verbiegen...???

  • Ich weiß, eigenartige Überschrift, aber aus purem Interesse und Spaß an der Freud....


    Lasset uns ein gedankliches Konstrukt entwickeln... und darüber diskutieren,... in wie weit Ihr dazu bereit seid, Euch für Eure Werke zu verbiegen.


    Gesetzt sei folgender Fall:
    Ihr habt nach langem Suchen endlich einen Verlag gefunden, der Eure Texte in einem Roman veröffentlicht. Während des Lektorates stellt Ihr fest, dass diese Texte so verändert werden, dass sie nicht mehr wirklich Eure sind. (Stellenweise zumindest)
    Aber: Mit Zahnschmerzen und Freude über die kommende Veröffentlichung stimmt Ihr einigen gravierenden Veränderungen zu.
    Wieder erwarten... (niemand hat das Schreiben neu erfunden, Ihr also auch nicht, deshalb... ) wird dieses Buch ein Achtungserfolg.
    Nun geht es daran... einen Nachfolger zu produzieren.
    Von Vornherein war klar: Diese Texte, die zum Buch gemacht wurden, werden auf ewig Einzelgänger sein. Es gibt keinen thematischen Nachfolger... keine Kopie des Themas...


    Nun will Euer Verlag aber, dass genau das passiert...


    Frage: Wie weit seid ihr "Hure" und verkauft Euch?????????










    lg
    scribbler


    PS: ich weiß, dass die "Hure" sehr provokativ ist, ... aber es dient der Sache und deshalb bitte ich diesen Ausdruck zu entschuldigen. Da ich aber schon mit anderer Stelle diskutiert habe...und immer noch nicht genug habe *fg* und dort dieser Ausdruck fiel... und ich den sehr passend fand.... wie gesagt: Bitte entschuldigen


    PPS: Diese Sache ist rein fiktiv. Es kann also niemandem auf die Füße getreten werden... ich möchte nur wirklich und wahrhaftig Eure Einschätzung hören und lesen...

  • Liebe Scribbler,


    ich sehe das so: wenn du das Gefühl hast, du musst dich verbiegen, um den Forderungen des Verlages nachzukommen, dann solltest du das lassen. Das ist jetzt leicht gesagt, möglicherweise aber schwer getan. Deshalb noch etwas differenzierter:


    1. Änderungen durch das Lektorat sind üblich, sollten aber nachvollziehbar und begründet sein. Am besten steht man im Kontakt mit dem Lektor/der Lektorin und weiß dann bald, WAS geändert wird (Grammatik, Stil oder sogar Handlung?). Damit kann man sich auseinandersetzen und es akzeptieren oder nicht. Zu bedenken ist, dass ausgesprochen renommierte Schriftsteller auf ihre Lektoren hören. Dabei geht es weniger darum, ob man sich verbiegt sondern ob man mit der "Text/Buch-Optimierung" in der Art, wie der Lektor das vorsieht, einverstanden ist.


    2. Wird an der Geschichte gefeilt, so ist der Autor einzubeziehen. Passiert das nicht, also ändert der Verlag ohne den Autor zu fragen, so wäre das für mich ein Grund, nicht weiter mit diesem Verlag zu arbeiten. Im Vordergrund steht weniger die Eitelkeit des Veröffentlichtwerdenwollens sondern es gibt einen Anspruch der Autorin, ganz egal ob sich dieser auf Inhalt oder den literarischen Aspekt bezieht.


    3. Ist das Anliegen der Autorin, berühmt zu werden so schnell wie möglich und steht das im Vordergrund, so sollte sie alles unterlassen, was den Verlag bei der Vermarktung behindert. Sie liefert schön brav das Ausgangsmaterial, dass der Verlag (mit Hilfe seiner Lektoren) markttauglich anpasst. Man ist vielleicht nicht mehr ganz allein Mutter seiner Geschichte - aber was solls. Mit Prostitution hat das m.E. gar nichts zu tun. Wenn man ein wenig aufmerksam ist, schreibt man dann irgendwann (nach dem zweiten, dritten oder vierten Werk von vornherein so, dass der Verlag nicht mehr ändern muss).


