Rezension ohne Buch ...

  • Ich bin sogar sicher, daß ein Gutteil der Rezensenten so arbeitet oder höchstens ein paar Seiten des zu besprechenden Buches liest. Es gibt ein paar Standardfloskeln, die immer zutreffen und/oder so gut wie unwiderlegbar sind ("oberflächliche Figurenzeichnung", "spannungsarm im Mittelteil"). Dumm nur, wenn das dieserart besprochene Buch überhaupt nicht existiert. :bonk

  • Silke,
    lese ich da etwas von "gut bezahlten Rezensionen"?!!! Hörst Du das Gelächter bis in Dein schwäbisches Dorf :evil :albern?


    Buchbesprechungen, so wie ich sie gemacht habe, sind, wenn man das Buch wirklich liest, eine der am schlechtesten bezahlten Zeitungsartikel, die die Kulturseite so zu bieten hat.


    Tom,
    Du musst mal auf die (zum Teil wörtliche) Übereinstimmung von Klappentext und einem Großteil des Rezensionstextes achten!
    Nur so als Tip (der natürlich nicht von mir kommt). Ich habs übrigens wirklich nie so gemacht, aber deshalb kenne ich auch die Diskrepanz zwischen Entlohung und Arbeitsaufwand bei Buchbesprechungen.


    Liebe Grüße
    Anja

  • Zitat

    Original von Anja
    Silke,
    lese ich da etwas von "gut bezahlten Rezensionen"?!!! Hörst Du das Gelächter bis in Dein schwäbisches Dorf :evil :albern?


    Buchbesprechungen, so wie ich sie gemacht habe, sind, wenn man das Buch wirklich liest, eine der am schlechtesten bezahlten Zeitungsartikel, die die Kulturseite so zu bieten hat.


    Anja


    Liebe Anja,


    das ist eine Sache des Standpunkts. Wenn man Buchrenzensionen macht, um davon Leben zu können, dann hast du 100%ig recht. Wenn man es aber so nebenbei macht und dafür auch noch Geld bekommt, dann ist das "bezahltes Lesen" und das ist doch eine feine Sache? Insbesondere dann, wenn man das Buch sowieso gelesen hätte.


    Aber das trifft auch auf andere Honorare zu. Wenn ich sehe, was ich an Zeilenhonorar bekomme, wenn ich gelegentlich mal etwas für eine Regionalzeitung abliefere, dann weiß ich auch, warum ich das nicht forciere.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Horst-Dieter


    Zitat

    Wenn man es aber so nebenbei macht und dafür auch noch Geld bekommt, dann ist das "bezahltes Lesen" und das ist doch eine feine Sache? Insbesondere dann, wenn man das Buch sowieso gelesen hätte.


    Ja, wenn.:D Aber wenn Du die Bücher nicht selber auswählen kannst ...


    Das erinnert mich an einen der von mir am liebsten gehörten Sprüche: "Ins Theater gehe ich auch gerne, und dann auch noch gratis! Irgendwas drüber schreiben würde ich nachher auch noch können." =)


    Edit: Noch mal ersthaft: In der Praxis sieht es so aus, dass viele Bücher "zugeteilt" werden. Aussuchen können sich das vermutlich die bekannten Namen unter den Rezensenten. Das rechtfertigt für mich noch nicht das Abschreiben des Klappentextes, aber ich glaube einfach, dass viele im Laufe der Zeit zu der Überzeugung kommen, für die verhältnismäßig geringe Bezahlung lohne ganz einfach die Arbeit nicht.


    Liebe Grüße
    Anja

  • hallo alle,


    das problem existiert nicht nur in der literatur, sondern zb auch bei doktorarbeiten, die begutachtet, aber nicht gelesen werden.


    oder wenn man wissenschaftliche artikel beguachtet wie ich, muss man auch aufpassen, das man nicht zu sehr auf heuristiken setzt wie schlechter stil=schlechter inhalt, obwohl das meistens so ist. aber irgendwann hört man dann auf, nach neuen ungereimtheiten zu suchen, wenn man schon 20 gefunden hat und sicher ist, das manuskript abzulehnen.


    viele grüße,
    michael

  • hallo,
    letzthin hat mich eine Fachzeitschrift angerufen, ob ich nicht den Klappentext per email schicken könnte, damit sie bei der Rezension meines Buches nicht soviel Arbeit hätten.
    Mein Verlag hat mir bis vor einiger Zeit immer die Rezensionen meiner Bücher geschickt, aber das war immer derselbe Text aus der Verlagswerbung, nur die Länge variierte manchmal.
    Ich erinnere mich wirklich nur an ganz wenige rezensionen, die deutlich machten, dass der Verfasser das Buch wirklich gelesen hat, zumindest quer.
    gruss
    herby

  • Die Forderung, das Buch, was man rezensiert auch gelesen zu haben ist ebenso illusionär wie die Idee, den Film, den man bespricht, auch gesehen zu haben. Beides geht am journalistischen Arbeitsalltag völlig vorbei. Ich bin dankbar über jeden, der weder Klappentext noch die Pressemitteilungen abschreibt, sondern sich zumindest die Mühe macht, das Werk einmal flüchtig anzusehen. Mehr zu verlangen ist utopisch.