DSDS oder Wie RTL uns für dumm verkauft

  • Hiho,


    Zitat

    Original von Wolf P
    Entschuldige, liebe Heike,


    dass ich äußerst vehement widerspreche.


    Das ist dein gutes Recht ;)


    Zitat


    Es ist nicht unbedingt das Leben, das in solchen Sendeformaten transportiert wird, sie lichten nicht die Wirklichkeit ab, sondern kreieren eine eigene.


    Das habe ich auch nie behauptet.


    Zitat


    In einer Zeit wirtschaftlicher Krisen, die zur Folge hat, dass eine ganze Generation für Ausbildung und Arbeitsmarkt zur Bedeutung eines Leberflecks schrumpft, braucht es Suggorate.
    DSDS suggeriert Chancen, wo keine sind. Es imitiert Leben, wo es um künstliche Welten geht.


    Aber eben aus diesem Grund halte ich es ja auch für verdammt wichtig, die "Betroffenen" zu erreichen, ihnen klar zu machen, das ist kein Leben, sondern eine Show, an der ihr Spaß haben könnt, aber bitte, verirrt euch nicht in dieser Fantasy-Glitzerwelt. Das erreiche ich allerdings nicht, wenn ich ihnen mit der Moralkeule komme, sondern wenn ich mich mit ihnen mit dem Thema auseinandersetze, Denkanstöße gebe, zur Kritik anrege.

    Zitat


    Pimp my life, denn meins ist so scheiße. Jeder hat die Chance, reich und berühmt zu werden, Talent ist Nebensache, denn Talent hat jeder.
    Das ist die Botschaft einer solchen Sendung.


    Das ist so nicht richtig. Hast du die Sendungen mal gesehen? (Ich muss allerdings einräumen, dass ich nur die 1. Staffel, die 2. halb und die 3. gar nicht kenne). Das Gros der Leute, die in Finalshows kommen, HAT Talent, der eine mehr, der andere weniger. Ein Juliette (wie auch immer sie mit Nachnamen heißt) hat damals zum Thema BigBand eine Show auf die Bühne gebracht, die wirklich richtig gut war und sich vor dem vergleich mit großen Vorbildern nicht scheuen muss. Bei der Parallelsendung auf Pro7 (Popstars) gab es mal ein Casting, aus dem die Gruppe Nu Pagadi hervorgegangen ist. Wir hatten in dieses Casting ursprünglich nur reingezippt, sind dann aber hängen geblieben, weil einige Kandidaten sehr, sehr gut waren - im Bereich Rock/ Punk. Da gab es Billy Idol-Interpretationen, die selbst meinen Freund (ein eingefleischter Billy Idol-Fan) begeistern konnten. Und selbst ein Alexander passt mit seinem Talent ideal in die Teeni-Bravo-Welt, wo Sänger seines Formats seit einigen Jahrzehnten die Wände der Teeniezimmer schmücken. Die NoAngels sind nicht schlecher als irgendeine andere beliebige Girlband - ob man diese Art von Musik mag oder nicht, ist eine andere Sache.
    Talent ist nicht Nebensache, zumindest bei den vielen Kandidaten nicht (über Ausfälle wie einen Daniel Kübelböck oder (vor allem weibliche) Kandidaten, die nur mit Hintern und Brust wackeln können, muss man nicht reden 8o).
    Fragt sich nur, wie es kommt, dass man sehr wohl talentierte Leute in der Show hat, letztendlich aber nur so wenige dauerhaften Erfolg feiern können. Ich denke, dass ist vor allem ein Problem des Marketings. Gesucht wird ein ganz bestimmtes Format, rund, glatt, dem schnelllebigen Musikgeschmack der Zielgruppe entsprechend. Damit fallen viele Talente schon einmal von vornherein aus - und wenn sie dann doch ein Album herausbringen, kauft es niemand, weil sie nicht den Geschmack der Zielgruppe treffen und andere Zielgruppen nicht erreichen, weil ihnen das Prädikat "Superstar = untalentiert" anheftet.
    Und die wenigen, die tatsächlich Erfolg (bei ihrer Zielgruppe) haben (z.B. Alexander), kämpfen mit dem gleichen Problem, mit dem auch alle anderen "Stars" in diesem Bereich kämpfen - die Kurzlebigkeit der Musikszene. Wenn man beiobachtet, wie schnell die Gesichter in den Vivi-Clips wechseln, erscheinen Stars wie Madonna, Elton John oder Billy Idol wie Dinosaurier.


    Zitat


    Die Loser verbrät man in den Casting-Worst-Ofs und gibt sie der Lächerlichkeit preis. Und da sieht man, wie schön die "Jury" draufhauen darf. Und jeder, der sein Leben nicht auf die Kette kriegt, darf sich schenkelschlagend zurücklehnen: Es gibt noch Beklopptere als ihn selbst.
    Es bedient natürlich den Voyeurismus und es bereitet Freude, sich anzusehen, wie andere gedemütigt werden. Bin ja nicht ich, der da vor der Kamera vorgeführt wird. Und die machen das ja freiwillig.
    Es hat nichts mit überheblichem Intellektuellen-Gehabe zu tun, diese Sendeformate abzulehnen und schlecht zu finden.


