Hartz fear

  • Ich erlaub mir mal kurz, zu Hartz 4 zurückzukommen (der Fred hat echt Flügel bekommen ;) ).


    Der Grundgedanke des ALGII war ja, dass man Arbeitslosen- und Sozialhilfe bündelt und damit Kosten spart. Des weiteren wurde das Prinzip des Förderns und Forderns mit reingebracht, das die Leute in die "Arbeitswelt" zurückholen soll, auch mit sanftem Druck. Das ist an sich eine gute Idee gewesen.


    Aus vielen vielen Gründen halte ich das Ding aber von diesen Grundsätzen aus betrachtet für total ungenügend. Das fängt allein damit an, dass das Wohngeld woanders ausgezahlt wird (Stichwort Bündelung). Es geht damit weiter, dass es in den meisten Städten jetzt zwei Arbeitsämter gibt (da hätte man das Sozialamt gleich beibehalten können). Die absolute Höhe ist aber, wie man sich vor den Ämtern "ausziehen" muss, wie niedrig das "Schonvermögen" angesetzt ist und dass das Kindergeld angerechnet wird (das wieder ein anderes Amt auszahlt, glaub ich).
    Irgendwie scheint mir allein schon da die Grundidee ausgehebelt.


    Eine Frage hat sich im Fred herauskristallisiert: Ist Hartz 4 gerecht?
    In dieser Form - imo nein. Wer allein lebt und deshalb nur ne kleine günstige Wohnung hat (für einen allein imo zumutbar), kommt mit dem Satz, denke ich, ganz gut aus, zumindest vorübergehend (dafür ist's ja eigentlich gedacht). Alleinerziehende Mütter wie Ulli (ich bin in nem Alleinerzieher-Haushalt aufgewachsen, weiß also um die Scham der Armut) fallen imo schlicht durch den Rost.


    Sollte man also H4, wie es ja auch im Fred anklang, komplett sein lassen? Oder lässt sich innerhalb des Systems verbessern? (Z.B. diese furchtbare Leiharbeitskacke abschaffen, die Bedarfsgemeinschaft anders definieren, die Sätze individualisieren, die Zuverdienstmöglichkeit erhöhen etc.) Ich bitte, hier auch die Mehrheitsfähigkeit zu bedenken, denn grundsätzliche Reformen sind für Politiker meist ein angekündigter pol. Selbstmord. Sieht man ja an der SPD.


    An Ulli: Schämen sollte sich dein Ex.


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von lametta
    Das System in dem diese Gesellschaft leben muss ist: familienfeindlich, knallhart & obendrein verunsichernd.


    Dieses System, von dem Du da schreibst: Ist das eine außerirdische Macht, oder ist Dir lediglich entgangen, daß es - mal ganz pauschal betrachtet - das Resultat dessen ist, was eine Lebensform namens Mensch gerade selbst produziert?

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    kaelo.de

    2 % aller Menschen besitzen einen IQ >130, die restlichen 98 % nicht. Das erklärt meine Skepsis gegenüber Mehrheitsmeinungen. (Kaelo)

  • Zitat

    Original von fairy


    Für die Erziehung von vier Kindern, würde uns eigentlich noch ein Extragehalt zustehen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


    Bravo! Jetzt hat die Diskussion endlich Mittags-Talkshow-Niveau erreicht. Knete dafür kassieren, daß man mehr Kinder in die Welt setzt, als es die finanziellen Verhältnisse zulassen und den Steuerzahler dafür berappen lassen. Subvention für sozial schwache Gebärmaschinen. Merkst Du eigentlich noch was???


    @ Ulli: Wenn man das Pech hat, Kinder in vermeintlich gesicherten Verhältnissen zur Welt zu bringen und dann von einem verantwortungslosen Arschloch (mir würden für diese Sorte Männer auch noch passendere Ausdrücke einfallen, aber ich will's nicht übertreiben) im Stich gelassen zu werden ist natürlich der Super-GAU. Hier wäre der Staat tatsächlich gefordert - aber nicht dadurch, daß er durch Steuergelder fremde Schulden begleicht, sondern dadurch, daß er dafür sorgt, daß es diesem Vollpfosten an den Kragen geht. Und zwar richtig und extrem empfindlich.

