ASIN/ISBN: 3832180397 |
Seth, ein pickliger 15jähriger in Austin/Texas bemerkt an seiner 35jährigen Mutter Merkwürdigkeiten. Bald ist nicht mehr zu übersehen, dass sie an einer Frühform von Alzheimer leidet. In der Nähe von Dallas/Texas sitzt ein verkrüppelter alter Mann in einem heruntergekommenen Farmhaus inmitten zahlreicher gleicher Neubauten und wartet seit mehr als 20 Jahren auf die Rückkehr seiner Tochter.
Der Autor erzählt in diesem Buch die Geschichte von Seth, der sich nicht mit der Krankheit seiner Mutter abfindet, die Datenbank eines Wissenschaftlers knackt und auf die Suche nach den Vorfahren der Mutter macht, die diese sorgsam ihrer Familie verheimlicht hat. Der Autor erzählt die Geschichte des alten Mannes, seinen Erinnerungen folgend bis zu dem Zeitpunkt, an dem ihm die Zwangsenteignung auf seinem letzten verbliebenen Grundstücksfetzen droht, weil sein heruntergekommenes Haus für die Allgemeinheit nicht mehr tragbar ist. Der Autor erzählt in Kapiteln, die mit »Genetische Historie« überschrieben sind, eine weitere Geschichte, eine die so verrückt ist, dass man daraus ein eigenes Buch hätte machen können. Es ist die Geschichte von Alban Mapplethorpes IV, in dem diese Alzheimer Frühform erstmalig entstand und der es schaffte, ein ganzes Dorf damit zu infizieren. Und als vierte Geschichte zieht sich in mal kurzen, mal längeren Sentenzen die Geschichte - oder besser, das Märchen - von Isidora durch, einer Gegenwelt, in der es zunächst keine Sprache und kein Erinnern gab, in der die Menschen glücklich waren allein durch ihr Da-Sein. Erst als ein Mädchen, das den Übergang von der Erdenwelt nach Isidora geschafft hatte die Sprache nach Isidora brachte, führte dies zu Krieg und all dem Elend, dass auch aus unserer Welt bekannt ist. Zum Schluss führt der Autor alle diese Geschichten zusammen.
Vermutlich hat der Verlag gedacht, dass ein Roman über das Thema Alzheimer (hier in Deutschland) niemanden interessiert. Deshalb wurde als Titel die Überschrift des ersten Kapitels - Wie ich mich einmal in alles verliebte - gewählt und nicht die Übersetzung des Originaltitels - The Story of Forgetting. Die Sorge, dass das Buch eher bemüht daher kommt, ist unberechtigt. Die Geschichte ist spannend erzählt und die Aufarbeitung der Problematik gut gelungen. Jede der tragenden Personen in diesem Buch geht anders damit um und so kann sich der Leser auch gut auf Distanz halten, während er nach und nach in die Problematik mit hineingenommen wird.
Der Wissenschaftler aus dem Buch und die beschriebene Variante der Frühform sind frei erfunden, wie der Autor im Nachwort beschreibt. Ansonsten halten die beschriebenen Merkmale und Ausprägungen dieser Krankheit der Recherche stand. Der Autor hat selbst Fälle dieser Krankheit in der Familie, wie auf seiner Homepage nachzulesen ist. Er richtet sich schon darauf ein, selbst einmal nicht mehr zu wissen, dass er dieses Buch geschrieben hat.
Ich wünsche dem Buch, dass es eine große Verbreitung findet und auch, dass diejenigen, die sich das Buch auf Grund falscher Vorstellung über den Titel gekauft haben, es nicht zu früh aus der Hand legen.