Hallo Horst-Dieter,
ist schon klar. Vielleicht habe ich das in der Eile falsch gelesen :).
Liebe Grüße
Anja
Hallo Horst-Dieter,
ist schon klar. Vielleicht habe ich das in der Eile falsch gelesen :).
Liebe Grüße
Anja
ZitatOriginal von Anja
Hallo Horst-Dieter,
ist schon klar. Vielleicht habe ich das in der Eile falsch gelesen :).
Liebe Grüße
Anja
Alles vergeben und vergessen
@ Michael Höfler:
Zitatvon Michael Höfler: wieso hast du denn kurzgeschichten geschrieben, wenn du keinen sinn und zweck kennst?
Weil ich Schriftstellerin werden wollte.
Ich habe z.B. mit einem Roman angefangen unhd angefangen, eine Kurzgeschichte davon abzuleiten, wie es von großen Filmen manchmal Ableger gibt. Ich hatte den Drang, eine Geschichte zu erzählen, die etwas mit dem Roman zu tun hatte, aber nicht in den Roman reinpasste.
@ fictionmaster:
Zitatvon fictionmaster: Ich finde, jeder Text ist mindestens erträglich (um nicht zu sagen: gut), wenn man wissen will, wie's weitergeht.
Das kannst du laut sagen.
@ Horst-Dieter:
Zitatvon Horst-Dieter: Wer einen Text schreibt, der keine Handlung hat, etwa die Beschreibung einer Blume, nimmt den zweiten Teil des Wortes nicht ernst. Die Beschreibung von irgend etwas ist keine Geschichte.
Warum fühle ich mich so angesprochen?
@ Anja:
Zitatvon Anja: Vor allem soll die Kurzgeschichte in komprimierter Form ein "Problem" (im weitesten Sinne) darstellen.
Das klingt zwar sehr schulmäßig und nach dem Aristotelischen Theater, ist aber wahr.
Manuela K.:
Zitatvon Manuela K.: Im Gegensatz zur klassischen Novelle, in der die narrative (erzählende) Sprache dominiert, sollte die Kurzgeschichte bildhaft, szenisch und dialogreich dargebracht werden.
Das erklärt zumindest, warum ich Novellen schreiben kann und Kurzgeschichten irgendwie nicht. Bin halt eine ausschweifende Erzählerin ...
@ Ulli:
Zitatvon Ulli: Aus einer kurzen Geschichte, einer Kurzgeschichte, kann man nicht imer einen Roman machen - es ist nicht die Kurzversion.
Nicht immer, aber im umgekehrten Fall hat's bei mir funktioniert. Eine These soll stimmen bis zum Beweis des Gegenteils - warum hast du nicht ein Beispiel für dein Widerlegen? Dann würde ichs dir glauben ...
@ Petra:
Zitatvon Petra: Das ist ja auch nun nicht soooo verwunderlich
Nee, dass man nur KGs aus seiner Epoche mag, liegt irgendwie auf der Hand.
@ Charly:
Zitatvon Charly: Weißt du auch etwas über die amerikanischen traditionellen Short Stories, Saskia?
Zum Glück nur aus dem Englischunterricht. Keine Übersetzungen. Doch diese Geschichten haben mir mehr gefallen als die Deutschen, da sie einen höheren Unterhaltungswert haben und auch irgendwie klarere Grenzen, was reindarf und was nicht.
An alle:
Ein Problem ist mir klar: Es gibt keine genormte Kurzgeschichte. Nicht im Deutschen. Es gibt deutsche Dichtung, deutsche Novellen, aber Kurzgeschichten? Die sind selbst im Deutschunterricht so schwammig definiert, dass ich bis jetzt keine Ahnung von ihnen habe.
Ich habe eine Frage gestellt, auf die es keine Antwort gibt, oder?
Gruß,
Sabrina Saskia
Hi Saskia,
nun haben ja schon viele etwas zu Thema Kurzgeschichten gesagt.
Der - für mich wichtigste - Unterschied zum Roman oder zur Erzählung:
In der Regel schildert eine Erzählung oder ein Roman die Entwicklung einer Situation (wie z. B. im Krimi) oder die Entwicklung eines Menschen (wie im klassischen Bildungsroman).
Eine Kurzgeschichte beleuchtet nicht nur von der Textlänge sondern auch vom Inhalt her kurz eine Begebenheit, eine Situation, eine Person. Der Fokus liegt bei der Kurzgeschichte nicht auf einer Entwicklung oder Veränderung, es wird eine Situation kurz geschildert und soll so den Leser dazu anregen, sich mit dem geschilderten Umstand intensiver zu befassen.
Borcherts Kurzgeschichten sind da sehr typisch. In "Nachts schlafen die Ratten doch" geht es darum, einen kleinen Jungen im Nachkriegsdeutschland aus den Trümmern seines Elternhauses wegzulocken, wo er den Leichnam seiner kleinen Schwester unter dem Schutt vor den Ratten gewahren will. Und damit er nachts irgendwo in - relativer - Sicherheit schläft, erzählt man ihm, dass die Ratten nachts schlafen. Hier wird eine sehr kurze Begebenheit knapp geschildert, liefert aber dem Leser eine Unmenge an Denkanstößen. Und das ist - idealerweise - der Sinn einer Kurzgeschichte.
