Auf-, ein- und umgestellt.

  • Hallo


    Wieder einmal habe ich eine Frage, die ich primär mir, sekundär aber allen widmen möchte. Mit meiner letzten Frage stellte ich fest, dass diese auch anderweitig bereits aufgetauchte war, so dass ich alle mit meinem eigenen Lernfortschritt bereichern möchte.
    Ich nehme mir heraus, dazu einen neuen Thread zu erstellen, damit die Frage nicht im Glauben an eine Fortsetzung der letzten Frage missverstanden wird.


    Folgende Zeilen sind ein Ausschnitt aus einer Ich-Erzählung - bitte nicht auf den Kontext eingehen, der erschließt sich nur durch den vorausgehenden Absatz:


    „Und noch bevor ich selbst die Packer nach ihrer Lieferung fragen konnte, stand unser Nachbar in der Haustüre und bewunderte - fast schon als Nachzügler - unsere neueste Anschaffung. Der Fernseher wurde auf- und das Programm eingestellt; Thema aber war meine Wenigkeit.“


    Mir geht es hierbei um das auf- und eingestellt. Ich kann einem Subjekt mit dem Bezug auf das Stammverb mehrere Partizipien anhängen. Zum Beispiel: Ich habe den Fernseher auf- und eingestellt.
    Aber kann ich einen Satz auch so konstruieren, dass ich zwei Nomen jeweils ein eigenes Partizip anhänge, dabei aber dasselbe Stammverb verwende? Genau genommen handelt es sich um eine Satzreihe, die ich durch eine Konjunktion verbinde. Also eigentlich müsste es falsch sein. Ich überlege schon, ob es vielleicht genügt, wenn ich die Satzreihe nach der Präposition „auf-“ durch ein Komma abtrenne; und doch habe ich das Gefühl, dass dann das Partizip mehr auseinandergerissen als zusammengefügt wird.
    Eine Alternative wäre noch, zu schreiben: Der Fernseher wurde aufgestellt und die Programme wurden eingestellt. Aber mal ehrlich, wie hört sich das an?
    Die Sätze einfach umstellen? Nein, damit löst sich das Problem für andere Situationen nicht. Ich bliebe weiterhin ein genormter Buchstabenwirbel und würde auch nach vielzähligen Jahren der Forenmitgliedschaft noch immer keine Ehre über diese Gemeinschaft schütten.


    Ich bin dankbar für jeden Versuch einer Lösung - auch außerhalb der „korrekten“ Grammatik.


    Andy

  • Zitat

    Original von Andreas Dietz



    Ich habe den Fernseher auf- und eingestellt.




    Also: Meiner bescheidenen Meinung nach, geht diese Version gar nicht, denn Du kombinierst zwei Dinge, die faktisch (sinngemäß) nix miteinander zu tun haben.


    Der Trennungsstrich sollte nur dann eingesetzt werden, wenn er sinnvoll ist. Und das ist er hier nicht.


    Noch etwas, was mir persönlich bei Deinen Textfragen aufgefallen ist:


    Es ist immer schön und gut, wenn man sich Gedanken über die grammatikalische Korrektheit seiner Texte macht. Wenn man aber anfängt, nur noch darüber nachzudenken... dann läuft etwas verkehrt. Gehe mehr auf Deine Intuition. Korrigieren...kannst hinterher, aber dass was Du hier präsentierst ist äußerst krampfhaft konstruiert und lässt mich an einigen Dingen bei Dir mehr als zweifeln.


    Aber: Ich kann mich natürlich auch irren...deshalb der obligatorische: jm2c


    lg
    scribbler

    Einmal editiert, zuletzt von scribbler ()

  • Hallo Scribbler


    Danke für deine Antwort. Das ist schon ein Anfang.


    Das mit dem Nachdenken über Sinn, Ordnung und Vermutung mag ein persönliches Interesse sein. Und da ich immer wieder feststelle, dass eine Sache nie richtig oder präzise genug sein kann, habe ich ein Hobby gefunden (das ich zuweilen sehr durcheinanderbringe - aber das wird schon noch).
    Mit meiner Neigung trete ich niemandem zu nahe - wie gesagt, sie ist persönlich. Intuition mag gut sein und in vielen Fällen vielleicht sogar die richtige Antwort. Aber wer wirklich eine richtige Antwort möchte, muss darüber nachdenken - oder nachfragen. Und wer sich mit meinen Fragen nicht auseinandersetzen möchte - oder nicht selbst mal vor einem solchen Problem stand, oder vermutet, nicht damit konfrontiert zu werden (weil zum Beispiel akribische Satzkonstruktion Aufgabe eines Lektorates sein sollen), der muss sich ja auch nicht mit meinen Konstruktionen auseinandersetzen.


