Der Erfolg von Helene Hegemann

  • Zitat

    Original von Manuela K.
    Ich kenne sie nicht persönlich, schon gar nicht bin ich mit ihr intim,


    Das das »intim« sich auf die Textarbeit bezog hast du bestimmt verstanden, nicht wahr :)


    Zitat


    …Wie auch immer, ich glaube, dass die junge Dame über enormes Talent verfügt. Man betrachte nur ihre künstlerische Vita: Siehe
    Bereits mit vierzehn schrieb sie ein Drehbuch zu einem preisgekrönten Film, mit fünfzehn ein Theaterstück, das als Hörspiel für das Radio adaptiert wurde. Jetzt den Axolotl Roadkill, in dessen Sog sich auch das "Original" auf Platz 38 des Amazon Rankings vorarbeitete. Ohne sie verteidigen zu wollen, das Kind ist nicht mal achtzehn Jahre alt. Da macht man schon so manchen Blödsinn ohne viel drüber nachzudenken. Allerdings sollte erwartet werden dürfen, dass sie in Zukunft mehr aus ihrem eigenen künstlerischen Fundus schöpft, als ihre Finger in fremde Töpfe zu stecken.


    Manuela :)


    Gut! So was in der Art wollte ich hören (oder das Gegenteil) - ich habe durchaus »ergebnisoffen« (um mal mit einer Politikervokabel anzugeben) gefragt.


    Danke für die ausführliche Antwort


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo ihr Lieben,


    auch die Gefahr hin erbsenzählerisch zu wirken, aber Preisträger des Max Ophüls Preises war 2009 Thomas Wochitz für Universalove.
    Das scheint irgendwie unterzugehen. 8o


    Torpedo gewann den 2008 BMW-Group-Förderpreis, den MOFilfestival Preis für mittellange Filme (der passende Artikel bei BMW war nicht auffindbar). http://mobil.sr-online.de/ophuels09/2643/856116.html


    Dabei ist mir noch aufgefallen, dass sie einen Regieassistenten, Mirko Borscht, hatte, (der in allen offiziellen Casts des Films nicht genannt wird), und der in dem Zeitartikel vor der Veröffentlichung gesagt hat, dass sie arrivierte Schauspieler anpampen konnte, weil sie unter Welpenschutz gestanden hätte (http://www.zeit.de/2010/05/Helene-Hegemann, für ein Projekt von Mirko Borscht http://www.myspace.com/opferpopp).


    Borscht hat sich geirrt, der Welpenschutz hat nicht mal einen Monat gehalten. Ob das Mädel begabt ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen,
    ich hätte nur gern einen Text von ihr dafür zur Verfügung gehabt. Nun werde ich mich bei jedem weiteren Projekt nicht nur darauf achten, was sie collagiert, wer es gefördert hat und in welcher Beziehung er zu ihren Förderern steht, sondern vor allem darauf, was sie als eigenes ausgibt, ohne das es von ihr ist.


    Nicht sie als Person, sondern als Autorin hat sie in einem Alter ihre Glaubwürdigkeit verloren, in dem andere die gerade erst aufbauen. Das kann man ihr nicht allein zurechnen, sicher nicht, das fängt bei den Schulschwänzereien an, die Folgen hätten haben müssen und hört bei den Zeitleuten und wahrscheinlich sogar gerade mir auf. Aber es ist auch nicht aus der Welt zu schaffen, jetzt nicht mehr.Weil das Netz nur schwer vergisst.


    Ja, sie hatte viele Vorteile für den Erfolg in Literarischen Zirkeln, auch Beziehungen, die andere nicht hatten oder haben, sie hat sie genutzt und das mit aller jugendlichen Skrupellosigkeit (denn spätestens als sie den Zeitartikel las, hätte sie darauf hinweisen können, dass dieser Brief an die Mutter, der dort zitiert ist, ein Stück Intertextualität darstellt, den das so verachtete angepasste Feuilleton nur nicht erkannt hat. Was hätte besser zu dem Image des Unangepasste gepasst?)


    Und die gleichen Vorteile, Eitelkeiten in ihrem Umfeld, die ihre eigenen nicht zu kontrollieren in der Lage oder bereit waren, prasseln jetzt auf den Menschen hinter dem aufgebauten Image ein, gleichgültig, wie er wirklich ist. oder welche Begabung er hat.


