Donnie Darko

  • "Donnie Darko ist das Regiedebüt des US-amerikanischen Regisseurs Richard Kelly und startete am 26. Oktober 2001 in den US-Kinos. Der Film ist ein teils satirisch angehauchter Highschool-Science-Fiction-Film und Psychogramm des 16-jährigen Schülers Donald J. Darko (Jake Gyllenhaal), der gemäß einer Deutung des Films nach einem kosmischen Unfall als Auserwählter die Welt vor dem Untergang retten soll. Der in den USA zunächst recht erfolglose Film erreichte in der folgenden Zeit weltweit eine wachsende Fangemeinde, die unterschiedliche Deutungen des streckenweise rätselhaften Inhalts entwickelt hat. Viele Handlungsstränge laufen im Film parallel ab und verbinden sich für den Zuschauer erst zum Ende, möglicherweise auch erst durch einige nicht im Film selbst gegebene Informationen, zu einem Ganzen."(Aus Wikipedia)


    Pech für meinen Mann, dass ich auf seinen DVD-Tipp gehört habe:
    Genialer Film ! Er hinterließ mir ein solches Neuronengewitter, dass ich ihn hinterher mit meinen Rückschlüssen auf den Film nur so beballert habe.
    Der Arme, er war er so müde und ich konnte kaum aufhören zu referieren.
    Dabei habe ich gestern lediglich die Struktur des Filmes, den Aufbau geschnallt. Den Film inhaltlich zu interpretieren, dauert da noch. So viele Bedeutungsebenen lassen zu, das der Betrachter des Films freie Wahl aus vielen Möglichkeiten zu haben scheint. Universell. Ich liebe so etwas…wird mich noch länger beschäftigen.
    Dass in diesem Kunstwerk nebenbei mein Lieblingsfilm einen “Cameo-Auftritt” hat, hat mich nicht nur gefreut, sondern auch auf die richtige Spur zum Verständnis der Geschichte gebracht…was für ein Vergnügen!

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()

  • Zitat

    Original von lametta
    Dabei habe ich gestern lediglich die Struktur des Filmes, den Aufbau geschnallt. Den Film inhaltlich zu interpretieren, dauert da noch. So viele Bedeutungsebenen lassen zu, das der Betrachter des Films freie Wahl aus vielen Möglichkeiten zu haben scheint.


    Hallo Lametta,


    ich habe den Film (vor ca. einem Jahr) zweimal gesehen - und auch nach dem zweiten Mal nicht vollends begriffen. Wenn ich zu einer Interpretation gefunden hatte, ging die nicht vollends auf bzw. gab es Haken und Ösen, warum es 'so' dann eigentlich doch nicht sein konnte ... :dumm


    Gruß,
    Petra

  • Hier meine These:
    Ist eigentlich eine messianisch angehauchte Geschichte. Wer den Film
    "Die letzte Versuchung Christi" (der Titel kommt im Film vor und brachte mich überhaupt erst darauf) gesehen hat, begreift umgehend, dass es sich in diesem Film um Wahlmöglichkeiten handelt...
    Donnie Darko weiß vom Ende der Welt und dass er allein es durch seinen Tod abwenden kann. Praktisch zwei Drittel des Films besteht aus seiner Vision von einem Leben, das er führen könnte, wenn er sich für das Leben entscheidet und nicht für den Tod durch ein herab fallendes Triebwerk. Der Film endet mit der bewussten Entscheidung des jugendlichen Protagonisten für den Opfertod.
    Dramaturgisch wunderbar gestrickt, finde ich.


    Bin immer noch begeistert. Was auf dem Cover wie eine abgedrehte Teenie-Fantasy-Story anmutete entpuppte sich als reifer, durchdachter, vielschichtiger Film mit einer Menge offener Fragen über Normalität, Triebsublimierung und was nicht noch alles.
    Auf unserer DVD kann ich mir den gesamten Film noch mit Audiokommentar des Regisseurs ansehen. Glaube, das Abtauchen lohnt sich da.

