Will ich eigentlich so erfolgreich werden?

  • Zitat

    Deswegen zurück zur Frage, woran man den Erfolg misst?


    Gruss,


    Bernd


    Hallo Bernd,


    also, ich hatte Toms Eingangsfrage so verstanden, dass hier erfolgreich im Sinne von möglichst hohen Verkaufszahlen gemeint war, also schlicht die wirtschaftliche Seite (und Tom gleichzeitig das "um jeden Preis?" zur Diskussion stellte).


    Es geht meiner Ansicht nach bei der Thread-Frage auch nicht um die Wahrscheinlichkeit oder das Zutreffen bei den 42er. Außerdem gibt es zwischen "sein Brot verdienen" und "Reichtum durch internationale Bestseller-Schreiberei" eine weite Spanne. Hinzu kommen noch die unterschiedlichen persönlichen Ansprüche dahin, was "genug" verdient heißt.


    Nehmen wir einen Lehrer. Studienrat. Was verdient der heute? Keine Ahnung. Vielleicht netto 4.000 €? Ich denke schon, dass es einige Schriftsteller gibt, die dies monatlich erreichen. Es ist ja nicht nur der Verkauf der Bücher, sondern die gesamte Tätigkeit, die sich um die Schreiberei herum entfaltet. Vielleicht ist der Eine zusätzlich als Lektor, der Andere journalistisch tätig und der dritte macht Literaturübersetzungen neben seinen eigenen Texten usw.


    Oder jemand verdient einen Teil durch Brotberuf z.B. halbtags oder freiberuflich stundenweise und setzt dann den Rest für die Schriftstellerei ein....


    Wenn ich dagegen neben einer normalen 8-Stunden-5x-die-Woche-Tätigkeit Texte schreibe, dann zwacke ich diese Tätigkeit der Freizeit und dem Familienverbund ab. Und so etwas nennt sich nun einmal Hobby. Und je nach Anzahl der Kinder (und Partner ;) ) muss das in einem zeitlich überschaubaren Rahmen bleiben. Denn wie steht es schon auf unserer Internetseite: Schriftsteller sind einsame Menschen ...


    LG
    Cordula


  • Ich verweise gerne auf meinen Beitrag Vom Schreiben leben im diesjährigen Autorenkalender (2008)


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Natürlich, Cordula, hast Du recht damit, dass es gilt die Lebensansprüche individuell bei der Erfolgsfrage zu berücksichtigen. Deshalb muss ich subjektiv für mich feststellen, dass ich sicherlich nicht vom Schreiben leben könnte. Ich habe das tatsächlich auch mal ernsthaft versucht, als ich mich eine zeitlang als Redakteur in einem Computerzeitschriftenverlag verdingt habe, doch die Verdienstmöglichkeiten waren schlicht nicht ausreichend um eine Familie mit zwei Kindern nach meinen Maßstäben durchzubringen.
    Wenn ich dann noch bedenke, was heute als Vorschuss für einen Erstling in der Belletristik gezahlt wird, dann ist das im Vergleich zu dem was ich heute im Brotberuf verdiene einfach nur ein besserer Bonus. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man in Deutschland einzig und allein vom Romaneschreiben leben kann, bzw. dass das nur sehr sehr Wenige können. Und genau das ist es, was viele der Möchtegerns wahrscheinlich einfach nicht wahrhaben wollen. Zu groß ist die Verlockung doch auch ein Schätzing oder eine Rowling sein zu können.


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Zitat

    Original von Bernd
    … Zu groß ist die Verlockung doch auch ein Schätzing oder eine Rowling sein zu können.


    Gruss,


    Bernd


    Ich habe inzwischen eingesehen, dass es zumindest für letztere schon rein aus anatomischen Gesichtspunkten nicht reicht :(

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Ich habe inzwischen eingesehen, dass es zumindest für letztere schon rein aus anatomischen Gesichtspunkten nicht reicht :(


    Dem Manne kann geholfen werden -- Schwupps!

  • Zitat

    Original von Iris Kammerer


    Dem Manne kann geholfen werden -- Schwupps!


    Willst du damit sagen, dass ich nach ein wenig Schnippelei wie Frau Rowling aussehen könnte?


    Vermutlich wieder die typisch leere Versprechung von »Frau«


    tief enttäuschte Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Willst du damit sagen, dass ich nach ein wenig Schnippelei wie Frau Rowling aussehen könnte?


    Ich fürchte, dazu wären weitaus umfangreichere Eingriffe der plastischen Chirurgie nötig.


    Zitat

    Vermutlich wieder die typisch leere Versprechung von »Frau«


    Da will »man« mal helfen ... :fluppe

    Einmal editiert, zuletzt von Iris Kammerer ()

  • Ich bin auch (?) genervt von dieser ewigen Diskutiererei unter veröffentlichten Autoren, wie man möglichst viele Bücher verkaufen kann.