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  • Zitat

    Original von Joachim Off


    Eine Frage hat sich im Fred herauskristallisiert: Ist Hartz 4 gerecht?

    Jo


    Hartz 4 kann man nicht gerecht machen. Auch ein Nachfolger, Hartz 5 wird nicht wesentlich gerechter sein können. Ungerecht ist unsere komplette Gesellschaftsstruktur. Wenn man da ansetzt und Änderungen an den richtigen Stellen durchführt, dann wird auch die Hilfe für die Sozial schlechter gestellten da ansetzen können, wo Hilfe nötig ist und das effektiv.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Joachim Off
    Ich erlaub mir mal kurz, zu Hartz 4 zurückzukommen (der Fred hat echt Flügel bekommen ;) ).


    Der Grundgedanke des ALGII war ja, dass man Arbeitslosen- und Sozialhilfe bündelt und damit Kosten spart. Des weiteren wurde das Prinzip des Förderns und Forderns mit reingebracht, das die Leute in die "Arbeitswelt" zurückholen soll, auch mit sanftem Druck. Das ist an sich eine gute Idee gewesen.


    Ansich ist das so - aber bei den vielen AE Müttern (oder Vätern) klappt das, auf Grund von fehlender Betreuung usw. nicht. Jeder, der einen 400 Tacken Job annimmt, liegt über dem ALG2 Satz - ein Grund arebiten zu gehen, alleine schon deshalb. Aber das REICHT ja oft einfach nicht.



    Zitat

    Original von Joachim OffAus vielen vielen Gründen halte ich das Ding aber von diesen Grundsätzen aus betrachtet für total ungenügend. Das fängt allein damit an, dass das Wohngeld woanders ausgezahlt wird (Stichwort Bündelung). Es geht damit weiter, dass es in den meisten Städten jetzt zwei Arbeitsämter gibt (da hätte man das Sozialamt gleich beibehalten können). Die absolute Höhe ist aber, wie man sich vor den Ämtern "ausziehen" muss, wie niedrig das "Schonvermögen" angesetzt ist und dass das Kindergeld angerechnet wird (das wieder ein anderes Amt auszahlt, glaub ich).
    Irgendwie scheint mir allein schon da die Grundidee ausgehebelt.


    Tu da mal noch ein paar Ämter bei - Finanzamt, Bafögamt etc. Lauter unterschiedliche Bedingungen - Fazit, es wird ALLES aufs Alg2 angerechnet, alles, egal, irgendwie kriegen wir die Leute zu Boden ...



    Zitat

    Original von Joachim OffEine Frage hat sich im Fred herauskristallisiert: Ist Hartz 4 gerecht?
    In dieser Form - imo nein. Wer allein lebt und deshalb nur ne kleine günstige Wohnung hat (für einen allein imo zumutbar), kommt mit dem Satz, denke ich, ganz gut aus, zumindest vorübergehend (dafür ist's ja eigentlich gedacht). Alleinerziehende Mütter wie Ulli (ich bin in nem Alleinerzieher-Haushalt aufgewachsen, weiß also um die Scham der Armut) fallen imo schlicht durch den Rost.


    Jain. Ich hätte zwar nicht wunderbar, aber doch irgendwie mit dem Satz leben könen (glaub ich *grübel*), aber dieser Kampf zermürbt mich. Ich verdiene Geld, ich versuche zu arbeiten und ich bekomme einen Tritt nach dem nächsten. Und ständig ändert sich irgendetwas. Es ZERMÜRBT es macht einen echt fertig. Für das eine Jahr gilt als Selbstständiger - was das Finanzamt als Einkommen anerkennt, ist auch für uns gültig. Zehn Monate später - nein, es ist Netto wie Brutto. Alles auf denTisch, alles zurückzahlen.