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    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • knabbere ich sicher auch noch lange dran...
    Weiß einer, ob es dazu eine literarische Vorlage gibt?

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    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()

  • "Tangentenuniversum" - aaah ja! Auf jeden Fall danke für die Erwähnung hier im Forum, aufgrund dieses Beitrags habe ich mich bei Wikipedia erstmals dazu umgesehen.


    Als nächstes klappere ich dann mal die Erklärung zu "Inland Empire" von David Lynch ab ... (noch ein kryptischer Film mit Menschen mit Hasenköpfen ...)


    Da lob ich mir "The 13th Floor": kryptisch aber verständlich (was jetzt nicht wirklich was damit zu tun hat, sorry, ich weiß ... :D)

  • Zitat

    Original von Tom
    @lametta: Meines Wissens hat das Drehbuch, das auch vom Regisseur Richard Kelly stammt, keine literarische Vorlage.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Donnie_darko


    Ui, da hat dann mal wieder jemand ganz konsequent "sein Ding" gemacht.
    Da kommt mir die Frage in den Sinn, ob es grundsätzlich am besten ist, wenn Drehbuch und Regie in einer Hand liegen...


    Danke übrigens, für die Präzisierung meiner Frage.

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  • Der Film hat mir auch gefallen, auch wenn ich ihn nach zweimaligem Ansehen noch nicht ganz verstanden habe. Darf man das Ganze auch als Familiendrama intepretieren, in dem Donnie wegen seiner außergewöhnlichen Fantasie (der malt ja viel) von den anderen, eher "bodenständigeren" Familienmitgliedern abgelehnt wird? (Das "darf war rhetorisch gemeint, ich wollte eher damit sagen: sieht das jemand hier genau so?) Zufällig weiß ich aus eigener Erfahrung, dass so etwas zur Schizophrenie führt. Meine Mutter hat mir immer Stress gemacht, weil ich mehr schrieb als im Haushalt zu helfen.


    LG
    Saskia

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Zitat

    Original von Saskia
    … Zufällig weiß ich aus eigener Erfahrung, dass so etwas zur Schizophrenie führt. Meine Mutter hat mir immer Stress gemacht, weil ich mehr schrieb als im Haushalt zu helfen.


    LG
    Saskia


    Bist du dir da sicher? Nicht jede Verhaltensstörung kann gleich als Schizophrenie bezeichnet werden (auch wenn das umgangssprachlich gerne gemacht wird).


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Bist du dir da sicher? Nicht jede Verhaltensstörung kann gleich als Schizophrenie bezeichnet werden (auch wenn das umgangssprachlich gerne gemacht wird). Horst-Dieter


    Aber in dem Film wird doch offen gesagt, dass Donnie an einer Schizophrenie leidet? An paranoider Schizophrenie? Darum hat er doch die Visionen. Ist das nicht klar? Oder habe ich die Frage falsch verstanden?


    Ja, es stimmt, was über diese Krankheit gesagt wird, ist nicht immer richtig. Aber es gibt auch wenige Möglichkeiten, Genaueres zu erfahren, weil die wirklich Kranken sich grundsätzlich von ihrer Umgebung abschotten (Depressionen und Kontakverlust sind die Folge, bis hin zum Arbeitsverlust, Verlust des Freundes/der Freundin, Selbstmordgefahr). Aber in der Hinsicht ist der Film nicht wirklich realistisch. Wäre er das nämlich, würde Donnie sich am Ende vor den Zug werfen oder so etwas.


    Einen schönen Abend,
    Saskia

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Zitat

    Original von Saskia
    Aber in dem Film wird doch offen gesagt, dass Donnie an einer Schizophrenie leidet?


    Aber nicht du, oder?. Dein Posting oben ließ sich so verstehen ;) Du schriebst:


    Zitat

    Zufällig weiß ich aus eigener Erfahrung, dass so etwas zur Schizophrenie führt.

