Die Erzählperspektive

  • Liebe schreibende Menschen,


    ihr könnt mir helfen, ich weiß es. Ich mache mir Gedanken über die Erzählperspektive. TWJ hat drüben im neuesten BT-Thread geschrieben:


    Zitat

    Ein allwissender Erzähler ist heute fast nicht mehr möglich, wenn überhaupt, dann nur in satirischen Romanen.


    Warum, wieso, seit wann? :dumm Ich richte die Frage an dich, Thomas, und an alle anderen, weil ich mir einen Austausch über die Problematik der Erzählperspektive insgesamt erhoffe. Für mich ist das nämlich ein noch nicht ausgestandenes Thema. Ich habe die "Befürchtung", dass ich in meinem Romanbeginn auch zu einem allwissenden Erzähler tendiere, und manchmal finde ich sowas auch ganz unterhaltsam. Ich mag diesen Bruch zwischen Innenansicht und Außenperspektive. Besonders klasse finde ich es allerdings, wenn im Laufe eines Romans eine der ProtagonistInnen als UrheberIn des Romans selbst benannt wird. So wie z.B. bei, ähm, Der menschliche Makel von Philip Roth, das fällt mir gerade dazu ein.


    Also, welche Gedanken habt ihr zur Erzählperspektive? Wie habt ihr das für euch gelöst?


    Sonntagabendgrüße
    Berit


    PS: Hab gerade was gefunden, worin ich jetzt erstmal schmökern werde: http://www.teachsam.de/deutsch…rukt/erzpers/erzpers0.htm

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Berit: Bitte nenne mir drei bedeutende (in der U-Literatur hat er sich ja bis heute gehalten) Romane nach 1950, in denen ein allwissender Erzähler vorkommt, so wie er bei Dickens, Dostojewski, Goethe (Wilhelm Meister) oder Tolstoi (Krieg und Frieden) eingesetzt wird. Ich würde mich freuen, wenn Dir was einfiele, denn mich interessiert das Thema auch.


    Abgesehen davon finde ich es ausgezeichnet, dass Du einen Thread zum Thema Erzählperspektive eröffenest, denn da hätte ich auch einige Überlegungen oder Fragen einzubringen.

  • Hi Thomas -


    Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Berit: Bitte nenne mir drei bedeutende (in der U-Literatur hat er sich ja bis heute gehalten) Romane nach 1950, in denen ein allwissender Erzähler vorkommt, so wie er bei Dickens, Dostojewski, Goethe (Wilhelm Meister) oder Tolstoi (Krieg und Frieden) eingesetzt wird..


    ähm, kann ich grad nicht. :verleg1 Aber ist die Frage nicht etwas eng gestellt? *g* Erstens müssen doch nicht unbedingt die genannten Herren als Vergleiche herhalten, und zweitens, selbst wenn es keine Beispiele geben *sollte* (Leute, gebt Beispiele! *g*), ist die Abwesenheit von Beispielen noch lange kein Beweis dafür, dass "man das heute nicht mehr darf". :sulk


    Davon abgesehen ---> ich würde mich auch über Beispiele aus der sog. U-Literatur freuen. :zwinker

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Schätzing?


    @ Berit: dieser Autor und sein Bestseller "Der Schwarm" fielen mir spontan ein. Meiner Erinnerung nach gibt sich der Erzähler "allwissend", wie viele, viele Zeitgenossen auch. Deine Theorie ist mir neu und wird wohl durch Iris`Beispiele auch ad absurdum geführt.


    Nochmal PS:
    Haben dich Abhandlunge wie die folgende vielleicht auf die Idee gebracht? Und wenn: du als Autor bist doch frei zu tun, wonach dir zumute ist: Vergiss Theorien, schreib! :)


    Ja: Die Welt ist nichts als unser Blick auf sie. Klar: Eine objektiv zugängliche Wirklichkeit gibt es nicht. Spätestens seit der "Matrix" haben wir die Erkenntnis aus Platons Höhlengleichnis tatsächlich verinnerlicht und ausreichend trivialisiert. Aber warum sollte diese Erkenntnis dazu zwingen, literarisch nur noch aus der Subjektiven zu erzählen?