    Überall sonst schütteln die gleichen Leute die Köpfe über überehrgeizige Eltern oder schwache, die ihre Kinder nicht vor dem jeweiligen Moloch (seien Casting Show, Eislaufen, Schwimmen oder Doktortitel mit 15) bewahrenkönnen. Aber wenn sie selbst über so einen Märchenesel stolpern, der freiwillig jede Menge Wünsche erfüllen kann (Geld, Ansehen, Aufmerksamkeit, Hype, die Gewinne bei der Zerstörung desselben), dann greifen sie munter zu und verdrängen die Konsequenzen auch und vor allem für einen Menschen, der gerade an der Grenze zur Volljährigkeit steht.


    Einen Film von der Tochter Carl Hegemanns würde kaum eine von den kleinen Produktionsfirmen ablehnen, weil es sich bei Förderungsanträgen gut macht, (oder selbst da Förderungen ermöglicht, wo die eigentlich gar nicht vorgesehen sind) und wer in Berlin wäre beim Namen Hegemann nicht stutzig geworden?


    Und dass der Namen wohl gezogen hat, findet sich in einem anderen, ansonsten sehr wohlwollenden Artikel vom 22.01.2010, in dem die seltsame Begründung der Stiftung zu einem Projekt, das sie gar nicht hätte fördern dürfen, aufgezeigt wird. Auf den eigenen Seiten der Stiftung findet sich bei normaler Suche nichts dazu. Der Jahresbericht 2008 lkiegt wohl auch noch nicht vor.


    http://dasmagazin.ch/index.php/die-stimme-der-gegenwart/


    (Da wird übrigens auch der Songtext zitiert, der im Zeitartikel schon vor der Veröffentlichung genannt wurde) und zwar in den Kommentaren mit einem Link zu eben diesem Songtext und das 6 Tage vor dem oben zitierten Zeitartikel )


    Das Ganze verwirrt mich zunehmend. Und es lässt die Texte und Filme (die mit dieser Autorin markiert sind) immer uninteressanter werden, je mehr der Eindruck entsteht, es ginge vorwiegend darum, die richtigen Bälle an die richtigen Stellen zu platzieren.


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Faszinierend, wie hier sorgfältig und mit viel Hintergrundwissen/Szenewissen erörtert wird, ob dieses Mädchen trotz allem was kann und was geleistet hat. Und einflussreiche Eltern hatte sie also auch, wenn ich das richtig verstanden habe?


    Hat das Mädchen soviel Sorgfalt bei der Einschätzung ihrer Fähigkeiten denn wirklich verdient, wenn man bedenkt, wie offensichtlich es ist, dass sie abgeschrieben hat, und zwar nicht nur ein wenig? -- In der Schule gäbs für sowas ne Sechs, kein Wohlwollen, keine Diskussionen, und vielleicht ein wenig Nachsitzen. Aber die Schule hat sie wohl geschwänzt?


    Verstärkt man nicht noch den Medienhype, und bläst die Seifenblase weiter auf, wenn man so viel über diesen Fall diskutiert?


    Traurig für die, die ganz konservativ versuchen, selbst zu schreiben ...

  • Hallo Lyrx,


    wenn du so direkt fragst. Ja. Selbst marketingtechnisch wäre es effektiver gewesen, sie langsam und geduldig aufzubauen, weil man dann sechzig, siebzig Jahre verdienen kann, nicht nur zwei oder drei.


    Ansonsten, bin ich nun nur naiv, wenn ich glaube, dass sie eine Schutzbefohlene war, was diejenigen angeht, die sie vertreten haben, und niemand offensichtlich die damit verbunden Verpflichtungen, zu denen auch Maßregelung in Fällen von Fehlverhalten gehören, wahrgenommen zu haben scheint?


    Liebe Grüße
    Judith


    Die glaubt, dass es in solche Fällen, sechs, setzen, wegen Abbschreiben, aber klasse Schreibe, was die eigenen Stellen angeht. heißen sollte

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Hab ich gelesen und musst an mich halten, um mir nicht in den A... zu beißen. X(


    Wie würde denn dieser Literaturwissenschaftler reagieren, wenn ich jetzt seine ach so tiefsinnigen Absätze nähme, sie als meine ausgebe und damit richtig Schotter verdiene??? Man kann ja so schön daherschwafeln, wenn einen die Sache persönlich nix angeht!


    Interessanter als der verkrampfte Versuch, den Textdiebstahl zur hohen Kunst zu interpretieren, finde ich die Kommentare der Leser zu den Ergüssen von Herrn Graf. =) Irgendwie scheint es doch so etwas wie ein gesundes Menschenempfinden zu geben.