  • Zitat

    Original von Saskia
    Der Film hat mir auch gefallen, auch wenn ich ihn nach zweimaligem Ansehen noch nicht ganz verstanden habe. Darf man das Ganze auch als Familiendrama intepretieren, in dem Donnie wegen seiner außergewöhnlichen Fantasie (der malt ja viel) von den anderen, eher "bodenständigeren" Familienmitgliedern abgelehnt wird? (Das "darf war rhetorisch gemeint, ich wollte eher damit sagen: sieht das jemand hier genau so?) Zufällig weiß ich aus eigener Erfahrung, dass so etwas zur Schizophrenie führt. Meine Mutter hat mir immer Stress gemacht, weil ich mehr schrieb als im Haushalt zu helfen.


    LG
    Saskia


    Ja, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörung, Wahnvorstellungen...diese Begriffe fallen wohl in dem Gespräch zwischen Donnies Eltern und der Psychologin...ich würde das als "Metapher" für den Abgrund begreifen, der sich zwischen Pubertierenden und Eltern auftut. In diesem Sinne ist der Film auch Familiendrama...Entwicklungsgeschichte...aber eben nicht nur das, finde ich...

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    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()

  • Hi,


    dürfte ich einmal sachlich einwerfen, dass der Film nichts mit Schizophrenie zu tun hat, sondern mit Brüchen in den Raum-Zeit-Dimensionen. Ich weiß, das könnte neunmalklug klingen, aber auch Jesus hat damit eher weniger zu tun. Der arme Hase hat lediglich das Pech, in Bezug auf Donnie sprichwörtlich auf dem falschen Schlauch (zeitlich) zu stehen.


    Aber großartiger Film ...

  • Matthias:
    dass die Story messianisch angehaucht ist, steht für mich außer Zweifel: Auf der einen der vielen Ebenen des Films "rettet "er doch andere durch seinen Tod (also sein "im Bett liegen bleiben" als das Triebwerk in sein Zimmer stürzt. )
    Und dass macht er ganz bewusst und lacht dabei sogar befreit.
    Und dass macht er am Ende des Filmes, der zeigt, wie die Stadt um einige Menschen ärmer und Katastrophen reicher ist, weil er entgegen besseren Wissens doch aufsteht und "sein Ding" macht. Allerdings - ein Kunstgriff - führt er das ins Absurde und stellt Religion damit in Frage: da lässt sich jemand lieber umbringen, als anderen "Kummer" zu machen. Der Verzicht auf sich selbst zum Wohle der Gemeinschaft. Menschliche Vernunft in der Höchstform?
    So jemand könnte ein Jesus ja schlicht gewesen sein...ohne religioses TamTam...
    Der Film zeigt zu Zweidritteln nur die Vision Donnies Lebens. In der Art:
    Wenn ich jetzt aufstehe und mein Leben so lebe, wie ich es will (Stichworte: Trieb, Aggression, ...)...dann passiert das alles...
    Der Anfang und das Ende des Filmes sind dann "reale" Handlung.
    Wie oben schon gesagt: auf diese Idee der Interpretation kam ich nur, weil der Regisseur im Kino den Streifen "Die letzte Versuchung Christi" neben dem Horrorfilm laufen lässt. Dieser Film ist genau so strukturiert. Ich fand das einen Geniestreich.



    Den Scorsese-Streifen empfehle ich allerwärmstens!!! Schon allein wegen der Musik von Peter Gabriel


    Liebe Grüße
    Stefanie

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  • Lieber Horst-Dieter,


    Da ich jetzt erfahren habe, dass dieses Forum kein ganz geschlossener Bereich ist (danke noch einmal für den Hinweis :)), halte ich mich mit solchen Aussagen ab sofort einfach zurück.