    Das mit dem Voyeurismus (ich wusste doch, dass ich es oben flasch geschrieben hatte :kopfhau - aber es war spät, und ich hatte keinen Lust mehr, mein Fremdwörterbuch herauszusuchen :duden) habe ich auch nie bestrítten - der findet vor allem in den Casting-Worsts-Ofs (passender Auisdruck :D) statt. Da werden die ausgeschiedenen Kandidaten der Lächerlichkeit preisgegeben, ähnlich wie in einer Pleiten, Pech und Pannenshow (die es ja auch schon ewig lange und sogar auf den öffentlich rechtlichen gibt). Irgendwie scheint es jedoch immer schon und immer wieder Menschen zu geben, die kein Problem damit haben, sich im Fernsehen lächerlich zu machen :kratz1 Ist das zu verurteilen? Ich finde es schwer, hier eine eindeutige Antwort zu finden.
    Was ich eher bedenklich finde, ist die Tatsache, dass es sich hier v.a. um Kinder/ Jugendliche handelt, die vielleicht gar nicht ermessen können/ wollen, dass sie ihr "Talent" allerhöchstens in die "Casting-Worsts-Ofs" bringt. Allerdings weiß ich nicht, wie diese Auswahl getroffen wird, ob alle am Anfang unterschreiben, dass ihr "Auftritt" veröffentlicht werden darf oder ob sie erst vor dem Schnitt ihre Zustmmung geben. Ich befürchte ersteres, weiß es aber nicht und kann mir auch hier kein Urteil erlauben. Aber auch hier ist es m.E. wichtiger, die Jugendlichen zu erreichen, ihnen im Vorfeld deutlich zu machen, DASS sie sich bloßstellen und dem Voyeurismus des Zuschauers bedienen, anstatt sich von der Thematik zu distanzieren und die restlchen x-Millionen als dumm abgestempelten Zuschauern ihren Spaß lassen.


    Nach dem Casting-Worsts-Ofs hält sich der voyeuristische Anteil m.E. erträglichen Grenzen, wenn man Dieter Bohlen ignoriert. In den Stafeln, die ich gesehen habe, hatte ich vielmehr das Gefühl, dass die Leute die Finalshows sehen, weil sie mit einem der Kandidaten bangen. Wozu sonst anrufen und abstimmen (kostet doch Geld) Außerdem waren die Kandidaten meist so gut, dass vielleicht hier und da ein Ton nicht getroffen wurde, eine Bewegung ungeschickt war, aber sie sich nicht mehr bis auf die Knochen blamieren konnten. (Vielleicht ist das in der 3. Stafel jetzt anders, ich gucke sie, wie gesagt, nicht.) In diesem Stadium sind die DSDS-Shows nicht schlimmer als Wetten Dass...? oder Wer wird Millionär?


    Zum Voyeurismus allgemein - das ist m.E. nicht allein ein Problem dieser Formate, sondern ein allgemein gesellschaftliches Problem. Vor ein paar Tagen habe ich erst irgendwo gelesen, dass sich die Formel1-Macher rechtfertigen mussten, dass sie die Sicherheitsvorkehrungen erhöhen - und dabei betonen mussten, dass es bei der Formel 1 NICHT darum geht, spektakuläe Unfälle zu zeigen. :dumm


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    Das gilt für DSDS, Big Brother und ähnliche Kaliber. Hier wird Leben vorgespielt, dass mich davon enthebt, ein eigenes Leben zu führen. Ich erhalte ein Instantsuppenwürfel-Leben, Aufgabenstellungen aus dem Off, und muss keine Verantwortung für mich selbst übernehmen.
    Diese Sendeformate sind ein Lanzenbruch für verantwortungsfreies Leben.
    Das Gefährliche daran ist der schleichende Prozess, den solches Fernsehen auf unser aller Leben hat.


    Big Brother und DSDS möchte ich, wie gesagt, nicht in einen Topf werfen. In BB geht es allein um den Voyeurismus, um Poppen, Saufen, Pöbeln, bei DSDS handelt es sich um eine Abendunterhaltungsshow, die in de Frühphase Voyeuristen bedient, danach m.E. vor allem Fangemeinden der Kandidaten vor die Bildschirme lockt. Deshalb kann ich in Bezug auf DSDS auch nicht zu dem Instantwürfelleben oder den Aufgabenstellungen aus dem Off sagen, die es wohl bei BB gibt (ich kenne höchsten 10 Minuten BB, so dass ich dazu wenig sagen kann).
    Bei DSDS würde ich die Sache mit dem verantwortungsfreien Leben so nicht unterstreichen (kein Star führt ein verantwortungsfreies Leben), sondern vielmehr eine andere Gefahr hervorheben - sich in einem Glitzerwelttraum zu verfangen und dabei andere Dinge (Bildung/ Ausbildung) zu vernachlässigen.
    Und aus eben diesem Grund halte ich es nach wie vor für verdammt wichtig, den Jugendlichen deutlich zu machen, was in diesen Formaten tatsächlich passiert, was die Macher haben wollen (ein "POP-Produkt" für einen ganz bestimmte Zielgruppe mit einer Halbwertszeit von einem Jahr), und dass es selbst, wenn die irrwitzige Wahrscheinlichkeit bestehen würde, dass man das schaffte, ein Leben danach gibt, in dem man fallen gelassen wird, in dem man auf eigenen Beinen stehen muss.