    Zitat

    Original von Joachim OffSollte man also H4, wie es ja auch im Fred anklang, komplett sein lassen? Oder lässt sich innerhalb des Systems verbessern? (Z.B. diese furchtbare Leiharbeitskacke abschaffen, die Bedarfsgemeinschaft anders definieren, die Sätze individualisieren, die Zuverdienstmöglichkeit erhöhen etc.) Ich bitte, hier auch die Mehrheitsfähigkeit zu bedenken, denn grundsätzliche Reformen sind für Politiker meist ein angekündigter pol. Selbstmord. Sieht man ja an der SPD.


    Ich denke, grundsätzliche Änderungen INNERHALB des Systems sind unumgänglich.
    Diese Leiharbeiterscheiße, in Euro Job Gedöns - was soll das bringen? Das ist nur Augenwischerei. Die Sätze sind ein Hohn. Bedarfsgemeinschaften - das ist auch so ein Thema - ein Paar will zusammenziehen, es sind Kinder aus früheren Beziehungen da - aber der Neue muss KOMPLETT für alle geradestehen ... wer macht das dann? Niemand offiziell. Weil es nicht zu finanzieren ist.
    Meine Tochter bekommt jetzt in der Lehre 350 Euro Lohn - es wird voll mit angerechnet.
    100 Euro im Monat sind frei - der Rest wird stickum abgezogen. Aber auch Krankenkassen usw. machen einem das Leben schwer ( als Selbstständige rechnen wir so, als ob sie 1800 € im Monat verdienen würden und rechnen diesen Satz ab) - wer kann sich das leisten?




    Zitat

    Original von Joachim OffAn Ulli: Schämen sollte sich dein Ex.


    Blödsinn. ZAHLEN soll er, schämen ist mir egal. Es sind bis dato 80 000 € an Unterhaltskosten, die er mir schuldet. Das soll er rausrücken.

  • Zitat

    Original von Kaelo
    Dieses System, von dem Du da schreibst: Ist das eine außerirdische Macht, oder ist Dir lediglich entgangen, daß es - mal ganz pauschal betrachtet - das Resultat dessen ist, was eine Lebensform namens Mensch gerade selbst produziert?


    willentlich?
    Kannste mal aufhören, mich in die Ufo-Ecke zu schieben?

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Zitat

    Original von Kaelo


    Bravo! Jetzt hat die Diskussion endlich Mittags-Talkshow-Niveau erreicht. Knete dafür kassieren, daß man mehr Kinder in die Welt setzt, als es die finanziellen Verhältnisse zulassen und den Steuerzahler dafür berappen lassen. Subvention für sozial schwache Gebärmaschinen. Merkst Du eigentlich noch was???



    Deshalb hat ja auch unsere letzte Familienministerin die Akademikerinnenwurfprämie von der Leyne gelassen, damit die richtigen Leute viele Kinder in die Welt setzen :D


    Oder was meinst du jetzt?


    Dass man Kinder, die da sind schlechter stellt als Erwachsene, finde ich nicht unbedingt empfehlenswert.


    Und der vielzitierte Steuerzahlen kann meines Erachtens durchaus für Kinder etwas ausgeben, wo er doch ohne zu Knurren den Soli zahlt, der anders als im allgemeinen Volksglauben nicht für die Folgen der sogenannten Wiedervereinigung genutzt wird, sondern für Sonderaufgaben, z.B. Finanzierung Golf-Krieg oder Finanzhilfen für Osteuropäische Länder. Gern trägt auch der Steuerzahler zur Finanzierung maroder Banken oder finanzschwacher Versandhäuser bei. Da kann er nicht auch noch herhalten um Kindern eine bessere Lebensgrundlage zu schaffen.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Kaelo


    Bravo! Jetzt hat die Diskussion endlich Mittags-Talkshow-Niveau erreicht. Knete dafür kassieren, daß man mehr Kinder in die Welt setzt, als es die finanziellen Verhältnisse zulassen und den Steuerzahler dafür berappen lassen. Subvention für sozial schwache Gebärmaschinen. Merkst Du eigentlich noch was???