    Genau genommen müsste jeder, der als Angestellter irgendwo arbeitet und weisungsgebunden ist und immer wieder auch Aufgaben erledigen und Aufträge ausführen muss, die er selbst so nie gegeben hätte, der Chef das aber nun mal so will, als Hure bezeichnet werden. Das ist aber quatsch.


    Zurück zur Ausgangsfrage: Will Autorin wirklich keinen Nachfolger schreiben? Ausdrückliche Gewissensprüfung ist angesagt: ist da nicht doch ein bisschen Spaß am Weiterspinnen der Geschichte? Wenn ja, kann getrost darauf eingegangen werden. Dann schreibt man eben noch ein Buch. Wenn nein, was hat man denn anzubieten? Ich bin sicher, jeder seriöse Verlag wird das prüfen, bevor er die Neuautorin/den Neuautor abschießt. Man hätte vielleicht gerne eine Fortführung der Serie, aber die könnte ja auch jemand anderes schreiben und vielleicht ist die erprobte Autorin ja noch für mehr gut?


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Neue Autoren aufzubauen, das ist ein Vabanque-Spiel für die Verlage, deshalb tun es auch nur wenige - und in sehr geringer Dosierung. Wenn ein solches Debüt dann ein Achtungserfolg oder sogar noch ein bisschen mehr wird, belegt dieser Autor damit automatisch eine Nische, nämlich seine. Beim zweiten, dritten, vierten Buch besteht das Interesse des Verlags darin, die neue "Marke" auszubauen, und das bedeutet, die Leser des ersten Buches wieder einzufangen (und zu befriedigen) - und neue hinzuzugewinnen. Das aber funktioniert nicht, wenn der Autor mit dem zweiten Buch eine 180-Grad-Kehre hinlegt.


    Michael hat in seinem Bericht vom "Textmanufaktur"-Seminar den Aufbau-Lektor Gunnar Cynybulk zitiert, der sagte, man würde Autoren verkaufen, und nicht Bücher. Das gilt für Aufbau vielleicht mehr als für andere Verlage, aber in gewisser Weise gilt es für alle. Das Angebot an neuen Romanen ist sehr, sehr groß. Deshalb greifen Leser häufiger zu ihnen bekannten Autoren als zu neuen, weil sie auf diese Art halbwegs sicher sein können, das zu bekommen, was sie auch erwarten. Ein neuer Autor, der einen Achtungserfolg hingelegt hat, gehört schon in diese Riege des/der bereits bekannten. Deshalb ist nachvollziehbar, wenn der Verlag als Folgetitel solche wünscht, die dem ersten ähneln. Nicht unbedingt thematisch, aber doch stilistisch, sprachlich, dramaturgisch. Deshalb gehört zu den klassischen ersten Fragen beim/vor dem Vertragsabschluss auch die, ob mehr von einem zu erwarten wäre. Im Kontext dieser Frage schwingt mit, dass auch Kontinuität erwartet wird. Wenn man sich bewegt, später, nach vielleicht etwas größerem Erfolg, bei Roman vier, fünf oder sechs, dann auch nur in kleinem Maßstab. Man ist dann nämlich Marke, und von der erwarten die Konsumenten etwas. Etwas Bestimmtes.

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Liebe Scribbler,


    ich sehe das so: wenn du das Gefühl hast, du musst dich verbiegen, um den Forderungen des Verlages nachzukommen, dann solltest du das lassen. Das ist jetzt leicht gesagt, möglicherweise aber schwer getan. Deshalb noch etwas differenzierter:


    1. Änderungen durch das Lektorat sind üblich, sollten aber nachvollziehbar und begründet sein. Am besten steht man im Kontakt mit dem Lektor/der Lektorin und weiß dann bald, WAS geändert wird (Grammatik, Stil oder sogar Handlung?). Damit kann man sich auseinandersetzen und es akzeptieren oder nicht. Zu bedenken ist, dass ausgesprochen renommierte Schriftsteller auf ihre Lektoren hören. Dabei geht es weniger darum, ob man sich verbiegt sondern ob man mit der "Text/Buch-Optimierung" in der Art, wie der Lektor das vorsieht, einverstanden ist.