    - Ende Teil 1 -

  • - Teil 2 -


    Zitat


    Klar, nach einem wirklich schlauchenden Arbeitstag ist kaum noch Energie da und die Fernbedienung ist so verlockend, Couch oder Sessel so verführerisch. Und dann kommt ein Fernsehen daher, das mir denkfreie Unterhaltung bietet. Natürlich ist der Konsum solcher Sendungen verständlich. Ich begebe mich auch nicht in die Position, arrogant zu behaupten: "Ich hab' so'n Scheiß noch nie gekuckt."
    Aber: Wer der Meinung ist, dass der Mensch ein eigenverantwortliches Leben führen sollte, muss solche Art von Unterhaltung ablehnen. Das gilt gerade für Lehrende.
    Es mag unmodern klingend, aber es ist so: Solche Unterhaltung ist unmoralisch. Und Moral, abseits klerikaler Besetzung dieses Begriffes, ist das, was unserer Gesellschaft mehr und mehr abhanden kommt.


    Zu meiner Rolle als Lehrende bei dieser Problematik und dem Problem der Moralkeule bei Jugendlichen habe ich oben bereits eine ganze Menge geschrieben.
    Und zu dem eigenverantwortlichen Leben: Solche Formate abzulehnen und dies auch von den Jugendlichen/ Schülern/ Mitmenschen zu erwarten heißt, ihnen die Verantwortung für ihr Leben zu nehmen. Ich kann niemandem Eigenverantwortung vermitteln, indem ich ihm vorgeben, was er zu tun hat. Eigenverantwortung beginnt nicht im Verbot/ in der Ablehnung (was bei Autoritätspersonen quasi ein Verbot ist), sondern in der Reflexion über das Problematisierte, aus dem sich der Jugendliche/ der Mensch aufgrund seiner Wertvorstellungen seinen eigenen Umgang mit der Problematik erschließt.
    Wenn ein Jugendlicher weiß, wie diese Formate funktionieren, welche Interessen dahinter stehen und welche Gefahr er läuft, zum Objekt spottener Voyeure vor den Fernsehern zu werden und er trotzdem meint, an einem dieser Castings teilnehmen zu wollen, dann ist das seine Entscheidung, die er eigenverantwortlich gefällt und zu verantworten hat.
    Die Fähigkeit zur eigenen Urteilsfällung ist m.E. sehr, sehr viel wichtiger als eine Dämonisierung, die eine Wertung vorgibt.


    Zitat


    Medien, gerade Kommerzmedien, reagieren nicht auf die Wirklichkeit, sie produzieren Gegenwirklichkeiten und zementieren Unmündigkeit. Das müssen sie von ihrer Intention her auch tun, denn sie wollen Kaufinteresse wecken und nicht aufklärerisch tätig sein.


    Ein Kaufinteresse, dass sie nicht erzielen könnten, wenn sie sich nicht an dem orientieren, was die Wirklichkeit ausmacht. Von daher reagieren sie auf Probleme, die in der Gesellschaft vorhanden sind, und geben ihnen ein Ventil, eine Traumwelt. Das habe ich nicht bestritten. Übrigens auch ein Bereich, in dem der Voyeurismus wirkt - "mir geht es zwar wirtschaftlich schlecht, aber ich muss wenigstens keine Känguru-Hoden esse - MUHAHAHA" (mussten die das wirklich 8o ???)


    Zitat


    Es gilt, die Lebensumstände so zu ändern, dass das Diktat der Brotarbeit nicht alle anderen Lebensbereiche platt macht. Nicht Arbeit an sich ist scheiße, sondern die Art der Arbeit, ihre Qualität und Quantität.
    Es ist an uns allen, unsere Lebensumstände so zu ändern, das wieder eine angemessene Lebensqualität entsteht. Dafür brauchen wir viel gemeinsame Energie und Engagement, aber keine "Superstars".


    Volle Zustimmung :strauss
    Allerdings HABEN wir Superstars und das Problem, wie man damit umgehen sollte. Deshalb mein Streben nach einer Auseinandersetzung mit den Gefahren solcher Sendungen, die aber nur möglich ist, wenn man sie nicht dämonisiert. Das hat sie m.E. nicht verdient (zumindest nicht die Staffeln, die ich kenne).


    Viele Grüße :wink1
    Heike


    PS: Sorry für Teilung, aber es war zu viel geworden :D

  • Verehrte Heike,


    ich dämonisiere DSDS nicht, ich ordne es ein. In ein Kommerzfernsehen, das durchaus auch Gefühle und Bedürfnisse weckt. Insofern reagieren Sender keineswegs immer auf die Wünsche und Erwartungen.


