ASIN/ISBN: 3499253127 |
Ich muss hier jetzt auch mal ein Buch vorstellen und zwar vor allem, weil ich mich so geärgert habe.
Ich hatte viel über das Buch gehört - zumeist positives - "ein philosophischer Thriller", "gut recherchiert", "viel Hirnforschung"... Das mag auch alles sein, es täuscht leider nicht darüber hinweg, dass das Buch in seiner Hauptsubstanz nichts weiter ist als ein Thriller. Und zwar ein schlechter.
1992 erschienen spielt diese schmalspurphilosophische Verbrecherjagd in der damals nahen Zukunft von 2013. Die technischen Extrapolationen wirken heute zumeist lächerlich, vielleicht gerade, weil sie so dumm nicht waren. Sie liegen zumeist haarscharf neben der Wirklichkeit in 2010. "Piktofone" sind eine Art Bildtelefonhandy, RA ist der hier gebrauchte Begriff für das, was man heute wohl "Cyberspace" nennen würde.
Vor diesem Hintergrund erzählt das Buch in einer oft schwammigen personalen Erzählperspektive die Jagd einer Polizistin auf einen Serienmörder, der der Reihe nach Männer umbringt, die sich in einem neurobiologischen Wissenschaftsprogramm als potentielle Mörder herausgestellt haben. Die Öffentlichkeit will den Killer tot sehen, die (natürlich) aufrechte Polizistin will ein Gerichtsverfahren. So weit, so vorhersehbar. Am gelungnsten sind wohl noch die Passagen, in denn der Mörder in der Ich-Perspektive seine Sicht der Dinge verbreitet. Hier hört man zumindest einer interessanten Erzählstimme zu, die in ihrer antisozialen Grundhaltung ("die Regeln der einfachen Leute sind für mich nicht gültig") bisweilen an die BTs von TWJ erinnert, sie aber bei weitem nicht erreichen kann (ganz echt).
So können die ganzen Lockvögel, die dieses Buch für Bildungsbürger interessant machen könnten (Hirnforschung, Philosophie) nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier im Wesentlichen um einen schlecht geschriebenen Thriller handelt.
Keine Ahnung, warum der sogar den deutschen Krimipreis gekriegt hat.