Alpha- Beta- Gammakinder?

  • Zitat

    Original von Silke Porath
    Wer sich mal damit auseinander gesetzt hat, wie ein solcher später Schwangerschaftsabbruch von statten geht - also, wer das DENNOCH tut... kann ich nihct verstehen. Wenn ein Kind wirklich so schwer behindert ist, dass es keine Chance hat, dann lasst doch die Natur das regeln.


    Guten Morgen, allerseits,
    guten Morgen, Silke,


    schwierig, so was die "Natur" erledigen zu lassen in unserem System ... Im "Stern" war jüngst jedenfalls zu lesen, dass "Natur" dann so aussieht, dass ein schwerstbehindertes Kind, das einen späten Schwangerschaftsabbruch dennoch überlebt, manchmal in einem Abstellraum oder gleich in einem Kühlschrank zum Sterben "abgelegt" wird. Was gesetzwidrig ist. Aber ist das dann "natürlich" ...?


    Komplexes Thema ...


    Gruß,
    Petra

  • Selbst ein fristgerechter Abbruch kann eine Tortur sein. Sprech da leider aus Erfahrung und habe es bereut.
    Schwieriges Thema.
    Merkwürdig aber, das das Leben "machen" so einen hohen Stellenwert einnimmt.
    Da werden reproduzierte Mehrlinge auf ...ich hätte beinahe gesagt: Auf Teufel komm raus...will sagen auf jeden Fall durchgebracht, egal, welche Schäden eine frühkindliche Beatmungstherapie nach sich ziehen kann. Da redet niemand davon, ob das so in Ordnung ist. Bio-Agression. Leben muss durchgebracht werden...und jetzt halt auch noch optimiert...
    Das klingt jetzt vielleicht sehr morbide: aber eine etwas entspanntere Haltung zum natürlichen Tod wäre in dieser Gesellschaft wünschenswert.
    Ich betone ausdrücklich, dass ich damit keine generelle Pro-Haltung für Euthanasie, Sterbehilfe , Organtransplantation, Genetik und Verwandtes einnehme. Da denke ich sehr differenziert drüber nach und bin auch zu noch keiner wirklichen und endgültigen Meinung gekommen.
    Aber über den Tod nachzudenken, gehört zum Leben dazu...gerade deshalb, um es nicht zu vergeuden...
    finde ich...

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Zitat

    Original von lametta

    Aber über den Tod nachzudenken, gehört zum Leben dazu...gerade deshalb, um es nicht zu vergeuden...
    finde ich...


    find ich mit


    Horst-Dieter (der jede Abtreibung bedauert, daraus aber kein Recht ableitet, anderen vorzuschreiben, ob sie das tun dürften oder nicht und ebenfalls nicht die Erkenntnis, ob es falsch oder richtig ist)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Das ehrt dich!


    Ich möchte noch ergänzen, dass ich eine entspannte Haltung zur Unzulänglichkeit des Menschseins auch noch vermisse.
    Finde das beinahe banal, zu fragen: ist optimal auch gleich lebenswert?
    Wachsen wir nicht gerade an Schwächen, Mängeln?


    Was würde das für eine unreife Gesellschaft werden?
    Ich dachte, bekloppter als jetzt ginge nicht...aber es geht...
    Dieses Ausmerzen an allen Ecken...nein danke...
    Und wenn wir gerade bei Utopien sind:
    Empfehle zum Entwickeln einer lebensfreundlichen Grundhaltung unbedingt das Buch Ender

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Ich habe mir gerade das Interview in dem überflüssigsten Presseorgan der Welt durchgelesen. Leider zeigt sich mal wieder, daß dort keine seriöse Wissenschaftsberichterstattung gemacht wird, sonder nur reißerisches Gebläse. Was für eine Überraschung.


    Der interviewte Forscher betreibt ein gewinnorientiertes Unternehmen und macht natürlich ordentlich Wellen. Und nebenbei bemerkt sind die Amerikaner, auch die Wissenschaftler, im Wellenmachen immer ganz weit vorne.


    Kleines Beispiel: Es gibt ein deutsches Forschungsschiff, die "Sonne". Die war vor einigen Jahren im Pazifik unterwegs und holte bisher nicht beschriebene Tierchen aus der Tiefsee. Zufällig waren auch zwei graduate students aus den US of A dabei. Prompt stellte deren Uni eine Pressemitteilung ins Netz, in der zu lesen war, daß zwei ihrer Studenten Zeuge einer wichtigen Entdeckung in der Tiefsee geworden waren. Von ihrem Gaststatus auf einem deutschen Forschungsschiff war nicht die Rede, auch nicht davon, daß diese beiden graduate students eigentlich etwas ganz anderes machten.

    Das Interview selber spielt nur mit den bekannten Versatzstücken aus der SF. Vielleicht kann der Forscher wirklich mit hohem Aufwand Designerbabys erzeugen, vielleicht ist das aber auch nur heiße Luft wie so vieles andere aus dieser Ecke.


    Erinnert sich noch jemand an die Hysterie um die Stammzellenforschung und die Sequenzierung des menschlichen Genoms vor einigen Jahren? Damit waren auch jede Menge hochfliegender, utopischer Vorstellungen verbunden. Geschehen ist wenig. Die Wissenschaft hat nur gemerkt, daß das alles noch viel komplizierter ist, als man dachte.


    Ich selbst habe damals an einer Pressereise durch diverse Forschungseinrichtungen und Firmenlabors teilgenommen. Von den vielen Entdeckungen und Potentialen, über die man uns dort informierte, ist nur wenig tatsächlich real geworden. Gerade börsennotierte Firmen schielen bei solchen Veranstaltungen immer mit einem Auge nach dem Kurs ihrer Aktie. Was auch nicht sehr überraschend ist.


    Den Gedanken mit den Alpha- , Beta-, Gamma- undsoweiter -Menschen finde ich wenig überraschend. Es ist ja schon immer so gewesen, daß die Wohlhabenden die bessere medizinische Versorgung hatten. Erst ein öffentliches Gesundheitswesen hat das geändert. Für die, die es bezahlen können, wird es wahrscheinlich irgendwann normal sein, sich genetisch optimierte Kinder zu erzeugen. Ob da eine "Brave New World" bei herauskommt, bezweifle ich. Die Leute in dieser Zukunft werden sich genauso durchwurschteln wie wir, und es würde mich nicht überraschen, wenn sie sich durch diese Genpantscherei die eine oder andere bizarre Krankheit an den Hals holten.