In der Erzählung "Dr. Gräsler, Badearzt" von Arthur Schnitzler wird ungefähr ein Jahr aus dem Leben der Hauptperson geschildert. Dr. Gräsler hat gerade seine Schwester verloren, die ihm den Haushalt führte. Er lernt eine Frau kennen, der er sich durch gemeinsame Interessen sehr nahe fühlt, schreckt aber vor einer engeren Beziehung und vor der Ehe zurück. Gleichzeitig lässt er sich auf eine Affäre mit einem Wiener "Mäderl" ein, das aber erkrankt und stirbt. Durch die Affäre lernt er aber eine alleinstehende Witwe mit Kind, die im selben Haus wohnt, kennen. Diese Dame wird selbst initiativ, wartet nicht auf ein Zeichen des zöglerlichen Dr. Gräsler und heiratet ihn schließlich.
Hier haben wir einen Verlauf, der die persönlichen Schicksalsschläge des Dr. Gräsler, aber auch seine Entschlusslosigkeit und seine Beziehungsunfähigkeit schildert. Zwar entwickelt, wächst die Hauptperson im Verlauf der Erzählung nicht, allerdings ändert sich sein Leben durch eine engagierte Frau.
Für den Entwicklungsroman sei auf das klassische Beispiel des "Wilhem Meister" hingewiesen. Auch Thoma Manns "Buddenbrocks" schildern die Entwicklung, allerdings nicht die einer Personen sondern gleich die einer Familie.
Kurzgeschichten funktionieren nicht selten also wie Lyrik, denn sie verdichten ein Geschehen, eine Situation und bieten "food for our thoughts". Wenn sie gelungen sind.
Herzlichst
Wolf P.
"Bei Gedichten weiß ich: Sie sollen Gefühle wiedergeben.
Bei Romanen weiß ich: Sie sollen das Leben oder Passagen aus dem Leben eines literarisch interessanten Menschen wiedergeben."
Beides falsch.
LG Matthias
@ Wolf P.:
ZitatKurzgeschichten funktionieren nicht selten also wie Lyrik, denn sie verdichten ein Geschehen, eine Situation und bieten "food for our thoughts". Wenn sie gelungen sind
Dass das so einfach ist ... dann ist's eigentlich kein Problem für mich, da ich Lyrik durchaus schreiben kann.
Das erklärt sogar, warum meine gelungenen Kurzgeschichten für mich immer lyrisch klangen oder waren. Unbewusst habe ich durch Verbindung zur Lyrik gute Kurzgeschichten geschaffen. Und das lief alles ohne einen Funken Verständnis für diesen krativen Prozess und völlig intuitiv ab.
Danke erst mal,
Gruß,
Sabrina Saskia
ZitatOriginal von Saskia
Jetzt mal wirklich: Wozu sind Kurzgeschichten da?
Wozu sind Lieder da, wenn es doch Opern gibt?
Weil sie eine Welt für sich sind, ein ganzer Roman - und meistens viel mehr erzählen als die zwei, drei Strophen des Liedtextes.
Für mich ist eine Kurzgeschichte "verdichtet" - ohne Lyrik zu sein.
Erinnerst Du Dich noch an die Tarzanfilme? In jedem von ihnen gibt es atemberaubende Naturaufnahmen oder ein paar tanzende Negerinnen (upsi, ich meine natürlich Stammesangehörige aus dem Subsaharagebiet) schwenken irgendwelche atemberaubenden Körperteile. In der Zeit wäscht sich Tarzan vermutlich. Oder liest die Financial Times. Er ist schließlich Lord Greystoke und überaus reich.
In einem Roman ist es ähnlich. Fakten, Fakten, Fakten - und keine Blümchen dazwischen, das ist nicht an die Lesenden gedacht.
Um dieses Argument zu verdichten: Für mich ist eine Kurzgeschichte ein Roman. Nur ohne die atemberaubenden Zwischenstopps.
ZitatOriginal von blaustrumpf
Für mich ist eine Kurzgeschichte ein Roman. Nur ohne die atemberaubenden Zwischenstopps.
WOW, danke für den Satz.
ZitatOriginal von blaustrumpf
…
Erinnerst Du Dich noch an die Tarzanfilme? In jedem von ihnen gibt es atemberaubende Naturaufnahmen oder ein paar tanzende Negerinnen (upsi, ich meine natürlich Stammesangehörige aus dem Subsaharagebiet) schwenken irgendwelche atemberaubenden Körperteile. …
Jetzt rächt es sich, dass ich mich früher kaum für diese Art Film interessiert habe. Gegen-die-brust-trommelnde-Bleichgesichter-an-Schlingpflanzen fand ich von anfang an so öde, dass ich weder mit ins Kino gekommen bin, noch es lange vor dem Fernseher ausgehalten habe, wenn Tarzan auf dem Programm stand.