    Klar, will ich auch mal von meiner Kunst leben und Millionnen Leser haben - aber das kann ich nicht wirklich beeinflussen. Also mache ich mir darum auch keinen Kopf.
    Ich diskutiere lieber über das Handwerk und wie ich eine gute Geschichte schreiben kann. Alles andere ist nur traumgeblasene Luft.

  • Ich bin schon froh, wenn ich überhaupt etwas von meinen Texten verkauft bekomme. Das war vor gar nicht so vielen Jahren noch undenkbar für mich, von daher mache ich mir keine Gedanken über irgendwelches Millionen scheffeln, das ist doch ewig weit entfernt von mir.


    Und ja, mir macht Heftromane zu schreiben Spaß, da muss ich mir nichts schönreden. Es ist eine etwas andere Schreiberei als für lange Romane, weil man sich eben sehr genau an die Länge halten muss, die Geschichte schnell und trotzdem schlüssig erzählen und dabei auch die Figuren so entwickeln muss, dass der Leser sie gern begeleitet.
    Für mich ist es ein Riesenfortschritt, in dem Bereich schreiben zu können und ich hoffe, das noch lange zu können.


    Übrigens hat man bei Heftromanen nichts mit Verkaufszahlen zu tun, man gibt den Roman ab und gut ist.
    Und so leicht ist da auch nicht reinzukommen, wer das für so simpel hält, kann es ja mal versuchen.


    Nebenbei kann man immer noch etwas anderes schreiben, ich hab gerade auch einen historischen Roman auf Verlagsreise geschickt. Wenn er angenommen wird, schön, freu ich mich, wenn nicht, probiere ich es halt beim nächsten Verlag. Und wenn der auch nicht will, bleibt der Roman halt auf der Festplatte, die Sonne geht am nächsten Tag trotzdem weiterhin auf und Ideen hab ich genug.


    Liebe Grüße
    Maren

  • Hallo Maren!


    Ich bin zwar keine erfolgreich veröffentlichte Roman-Autorin, aber ich sehe das genau so wie du. Ob Heftroman oder Buchroman ist gar nicht wesentlich, mMn. Wichtig ist, es macht Spass! Denn: Egal was man schreibt, es muss handwerklich gut geschrieben sein sonst nimmt es ohnehin kein Lektorat an.
    Ich mag diesen, in manchen Foren, ausufernden Standesdünkel nicht besonders, auch diese ewigen Diskussionen, wie man ebenso gut schreibt, wie X oder Y, oder möglichst viel verkauft, halte ich für anstrengend. Gut kann nur werden, wem es gelingt, einen eigenen Stil zu entwickeln. Wenn sich finanzieller Erfolg einstellt, dann umso besser. Aber ständig mit dem Hintergedanken zu arbeiten, wieviel werde ich mit diesem Text verdienen, würde ich nicht aushalten.
    Marktorientierter Kunstbetrieb hin oder her, genau damit bleibt die eigentliche Kunst auf der Strecke, wie ich meine.


    Lieben Gruß,
    Manuela :)

  • Hallo Maren,


    für verwerflich halte ich es auch nicht, Heftromane zu schreiben, falls Du das so verstanden haben solltest :). Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass es auf die Dauer besonders interessant ist. Das ist eine Art "Auftragsschreiben", und als solches ist es eben genau so interessant, wie Auftragsschreiben ist. Wenn das jemandem auf die Dauer gefällt, spricht nichts dagegen, es über lange Zeit zu machen :).


    Liebe Grüße
    Anja

  • Zitat

    Marktorientierter Kunstbetrieb


    Gibt es noch andere denkbare Maßstäbe für die Alimentation von Kunst? Am Ende muss man seinen "Trick" jemandem vorführen, um an Kröten zu kommen.

  • @ Achim


    Zitat

    Am Ende muss man seinen "Trick" jemandem vorführen, um an Kröten zu kommen.


    Schon richtig, Achim. Vor allem, wenn das an Kröten kommen im Vordergrund des Denkens und Handelns eines Schriftstellers steht.
    Und genau hier setzt der Jammer auch schon ein, mMn. Im Grunde genommen, beginnt die Manipulation eines Künstlers bereits bei Vorgaben von Themen, Umfang, Genre oder inhaltlichen Vorstellungen der Auftraggeber, in unsrem Fall der Verlage. Schreiben nach Modediktat eben. Gefragt ist, was sich gut verkauft. Basta! Und genau damit wird der Künstler zum Marktsklaven degradiert, mMn. Das ist es, was ich marktiorientierten Kunstbetrieb nenne, im Gegensatz zur Vermarktung von frei geschaffenen Kunstwerken.


    Lieben Gruß,
    Manuela .)

  • Zitat

    Original von Manuela Korn

    Und genau hier setzt der Jammer auch schon ein, mMn. Im Grunde genommen, beginnt die Manipulation eines Künstlers bereits bei Vorgaben von Themen, Umfang, Genre oder inhaltlichen Vorstellungen der Auftraggeber, in unsrem Fall der Verlage. Schreiben nach Modediktat eben. Gefragt ist, was sich gut verkauft. Basta! Und genau damit wird der Künstler zum Marktsklaven degradiert, mMn. Das ist es, was ich marktiorientierten Kunstbetrieb nenne, im Gegensatz zur Vermarktung von frei geschaffenen Kunstwerken.