    Werbung hat eine Daseinsberechtigung, weil Bedürfnisse und Wünsche gewckt werden, die vorher nicht da waren. Und plötzlich kann kein Mensch mehr ohne Handy und ohne grenzdebile Knallfrösche und oberpeinliche Klingeltöne auskommen (Kleine Anekdote am Rande: Ich war am Freitag bei einem Unternehmensberater zu einem Jubiläum eingeladen und eine neue Kampagne für ein Projekt 50+ vorzustellen. Man sass angergt plaudernd beisammen, bis sich plötzlich das auf dem Tisch abgelegte Handy eines Geschäftsmannes mit lasziver Frauenstimme vernehmen ließ: "Hol mich endlich raus aus deiner Hose." Allgemeines Gelächter, hochroter Handybesitzerkopf, Abgang).


    Du hast natürlich insofern recht, dass man sich Jugendlichen mit diesem Thema anders nähern muss als ich das hier tue. Klar.
    Das ändert aber nichts am Charakter solcher Sendungen. Und noch einmal zu Thema Talent. Zu behaupten, der mangelnde Erfolg von DSDS-Kandidaten läge am schlechten Marketing oder an dem DSDS-Stempel, stimmt nur bedingt.
    Stimme haben und sich ein wenig auf der Bühne bewegen können macht niemanden zum Superstar, bestenfalls zum Sternchen. Eigenverantwortliches Handeln muss DSDS-Absolventen kompletto abgesprochen werden, denn Entscheidungen trifft ein Mangement. Und wenn Verkaufszahlen nicht stimmen, dann muss man in irgendwelchen Talk-Shows schmutzige Wäsche waschen.


    Ich sprechen niemandem Talent ab. Manchmal blitzt das eine oder andere auf, das leugne ich nicht.
    Aber dennoch bleibt: Die Botschaft solcher Show ist: Jeder hat Talent, jeder kann auf die Bühne. Das suggeriert das Format, das glaubt die Zielgruppe. Und schon strömen sie herbei von nah und fern, entblößen sich vor der hechelnden Kamera, sind so überzeugt von ihrem Talent, das es weh tut und werden der Lächerlichkeit preisgegeben.


    Schon der Gedanke, einen "Superstar" so aus der Retorte zu produzieren ist absurd. Interessant ist, dass solche Lichtgestalten wie Alexander dieses Superstar-Gehudel glauben und sich so benehmen, wirklichen Talenten und gestandenen Künstlern jovial auf die Schulter klopfen, Daniel Kübelböck seine Memoiren schreibt und davon überzeugt ist, dass es erzählenswert ist.


    Noch einmal: Natürlich hast du Recht, man muss diese Thema bei Jugendlichen anders anbringen. Aber DSDS ist meilenweit von antiker Fernsehunterhaltung wie "Dalli Dalli" entfernt. Die Wirkung ist eine ganz andere, soll auch eine andere sein.
    Durch solche Casting-Shows sichern sich die Sender direktes Klatschspaltenfutter. So wird jeder dieser armen Würstchen zig-mal verwurstet.


    Herzlichst


    Wolf P.

  • huh, das ist ja lustig hier. naja, einiges davon.


    Zitat

    Original von Heike
    Was ist DSDS denn anderes als die Unterhaltungsshows, die es bereits in den vergangenen Jahrzehnten gab?


    anders ist vor allem die art der selbstinszenierung des obergruftis bohlen und die selbstherrliche brutalität, in der "talentfreie" leute in der öffentlichkeit von eben diesem grufti niedergemacht werden. ich finde das sowas von unerträglich.


    Zitat

    Original von Iris
    Was haltet ihr von der Einrichtung einer Frauenkneipe hier im Café?


    vielleicht könnte frau mit einem entsprechenden thread anfangen, so als testphase ;)


    Zitat

    Original von Batcat
    MUSS ich da rein? :(


    *lach* ja klar. ohne mitmachzwang würde womöglich keine mitmachen. :bier

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Lieber Wolf P.


    Zitat

    Original von Wolf P
    Verehrte Heike,


    ich dämonisiere DSDS nicht, ich ordne es ein. In ein Kommerzfernsehen, das durchaus auch Gefühle und Bedürfnisse weckt. Insofern reagieren Sender keineswegs immer auf die Wünsche und Erwartungen.


    Das Dämonisiern bezog sich auf den gesamten Thread, in dem ich diesen Begriff für angemessen erachte.


    Zitat


    Werbung hat eine Daseinsberechtigung, weil Bedürfnisse und Wünsche gewckt werden, die vorher nicht da waren. Und plötzlich kann kein Mensch mehr ohne Handy und ohne grenzdebile Knallfrösche und oberpeinliche Klingeltöne auskommen


    Dennoch muss für solche Dinge, vor allem, wenn es darum geht, Lebensträume zu erzeugen, ein fruchtbares Feld vorhanden sein, damit der Samen aufgeht.


    Zitat


    Das ändert aber nichts am Charakter solcher Sendungen. Und noch einmal zu Thema Talent. Zu behaupten, der mangelnde Erfolg von DSDS-Kandidaten läge am schlechten Marketing oder an dem DSDS-Stempel, stimmt nur bedingt.
    Stimme haben und sich ein wenig auf der Bühne bewegen können macht niemanden zum Superstar, bestenfalls zum Sternchen.


    Das dabei nicht viel mehr rauskommt als ein Sternchen habe ich nie bestritten. Gleichzeitig wage ich zu behaupten, dass viele der sogenannten Stars, die derzeit die Charts stürmen und genauso schnell wieder untergehen, auch nicht mehr sind als Sternchen. Wie gesagt, echte (Super-)Stars sind rar geworden und mit Sicherheit auch nicht Ziel dieser TV-Formate. Dennoch haben einige dort auftretende Kandidaten durchaus Talent - allerdings gibt es zahllose Sänger mit Talent und wenige, die dann doch Erfolg haben (wie auch auf dem Buchmarkt ;))


    Zitat


    Eigenverantwortliches Handeln muss DSDS-Absolventen kompletto abgesprochen werden, denn Entscheidungen trifft ein Mangement.


    Ist das bei anderen Sternchen anders? Ich sehe hier nichts DSDS-spezifisches, bis auf die Tatsache, dass die Kandidaten durch die Auftritte bekannter sind und besagte Boulevard-Magazine alle Nase lang mal fragen, was aus ihnen geworden ist.


    Zitat

    Aber dennoch bleibt: Die Botschaft solcher Show ist: Jeder hat Talent, jeder kann auf die Bühne.


    Und ich halte erneut dagegen, das suggeriert die Show nicht. S.o.


    Zitat


    Das suggeriert das Format, das glaubt die Zielgruppe. Und schon strömen sie herbei von nah und fern, entblößen sich vor der hechelnden Kamera, sind so überzeugt von ihrem Talent, das es weh tut und werden der Lächerlichkeit preisgegeben.


    Auch dazu schrub ich oben bereits etwas. Die Zielgruppe glaubt nicht, dass man ohne Talent Erfolg hat, vielmehr hat sie eine falsche Vorstellung vom eigenen Talent. Und einen Traum, den Teenies immer und zu allen Zeiten hatten, dem jetzt nur eine Plattform geboten wird. Und diese Plattform holt viele rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.


    Zitat


    Schon der Gedanke, einen "Superstar" so aus der Retorte zu produzieren ist absurd. Interessant ist, dass solche Lichtgestalten wie Alexander dieses Superstar-Gehudel glauben und sich so benehmen, wirklichen Talenten und gestandenen Künstlern jovial auf die Schulter klopfen, Daniel Kübelböck seine Memoiren schreibt und davon überzeugt ist, dass es erzählenswert ist.


    Man muss zugeben, dass Alexander Erfolg hat - bei der Zielgruppe, die die Macher anvisiert haben, und sich damit auf einer Ebene mit anderen Sternchen der Charts bewegt. Und wenn er einigermaßen klug war, hat er mit den zwei Jahren "Superstar"-Dasein ausgesorgt.
    Über Daniel Kübelböck möchte ich nicht sprechen, der ist ein gutes Beispiel dafür, dass solche Formate auch dem Bodensatz eine Plattform bieten. :dumm


    Zitat


    Noch einmal: Natürlich hast du Recht, man muss diese Thema bei Jugendlichen anders anbringen. Aber DSDS ist meilenweit von antiker Fernsehunterhaltung wie "Dalli Dalli" entfernt. Die Wirkung ist eine ganz andere, soll auch eine andere sein.


    Es ist ein anderes Format, aber das geht mit der gesamten Veränderung der Sehgewohnheiten einher. Doch wie oben bereits geschrieben wurde, gab es auch früher schon solche Talentshows, und "Versteckte Kamera" etc. bediente ebenso den Voyeurismus des Zuschauers. Auch muss man bedenken, dass die Wünsche/ Träume der Zielgruppe nicht mehr mit Dalli Dalli oder Der verflixten 7 zu befriedigen sind - dazu haben Viva und MTV in den letzten Jahren erheblich beigetragen.


    Was ich letztendlich festhalten will (mein ganz persönliches Fazit :D), ist, dass man sich dem Thema nicht verschließen und alle DSDS-Gucker als dumm und "Unterschicht" abstempeln sollte. Damit erreicht man nur eine Isolation im Elfenbeinturm, und dieses Urteil ist m.E. für dieses Format auch zu hart (bei anderen im Thread genannten Beispielen sehe ich das auch anders ;)). Bildung und die Fähigkeit zur Reflexion verpflichtet m.E. dazu, den Finger auf Wunden zu legen und Kritik zu äußern, zum Nachdenken und Nachfragen anzuregen, aber es ist kontraproduktiv, ein Pauschalurteil zu fällen und sich damit seiner eigenen Überlegenheit zu versichern.


    Viele Grüße :blume
    Heike


    PS: Ich habe DSDS vor allem aus dem Grund geguckt, dass in den Mottoshows Songs auf die Bühne gebracht wurden (und das teilweise richtig gut), die ich gerne höre und leider viel zu selten im Fernsehen zu sehen/ hören bekommen, z.B,. die Musical-Show, die Folge mit der Big Band oder mit Madonna-Liedern. Und weil man irgendwann seinen Favoriten hat, bei dem man wissen will, ob er gewinnt - wie in jeden anderen TV-Spiel auch ;)

  • Hiho,


    Zitat

    Original von Berit


    anders ist vor allem die art der selbstinszenierung des obergruftis bohlen und die selbstherrliche brutalität, in der "talentfreie" leute in der öffentlichkeit von eben diesem grufti niedergemacht werden. ich finde das sowas von unerträglich.


    Dieter Bohlen .... :( Ein ganz besonders Thema für sich. Die Show würde mir deutlich besser ohne ihm gefallen :D:bonk
    Aber vermutlich braucht's ihn, um die Voyeure (s.o. mit der Formel 1) bei der Stange zu halten.


    Viele Grüße :blume
    Heike


    PS: Irgendwie bin ich in die Riolle des Advocatus Diaboli hineingerutscht ... :evil

  • Zitat

    Original von Heike
    PS: Irgendwie bin ich in die Riolle des Advocatus Diaboli hineingerutscht ... :evil


    Du schlägst Dich aber sehr tapfer! :blume


    *aufmunterndes Schulterklopfen*


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Nur einen kleinen Kommentar: Schlimm an diesen Shows finde ich, dass sie ein Fernsehen repräsentieren, welches die Öffentlichen mittlerweile imitieren und dafür Politmagazine, den Scheibenwischer und andere Sendungen kürzen und verschieben. Gab es nicht auch ein Imitat von DSDS in den Öffentlich-Rechtlichen? Begreift man das jetzt als den Geschmack der Hauptzielgruppe von 14-49 J.?


    Gruß ...


    Jo

  • Im Öffentlich-Rechtlichen m.W. noch nicht, aber in Sat1, Pro7 etc.
    Imitiert wurden aber die 100 besten ..., Formate, die man auch auf allen Sendern in schwankender Qualität findet :D


    Viele Grüße :blume
    Heike


    PS: Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich leidenschaftlicher Phönix und Arte-Fan bin und in meiner Fernsehn-Abstinenz vor allem diese Programme vermisse ? :heul

  • Hi, Jo.


    Es ist eine recht einfache Rechnung. Trotz des scheinbar enormen Aufwands beim Casting sind solche Veranstaltungen - von Lizenzrechten abgesehen - vergleichsweise billig herzustellen (insbesondere im Honorarbereich), und der Zuschauer zahlt gleich mehrfach, nämlich Gebühren (bei den ö/r), indirekt bei erfolgreicher Werbung, hauptsächlich aber bei den Abstimmungen (49 Cent pro Anruf oder so), und dann nochmal beim anschließenden Kauf der Platten, Merchandisingprodukte, Konzertkarten usw. RTL/UFA/Grundy/Bertelsmann Music macht das sozusagen alles in einer Hand, aber auch die ö/r werden entsprechend mitkassieren. Dumm, wer da nicht mitmacht. Oder mitgemacht hat, als es noch populär war - die aktuelle Staffel DSDS bringt es ja "nur" noch auf um die 6 Millionen Zuschauer, das sagen jedenfalls die Quoten vom vergangenen Samstag. Kurz gesagt: Es ist - immer noch - ein einfach gutes Geschäft. Allerdings haben ja sowohl SAT1, als auch das ZDF mit ihren Klonen eher Bauchlandungen hingelegt; SAT1 hat nach der zweiten Staffel die Segel gestrichen, das ZDF gleich nach der ersten. Die noch "amtierenden" Reste aus diesen Produktionen lassen sich auf den unkomischen Ingo Oschmann (der auch keine Comedy-Show mehr hat, aber noch moderieren darf) reduzieren. Aus den anderen gecasteten Spaß- und Musikvögeln ist nix geworden, sie werden sehr wahrscheinlich Supermärkte eröffnen, auf Firmenfesten singen und durch 30-Mann-Clubs tingeln. Wirklich persönlich erfolgreich waren nur die "No Angels", tatsächlich ist es noch - in gewissem Rahmen - der Quietscheentenhybrid Daniel Küblböck, der vor allem das Schutzbedürfnis mittelalter Damen geweckt zu haben scheint und ansonsten die Rolle des Antihelden (-stars) besetzt. Alle anderen sind abgeschmiert, weil man eben nicht einfach Superstar wird, weil irgendwelche Hirnis einen so nennen.


    Die öffentlich-rechtlichen fahren tatsächlich eine Art abgeschwächter Konverenz im Hinblick auf die Programmierung der privaten, aber glücklicherweise nur abgeschwächt. Sollten Formate wie der Dschungelkrempel oder Big Brother in allen Variationen Neuauflagen im ö/r feiern, werde ich endlich meinen Fernseher abschaffen. Bisher beschränkt sich die Nachahmung auf Quizformate und eine mir nicht transparente Kunstform namens "Telenovela"; bei anderen waren die ö/r Vorreiter - GZSZ ist "Lindenstraße" auf Sparflamme.

  • Hi Heike,


    ich glaube, wir liegen mit unserer Einschätzung solcher Sendeformate näher beieinander, als es den Anschein hat.


    Natürlich spricht dieses Format Wünsche und Hoffnungen an, die viele Jugendliche haben. Wer träumt nicht in einem gewissen Alter davon, als Star auf einer Bühne zu stehen. Zusätzlich: Applaus als Extremform von Zuneigung macht süchtig.
    Ich bin aber davon überzeugt, dass viele der "Out-Gecasteten" ziemliche Probleme haben, wenn ihre "Darbietung" aus den Wort-Of-Shows beim Publikum Häme und Lachanfälle produziert.
    Ich fürchte auch, dass ein solches Format die grenzenlose Selbstüberschätzung vieler Jugendlicher stützt, Talent zu haben.


    Der Aufbau des Formats und die Wahl der Kandidaten zeigt immer, dass ein paar vorprogrammierte Loser "eingebaut" werden, die dem Stress einer solchen öffentlichen Zur-Schau-Stellung nicht gewachsen sind. Da fallen dann entsprechende Medien über sie her ("Heulsuse") und zermatschen ohne Rücksicht auf Verluste Psychen. Und das wird nicht nur billigend in Kauf genommen, solche Mechanismen sind fester Bestandteil des Sendeformats. Und das ist menschenverachtend, zynisch und unmoralisch.


    Wichtig ist, und da sind wir uns wahrscheinlich vollkommen einig, dass man mit Jugendlichen sehr offen über diese Form der Fernsehunterhaltung sprechen muss und ihnen begreiflich machen muss, dass zum Bestehen in einem solchen "Business" wie der Musikbranche sehr viel Energie und Arbeit, besonders aber eine stabile Psyche gehört.
    Es sind schon wirkliche Talente an diesem Moloch Musikindustrie zerbrochen (Nick Drake z. B., um nur einen Namen zu nennen).


    Und das ist der Vorwurf, den ich aufrecht erhalte: DSDS suggeriert, dass jedem der Weg auf eine Bühne offen steht, spielt mit den Träumen und Hoffnungen zahlloser Kids und schert sich einen Dreck um die Folgen für jeden Einzelnen.


    Aber wie eingangs schon geschrieben: Unsere Positionen sind so verschieden - denke ich - nicht. Vielleicht sehe ich die Folgen etwas schwärzer, aber unter dem Strich geht es in die selbe Richtung.


    BTW: Du schlägst dich wirklich tapfer. :albern
    Aber ich auch. :clown


    Herzlichst


    Wolf P.

  • Was ich an Sendeformaten wie DSD schätze ist diese völlig verschrobene Art des Wir-Gefühls, dass dort kultiviert wird. Egal ob beim Bäcker, in der Kneipe, am Arbeitsplatz oder im Telefonat mit der besten Freundin: WIR haben nur ein Thema.


    Das ist doch das eigentlich interessante, dass verbindende. Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlicher Biografie und Sozialstruktur haben plötzlich nur noch ein Gesprächsthema.


    Ehrlich gesagt kenne ich das nur von wichtigen Fussballspielen, insbesondere Länderspielen, die ähnlich verbindenden Gesprächsstoff liefern und entsprechende Emotionen wecken. Dass eine Castingshów es hinbekommt, diese Form des Deutschland Wir ( Wirr ) Gefühl zu kultivieren, davor kann ich - unabhängig davon, was von der Sendung zu halten ist, nur den Hut ziehen. Respekt.

  • Pearl: Ich würde - und das wollte ich zum Ausdruck bringen - nur generell davon abraten, irgendwas, das im Fernsehen zu sehen ist, für exemplarisch oder authentisch zu halten.

  • Hi Pearl,Tom,


    Zitat

    Original von Tom
    Pearl: Ich würde - und das wollte ich zum Ausdruck bringen - nur generell davon abraten, irgendwas, das im Fernsehen zu sehen ist, für exemplarisch oder authentisch zu halten.


    :nick


    Ich stimme vollkommen zu. Ich erlebe gerade das Talkshow-Klientel und die "Unterschicht"-Jugendlichen tagtäglich in meiner Brotarbeit. Ich höre ihren Jargon, ich kenne ihre Themen.


    Kollegin Anja hat ja - noch in Duisburg ansässig - in einem unserer Lehrgänge für Jugendliche für ein Textprojekt auch recherchiert - sprich: mit den Jugendlichen geredet, sie hautnah erlebt.


    Pearl, glaub mir bitte: Big Brother und das wirkliche Leben sind meilenweit voneinander entfernt. Sich hier seine literarischen Anregungen zu holen zeitigt ein in keinerlei Hinsicht authentisches Bild.


    Herzlichst


    Wolf P.

  • Hallo Leute,


    ab jetzt bitte nur noch:


    VON Bohlen. Dieter von Bohlen.


    Eine so ernsthafte, kontroverse, z.T. erbitterte Auseinandersetzung mit seiner Sendung ist ihm vermutlich noch nie zuteil geworden. Das adelt ihn. Er ist Gesprächsthema in "intellektuellen Salons" geworden, wie schön für ihn.


    Also nicht vergessen: von Bohlen

  • hallo Wolf P,


    Zitat

    Original von Wolf P
    Hi Heike,


    ich glaube, wir liegen mit unserer Einschätzung solcher Sendeformate näher beieinander, als es den Anschein hat.