    Da ich selber lektoriere... gehe ich mit Dir in dieser Ansicht mehr als nur konform.


    Zitat

    Original von Horst Dieter
    2. Wird an der Geschichte gefeilt, so ist der Autor einzubeziehen. Passiert das nicht, also ändert der Verlag ohne den Autor zu fragen, so wäre das für mich ein Grund, nicht weiter mit diesem Verlag zu arbeiten


    auch hier...absolut dito...


    Zitat

    Original von Horst Dieter
    . Im Vordergrund steht weniger die Eitelkeit des Veröffentlichtwerdenwollens sondern es gibt einen Anspruch der Autorin, ganz egal ob sich dieser auf Inhalt oder den literarischen Aspekt bezieht.


    Eben... und wenn dieser nicht mehr gegeben ist?


    Zitat

    Original von Horst Dieter
    3. Ist das Anliegen der Autorin, berühmt zu werden so schnell wie möglich und steht das im Vordergrund, so sollte sie alles unterlassen, was den Verlag bei der Vermarktung behindert. Sie liefert schön brav das Ausgangsmaterial, dass der Verlag (mit Hilfe seiner Lektoren) markttauglich anpasst. Man ist vielleicht nicht mehr ganz allein Mutter seiner Geschichte - aber was solls. Mit Prostitution hat das m.E. gar nichts zu tun. Wenn man ein wenig aufmerksam ist, schreibt man dann irgendwann (nach dem zweiten, dritten oder vierten Werk von vornherein so, dass der Verlag nicht mehr ändern muss).


    Womit wir bei der "Hure" wären... will sich Autor so weit verkaufen, dass ihm egal ist, was aus dem wird, worüber er Nächte gebrütet hat,... unendlich viele Weinflaschen geleert hat ;) und einen Sinn in dem sieht, was er da zu Papier gebracht hat??????????


    Zitat

    Original von Horst Dieter
    Genau genommen müsste jeder, der als Angestellter irgendwo arbeitet und weisungsgebunden ist und immer wieder auch Aufgaben erledigen und Aufträge ausführen muss, die er selbst so nie gegeben hätte, der Chef das aber nun mal so will, als Hure bezeichnet werden. Das ist aber quatsch.


    Richtig. Aber das war auch nicht die Frage. Es ging um den freien Willen des Autors... und der ist im Vergleich zu dem Angestellten nicht gegeben. ...


    Zitat

    Original von Horst Dieter
    Zurück zur Ausgangsfrage: Will Autorin wirklich keinen Nachfolger schreiben? Ausdrückliche Gewissensprüfung ist angesagt: ist da nicht doch ein bisschen Spaß am Weiterspinnen der Geschichte? Wenn ja, kann getrost darauf eingegangen werden. Dann schreibt man eben noch ein Buch. Wenn nein, was hat man denn anzubieten? Ich bin sicher, jeder seriöse Verlag wird das prüfen, bevor er die Neuautorin/den Neuautor abschießt. Man hätte vielleicht gerne eine Fortführung der Serie, aber die könnte ja auch jemand anderes schreiben und vielleicht ist die erprobte Autorin ja noch für mehr gut?


    Erweitern wir die Ursprungsfrage um diesen Punkt: Was...wenn der Autor angeboten hat, ein adäquates Manuskript zu liefern und der Verlag darauf nicht eingeht....????? Ist das noch seriös, wenn Autor merkt: Ihm wird hier die Pistole nach dem Motto: Entweder oder? auf die Brust gesetzt?




    Danke für Deine Anregungen..:-)


    lg
    scribbler

  • @fictionmaster: Wenn es der Sache dienlich ist... und das "Grundprodukt" nicht soweit verändert wird, dass es nicht mehr erkennbar ist....gut...