    Sag nicht Er zu mir
    oder: Vom Verschwinden des Erzählers im Autor
    http://www.juli-zeh.de/essay/xsag.htm

  • Hallo zusammen,


    Das Thema finde ich auch hoch interessant. Auktorial erzählte Romane und Spiele mit Perspektivenbrüchen haben mir immer sehr gut gefallen und ich verwende diese Perspektive auch absichtlich.


    Ein auktorialer Erzähler ist nicht zwangsläufig ein allwissender Erzähler wie in vielen Romanen aus dem 19. Jahrhundert, ein Erzähler, der souverän über alle Figuren und Ereignisse des Romans verfügt. Eine solche Art des Erzählens ist mit dem modernen Roman des 20. Jahrhundert sehr problematisch geworden.
    Doch gerade die Klassiker der Moderne wie „Berlin Alexanderplatz“, „Der Mann ohne Eigenschaften“ oder „Der Zauberberg“ sind auktorial erzählt. Der Erzähler tritt hier teilweise explizit in Erscheinung, reflektiert über die Möglichkeiten und Grenzen des Erzählens oder stellt auch nur Mutmaßungen an.


    An etwas neueren Beispielen möchte ich Uwe Johnsons „Jahrestage“ erwähnen, wo der Erzähler sich sogar mit seinen Figuren unterhält oder darüber streitet, wer denn nun eigentlich erzählt; oder Bölls „Gruppenbild mit Dame“, wo ein fiktiver Verfasser in ironischer Brechung sein vorliegendes Material ordnet. In der lateinamerikanischen Literatur, etwa in Marques „Hundert Jahre Einsamkeit“ finden wir einen ganz klassischen auktorialen Erzähler, der zwischen seinen Figuren wechselt und ganz munter vorausgreift. Das sind übrigens drei Romane nach 1950, wie Thomas sie verlangt hat.


    In den meisten Schreibratgebern wird ziemlich dogmatisch festgestellt, dass man heute nicht mehr auktorial erzählen kann oder soll. Das hat mir nie eingeleuchtet. Ein wichtiges Argument ist dabei, dass so die Fiktion der Erzählung unterbrochen wird, der Leser aus der Illusion fällt. Ihm wird so bewusst gemacht, dass er nur einen fiktiven Text liest. Wenn ein Autor das aber gerade will, sehe ich nichts was dagegen spricht.


    Liebe Grüße
    Siegfried

    ASIN/ISBN: B0846SPFRS

    Ich glaube nichts, halte aber alles für möglich

    Einmal editiert, zuletzt von siegfried ()

  • Zitat

    Original von Berit
    Also, welche Gedanken habt ihr zur Erzählperspektive? Wie habt ihr das für euch gelöst?


    Bisher bevorzuge ich eine personale Erzählhaltung, bei der der Träger der Perspektive konsequent beibehalten wird. d.h. besagte Hauptfigur erkennt man vornehmlich von "innen", andere Figuren werden von außen betrachtet. Natürlich interpretiert die Hauptfigur das Tun der anderen, aber der Leser soll sich nie sicher sein, ob sein Hauptinformant, der Protagonist, damit auch richtig liegt. :zwinker


    Ich bin einfach kein Freund des häufigen Perspektivwechsels (head jumping genannt), und Ich-Erzähler halte ich in meinen Projekten für denkbar ungeeignet. Aber das ist Ansichtssache; andere meistern das ja ganz gut. :)

  • Zitat

    Original von Pearl
    Haben dich Abhandlunge wie die folgende vielleicht auf die Idee gebracht? Und wenn: du als Autor bist doch frei zu tun, wonach dir zumute ist: Vergiss Theorien, schreib!



    Nicht falsch der Tipp, deshalb sollte man Schreibtheorien immer undogmatisch handhaben. Sie schärfen aber auch den Blick für vermeidbare Fehler. Wenn etwa die Perspektive in einem Kapitel mehrmals springt, fragt man sich als Leser unwillkürlich, was sich der Autor dabei gedacht hat. Meistens gar nichts, und das merkt man auch...