    Den Eindruck habe ich inzwischen auch :strauss


    Zitat


    Natürlich spricht dieses Format Wünsche und Hoffnungen an, die viele Jugendliche haben. Wer träumt nicht in einem gewissen Alter davon, als Star auf einer Bühne zu stehen. Zusätzlich: Applaus als Extremform von Zuneigung macht süchtig.
    Ich bin aber davon überzeugt, dass viele der "Out-Gecasteten" ziemliche Probleme haben, wenn ihre "Darbietung" aus den Wort-Of-Shows beim Publikum Häme und Lachanfälle produziert.
    Ich fürchte auch, dass ein solches Format die grenzenlose Selbstüberschätzung vieler Jugendlicher stützt, Talent zu haben.


    Da stimme ich dir voll und ganz zu. Gerade deshalb ist es wichtig, dass man diese Formate nicht unreflektiert guckt, bzw. mit träumenden Teenies darüber spricht (so man denn die Gelegenheit dazu hat :bruell) und ihnen die Gefahren aufzeigt.


    Zitat


    Der Aufbau des Formats und die Wahl der Kandidaten zeigt immer, dass ein paar vorprogrammierte Loser "eingebaut" werden, die dem Stress einer solchen öffentlichen Zur-Schau-Stellung nicht gewachsen sind. Da fallen dann entsprechende Medien über sie her ("Heulsuse") und zermatschen ohne Rücksicht auf Verluste Psychen. Und das wird nicht nur billigend in Kauf genommen, solche Mechanismen sind fester Bestandteil des Sendeformats. Und das ist menschenverachtend, zynisch und unmoralisch.


    Das betrifft m.E. vor allem die Zweitvermarktung, in diesem Fall vor allem durch die BILD. Wie weit das gemeinsam durchgeplant ist, wie weit das ein (ursprünglich unbeabsichtiger) Selbstläufer ist, wie weit das von Vornherein zum Konzept der Sendung gehörte, kann ich nicht beurteilen, da mir dazu das notwendige Insiderwissen fehlt.
    Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, bzw, glaube eher nicht, dass man in der ersten Staffel mit einem Daniel Kübelböck gerechnet hatte. Gut möglich, dass sich das erst ergab. Allerdings setzte man dann in der zweiten Staffel auf einen ähnlichen Typen (Lorenzo, der aber wenigstens etwas singen konnte), und nachdem der draußen war, war es eigentlich recht ruhig in den Medien.
    In der dritten Staffel scheint man sich (nach allem, was ich bereits darüber gelesen habe) mangels skurriler Typen einen "normalen" Kandidaten herausgesucht zu haben, den man für eine Medienkampagne "abschlachtet". Diese Entwicklung ist zynisch und unmoralisch, aber ich bin nicht sicher, ob sie von Anfang an zum Konzept dieser Formate gehörte. :dumm


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    Wichtig ist, und da sind wir uns wahrscheinlich vollkommen einig, dass man mit Jugendlichen sehr offen über diese Form der Fernsehunterhaltung sprechen muss und ihnen begreiflich machen muss, dass zum Bestehen in einem solchen "Business" wie der Musikbranche sehr viel Energie und Arbeit, besonders aber eine stabile Psyche gehört.
    Es sind schon wirkliche Talente an diesem Moloch Musikindustrie zerbrochen (Nick Drake z. B., um nur einen Namen zu nennen).


    In diesem Punkt stimmen wir absolut überein :D


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    Und das ist der Vorwurf, den ich aufrecht erhalte: DSDS suggeriert, dass jedem der Weg auf eine Bühne offen steht, spielt mit den Träumen und Hoffnungen zahlloser Kids und schert sich einen Dreck um die Folgen für jeden Einzelnen.


    Das ist schon eher eine Aussage, die ich unterschreiben würde, weil das Talent herausgestrichen ist.
    Wobei die Folgen sicher sehr unterschiedlich sind - von begeistert, bis in die 2. Runde gekommen zu sein, bis hin zu depressiv, haltlos und aller Träume beraubt. Ich denke, das ist eine sehr subjektive Sache, die bei jedem Teenie anders wirkt. Wobei ich bei diesen Shows auch schon erlebt habe, dass Jury-Mitglieder den Jugendlichen offen ins Gewissen geredet haben, sie aufgefordert haben, die Schule fertig zu machen und es dann vielleicht noch einmal zu versuchen oder einen gesicherten Beruf zu ergreifen - keine Ahnung, wie aufrichtig das gemeint war (bei einem Dieter Bohlen sicher nicht :rolleyes), die Macher des Formats kümmern solche Aspekte jedoch mit Sicherheit nicht, da stimme ich dir zu. :hmm


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    Aber wie eingangs schon geschrieben: Unsere Positionen sind so verschieden - denke ich - nicht. Vielleicht sehe ich die Folgen etwas schwärzer, aber unter dem Strich geht es in die selbe Richtung.


    :D


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    BTW: Du schlägst dich wirklich tapfer. :albern
    Aber ich auch. :clown


    :strauss:blume:D



    Viele Grüße :wink1
    Heike