    Bin langsam angekotzt
    Achim

  • Cordula


    Danke für diesen Link. Hat gut getan. ;)


    Achim


    Ich glaube nicht, dass Hegemanns Erfolg auf jenen Textstellen basiert, die sie von Airen (ungefragt) übernommen hat. Ich hab mir alle im Netz zitierten Passagen angesehen, es sind insgesamt knapp 7 Normseiten. Davon stammen ungefähr die Hälfte aus Airens Blog und nicht aus seinem bis zum Plagiatsvorwurf äußerst erfolglosen Roman "Strobo."
    Hegemanns äußerst erfolgreicher Roman umfasst 208 Seiten. Bei einem derart geringen literarischen Anteil (rund 3 Prozent) vom Diebstahl eines ganzen Werks zu sprechen, wie es netzauf, netzab, derzeit geschieht, empfinde ich als übertrieben, fast schon als abstoßend.
    Ich denke, kein vernünftiger Mensch interpretiert literarischen Diebstahl als hohe Kunst, und Hegemann sollte sich für ihr unreifes Verhalten schämen, keine Frage, aber man sollte bei aller Aufregung die Kuh im Dorf lassen und dem Mädchen die Chance geben, es beim nächsten Mal besser zu machen.


    meint Manuela 8-),
    die grundsätzlich nie mit den Wölfen heult.

  • Zitat

    Original von Manuela K.
    … aber man sollte bei aller Aufregung die Kuh im Dorf lassen und dem Mädchen die Chance geben, es beim nächsten Mal besser zu machen.


    meint Manuela 8-),
    die grundsätzlich nie mit den Wölfen heult.


    Das Problem ist, dass nicht nur diejenigen, die jetzt über Hegemann schimpfen, ihr die Chance für ein nächstes besseres Mal erschweren, sondern vor allem diejenigen, die sie vorher hochgelobt haben und jetzt mit allen möglichen Winkelzügen vom Plagiat reinwaschen wollen.


    Horst-Dieter (womit H.D. Feulliton und Literaturwissenschaftler meint und nicht Manuela)

    BLOG: Welt der Fabeln


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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Das Problem ist, dass nicht nur diejenigen, die jetzt über Hegemann schimpfen, ihr die Chance für ein nächstes besseres Mal erschweren, sondern vor allem diejenigen, die sie vorher hochgelobt haben und jetzt mit allen möglichen Winkelzügen vom Plagiat reinwaschen wollen.


    Horst-Dieter (womit H.D. Feulliton und Literaturwissenschaftler meint und nicht Manuela)


    ... das ist auch das, was mich daran ärgert. Vielleicht ist der Begriff 'Diebstahl' hier zu hart, ich gebe zu, ich hab das selbst nicht verglichen. Ich kenn hier im Forum aber auch Aussagen, dass es mehr als ein paar Zitate sein sollen.
    Ich weiß ja nicht, ob wir zu früheren Zeiten zurückwollen, wo jeder fröhlich vom anderen abgeschrieben hat, ohne das der es merkte oder wo es keinen Urheberschutz gab. Meine Grundmeinung ist, dass ein Autor eigentlich die Kontrolle über sein Werk behalten sollen dürfte. Und ich interpretiere das Herumgeeiere in der derzeitigen Presse so, dass man diesen Urheberschutz (zumindest argumentativ) aufweicht, um sich zu rechtfertigen, weil man dieses Mädchen hochgejubelt hat, also aus purem Eigennutz. DAS ärgert mich.


    Liebe Grüße
    Achim

  • Mich würde ja mal interessieren, ob es sich unabhängig ob Plagiat oder nicht, um ein gutes Buch handelt. Dazu müsste ich es aber lesen, wozu ich keine Lust habe. Haben denn die anderen Diskutierenden in diesem Thread das Buch gelesen?

  • Hallo Cordula,


    danke für den Link. Aber von welchem Literaturwissenschaftler ist der Artikel.


    Blinde Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



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  • Zitat

    Original von Judith
    Hallo Cordula,


    danke für den Link. Aber von welchem Literaturwissenschaftler ist der Artikel.


    Blinde Grüße
    Judith


    Ganz nach unten scrollen auf der dritten Seite:


    Zitat

    Jürgen Graf ist Literaturwissenschaftler an der Universität Konstanz. Experimentelle Erzählstrukturen und Montageästhetik sind Schwerpunkte seines Forschens

  • Ich habe dieses Thema lange ignoriert, einfach weil Görenliteratur nicht zu meinen Lieblingsgenres gehört.


    Und über die Frage des Plagiats erstmal eine Meinung bilden wollte.


    In dem Zeit-Artikel werden Montagetexte angesprochen, also solche, die Versatzstücke aus der Literatur verwenden und diese neu kombinieren.


    Ich denke, da gibt es einen wesentlichen Unterschied: Wenn man etwas nimmt, was jeder kennt, z.B. den Anfang von Kafkas "Verwandlung", dann ist das ein Zitat, eine Remineszenz und völlig okay, weil jeder weiß, wo es herkommt und es einordnen kann.


    Noch besser: man thematisiert die Montage, wie es Oliver Maria Schmitt sschön blödsinnig in seinem "Besten Roman aller Zeiten" getan hat.


    Nun gibt es aber tausende Romane, die nur eine (oft sehr kleine) Minderheit kennt. Wenn man sich hieraus bedient, ist das problematisch, weil die Mehrheit denkt, das, was sie liest, sei die Ideenwelt des Autors. Alles Unbekannte, was kopiert wird und was deutlich über übliche Plotversatzstücke (Eifersuchtsdrama, Autoverfolgung, Sonnenuntergang am Strand) hinausgeht, ist geistiger Diebstahl, wenn die Herkunft nicht kenntlich gemacht wird.


    Dank der Internetmedien kommen solche Dinge nun wahrscheinlich häufiger ans Licht, z.B. wie bei diesem Thriller neulich durch einen Amazon-Rezensenten, der das Original kennt.


    Ich denke, die Sache wird sich dadurch selbst regulieren: Bei erfolgreichen Büchern kommt raus, was, wieviel und von wem geklaut wurde. Leserschaft und Kritiker können sich daraufhin eine Meinung bilden, wie sie das Ganze werten.


    Wird heute mehr kopiert aus Geltungsdrang, weil in einer Republik der Casting-Shows jeder glaubt, berühmt werden zu müssen, wozu er sich aller Mittel bedient (beim Gesangscasting wird ja auch nur Fremdmaterial interpretiert)? Mag sein.


    Diesem Gör ist nur zu wünschen, dass es von dem Rummel keinen Hau wegträgt und ihr Talent, so sie eines hat, sinnvoll nutzt.

  • Hallo ihr LIeben,


    ich weiß, ich bin lästig, aber nicht Airen hat den Vorwurf zuerst erhoben. :evil


    Was die Sache auch so seltsam macht, sind die ständigen Legendenbildungen. :evil :evil :evil


    Hier gibt es eine Rezenzion zu Strobo: http://autorenforum.montsegur.…bb/YaBB.pl?num=1266326261


    Ich habe meines noch nicht.


    Und den Roadkill habe ich im Buchtempel beim Kaffee angefangen, soweit ich es ausgehalten habe. Es hat mich gelangweilt, Reizüberflutung nennt man das wohl, wenn allzubekannt Provokatives aneinandergereiht wird. Bis zu den inkriminierten Stellen bin ich gar nicht erst gekommen. :achsel


    Aber natürlich war das längst kein unvoreingenommenes Lesen mehr. Die Möglichkeit hat mir der ganze Medienrummel genommen. Dabei gehöre ich nach Karin Radisch genau in die Zielaltersgruppe, aber mal ehrlich, Ozzy Osbourne war wilder (und ich mein nicht die Homestory).
    Die Basketball Diaries von Jim Caroll sind erzählerisch um so vieles besser und kommen mit weit weniger Effekten aus, dass ich den Roadkill halt einfach zu geklappt habe.


    Caroll hat den Vorteil, seine Tagebücher nur etwa ein Jahrzehnt in seinem Leben später zu verarbeiten. Und das merkt man, literarisch, meine ich.


    Ansonsten mache ich das mit Hype-Büchern immer so, gehe in einen größeren Buchladen, setzte mich hin und lese. Selten mit großem Vergnügen. wenn es sich um Hypes im literarischen Bereich handelt, habe ich festgestellt.


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Hallo Manuela,



    Und wo ist jetzt der Unterschied? Geistiges Eigentum entsteht im Moment der Schöpfung, nicht erst beim Druck. Und der Erfolgsunterschied könnte ein wenig daran liegen, dass Roadkill schon lange _vor_ der Veröffentlichung Thema der Medien war, so dass sich kein Leser tatsächlich noch ein eigenes Bild machen konnte.