    Christian

    2 Mal editiert, zuletzt von christianf ()

  • Hallo Siegfried,


    danke für die Beispiele, und dann auch noch so schöne! :) Hab mich sehr darüber gefreut, dass du "Jahrestage" erwähnt hast, das wollte ich nämlich auch gerade tun; der ist mir u.a. aufgrund der ständigen Perspektivenwechsel sehr in Erinnerung geblieben, ein toller Roman. Außerdem fällt mir jetzt noch "Jazz" von Toni Morrison ein. Und wie ist eigentlich die Erzählperspektive in folgenden Romanen:
    "Mein Name sei Gantenbein" von Max Frisch
    "Malina" von Ingeborg Bachmann
    "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" von Milan Kundera
    "Das Herz ist ein einsamer Jäger" von Carson McCullers
    ?
    Die Bücher liegen nebenan, muss ich mal nachschauen.


    Zitat

    Original von siegfried
    In den meisten Schreibratgebern wird ziemlich dogmatisch festgestellt, dass man heute nicht mehr auktorial erzählen kann oder soll. Das hat mir nie eingeleuchtet. Ein wichtiges Argument ist dabei, dass so die Fiktion der Erzählung unterbrochen wird, der Leser aus der Illusion fällt. Ihm wird so bewusst gemacht, dass er nur einen fiktiven Text liest. Wenn ein Autor das aber gerade will, sehe ich nichts was dagegen spricht.


    Seh ich genau so. :gimme5 Ich finde es befremdlich, dass dieses Bestreben mittlerweile als so anrüchig gilt. Mich haben immer die Romane am meisten interessiert und auch beeindruckt, in denen man in die Geschichte hineingezogen wird und doch gleichzeitig sehr deutlich merkt, dass es einen Erzähler gibt. Und auch Brüche innerhalb der Erzählperspektive, wenn offensichtlich gewollt, finde ich spannend.


    Ich habe übrigens ein bisschen nachgelesen und erinnere mich wieder an diese Debatten in literaturwissenschaftlichen Seminaren. Der auktoriale/allwissende Erzähler hatte ja zwischenzeitlich einen ganz üblen Ruf, das kann man z.B. HIER nachlesen (in der PDF-Datei unten findet sich ein Abschnitt "Das 20. Jahrhundert: Tod dem auktorialen Erzähler!…"). Ich schätze das als notwendige Gegenbewegung zum Allmachtsanspruch des Autors ein, der sicher auch problematisch sein kann. Ich kann das in der Rezeptionsgeschichte des Romans so stehenlassen. Aber ich finde es trotzdem nicht einleuchtend, den allwissenden Erzähler z.B. durch einen Ich-Erzähler ersetzen zu wollen, der im Text als einziges Erfahrungssubjekt fungiert, und dann zu meinen, dass damit die Fallen des schriftstellerischen Allmachtsanspruchs vermieden werden. Denn auch dieser Ich-Erzähler ist doch wie alles andere letztlich nur Gedanke des/der AutorIn. Die AutorInnen schreiben nun mal die Geschichten, und ich finde es nur angemessen, wenn sie sich zu erkennen geben. :zwinker


    @Iris
    Danke für die Links, den ersten hatte ich schon in meinem Eingangstext drin. Aber die Beispiele dort sind eher aus den Reihen der Klassiker.
    Die Erzählperspektive, die du beschreibst, liegt mir beim Schreiben auch näher, ich habe jedenfalls dann das Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein. *g* Perspektivenbrüche/-wechsel empfinde ich als relativ schwierig, es hat beim Schreiben und auch beim Lesen seine Nachteile. Aber ich mag andererseits Perspektivenwechsel in Romanen sehr gerne, wie gesagt. War schon immer so.


    Pearl
    Meine Theorie? Welche denn? ich hatte nur zitiert. ;) Aber der Verweis auf den Essay ist gut, das ist ja der theoretische Hintergrund bei der ganzen Debatte (siehe oben). Und natürlich hast du Recht, am Ende bleibt sowieso nur, sich von den Konzepten zu entfernen und zu schreiben.


    Sonnige Grüße, Berit

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Na siehste, Berit, nun hörst du dich schon selbstbewusster an! :)
    Von Schreiblehrbüchern halte ich sowieso nicht viel.


    Und was die Durchbrechung der fiktionalen Illusion angeht: Spätestens seit Brechts "Trommeln in der Nacht", wenn das Publikum angeschrien wird "Glotzt nicht so romantisch!" ist die doch Fiktion <achtung,wortspiel>.
    Ich habe meist die personale Perspektive gewählt, weil ich die z.B. bei Krimigeschichten interessant finde (was treibt den Täter an, was denkt er eigentlich), und weil ich innere Monologe liebe, aber schon bei Stephen Kings Krimis habe ich es genossen, wenn er von Gruppe zu Gruppe, Schauplatz zu Schauplatz springt und man sich das Ding zusammenpuzzeln muss.
    Woran schreibst du denn?