    Aber was wenn dieser "Fall" doch eintreten mag...



    ?????????????




    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von Tom
    Neue Autoren aufzubauen, das ist ein Vabanque-Spiel für die Verlage, deshalb tun es auch nur wenige - und in sehr geringer Dosierung.


    Das Leid der "Unbekannten"... kurz und knapp skizziert:-)

    Zitat

    Original von Tom
    Wenn ein solches Debüt dann ein Achtungserfolg oder sogar noch ein bisschen mehr wird, belegt dieser Autor damit automatisch eine Nische, nämlich seine. Beim zweiten, dritten, vierten Buch besteht das Interesse des Verlags darin, die neue "Marke" auszubauen, und das bedeutet, die Leser des ersten Buches wieder einzufangen (und zu befriedigen) - und neue hinzuzugewinnen.


    Verständliche und wirtschaftliche Reaktion des Verlages, die unser "Autor" auch einsieht.


    Zitat

    Original von Tom


    Das aber funktioniert nicht, wenn der Autor mit dem zweiten Buch eine 180-Grad-Kehre hinlegt.


    Das ist aber nicht gegeben, da unser Autor eh schon in einer Sparte schreibt...
    Es geht wirklich nur darum, dass das vorhergehende Thema nicht weiter verfolgt wird und dies auch bekannt war...
    Sprachlich, thematisch...und an der Schreibweise... ändert sich nichts.


    Zitat

    Original von Tom
    Michael hat in seinem Bericht vom "Textmanufaktur"-Seminar den Aufbau-Lektor Gunnar Cynybulk zitiert, der sagte, man würde Autoren verkaufen, und nicht Bücher. Das gilt für Aufbau vielleicht mehr als für andere Verlage, aber in gewisser Weise gilt es für alle. Das Angebot an neuen Romanen ist sehr, sehr groß. Deshalb greifen Leser häufiger zu ihnen bekannten Autoren als zu neuen, weil sie auf diese Art halbwegs sicher sein können, das zu bekommen, was sie auch erwarten.


    Wie gesagt: Das Leid der "Neuen"...


    Zitat

    Original von Tom
    Ein neuer Autor, der einen Achtungserfolg hingelegt hat, gehört schon in diese Riege des/der bereits bekannten. Deshalb ist nachvollziehbar, wenn der Verlag als Folgetitel solche wünscht, die dem ersten ähneln. Nicht unbedingt thematisch, aber doch stilistisch, sprachlich, dramaturgisch. Deshalb gehört zu den klassischen ersten Fragen beim/vor dem Vertragsabschluss auch die, ob mehr von einem zu erwarten wäre. Im Kontext dieser Frage schwingt mit, dass auch Kontinuität erwartet wird. Wenn man sich bewegt, später, nach vielleicht etwas größerem Erfolg, bei Roman vier, fünf oder sechs, dann auch nur in kleinem Maßstab. Man ist dann nämlich Marke, und von der erwarten die Konsumenten etwas. Etwas Bestimmtes.


    Hier möchte ich nur den letzten Teil aufgreifen: Und wieder muss ich die Ursprungsfrage etwas erweitern: Was... wenn bekannt ist, dass es der Stil des Autoren ist... der den Lesern gefällt? Und die Leser nicht so sehr am "beschriebenen Thema" hängen..., sondern daran, wie dieser Autor Ideen umsetzt`?


    Ich weiß, ich bin heute quenglig... aber all diese zusätzlichen Fragen sind auch in der anderen Diskussion aufgekommen und ich möchte einfach Meinungen von fachkundigerem Publikum hören.



    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von scribbler
    Aber was wenn dieser "Fall" doch eintreten mag...


    Wenn ich mich mit dem Endprodukt nicht mehr identifizieren könnte, würde ich meinen Text zurückziehen. Ich möchte keine Veröffentlichung um jeden Preis. Problematisch wird es bloß, wenn der Text vertraglich schon zugesichert wurde. Dann kommt es u.U. auch darauf an, was genau vereinbart wurde.

  • @Scribbler: Also. Es geht nicht nur darum, sich (als "Marke") treu zu bleiben (oder diese "Marke" weiter auszubauen), sondern auch um thematische Kontinuität. Nunwohl. Der Verlag ist der Meinung, das Thema des ersten Romans war so gut, dass man in dieser Hinsicht nachlegen sollte, bevor man es verlässt und etwas Anderes vorlegt. So what? Was spricht dagegen? Das bedeutet ja nicht, dass man das Manuskript, das man gerne als nächstes Buch gesehen hat, in die Tonne klopfen müsste. Es muss nur anderthalb Jahre länger auf die Veröffentlichung warten. Anders gesagt: Wenn man meint, man könne einen zweiten guten Roman zu diesem Thema schreiben, spricht eigentlich nichts dagegen, es auch zu tun. Das heißt aber auch: Wenn man nicht der Meinung ist, das zu können (oder zu wollen), sollte man es möglicherweise auch nicht tun. Was zur Folge haben kann, dass man sich einen neuen Verlag suchen muss. Was wiederum nach einem Achtungserfolg-Erstling nicht so schrecklich schwer sein dürfte.

  • Ich würde das pragmatisch angehen: Fällt mir zu dem Thema noch was ein (und hängt es mir nicht so aus den Ohren, dass ich noch ein Jahr oder so meines Lebens daran verschwenden möchte)? Dann bricht mir ja kein Zacken aus der Krone, wenn ich das verlangte Werk schreibe.
    Andernfalls ist die Frage eh rein akademischer Natur. Wo nix ist, kann man auch nix rausquetschen.


    Die twopence einer Lohnschreiberin ;)

  • Zitat

    Original von Tom
    @Scribbler: Also. Es geht nicht nur darum, sich (als "Marke") treu zu bleiben (oder diese "Marke" weiter auszubauen), sondern auch um thematische Kontinuität. Nunwohl. Der Verlag ist der Meinung, das Thema des ersten Romans war so gut, dass man in dieser Hinsicht nachlegen sollte, bevor man es verlässt und etwas Anderes vorlegt. So what? Was spricht dagegen? .


    Das es Beispielsweise, wie in der Ursprungsfrage bemerkt, gegen die Vereinbarung ist.


    Stell Dir vor: Du bekommst Deinen Erstling unter Vertrag. Das gute Stück wird gedruckt... der Erfolg stellt sich ein. Du hast zwar den Vertrag unterschrieben, aber eben unter der Prämisse: Dieses Eine und dann gut ist...und Du darfst Dich mit dem nächsten, zwar thematisch im gros frei befassen... aber es muss halt kein direkter Nachfolger werden...


    Damit sieht die Sache schon ganz anders aus...oder nicht?


    Zitat

    Original von Tom
    Das bedeutet ja nicht, dass man das Manuskript, das man gerne als nächstes Buch gesehen hat, in die Tonne klopfen müsste. Es muss nur anderthalb Jahre länger auf die Veröffentlichung warten. Anders gesagt: Wenn man meint, man könne einen zweiten guten Roman zu diesem Thema schreiben, spricht eigentlich nichts dagegen, es auch zu tun. Das heißt aber auch: Wenn man nicht der Meinung ist, das zu können (oder zu wollen), sollte man es möglicherweise auch nicht tun. Was zur Folge haben kann, dass man sich einen neuen Verlag suchen muss. .


    Das ist die Meinung, die ich lesen wollte. nicht die Meinung an sich, aber die Meinung schlussendlich.... :P
    ups... Du verstehst?


    Zitat

    Original von Tom
    Was wiederum nach einem Achtungserfolg-Erstling nicht so schrecklich schwer sein dürfte.


    Na ... da wünschen wir unserem Autor doch mal das Beste:-)


    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von Gerdom
    Wo nix ist, kann man auch nix rausquetschen.