    Zitat

    Ich denke, kein vernünftiger Mensch interpretiert literarischen Diebstahl als hohe Kunst, und Hegemann sollte sich für ihr unreifes Verhalten schämen, keine Frage, aber man sollte bei aller Aufregung die Kuh im Dorf lassen und dem Mädchen die Chance geben, es beim nächsten Mal besser zu machen.


    Hier sind wir einer Meinung, aber was sagt das jetzt über's Feuilleton?


    Es wird mir halt nur schwerfallen, auch in neue Texten nicht viel mehr Blick aufs mögliche Plagiat zu setzen, als ich es sonst tun würde. Das ist nicht die Schuld des Mädchens, sondern derer, die die Blase aufgebaut haben.

    Zitat


    meint Manuela 8-),
    die grundsätzlich nie mit den Wölfen heult.


    :P Mein Rudel besteht auch nur aus einer alten Leitwölfin

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



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  • Zur Ergänzung:


    Büchners Quelle zu Lenz: Der Dichter Lenz, im Steintale, von Johann Friedrich Oberlin, war das, was wir heute eine Fallstudie nennen und noch dazu von "dem" Sozialreformer des 18. Jh., der durchaus auch noch im 19. Jh. bekannt war.


    Wieder eine Quelle, die von den Leser zuzuordnen war, selbst wenn die Quelle nicht explizit genannt wurde.


    Eine sehr kurze und zugegebenermaßen simplifizierende Gegenüberstellung findet sich auf dieser SEite hier


    Wenn man den gesamten Lenzeintrag liest, ergibt sich aber ein eingängig dargestelltes Bild von Intertextualität und ihren Arbeitsweisen.


    Liebe Grüße
    Judith

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  • Wieder mal Plagiat... hatten wir doch gerade mit Lars Lindemann oder wie der hieß... Auch der Name Plagiane Hegemann ist mir völlig neu - was für ein HYPE???? Bei uns gibt es kein "Feuilletongewitter", weil wir zwar eine Tageszeitung haben - des Lokalteils wegen - aber diese "Kulturseiten" UNGELESEN allerhöchstens noch als Malunterlage für meine Frau Verwendung finden.


    Im Eingangsposting lese ich von AchimW: "Ich betrachte mit einem gewissen Kopfschütteln die Lobhudeleien der 'ernsthaften' Journaille." Lieber AchimW - Du weißt ganz evident doch schon selbst, daß das NICHT ernsthaft ist. Ich bin nicht nur "langsam angekotzt", wie Du Dich auszudrücken pflegtest, sondern schon ein paar "Jahrzehntchen". Und Du vermutest völlig richtig: "Vermutlich muss man darauf achten, zu diesem Theater eine gewisse innere Distanz zu halten." Ich halte diese Distanz schon mehr als die Hälfte meines Lebens - und bin so gefeit gegen derlei Turbulencen.


    Allerdings möchte ich Dir völlig beipflichten bei Deiner Aussage: "Das hat doch keine Qualität." Und "richtige" Kunst ist das nun garantiert nicht!Deinen Beiträgen entnehme ich, daß Du Dich um solides schreibliches Handwerk bemühst - und ein solches zieht i.d.R. auch ein Bemühen um Realismus nach sich. Für mich ist beides unabdingbar - das Können und die möglichst reale Frucht.


    Im Dritten Reich gab es nichts reelles mehr, weil sich alles der Ideologie unterordnen mußte. Auch der nachfolgende "sozialistische Realismus" war hiervon gekennzeichnet. Leider hat auch die Literatur der BRD keine reale, von wirtschaftlichen Diktaten unabhängige Belletristik geschaffen, sondern sich als Hure eines mehr oder minder ausgeprägten Lesehungers entwickelt. Für mich ist das Zeilenschmiergeldempfängerei. Aber dieser monetäre Zeitgeist hat auch in anderen, augenfälligeren Künsten Einzug gehalten, wie z.B. in der Malerei .


    Wir lesen das Feuilleton zwar nicht, aber dennoch drängen sich einem immer wieder gräßliche Machwerke - als "Highlights" führender Galerien gehandelt - ins Auge. Da meine Frau sich wieder verstärkt der möglichst realistischen Malerei widmet, habe ich in letzter Zeit solche Machwerke für sie gesammelt, weil sie nicht über das Selbstbewußtsein verfügt hat, ihr Talent auch anzuwenden. Jetzt pinselt sie fleißig darauf los...