    @ Ulli: Wenn man das Pech hat, Kinder in vermeintlich gesicherten Verhältnissen zur Welt zu bringen und dann von einem verantwortungslosen Arschloch (mir würden für diese Sorte Männer auch noch passendere Ausdrücke einfallen, aber ich will's nicht übertreiben) im Stich gelassen zu werden ist natürlich der Super-GAU. Hier wäre der Staat tatsächlich gefordert - aber nicht dadurch, daß er durch Steuergelder fremde Schulden begleicht, sondern dadurch, daß er dafür sorgt, daß es diesem Vollpfosten an den Kragen geht. Und zwar richtig und extrem empfindlich.


    Das seh ich genauso wie du. Es ist ja meine Entscheidung Kinder zu bekommen. Und ich weiß vorher, dass es Geld kostet - viel Geld.


    Der Staat hat damit nichts zu tun. Und er soll auch für meine Entscheidungen nicht zahlen.


    Aber:

    Zitat

    daß er dafür sorgt, daß es diesem Vollpfosten an den Kragen geht. Und zwar richtig und extrem empfindlich.


    .. das TUT er nicht. Mein Ex hat hier Immobilien. Drei Eigentumswohnungen und ein Haus. Die werden NICHT gefändet, zu teuer, zu kompliziert. Da zahlt man lieber Geld und hält die Frau schön klein.
    Er war im Management der größten Kohlemine Neuseelands - greifbar, fändbar - och, bis da einer hintrabt ... lieber zahlen wir.
    Man könnte den Pass einziehen, einen internationalen Haftbefehl ergehen lassen usw usw - passiert aber nicht. Ich lauf gegen bürokratische Mauern.


    Es ist zum KOTZEN.


    Nochmal - ich bin dankbar für das System, wir überleben. Gerecht ist es nicht.
    Lieber würde ich uns selbst finanzieren. Wirklich, aber ich kann es (noch) nicht.


    Traurig


    Ulli


  • Mal ganz vorsichtig nachgefragt: Warum klagst du nicht und erwirkst so eine Pfändung?

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  • Zitat

    Original von Horst Dieter




    Mal ganz vorsichtig nachgefragt: Warum klagst du nicht und erwirkst so eine Pfändung?


    Schlicht weil ich die 20 000 Tacken nicht habe, mit denen ich in Vorleistung gehen müsste und auch nur im dritten Rang stehe.

  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Deshalb hat ja auch unsere letzte Familienministerin die Akademikerinnenwurfprämie von der Leyne gelassen, damit die richtigen Leute viele Kinder in die Welt setzen :D


    Genau, weil Akademiker für gewöhnlich finanziell so schwach auf der Brust sind, daß sie sich ausschließlich aufgrund dieser Prämie dafür entscheiden, haufenweise Kids in den Orbit zu schießen. Aber mal ganz abgesehen davon: Ich behaupte pauschal, daß Akademiker-Nachwuchs generell weniger Probleme hat, einen "normalen" Weg (Ausbildung/Studium - Job) einzuschlagen als Kids die in einem seit Jahren etablierten Hartz IV-Clan aufwachsen.


    Zitat


    Dass man Kinder, die da sind schlechter stellt als Erwachsene, finde ich nicht unbedingt empfehlenswert.


    Tja, dann wirst Du wohl einen Großteil der Hartz IVer-Nachkömmlinge ins Heim stecken müssen, damit die milden Gaben auch tatsächlich ihnen zugutekommen. Du wirst doch nicht wirklich so naiv sein zu glauben, daß sich z. B. eine Kindergelderhöhung ohnedies nicht mehrheitlich im Anwachsen der Tabak- und Alk-Steuern bemerkbar macht, oder?


    Zitat


    Und der vielzitierte Steuerzahlen kann meines Erachtens durchaus für Kinder etwas ausgeben, wo er doch ohne zu Knurren den Soli zahlt ...