  • Zitat

    Original von Berit
    Mich haben immer die Romane am meisten interessiert und auch beeindruckt, in denen man in die Geschichte hineingezogen wird und doch gleichzeitig sehr deutlich merkt, dass es einen Erzähler gibt. Und auch Brüche innerhalb der Erzählperspektive, wenn offensichtlich gewollt, finde ich spannend.


    Und dann gibt's noch den wunderbaren Roman von Mulisch "Die Entdeckung des Himmels", wo genau mit dieser Perspektive gespielt wird. Da sitzt "der Auktoriale" gleich im Himmel :D
    Ich finde diese Erzählpersektive auch sehr reizvoll, eben weil man mit dieser "Allwissenheit" so schön spielen kann.


    @Thomas: Sind Stückeschreiber nicht eigentlich auktoriale "Erzähler"?

  • Hallo, Berit!


    Zitat

    Original von Berit
    Die Erzählperspektive, die du beschreibst, liegt mir beim Schreiben auch näher, ich habe jedenfalls dann das Gefühl, auf der sicheren Seite zu sein. *g* Perspektivenbrüche/-wechsel empfinde ich als relativ schwierig, es hat beim Schreiben und auch beim Lesen seine Nachteile. Aber ich mag andererseits Perspektivenwechsel in Romanen sehr gerne, wie gesagt. War schon immer so.


    Ich finde, es kommt aufs Projekt an, darauf, was man wie mit welchem Ziel und für welche Leser aussagen will.


    Grundsätzlich mag ich am personalen Erzähler, daß man die betreffende(n) Person(en) ausloten, die Leser auch "mitraten" lassen kann. Erzählen ist eine Form geschickter Informationsvermittlung. :)

  • Guten Abend euch allen.


    Zitat

    Original von Pearl
    was die Durchbrechung der fiktionalen Illusion angeht: Spätestens seit Brechts "Trommeln in der Nacht", wenn das Publikum angeschrien wird "Glotzt nicht so romantisch!" ist die doch Fiktion <achtung,wortspiel>.


    Naja, aber Brecht gilt ja auch nicht mehr als sooo modern, oder? :zwinker Ich hab schon den Eindruck, dass die meisten Leute z.B. mit dem Konzept des epischen Theaters nix mehr anfangen können, und vielleicht hat das auch wirklich mit der zunehmenden Menge an flachen, erfolgreichen Stories zu tun, die einem (auch filmisch) um die Augen und Ohren gehauen werden.


    Zitat

    Original von Pearl
    Woran schreibst du denn?


    Ich schreibe derzeit an einem Romanfang. Weil mir nix Originelles einfällt, schreib ich über die Liebe. *g* Und wenn ich das erste Kapitel fertig habe, werfe ich es den (ehem.) Listlingen zum Fraß vor. :schwitz


    Zitat

    Original von Michael K.
    ... die Erzähl/Er/Ich/Du/perspektive ist die, ob ich im Sitzen oder Stehen schreibe.
    Alles andere ist unwichtig, spricht mein unstudierter :affe in mir :aetsch


    ... manchmal wünschte ich wirklich, ich könnte das auch so sehen. :D


    Zitat

    Original von Ingrid
    Und dann gibt's noch den wunderbaren Roman von Mulisch "Die Entdeckung des Himmels", wo genau mit dieser Perspektive gespielt wird


    Uah, den will ich schon so lange lesen. Danke für die Erinnerung. :)


    Zitat

    Original von Iris
    Ich finde, es kommt aufs Projekt an, darauf, was man wie mit welchem Ziel und für welche Leser aussagen will.


    Ja, sicher. Ich glaube aber auch, dass sich der personale Erzähler oft beim Schreiben fast aufdrängt, mir ist das z.B. bei vielen SchreibanfängerInnen aufgefallen. Durch diese Erzählperspektive kommt man beim Schreiben auch selbst näher an die Figuren ran und kann sie besser entwickeln, manchmal jedenfalls. Mir geht das jedenfalls so, ein Blick in die Leute hinein fördert meinen Schreib- und Lesefluss, ich mag Innenperspektiven, genaue Beschreibungen der Gefühle und Gedanken von Protagonisten sehr gerne. Vor allem dann, wenn ihre Gefühle und Gedanken von Interesse für die Geschichte sind. *g* Aber ich mag es eben auch, wenn dann wieder mal der Zoom benutzt wird und ein paar Bilder von außen / weiter weg geliefert werden.