    Die twopence einer Lohnschreiberin ;)


    vollkommen d´accord:-)



    lg
    scribbler

  • Zitat

    Original von scribbler

    Womit wir bei der "Hure" wären... will sich Autor so weit verkaufen, dass ihm egal ist, was aus dem wird, worüber er Nächte gebrütet hat,... unendlich viele Weinflaschen geleert hat ;) und einen Sinn in dem sieht, was er da zu Papier gebracht hat??????????


    Wenn das "berühmt werden" bzw. das "veröffentlicht werden" für den Autor im Vordergrund steht, dann ist solch ein Verhalten legitim. Wenn er über den Text Nächtelang gebrütet hat (die Weinflaschen lassen wir mal weg), ihm (oder ihr) am Text wirklich etwas liegt, dann ist ihm das Berühmtwerden Sch...egal. Die Handlungsweise steht dann auch nicht zur Diskussion … :D


    Das Beispiel "Hure" verzerrt den Blick auf die Möglichkeiten. Es gibt viele Schreiber, die tagtäglich "produziert" haben, auch marktkonform und die trotzdem literarisch letztendlich nicht ganz so unbedeutend waren. Mir fallen spontan, George Simeon, Karl May und Robert Silverberg ein, aber es gibt bestimmt noch mehr.


    Zitat


    Erweitern wir die Ursprungsfrage um diesen Punkt: Was...wenn der Autor angeboten hat, ein adäquates Manuskript zu liefern und der Verlag darauf nicht eingeht....????? Ist das noch seriös, wenn Autor merkt: Ihm wird hier die Pistole nach dem Motto: Entweder oder? auf die Brust gesetzt?
    …scribbler


    Pistole auf die Brust gesetzt? Zu dieser Frage solltest du einmal über die Ausführungen von Tom meditieren. Wenn der Verlag eine Autorin/einen Autor aufbauen wollen, dann ist es durchaus legitim über eine "Anknüpfung an den Achtungserfolg" zu diskutieren. WENN der Verlag das will. Ich glaube, dass ist dann auch für die Autorin/den Autor keine schlechte Sache. Ich würde raten, das nicht unter dem Gesichtspunkt der Prostitution sondern der »Professionalisierung« zusehen. Ist das nicht erkennbar, also sieht es so aus, als wenn der Verlag gar nicht an der Autorin interessiert, sondern will nur eine Nische/Masche bedienen so lange es geht, steht es dem Autor/der Autorin frei, sich nach anderen Verlagen umzusehen. Ich glaube, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, es gibt noch mehr Verlage :D


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Scribbler.


    Dann hängt es auch davon ab, wie Vertrag genau aussieht. Wenn dieser nur Optionen auf weitere Bücher enthält, steht es dem Verlag natürlich frei, die weiteren Manuskripte auch abzulehnen, aus welchen Gründen auch immer. Wenn gleich ein Vertrag für mehrere Bücher gemacht wird, ohne diese thematisch einzugrenzen, müsste der Verlag eigentlich alles nehmen, was kommt, aber er könnte immer aus "qualitativen" oder "programmatischen" Überlegungen heraus ablehnen (auch abhängig davon, wie der Vertrag genau aussieht). Das ist sogar bei Romanen möglich, die auf Basis eines Exposés und einer Leseprobe gekauft wurden. Jüngst hat der Droste-Verlag einen Roman aus dem Programm genommen, der sogar schon in der Vormerker-Phase war: "Wem Ehre gebührt" vom W. W. Domsky. Das Buch ist inzwischen - nach gehörigem Presseecho auf den Rückzug des Droste-Verlags - im Leda-Verlag erschienen (und läuft schlechter als die vermutlich erwartet hatten). Es wurde aus dem Programm genommen, weil man, so lauteten jedenfalls die ersten Meldungen, Angriffe aus dem islamischen Lager befürchtete. Der Verlag (also Droste) hat sich aber letztlich auf "qualitative Aspekte" zurückgezogen, das darf jeder Verlag, so regelt es das Verlagsrecht. Anders gesagt: Kein Verlag ist verpflichtet, ein Buch auch zu veröffentlichen, für das Verträge gemacht wurden, es sei denn, er kannte bei Vertragsabschluss bereits das komplette Manuskript.