    Ich kenne den von Dir beschriebenen Steuerzahler nicht. Dieser Steuerzahler hier zahlt weder den Soli ohne zu knurren, noch ist er bereit, Nachwuchs, an dessen Produktion er nicht beteiligt war, noch mehr zu subventionieren.

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  • Kaelo


    Das Argument, dass man mit Kindergeld und Kinderfreibeträgen Hartz-IV Nachwuchs fördert, taugt allenfalls für Kneipendiskussionen. Schau mal über den Zaun und in andere Länder, dann wirst du schnell sehen, dass keinesfalls die Zeugungshäufigkeit zunimmt, je besser die unteren schichten gestellt sind. Das Gegenteil ist eher der Fall.


    Mal abgesehen dass derartige Pauschalierungen und Abwertungen aller Hartz IV Empfänger nur davon zeugen, dass man gehörig weg und beiseite sieht (sag ich jetzt auch mal so pauschal)


    Zitat

    Aber mal ganz abgesehen davon: Ich behaupte pauschal, daß Akademiker-Nachwuchs generell weniger Probleme hat, einen "normalen" Weg (Ausbildung/Studium - Job) einzuschlagen als Kids die in einem seit Jahren etablierten Hartz IV-Clan aufwachsen.


    Dieser Behauptung schließe ich mich an, vorbehaltlos.


    Die Frage ist, lässt man es bei der Behauptung? Man kann jetzt in zwei Richtungen vorgehen: 1. Man dreht den Hahn ganz zu und hofft, dass das komplette Hartz IV-Klientel möglichst schnell ausstirbt


    oder 2. Man sorgt durch bessere Chancengleichheit (beginnend bei unserem Bildungssystem, aber nicht nur da), dass dieses Klientel deutlich schrumpft. Unsere europäischen Nachbarn machen uns ja vor, wie das geht. Mit 13 % an armutsgefährdeter Bevölkerung stehen wir NICHT in der besseren Hälfte.


    Horst-Dieter

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  • Am Rande.


    Es gibt einen - leider nicht nur gut gemachten - Film mit dem Titel "Idiocracy" (2006), der floppte. Wer die Chance hat, sollte ihn sich ausleihen. Im Fernsehen lief dieser Film meines Wissens bisher nicht (nur im Bezahlfernsehen). Der Witz schleift sich zwar schnell, aber der Plot ist fast schon genial.


    Im Jahr 2505 werden zwei äußerst mediokre Amerikaner, die 500 Jahre zuvor eingefroren wurden (aber das Projekt geriet in Vergessenheit - eigentlich sollten sie nur für 15 Jahre auf Eis gelegt werden), wieder aufgetaut, und sie erwachen in einer Welt, die von dämlichen Asis beherrscht wird. Dies stellt den logischen Schluss einer Entwicklung dar, die jetzt schon zu beobachten ist: Während "gebildetere" Leute (auch Paare) die eigene Karriere und Entfaltung in den Vordergrund stellen, vermehren sich die Asis, die ohnehin nichts besseres zu tun hatten, wie Karnickel. Im Ergebnis gibt es im Jahr 2505 nur noch Asis, und selbst die eigentlich nicht besonders schlauen Protagonisten, 500 Jahre zuvor bestenfalls Mittelmaß, sind plötzlich die sprichwörtlichen Einäugigen unter den Blinden.


    Der Film ist tatsächlich hin und wieder ziemlich spaßig, aber das steht nicht im Vordergrund. Sondern die (allerdings ziemlich vordergründige) Gesellschaftskritik.


    Wie gesagt, nur so am Rande. ;)


    ASIN/ISBN: B000ND7UL6

  • Nochmal ganz kurz zum Thema Impfen:


    Ich war heute mit der Hälfte meiner Brut beim Arzt - erst bei unserer Kinderärztin, die nach zweistündiger Wartezeit (da ohne Termin, aber mit hustenden, schniefenden und fiebrigen Kindern) feststellte, dass Lisa ja plötzlich und unerwartet letzte Woche volljährig geworden ist und nun bei ihr nicht mehr behandelt werden dürfe (ach nein?? Naja, den jüngsten Sproß hat sie dann noch untersucht ... ) und dann bei meinem und nun auch Lisas Hausarzt.