    Eine krampfhafte Konstruktion klingt ein wenig nach stundenlanger Bemühung mit einem verhältnismäßig lächerlichen Ergebnis. Meine „krampfhafte Konstruktion“ ist nun leider meine einfachste Form der Niederschrift. Schon deswegen genügt es, wenn ich mir in der Erstschrift große Gedanken über das Detail mache, um mich dann später um mein lächerliches Ergebnis kümmern zu können.


    Andy


    P.S. Ich habe kein Gefühl für die richtige Platzierung von Emoticons, so dass ich sie vorsichtshalber erst gar nicht setze.

  • Hallo Andreas,


    Ich vermeide solche Sätze, weil sie gezwungen klingen.
    Ein Witz der sich aufdrängt, weil es die Sprache hergibt.


    So als würde jemand schreiben: "Der Himmel war blau und die Männer im Biergarten waren es auch.".


    (Man könnte natürlich einen Text absichtlich so aufbauen - um das Prinzip zu entlarven. )


    Kurz: Ich würde es nicht machen.


    Grüße
    Topi

    Es ist idiotisch, sieben oder acht Monate an einem Roman zu schreiben,
    wenn man in jedem Buchladen für zwei Dollar einen kaufen kann.


    Mark Twain

  • Hallo Andreas!


    Mir gefällt der ganze Absatz nicht, ich würde den ersten Satz entrümpeln, den zweiten um ein Wort erweitern.


    Zitat

    Und noch bevor ich selbst die Packer nach ihrer Lieferung fragen konnte, stand unser Nachbar in der Haustüre und bewunderte - fast schon als Nachzügler - unsere neueste Anschaffung. Der Fernseher wurde auf- und das Programm eingestellt; Thema aber war meine Wenigkeit.“


    Vorschlag: Noch bevor ich die Packer nach ....
    Der Fernseher wurde auf- und danach das Programm eingestellt; Thema aber ...


    Manuela :)

  • Hallo Topi


    Ein lustiges und interessantes Beispiel zugleich. Damit stuppst du mich mitten in meine Wirren und seinen Möglichkeiten.

  • Hallo Manuela


    Ja, der Satzanfang klingt modifiziert einfach besser. Aber wie ich sehe, würdest du mein Auf- und-Einstell-Problem durchaus durchgehen lassen. Deine Erweiterung mit "danach" ist für die Konstruktion letztendlich nicht unbedingt relevant.


  • Ich würde das zweimalige "gestellt" (auch wenn es einmal durch den Strich unterdrückt wird, es wirkt doch unbewusst mit) grundsätzlich vermeiden. Meine Lösung wäre:


    Der Fernseher wurde aufgestellt und das Programm gewählt …


    Gruß


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Auf- und eingestellt geht im Prinzip, auch wenn es wie ein müder Scherz klingt. Das Problem sehe ich aber woanders: Das Passiv klingt unnatürlich und distanziert. Schreibs aktiv oder lass es weg.

    “Life presents us with enough fucked up opportunities to be evaluated, graded, and all the rest. Don’t do that in your hobby. Don’t attach your self worth to that shit. Michael Seguin

    Einmal editiert, zuletzt von Marvin ()

  • Zitat

    Original von Andreas Dietz
    Aber wer wirklich eine richtige Antwort möchte, muss darüber nachdenken - oder nachfragen.


    Das steht vollkommen außer Frage...
    aber bei Deinen Sätzen habe ich das Gefühl... Du tust nix anderes... deshalb der Vorschlag mit der Intuition...einfach mal fließen lassen.... und hinterher drüber nachdenken


    lg
    scribbler

  • Hallo Horst-Dieter


    Diese Möglichkeit steht natürlich als einfachste Version zur Verfügung. Aber dann wäre das Objekt der Diskussion eliminiert.


    Hallo Marvin


    Der Fernseher wurde auf- und das Programm eingestellt; Thema aber war meine Wenigkeit.


    Hier ist das Fernsehgerät (Fernseher bereits nachgebessert - Umgangssprache) das eigentliche Subjekt. Die Packer spielen keine Rolle mehr, das Fernsehgerät rückt in das Blickfeld. Nun kann das Fernsehgerät sich weder eigenständig aufstellen, noch möchte ich eine handelnde Person in den Vordergrund schieben. Sparsam und gezielt eingesetzt ist das Passiv eine akzeptable Syntax.


    Und noch ein Hallo an Scribbler


    Danke für deine Fürsorge. Doch ich hänge nicht nur an Satzkonstruktionen, auch wenn ich einen intensiven Hang/Drang dazu verspüre. Wiederum glaube ich, dass es für manch Schriftsteller/Autor eine Bereicherung wäre, wenn er (sie) sich intensiver mit den Möglichkeiten seiner Wortwahl auseinandersetzte.