    Wir leben in der Kunststadt Dresden - und unser Stadtmarketing wirbt dieses Jahr mit einem krisselbunten Ölfleck von Ernst Hassebrauk von 1971, in dem die Dresdner Silhuette gerade noch zu erahnen ist. Macht nichts, denn es steht ja groß darüber: "DRESDEN. Kommen sie Kunst genießen" . Also mich würde so ein "modernes" Bild eher vergraulen, als Lust auf weitere "Kunst" zu machen. Aber dieses "Gemälde" ist ja noch anschaubar im Gegensatz zur Avantgarde der anderen Galerien.


    Da erschreckte uns kürzlich eine halbe Zeitungsseite mit Kerstin Borchardts "Buntschatten-Land", das "Highlight" der Galerie Mitte, Tusche und Wachskreide auf SEIDENPAPIER - also so sah mein Malplatz als Schüler aus, wenn mein Wasserglas mal umgefallen war... Schade um das kostbare Papier. Ebenfalls nur aus Wasserrändern scheint "Sächsische Schweiz Winter" von Peter Albers in der Galerie K. Westend zu bestehen. In der Zeitung wird es umrahmt von dümmlichen Ergüssen, warum dieser "Wasserschaden" KUNST! sein soll - ein ähnliches schreiberisches Machwerk wie jenes des Konstanzer Professors (s.o.). Übrigens war dann dem Feuilleton doch wenigstens zu entnehmen, daß es sich bei dem "Künstler" um den Architekten der Galerie handelt. Wer kommt als Nächstes? Der Hausmeister? (meine Frau ruft gerade: DIE KLOFRAU!)


    Ein einziges Mal in diesem Jahr fanden wir etwas Anschauliches, ja geradezu Vorbildhaftes in der Zeitung: "Blau" von Horst-Markus Steinmeyer. Daneben war auch zu lesen: "Steinmeyer zählt sich selbst zu den 'Realisten'. Er bildet, was er sieht, naturgetreu, nicht abstrakt ab."
    Dafür findet sich sein Bild auch in keiner Galerie, sondern im evangelischen Gemeindehaus Dresden-Blasewitz - und auch nur deshalb, weil der Mann bis 2008 Gemeindepädagoge in Dresden war (sonstigenfalls wurden seine Arbeiten sicher lediglich im Speicher verstauben). Natürlich wird so etwas dann auch nicht unter Feuilleton abgedruckt, sondern auf der Seite "Kirche" (DNN vom 6./7. d.M.)


    Kunst ist es, wenn man aufs Papier rotzt und diesen Rotz dann auch noch rotzfrech zu Kunst erklärt. Unsere "Kunstszene" ist nichts anderes als eine erbärmliche Mache, mit der ich nichts zu tun haben möchte. Und in der Literatur ist das auch nichts anderes - das fällt nur nicht auf den ersten Blick ins Auge wie bei "Moderner Malerei".


    aham

  • Lieber aham,


    danke für deine ausführliche Antwort. Ja, ich bemühe mich schon, dieses Handwerk zu lernen. Von der Pieke auf, geduldig, langsam an mir arbeitend.


    Und da ich, bevor ich mit dem Schreiben anfing, zwar massiver Bücherkonsument, aber kein Insider war (eher Gourmand als Gourmet =)), habe ich anfangs schon ein wenig ängstlich in Richtung Kulturbetrieb geschielt, was da so abläuft und - herrje - werde ich jemals etwas erreichen können, was dort Gnade finden würde, ich bin doch nur Autodidakt, bla, bla, bla. Nicht, dass dieser Betrieb von mir Kenntnis nehmen müsste derzeit, aber man träumt ja doch davon, etwas zu schreiben, was viele interessant und gut erzählt finden ... und kaufen würden, ja, das auch.


    Ganz ehrlich: bin ich froh, dass ich nicht nur im stillen Kämmerchen vor mich hinschreibsel, sondern schon relativ frühzeitg angefangen habe, meine Fühler zu Gleichgesinnten (mit einigen Jährchen mehr Erfahrung) auszustrecken. Erspart meines Erachtens den Therapeuten.


    So fange ich denn langsam an, meine Naivität in diesen Dingen abzulegen. Sei es im Hinblick auf gewisse Fremdwörter (gebrochene Diskursivität =)), sei es im Hinblick auf die öffentliche Meinung - geformt und veröffentlicht in der Tagespresse. Insofern hat die Diskussion um den Roman von Frau Hegemann für mich einen gewissen Lerneffekt. Man soll halt aus allem seinen Nutzen ziehen.


    Liebe Grüße
    Achim