    Von beiden bekam ich die Info - sieht nach Grippe aus (stimmt), Abstrich machen wir aber nicht mehr, so von wegen Schweinegrippe. NICHT? Nein, die bisherigen Verläufe wären derart harmlos und leicht verlaufen, dass das Gesundheitsamt die Tests abgesetzt hätte, lohnt sich nicht.


    Okay, und was ist mit der Impfung?


    Das wäre ja nun zu spät. Und überhaupt, der normale Grippeimpfstoff wäre ausreichend, eigentlich wäre das ein Hype ...


    Aha.


    Oink.
    Auf das es mich nicht trifft, ich habe am Mittwoch meine Premierelesung ...


    Herr, erbarme dich


    Ulli

  • Hi ...


    ... Horst-Dieter: Ich denke nicht, dass Politik an der grundlegenden Sozialstruktur etwas ändern kann. Man muss einfach Mehrheiten gewinnen, Bundestag und Bundesrat müssen zustimmen, da hocken zu viele Köche um den Brei herum. Zumal mir diese deine Forderung zu inkonkret ist und ein klitzeklein wenig dem ästhetischen Bedürfnis eines Utopisten entspringt, unterstelle ich mal so. ;)
    Was soll sich denn konkret ändern?


    ... Ulli: Zugestimmt. Es liegt sehr vieles im Argen beim Arge-System. Das Bafög-System sollte allerdings imo nach wie vor ausgelagert bleiben, weil's dem Wesen nach keine Sozialleistung ist. Den Rest sollte man zusammenfassen, um echt mal Kosten zu sparen. Lametta nennt das Bürgergeld, in die Richtung geht auch mein Wunsch.
    Vor allem ist die 100-Euro-Grenze ein Witz. Würde ich erhöhen, die Gefahr von Mitnahmeeffekten (wird auch immer gegen den Kombilohn geführt, das Argument) ließen sich durch zeitliche Fristen und kompetente "Fallmanager" einschränken. Hartz-4 ist als vorübergehende Stütze gedacht, so sollte es auch behandelt werden, es sollte Wege ebnen, da wieder rauszukommen - und Vertrauen von Seiten der Behörden in den Einzelnen gehört dazu.


    ... Tom: Also mit den Medien hast du's ja. Ein kleiner Fetisch? ;)
    Was mich momentan stört, schon seit langem, ist die Tatsache, dass kein Minister sich in den echten Politmagazinen wie Monitor äußern braucht, weil es diese schmucken personalisierten Polittalkshows gibt. Widerwärtig, das Gekuschel und die Anbiederei ("Der Wähler ist ja nicht dumm" blabla), und ich meine die Dinger des Öffentlich Rechtlichen Ferns, also kein Seicht-Peter-Klöppel-Erbrochenes.
    Irgendwie vermisse ich Friedmanns Schlachtbank.


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von Joachim Off
    Hi ...


    ... Horst-Dieter: Ich denke nicht, dass Politik an der grundlegenden Sozialstruktur etwas ändern kann. Man muss einfach Mehrheiten gewinnen, Bundestag und Bundesrat müssen zustimmen, da hocken zu viele Köche um den Brei herum. Zumal mir diese deine Forderung zu inkonkret ist und ein klitzeklein wenig dem ästhetischen Bedürfnis eines Utopisten entspringt, unterstelle ich mal so. ;)
    Was soll sich denn konkret ändern?