  • Zitat

    Original von Horst Dieter



    ein gewisser Dieter B. soll das geschafft haben … 8-)


    versteck dich nich...wo de recht hascht...häscht recht....
    :evil

  • Tom...
    Du hast da so viele Einzelfaktoren eingebaut... die sehr hilfreich bei allen weiteren Gedankengängen sind.


    @all...: Die Diskussion gefällt mir wesentlich besser, als die andere...weil wesentlich fachlicher geführt. Bei der ersten Version war doch zu viel "Emotion" im Spiel...


    Danke Euch allen..


    lg
    scribbler

  • Um ehrlich zu sein, kenne ich keinen Verlagsvertrag, der ein weiteres Buch stickum (und ganz anders als das erste und noch nicht geschrieben) beinhaltet. Ich kenne Zwei, dreibuch Verträge für eine Reihe, Optionen für weitere Bücher - ohne thematische Vorgabe.


    Ich kann deinen Gedankengang nicht ganz nachvollziehen. Wenn ein Lektorat meinen Text derart verändert, dass es nicht mehr mein Text ist - dann würde ICH das Buch zurückziehen. Sage ich jetzt so, schon veröffentlicht und nie in die Verlegenheit gekommen.
    Ansonsten empfand ich Lektorat immer als hilfreich. Wenn es denn eines gab.


    Wohl hatte ich diese Jahr den Fall, das mein Agent ein Buch nicht wollte, egal was ich versprochen habe, er wollte es nicht. Thematisch. Und da greift wieder Toms Argument - der Verlag kauft einen Autor, aber wenn dieser auf zu vielen Hochzeiten tanzt, kann man das nicht vermarkten. Als mir klar wurde, WO das Problem war, war es keines mehr. Es ging nicht darum, dass man kein Manuskript mehr von mir wollte, nur dieses jetzt nicht. In zwei Jahren mag das anders aussehen. Wenn ich mich etabliert habe. Falls.
    Also habe ich etwas anderes vorgeschlagen - kein Problem für mich, Ideen sind genug da und siehe an, das passte.


    So, aber dein Problem habe ich imer noch nicht verstanden.


    LG


    Ulli

  • Zitat

    Wenn ein Lektorat meinen Text derart verändert, dass es nicht mehr mein Text ist - dann würde ICH das Buch zurückziehen.


    Ich unterstütze eine befreundete Autorin (die hier nicht Mitglied ist) seit einer Woche moralisch. Der Lektor missversteht seine Arbeit als pädagogisches Spielchen und mogelt hinterrücks pseudointellektuelles Gewäsch in das Manuskript. Der Streit über diese Änderungen ist schnell eskaliert, Verlag wie Autorin standen zeitweise (eigentlich: immer noch) kurz vor der Vertragsaufhebung (der Titel erscheint im Frühjahr). Dabei stand immer die Frage im Raum, was man erdulden kann und sollte, damit ein Roman (es ist längst nicht ihr erster - sie hat mehrere hunderttausend Bücher verkauft) noch erscheint. Ein ihr sehr wichtiger Roman. Hardcover, hohe Startauflage, reputiertes Haus. Aber auf der anderen Seite eben auch keine Anfängerin. Die mit einigen dieser Änderungen nicht leben könnte. Die der Lektor seinerseits für essentiell hält. Eine ganz vertrackte Situation. Wenn man als Autor dann ein Buch zurückzieht, spricht sich das auch rasend schnell rum. Gerade wenn dieser Lektor (was der Fall ist) ein gutes Standing in der Branche hat. Undsoweiter. Die Verlagsleitung hält sich raus, die Agentur ist machtlos. Und das alles in der späten Redaktionsphase, kurz vor Aussendung der Presseexemplare. Das wünscht man niemandem, aber es kann so passieren. Und Rückzug ist möglicherweise die Option mit den schlimmsten Mittelfristfolgen ...