Hallo Tom,
Sorry, wollte dir keinen monokausalen Ansatz unterstellen. Hab deine Aussagen noch einmal differenzierter gelesen.
ZitatGewalt als Handlungsoption hat aber immer etwas mit Gewaltphantasien zu tun, ob nun von außen induziert oder der eigenen, unbeeinflussten Kreativität entspringend.
Es gibt keine unbeeinflusste Kreativität. Mag sein, dass ich mich während meines Studiums schon auf bestimmte theoretische Richtungen festgelegt habe, aber der Mensch und dementsprechend die Kreativität eines Menschen ist NIEMALS unbeeinflusst (von was überhaupt, der Umwelt?). Im Gegenteil, meiner Auffassung nach entspringt Kreativität immer als eine Art Spiegelbild der Umwelt dem Einzelnen. Gerade Kreativität.
ZitatMan muss sich eine Handlung, ob affektgesteuert oder geplant, auch vorstellen können.
Richtig, und jeder Mensch besitzt Handlungsalternativen. Und für welche er sich entscheiden wird, liegt daran, wie er glaubt sein Ziel erreichen zu können. Wenn nun jemand nicht gelernt hat, gewaltfrei zu seinem Ziel zu kommen, dann wird er höchstwahrscheinlich Gewalt anwenden. Ob er dabei gewaltverherrlichende Medien (von denen ich gar nicht gesprochen habe und was Martyrs nun beileibe nicht ist) konsumiert hat ist nicht ausschlaggebend. Primär zumindest.
ZitatIch frage mich, warum sich Menschen davon unterhalten lassen müssen, wie sich andere bestialisch massakrieren.
Klare Antwort: Es sollte nicht um Unterhaltung gehen. Genauso wie bei Dramen. Gute Horrorfilme sind (leider) in erster Linie eben nicht Unterhaltung, sondern Stress für's Gehirn.
ZitatUnterhaltungsgegenstand ist nicht der Mord selbst, sondern dessen Aufklärung und Auflösung. Und die Botschaft ist zumeist eine hochmoralische.
Gleiches gilt für guten Horror (siehe den von mir eingangs erwähnten "Night of the Living Dead" von 1969). Wir müssen bei solch einer Diskussion immer unterscheiden zwischen Produkten, die lediglich für den Markt hergestellt werden um eine Nachfrage zu bedienen und wirklicher Kunst.
Meine Argumente beziehen sich auf den Horrorfilm als Kunst. Und der ist genauso notwendig oder nicht notwendig wie Krimis, ach, wie eigentlich jedes Genre.
Und letztendlich noch einmal zum Reflexionspotential: Warum es jedem antrainiert werden sollte, liegt doch auf der Hand. Diskussion, ob solche Medien existieren sollten oder nicht interessiert nicht, denn sie existieren nunmal. Und damit muss jeder umgehen können. Sollte. Und dafür sind, besonders in den jungen Jahren, nun einmal hauptsächlich die Eltern verantwortlich. Sie MÜSSEN ihrem Kind beibringen, wie ein Film, ein Buch, ein Bild, Musik wahrgenommen werden sollte. Nämlich differenziert und ständig zu hinterfragen.
von lametta:
ZitatIch werde das dumpfe Gefühl nicht los, das den Eltern die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder wieder beigebracht werden muss...
Ich habe tatsächlich mal in einer Gruppe mit Freunden und Bekannten in den Raum gestellt, dass ich für die Einführung eines Elternpasses wäre, der absolviert werden müsse, bevor das Baby geboren wird. Und ich wurde auseinander genommen. Aber die Idee, dass viele Menschen lernen sollten Eltern zu sein, halte ich trotzdem für richtig. Und dass das geschieht, wäre eine Aufgabe des Staates.
Aber, ehrlich gesagt: Welcher Staat auf der Welt will schon einen Haufen mündiger Bürger?
Grüße, Hauke,