der anderen Seite sind da Wörter wie "Großdemonstration (in Stuttgart)", "Großfeuer (auf der Wolga)", "Schnellzug", "Kleinwagen" oder "Starkstrom". Diese Komposita können sich ruhig ungerecht von mir behandelt fühlen; ich nenne sie faschistoid. Sie erinnern mich immer an den "Großkampftag".
Warum in solchen Fällen kein Adjektiv? "Große Demonstration in Stuttgart" etwa? Weil das für eine "Großdemonstration" nicht reicht?
Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich Adjektive sehr schwierig finde.
Herzliche Grüße,
Hugo