    Ja, das stimmt. Wenn sich alles das ändert, was im Argen liegt, dann wäre - für mich - wirklich eine Utopie verwirklicht. Aber ich wäre schon mal zufrieden, wenn sich nur an unserem Bildungssystem etwas ändert, wenn nicht die Chancengleichheit schon beim Schulbeginn zerknüppelt würde. Einheitsschule bis zur 9 oder 10 Klasse, KEINE Ausgaben für Bildung mehr für die Eltern, also auch das Schulbuchunwesen beseitigt usw. Im Prinzip das, was unsere europäischen Nachbarn schon haben (weitgehend). Wenn dann noch das Lehrplanunwesen beseitigt wird und die Verwaltungsstrukturen im Bildungsbereich demokratischer geworden sind, dann ist schon viel erreicht. Ich schiele gar nicht so sehr auf PISA, aber ich behaupte mal, die Ergebnisse solch einer Umstellung wären innerhalb eines Jahrzehnts überdeutlich zu registrieren. Für die Veränderungen an anderen Stellen (u.a. auch bei dem Teil der Bevölkerung, der Armutsgefährdet ist) braucht es länger.


    Im Übrigen gebe ich den Politikern gar nicht allein die Schuld. Sie werden getragen von einem Großteil der Bevölkerung, die es sich gut eingerichtet hat. Insbesondere die so genannte Mittelschicht. Man lebt gut, man hat es bequem und vor allem wer nicht arbeiten will, soll auch nicht am Sozialstaat teilhaben. Die Assis, die statt Schulbücher DVD-Player kaufen, die Kinder rudelweise in die Welt setzen nur um Kindergeld zu kassieren, die verdienen es ja nicht besser. Die sollen mal in die Gänge kommen, dann geht es denen auch besser. So lange so bequem gedacht wird, tritt man dem aus der Mitte, der plötzlich abrutscht noch hinterher und wählt die Politiker, die den Status quo erhalten.


    Horst-Dieter

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  • Moin, Jo,


    Zitat

    Original von Joachim Off
    Lametta nennt das Bürgergeld, in die Richtung geht auch mein Wunsch.


    OK, ich will das Thema ausnahmsweise mal nicht zynisch behandeln: Wie hoch sollte es sein und - für mich die Kernfrage - woher soll das Geld kommen, mit dem 80 Mio. Teutonen ein Betrag x monatlich geschenkt wird (Wenn ich's recht verstanden habe soll ja das Bürgergeld jedem ausgezahlt werden, also auch Säuglingen, Rentnern etc.)?


    Zitat


    Hartz-4 ist als vorübergehende Stütze gedacht, so sollte es auch behandelt werden, es sollte Wege ebnen, da wieder rauszukommen - und Vertrauen von Seiten der Behörden in den Einzelnen gehört dazu.


    Jain. Durch die Einführung von ALG II (also der Hartz IV-Leistung) sollten Menschen, die es sich ehemals mit Sozialhilfe gemütlichgemacht hatten und von der Arbeitsagentur nicht erfaßt und dementsprechend nicht mit Arbeitsangeboten behelligt wurden, wieder in den Focus des Arbeitsmarktes gerückt werden. Welch schönes, infantiles Unterfangen. Die Realität sieht so aus: Ich leite derzeit ein Projekt, in dessen Rahmen knapp 200 Hartz IVler binnen 6 Monaten im Rahmen ihrer Möglichkeiten qualifiziert werden und in Arbeit vermittelt werden sollen. Natürlich befinden sich in deren Reihen einige, bei denen die Chancen nicht schlecht stehen (es sind durchaus vereinzelt Ingenieure und andere Akademiker vertreten - aber die würden sich auch ohne Hartz IV um Jobs bemühen), aber ohne näher ins Detail zu gehen: Die Krankheitsquote liegt zwischen 70 und 90 Prozent. Und wir reden hier nicht über Tätigkeiten, bei denen jemand bei Minusgraden knietief in der Jauche steckt, sondern von Qualifikationen, die im EDV-Raum oder in geheizten Werkhallen stattfinden.
    Insofern mag ALG II als vorübergehende Subvention zwar erhofft sein, aber das ist ja bei weitem nicht der einzige Punkt, bei dem die Politik krankhaft blauäugig ist ...


    Grüße aus'm Pott


    Kaelo

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