    Schneegrüße
    Berit

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Liebe Berit,


    vielen Dank für die Installation dieses threads, die Beiträge sind sehr aufschlußreich und auch ermutigend ;)


    Ich habe mir über die Erzählperspektive bisher nur "technische" Gedanken gemacht. Was man theoretisch darf und was nicht, dazu hatte ich bislang keinen Zugang. Für mich war immer nur wichtig, dass der Wechsel für den Leser funktioniert, und dass ich es auch hinkriege: Ich weiß schon vorher, dass ich einen Perspektivenbruch unbedingt brauchen werde, und will dann wissen, wie ich es technisch am besten mache. Meine Figuren verbleiben trotzdem immer in der dritten Person; ich bin eine armselige Ich-Erzählerin.


    Wenn sich literaturwissenschaftlich gebildete Leser an der bloßen Existenz von Brüchen aufhängen, habe ich diese spezielle Zielgruppe eben leider verloren - aber solche Leute würden meine Sachen sowieso nie freiwillig lesen. Und der BT in besagtem thread hat bisher bei der Mehrheit aller Testleser (ich meine auch außerhalb des Forums) in dieser Hinsicht klaglos funktioniert.


    (Hoffentlich habe ich jetzt nicht das Thema verfehlt; hatte noch keine Zeit, mir die links anzusehen; jedenfalls meine ich damit, dass der Leser bei mir mal Einblick in das Innenleben der einen, mal in das der anderen Figur gewinnen kann. Ist das jetzt verboten? Oder gehören meine Ausführungen überhaupt auf eine andere Baustelle? *ist verwirrt * :dumm)


    Liebe Grüße,


    Graham

  • Ach was, Graham,. du bist genau richtig! :)
    Übrigens macht es Spaß, ein Geschehen mal aus der Sicht eines Mannes und der einer Frau zu erzählen (für die eine Perspektive muss man natürlich recherchieren), ich hab das in einer meiner ersten Geschichten gemacht ("Liebesbegräbnis", Bertelsmann) und prompt einen Preis gewonnen.
    Einen ganzen Roman aus der Perspektive eines Mannes stelle ich mir schwierig vor, trotz alles Lebens-Liebes-und Menschenerfahrung und -kenntnis. ?(

  • Hallo Pearl,


    ("Liebesbegräbnis", Bertelsmann)


    Interessant :-) Wie ist das denn überhaupt - gibt es hier einen Platz wo der 42er die bisherigen Werke seiner Mitglieder ausstellt?


    Einen ganzen Roman aus der Perspektive eines Mannes stelle ich mir schwierig vor


    Mir persönlich liegen Männerfiguren seltsamerweise besser als Frauen, sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen. "Meine" Männer scheinen zumindest als Männer bisher auch einigermaßen glaubwürdig gewesen zu sein; was ich aber bei mir selber und auch auf anderen Baustellen weiblicher Autoren beobachte, ist die Neigung, die Figuren ihrer Geschlechtlichkeit zu berauben, sobald sie ein mittleres Alter erreichen...da muß ich dann halt gegensteuern. Schließlich ist Mann mit 35 oder 45 in der Regel weder impotent noch lustlos. :braue


    Am schwierigsten ist es für mich, weibliche Figuren so zu gestalten, dass sie mir selber "gefallen". Meistens sind sie entweder eine Wüste Gobi, oder sie sind unzurechnungsfähig.


    Herausfordernd ist es wohl auch, die Sexualität beider Geschlechter und den Akt selbst nicht banal oder klischeehaft erscheinen zu lassen (was auch die Sichtweise auf den Begriff Liebe betrifft). Aber zu dem Thema haben wir hier ja einen anderen thread.