Und keiner hat mir gesagt, dass es da auch noch anderes zu sehen gibt
ZitatOriginal von Horst Dieter
Und keiner hat mir gesagt, dass es da auch noch anderes zu sehen gibt
Tja, Horst-Dieter, dann mal auf zur nächsten Videothek oder Videoload. Da draußen warten Wunder auf Dich.
ZitatOriginal von Bernd
Tja, Horst-Dieter, dann mal auf zur nächsten Videothek oder Videoload. Da draußen warten Wunder auf Dich.
Zum Beispiel die weibliche Tarzanvariante Liane?
Da standen wir Jungs damals mit erhöhtem Speichelfluß vor dem Kino und schauten uns Plakate und Bilder an. An die Kasse trauten wir uns nicht, denn da hatten wir keine Chance durchzukommen …
@ Matthias:
Zitat"Bei Gedichten weiß ich: Sie sollen Gefühle wiedergeben. Bei Romanen weiß ich: Sie sollen das Leben oder Passagen aus dem Leben eines literarisch interessanten Menschen wiedergeben." Beides falsch.
Und was ist dann richtig?
@ Bernd:
ZitatTja, Horst-Dieter, dann mal auf zur nächsten Videothek oder Videoload.
Holla, das gilt wohl auch für mich ...
Gruß,
Sabrina Saskia
ZitatOriginal von Saskia
@ Matthias:
Und was ist dann richtig?
Hi Saskia,
Gedichte sollen Gefühle wecken, die Seele zum Klingen bringen oder (nach Mr. Keating) Frauen betören.
Roman sollen eine Geschichte erzählen. Was heißt da schon "literarisch interessant". Gibt es etwas zu erzählen, was den Weg zum Leser findet? Und sei es der trivialste Schmalz? Entscheidend ist: Was findet Leser und nicht, was ist von "lierarischem" Interesse.
Zu Goethes Zeiten gab es einen Herrn Fouque, der alle Bestsellerlisten anführte. Seine Romane wurden verschlungen. Und waren dochzu einem großen Teil literaturwissenschaftlich betrachtet ... Trash. Oder besser Müll.
Dennoch haben die Menschen ihn gelesen. Heute kennt man ihn, wenn überhaupt, nur noch als den "Vater" von "Undine".
So geht auch literarischer Ruhm dahin. Deshalb: Romane sollen unterhalten. Mancher Autor hat auch eine "Botschaft", aber das ist kein MUSS. Der Kunde will unterhalten sein. Das hilft gelegentlich auch BILD-Niveau.
Herzlichst
Wolf P.
PS.: Keine Sau interessiert sich eigentlich für amerikanische Waisenkinder. Aber Mark Twain und Charles Dickens haben ihnen zu literarischem Weltruhm verholfen.
ZitatOriginal von Wolf P
...PS.: Keine Sau interessiert sich eigentlich für amerikanische Waisenkinder. Aber Mark Twain und Charles Dickens haben ihnen zu literarischem Weltruhm verholfen.
Charles Dickens hat über amerikanische Waisenkinder geschrieben?
Er hat eigene Kindheitserlebnisse in seinen "Das-arme-waise-Kind"-Stories verarbeitet. Er hat sozusagen nur über sich selbst geschrieben.
Gruß,
Sabrina Saskia
ZitatOriginal von Saskia
Er hat eigene Kindheitserlebnisse in seinen "Das-arme-waise-Kind"-Stories verarbeitet. Er hat sozusagen nur über sich selbst geschrieben.
Gruß,
Sabrina Saskia
Trotzdem war er Brite und kein Amerikaner ...
Ach. So. Ist. Das. Also.
ZitatOriginal von Horst Dieter
Charles Dickens hat über amerikanische Waisenkinder geschrieben?
Tja, das kommt davon, wenn man zwei Gedanken in einen Satz packen will. Natürlich hat Dickens nur über britische Waisenkinder und den baltischen Hochadel geschrieben ("Der kleine Graf" oder so).
Herzlichst
Wolf P.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Wolf P
…
Tja, das kommt davon, wenn man zwei Gedanken in einen Satz packen will. Natürlich hat Dickens nur über britische Waisenkinder und den baltischen Hochadel geschrieben ("Der kleine Graf" oder so).
Herzlichst
Wolf P.
Noch schwerer ist es, einen Gedanken in zwei Sätze zu packen
Aber das mit dem baltischen Hochadel, das gibt mir doch zu denken. Meines Wissens hat Dickens neben Waisenhausgeschichten über eine Drogenkarriere
Junkie Boy (1834)
ein Fachbuch über den Einzelhandel
The Old Curiosity Shop (1841)
ein Lebenshilfebuch
The Battle of LIfe (1846)
über die Karriere eines Magiers
David Copperfield (1850)
und über die Ehe
Hard Times (1854)
geschrieben. Aber baltischer Hochadel?
Können wir uns auf den lettischen Kleinadel einigen?
Horst-Dieter
Um zu erfahren, wozu Kurzgeschichten da sein sollen, muss man einfach mal ein paar gute lesen, dann weiß man's.