  • Zitat

    Original von Andreas Dietz


    Eine Alternative wäre noch, zu schreiben: Der Fernseher wurde aufgestellt und die Programme wurden eingestellt. Aber mal ehrlich, wie hört sich das an?


    einfach so:


    Der Fernseher wurde aufgestellt und die Programme eingestellt.


    liest sich aber holprig -> gestellt - gestellt.


    ersetzen durch: angewählt, ausgewählt, sender programmiert, ...


    stillistisch würde es mir besser gefallen, wenn du schreiben würdest, wer das macht. also statt passiv, das aktib wählen:


    Er/Sie stellte den Fernseher auf (den Tisch/Stuhl/Boden/...) und programmierte die Sender.

  • Zitat

    „Und noch bevor ich selbst die Packer nach ihrer Lieferung fragen konnte, stand unser Nachbar in der Haustüre und bewunderte - fast schon als Nachzügler - unsere neueste Anschaffung. Der Fernseher wurde auf- und das Programm eingestellt; Thema aber war meine Wenigkeit.“


    Ich würds knapper schreiben. Wobei da eben der Sinn dann wichtig wäre. Ist der Fernseher denn die Anschaffung? Falls der Nachbar irgendwas anschaut, dann so:


    Noch bevor ich die Packer nach der Lieferung fragen konnte, stand unser Nachbar in der Tür und bewunderte unsere neueste Anschaffung. Wir stellten den Fernseher auf und schalteten ihn ein, Thema war aber meine Wenigkeit.


    Und falls der Fernseher die Anschaffung ist, dann geht sogar:


    Noch bevor ich die Packer nach der Lieferung fragen konnte, stand unser Nachbar in der Tür und bewunderte unsere neueste Anschaffung: Den Fernseher. Wir stellten ihn auf auf und schalteten ihn ein, Thema war aber meine Wenigkeit.


    Wie du siehst, hab ich das Programm weggelassen ... kein Mensch würde annehmen, sie schalten das Ding an und gucken Bildrauschen. ;)


    Joa. Deine Formulierung klingt für mich aber trotzdem richtig, allerdings bin ich kein Fan von solchen Wortwitzen.


    Bis bald!


    Frank

  • Zitat

    Original von siempre
    einfach so:


    Der Fernseher wurde aufgestellt und die Programme eingestellt.


    nee, geht ja gar nicht. singular und plural vermischt.
    können es auch zwei fernseher sein? ;)

  • Zitat

    Original von Petra



    Bloß, dass es in diesem Fall kein Trennungs-, sondern ein Ergänzungsstrich ist.


    *lach*
    stimmt


    ändert aber nix an der grundsätzlich falschen Verwendung..


    lg
    scribbler

  • Also, für mich wäre eine solche Auslassung kein absolutes No-Go - wenn es in den Kontext passt - zumal es grammatisch richtig sein sollte. Natürlich könnte man andere Wörter für das Aufstellen des Fernsehers und das Einstellen der Sender (oder des Senders, falls es darauf ankommt) finden. Ich verstehe es so, dass diese Handlungen eher nebensächlich sind, weshalb sie - für mein Dafürhalten - auch in einem Nebensatz und einer (ansonsten eher unschönen) Passivkonstruktion "abgehandelt" werden könnten.

  • Zitat

    Original von scribbler
    ändert aber nix an der grundsätzlich falschen Verwendung..


    Dann muss ich gleich nochmal die verschiedenen Beiträge nachlesen, ob das wo zur Sprache gekommen ist; ich hätte jetzt gesagt, es wäre richtig.

  • Zitat

    Original von Petra


    Dann muss ich gleich nochmal die verschiedenen Beiträge nachlesen, ob das wo zur Sprache gekommen ist; ich hätte jetzt gesagt, es wäre richtig.


    etwas weiter oben...


    Man kann den Ergänzungsstrich nur verwenden, wenn in mehreren Wörtern ein gleicher Bestandteil ausgelassen wurde.
    Jetzt kann man ja sagen, dass dies bei Auf- und eingestellt durchaus der Fall ist. Aber auch die Verwendung der Bestandteile muss gleich sein.


    Dieser Sinn ist hier aber nicht mehr gegeben... Er hat einen Gegenstand aufgestellt, musste aber zur weiteren Verwendung noch etwas "einstellen". Auch wenn das Verb "stellen" hier vom Wortlaut gleich ist. Im Sinn unterscheidet es sich und deshalb ist der Ergänzungsstrich nicht angebracht und falsch.


    lg
    scribbler