    Ich habe mir jetzt mal ein paar links angesehen. Sehr aufschlussreich. Immerhin weiß ich jetzt, dass meine Perspektivenwechsel Namen und Diagramme haben ;-)


  • Ach mein Gott, nee, das interessiert hier nicht so, das ist auch schon 20 Jahre her. Aber die 5000 Mark Preisgeld haben mir Mut gegeben, ich hab davon eine Amerikareise gemacht und ein Buch geschrieben.
    Mittlerweile sind 8 veröffentlicht und Geschichten in ca. 35 Anthologien "richtiger" Verlage, manche in mehrfacher Auflage. Auf den Lorbeeren ruhe ich mich nun aus, bzw. das macht faul. Vielleicht raffe ich mich noch einmal auf... Aber an Krimis habe ich die Lust verloren, seit ich den Tod irl gesehen habe, und "Frauenliteratur" ist out.
    Und, ehrlich gesagt, wenn man nicht mehr so viel erlebt und nicht mehr im Berufsleben steht, ist es auch gar nicht so einfach, einen modernen Roman zu schreiben. Darum ist das Internet und sind die Diskussionen in Foren ganz hilfreich: zu sehen, was die Leute heute umtreibt und in welcher Sprache sie es ausdrücken.
    http://www.litclub.de
    http://www.zigan.info

  • Hi Graham, hi Pearl -


    Zitat

    Original von Graham
    Was man theoretisch darf und was nicht, dazu hatte ich bislang keinen Zugang. Für mich war immer nur wichtig, dass der Wechsel für den Leser funktioniert
    (...)
    Wenn sich literaturwissenschaftlich gebildete Leser an der bloßen Existenz von Brüchen aufhängen, habe ich diese spezielle Zielgruppe eben leider verloren


    Diese Umgehensweise mit dem Thema ist u.U. geeignet, eine Schreibblockade vermeiden, insofern - Recht hast du. Ich mach mir, fürchte ich, einfach zu viele Gedanken. Grundsätzlich sehe ich das schon so wie Christian:


    Zitat

    Original von christianf
    Schreibtheorien ... schärfen aber auch den Blick für vermeidbare Fehler.


    - aber es gibt da einen Punkt wie immer beim Denken, da hören die Gedanken auf, hilfreich zu sein. *seufz* :bonk


    Zitat

    Original von Graham
    Meine Figuren verbleiben trotzdem immer in der dritten Person


    Eigentlich schreibe ich gern in der Ich-Perspektive, aber es langweilt mich auch schnell. Ich brauche dann bald eine andere Sichtweise, und ich habe die undeutliche Ahnung, dass es ein bisschen zuviel des Guten ist, wenn ich bei meinem ersten Romanprojekt gleich so gut wie alle Perspektiven durcheinanderwerfen will und das auch noch gekonnt aussehen soll *g*, darum lasse ich die erste Person voraussichtlich doch weg, vorerst. (Oder doch nicht? :evil )


    Zitat

    Original von Pearl
    Übrigens macht es Spaß, ein Geschehen mal aus der Sicht eines Mannes und der einer Frau zu erzählen


    :dhoch Hui, das ist witzig, dass du es erwähnst, das plane ich nämlich in o.g. Projekt ebenfalls. Ich wünsche mir wirklich, dass ich es hinbekomme, die verschiedenen Perspektiven glaubhaft rüberzubringen, das ist für mich sehr reizvoll. Übrigens finde ich Grahams Vorschlag einer Übersicht von Veröffentlichungen der Forumsleute klasse - und selbst wenn deine Geschichte nicht mehr die jüngste ist, möcht ich doch reinschauen, Geschriebenes wird schließlich mit dem Alter nicht schlechter. :blume


    ... und nochmal
    @Graham


    Über das Thema Männer- und Frauenperspektive könnte ich den ganzen Abend reden. Ich *liebe* "meine" Männerperspektive, und falls ich schon mal inkarniert war, dann sicher als Mann. :bier Aber meine Frauenfigur mag ich auch. Sehr sogar, es scheint mir, dass mir mit den Jahren meine Protagonistinnen besser gelingen. (Wenn nicht, dann gute Nacht. *gg*)


    Zitat

    Original von Graham
    was ich aber bei mir selber und auch auf anderen Baustellen weiblicher Autoren beobachte, ist die Neigung, die Figuren ihrer Geschlechtlichkeit zu berauben, sobald sie ein mittleres Alter erreichen...


    LOL
    Ich sehe den Reiz gerade darin, Männer als Männer zu beschreiben. :zwinker


    So, jetzt reichts aber erstmal. Liebe Abendgrüße


    Berit

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)