    Lieben Gruß,
    Manuela .)


    Liebe Manuela,


    mal ganz provokativ gefragt: Wer zwingt denn Künstlerin & Künstler sich an solche Vorgaben zu halten? Gibt es nicht eine ganze Reihe davon, die unbeirrt das machen, was ihnen vorschwebt und damit sogar Erfolg haben? Sind es nicht eher die Erfolglosen, die jammern, dass Ihnen der Markt diese Erfolgslosigkeit aufdrängt - oder alternativ diese Vorgaben, die sie zu Marktsklaven degradiert?



    Wenn Maren schreibt, dass ihr »Heftromane schreiben Spass macht« :dhoch , dann klingt das für mich nicht nach einer marktorientierten Sklavin, vor allem wenn Sie ihre Haltung zum Schreiben dann noch abschließend folgendermaßen formuliert:


    Zitat


    Zitat Maren:
    Und wenn der auch nicht will, bleibt der Roman halt auf der Festplatte, die Sonne geht am nächsten Tag trotzdem weiterhin auf und Ideen hab ich genug.


    :daumen1


    Marktzwang gibt es nur, wenn man sich dem Markt demütig unterwirft.


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    :D


    versehentlich doppelt gepostet


    In den See mit ihm, mit einem Gewicht an den Füßen!


    :D

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Auf dem Markt für Geschriebenes gibt es das Phänomen, daß man mit Dingen, in denen Herzblut steckt, nichts oder fast nichts verdient, mit Sachen, die reine Brotarbeit sind, dagegen gut da steht - und zwar nicht etwa, weil das eine schlechter wäre als das andere.


    Der Grund ist vielmehr, daß die eine Sache für die Leser interessanter und spannender ist als die andere. Ich erlebe das gerade mit meinen Stadt-Jahrbüchern. Das Jahrbuch über Hamburg-Bergedorf müßte eigentlich bald nachgedruckt werden; dabei ist es im Prinzip eine etwas dickere Umsonst-Hochglanz-Zeitschrift. Das Leserecho ist überwiegend positiv.


    Für meine Luftfahrt-Texte hat sich dagegen nie jemand so recht begeistert; meine Belletristik ist eine Sammlung ewiger Arbeitsproben. Regionale oder sogar lokale Themen interessieren eben mehr Leser. Wie heißt es in einem alten Heinz-Rudolf-Kunze-Song so schön? "Alle gießen ihre Wurzeln, alle reden Dialekt."


    Persönlich finde ich dieses Gewese und Gewusel im Lokalen eher langweilig, gelegentlich sogar anstrengend. Aber da ich meine Miete und andere Dinge zahlen muß, arbeite ich eben jetzt dort. Außerdem läuft mir natürlich auch immer wieder eine interessante Geschichte über den Weg, bei der das Recherchieren und Schreiben Spaß macht ;)

  • Zitat


    Neun Zehntel unserer ganzen jetzigen Literatur hat keinen andern Zweck, als dem Publikum einige Taler aus der Tasche zu spielen: dazu haben sich Autor, Verleger und Rezensent fest verschworen.


    Das ist doch ein Spruch, der so richtig passt, auf unsere Zeit, auf unseren »Literaturmarkt« und natürlich auf diese Diskussion.


    Tatsächlich ist er aber bereits mehr als 150 Jahre alt und auf die Literatur des 19. Jahrhunderts gemünzt. Er stammt von Arthur Schopenhauer, dem deutschen Philosophen, der einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die deutsche Literatur des 19. + 20. Jahrhunderts hatte.


    Etwas mehr von diesem Text kann man hier lesen.


    Horst-Dieter

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ein ganz dickes Dankeschön für diesen Link zum alten Schopenhauer. ;)
    War mir ein Genuss!


    Manuela :)

  • In dem Forum http://www.derwesten.de der WAZ-Gruppe (die Zeitungen bereiten sich ja allenthalben auf ihre Internetpräsenz vor bzw. haben sie schon) gíbt es auch eine literarische Abteilung, in der man sich austoben kann.
    Teil amüsiert, teils geschockt betrachte ich da die uralte Diskussion über Zuschussverlage. Da geben einige strahlend damit an, wie schnell sie einen Verlag für ihre Reime oder Erlebnisse gefunden haben, verteidigen ihren Einsatz von 5-12000 Euro vehement und verweisen auf die gute Betreuung. Nach der ersten - angemahnten und unvollständigen - Abrechnung werden sie kleinlauter. Andererseits wird so viel Positives über diese "Verlage" geschrieben, dass ich fast den Eindruck habe, die lassen ihre Acquisiteure da mitschreiben.
    Ich muss mich sehr zurückhalten, um nicht mitzumischen.