    Ich bin ein Mensch, der seine Meinung nicht hinter dem Berg hält. Darum kommen solche Äußerungen von mir wie "ich weiß aus eigener Erfahrung, dass... ". Als du im Forum darauf antwortetest, wusste ich nicht genau, ob du dich auf die Filmfigur bezogest oder nicht.


    Schizophrenie ist eine Form von Psychose. Psychosen kriegen Menschen, die von Natur aus verletzbar sind. Viele solcher Menschen sind künstlerisch begabt. Mein Vater soll eine Psychose gehabt habe, die niemand entdeckt hat, da die Medizin damals noch nicht weit genug fortgeschritten war. Sein Bruder ist als 30jähriger erkrankt und ist jetzt in einem betreuten Wohnheim eingesperrt. Bis heute weiß niemand, wie man diese Krankheit heilt. Mein Vater ist ein guter Musiker.


    Als bei mir 2007 paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde, war ich sehr schockiert. Ich gehe grundsätzlich offen damit um und sage es offen jeden, den es interssiert. Aber wenn die Menschen darauf erschrocken und unsicher reagieren, weil die heutige Gesellschaft in bezug auf AIDS zwar Experten, aber zuPsychosen nicht unbedingt aufgeklärt ist. Was das ist? Eine Stoffwechselstörung im Gehirn, die einen zu großen Dopaminaustauch verursacht und den Menschen richtighehend high macht. Er nimmt, wenn er psychotisch ist, mehr wahr als andere Menschen, was einerseits gut ist, ihn aber auch verrückt macht. Also gilt: Ich habe nicht zwei Ohren -- ich habe zwanzig. Bitte das nicht ausnutzen ...


    Jede Form von Stress führt dazu, dass ich wieder "high" werde. Wenn kein Stress ist, bin ich ruhig und vernünftig. Es ist also ein Glüsckspiel, ob die Krankheit ausbricht oder nicht.


    Grund für den Ausbruch waren fehlende Liebe bei den Eltern und Liebeskummer, was zusammen zu einer emotionalen Krise geführt hat. Die Krankheit ist entdeckt und wird therapiert. Ich lerne, damit zu leben, wie einer, der Diabetes hat. Witzen auf meine Kosten höre ich ab sofort mit den größten Freuden zu.


    Schönen Tach,
    Saskia

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Liebe Saskia,


    so klingt das alles ganz anders. Die Bemerkung zuvor - lies so doch selbst noch einmal - klingt sehr oberflächlich und merkwürdig. Da habe ich daraufhinweisen wollen. So einfach ist das nicht und gegen die flappsige Bemerkung (die ich dir allerdings nicht anlasten will) »der oder die sei ja schizophren« mucke ich gerne auf. Ich kenne dieses Krankheitsbild auch aus der Familie, sogar in extremer Form, bin aber selber davon verschont geblieben.


    Das du damit offen umgehst, finde ich beachtlich. Witze auf deine Kosten in dieser Sache wirst du von mir nicht zu lesen bekommen (zu hören auch nicht)


    Herzliche Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • [QUOTE]von Horst-Dieter merkwürdig[/QUOTE]


    Das "Merkwürdige" gehört wohl zu meiner Krankheit dazu, obwohl ich noch hoffe, dass es irgendwie willentlich zu beeinflussen ist. Schade ist, dass ich krank geworden bin, weil meine Mutter mich immer gestresst hat. Sie hat mich vereinnahmt und gesteuert. Was auch immer sie wollte -- ich war es. Wenn sie keinen vater hatte, hat sie mir die Rolle des Vaters geschubst. Wenn sie keine Mutter hatte, hat sie mich in diese Rolle gedrängt. Brauchte sie Ablenkung von meinem Vater, hat sie mich dazwischen gestellt, als "ersatzfreundin" sozusagen. Brauchte sie 'ne Freundin -- ich war da.


    Es wurde nicht gesagt. Ich habe es gespürt. Teils bin ich Schuld an diesem Stress.


    Trauriger Gruß,
    Saskia

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees