gar nicht...

  • Schreiben kann in der Tat in »Arbeit« ausarten, in etwas, das man tun »muß« -- entweder weil man davon lebt oder weil man einen Termin einzuhalten hat oder weil man von sich aus Regelmäßigkeit in diese Tätigkeit bringen will.
    Und schon stellt sich das Problem, das heutzutage mit dem berühmten Schlagwort »Motivation« umschrieben wird: Wie bringt man sich dazu, möglichst gute Leistungen zu bringen, auch wenn man nicht unentwegt Lust drauf hat, Ideen hat, wenn man sich möglicherweise jeden Satz mühsam abringen muß?


    Gibt es sogar Autoren, die sich nie anspornen müssen, weil sie quasi schon zwanghaft ständig schreiben?


    Habt ihr TIps, Ideen, Methoden, euch und andere anzuspornen?


    Ich würde mich freuen, wenn wir hier eine kleine Sammlung zusammenbringen könnten. Nicht daß ich glaube, es gäbe Patentrezepte, aber Denkanstöße liefert so ein Austausch immer.

  • Ich mach dann mal den Anfang:


    Inzwischen habe ich nämlich schon einige »Schreibblockaden« erlebt, kenne Termindruck, und im vergangenen halben Jahr schlitterte ich tatsächlich in die Nähe eines akuten »burn-out«.


    Mir hilft vor allem das Lesen.
    Dabei suche ich mir Schriftsteller aus, die ich ernsthaft bewundernswert finde, von denen ich noch etwas lernen kann. Das lenkt mich völlig vom »Awfulizing« über die aktuelle Arbeit ab. Und meistens bringen mich andere, wirklich gute Bücher auch auf richtig gute Ideen, die mich dann bei den eigenen Manuskripten weiterbringen.


    Die zweite Methode ist intensive Recherche. Die Beschäftigung mit dem zugrundeliegenden Thema, den Hintergründen der Handlung, evtl. auftauchenden realen Figuren, wie das in historischen Romanen üblich ist, verhilft mir immer wieder zu erstaunlichen Erfolgserlebnissen, die mit dem Inhalt des Manuskripts zu tun haben, aber doch nicht mit der eigentlichen Arbeit. Und so finde ich meist zurück in den Takt.


    Und wenn es ganz schlimm ist, dann verbiete ich mir kurzerhand das Schreiben auf unbestimmte Zeit -- d.h. bis zu dem Augenblick, an dem es mir ein unbezwingbares Bedürfnis ist, zum Stift zu greifen oder sonst etwas zu tun, daß ich weitermachen kann. :zwinker

  • Motivation zum Schreiben? - Ganz einfach. Alle vier Wochen ruft der Verleger an, bzw. schreibt diverse Mails und erkundigt sich nach dem Stand des Manuskripts.
    Das erzeugt Druck, so dass du Tag und Nacht nur mehr an die Fertigstellung des Manuskript denkst (bzw. an die Magengeschwüre).


    So einfach ist das.


    LG
    Tasso J.M.

  • Da ich schreiben als Entspannung empfinde, fehlt es mir selten an Motiviation, auch nach einem sechzehnstündigen Arbeitstag nicht. Im Normalfall. Wenn etwas geschehen muß - ein Manuskript muß fertig werden -, dann geht es mir wie Tasso. Ganz automatisch wird ein Gutteil meiner Gedanken davon beherrscht, wie es mit der Geschichte weitergehen soll, und in jeder freizuschaufelnden Minute schreibe ich dann. In der übrigen Zeit arbeite ich gedanklich an den Sachen. Zuweilen kostet mich das ein, zwei Stunden Schlaf pro Nacht, weil ich vor dem Einschlafen auch im Kopf weiterschreibe.
    Ich schreibe kaum, wenn ich keine Ideen habe. Sind welche da, ist das Motivation genug. Und irgendwie befasse ich mich immer mit dem Schreiben, egal, was ich sonst gerade tue.

  • Besondere Motivation brauche ich nicht, allerdings einen Rahmen, der mir das Arbeiten angenehm macht. So verschwinde ich täglich zwischen acht und dreizehn Uhr in meinem Arbeitszimmer unterm Dach, lasse das Telefon unten, höre keine Musik oder Nachrichten, rufe allenfalls Post ab und beantworte sie, dann gehts nach einem kleinen Augenblick der Vorfreude, in dem ich mir meinen Tee einschenke, was zum Ritual gehört, los. - Wenn ich aus irgendwelchen Gründen längere Zeit aussetzen muss, werde ich unruhig. - Und in "heißen Phasen" hocke ich hier manchmal auch schon morgens um fünf (eine Freundin nannte das frecherweise mal "senile Bettflucht")


    Herzliche Grüße
    Jutta

  • Dranbleiben ist für mich mit am Wichtigsten, das heißt auch mal schreiben, wenn man nichts Berauschendes in den Fingern spürt;


    dann natürlich, lesen, lesen, lesen (und dabei radikal selektiv sein, was mir nicht gefällt, lege ich sofort weg);


    gerne mache ich auch "Fingerübungen", das heißt Konzentration auf einen Aspekt - das kann die Einführung eines Charakters sein, eine winzige Szene, wie eine Figur mit einem Raum verschmilzt, ein aberwitziger Dialog o.ä; das Gute daran ist: Häufig lässt sich ein Stück aus dem gerade entstehenden Text nehmen, mit dem man ein bisschen spielen bzw. das Potenzial abklopfen kann.


    Grüße von Daniel

  • Ich sollte zu meinem "Schreiben" vielleicht noch ergänzen, dass ich das nicht als Erholung mache. Es geht um Fachbücher, und davon habe ich in ca. 30 Jahren bislang 15 Stück geschrieben. Derzeit arbeite ich an einem Fachbuch über Technischen Brandschutz.


    LG
    Tasso J.M.

  • Schwer :(


    Manchmal schleppe ich mich über Wochen und kriege keine zwei Seiten zusammen. :kaffeepc Meistens sind das Zeiten, in denen ich auch beruflich viel Streß habe und die Unterrichtsvorbereitung dann vorgeht, weil's bis zum nächsten Tag stehen soll.


    Ansonsten- schreiben. :pcschwitz Klappt gerade wieder ganz gut. :pcgruebel


    Und sehr viel lesen, aber nur Sachen, deren Stil mir gefällt und von denen ich was lernen kann; Romane, bei denen mein innerer Rotstift anspringt, lege ich spätestens nach 40 Seiten beiseite. :lesen


    Viele Grüße
    Heike

  • da ich immer an mindestens einem sach- und einem fachbuch schreibe und mich daneben immer mal wieder an was anderem versuche, wechsle ein einfach das manu, wenn es an einem nicht weitergeht. Ausserdem drängen dann natürlich auch die abgabetermine, weniger die verleger, denn bei denen habe ich den ruf, termine eigentlich einzuhalten.
    wenn es dann mal nirgends weitergehen will, gehe ich in die stadt oder ins nebenzimmer zum fernsehen, egal was kommt und das programm treibt mich meist bald an den pc zurück
    gruss
    herby

  • Zum Schreiben motiviere ich mich durch das Schreiben.
    Beim Plotten kenne ich gar keine Durststrecken, im Gegenteil, da muss ich aufpassen mich nicht in meinen eigenen Ideen zu verheddern.
    Wenn ich dann dran gehe, eine vorher geplante Szene, Kurzgeschichte etc. aufzuschreiben, dann ist da nicht immer Begeisterung dabei. Ich schreibe aber trotzdem, egal wie grottenschlecht das Ganze wird. Meistens haue ich dann 98 % wieder weg, aber die letzten 2%, da wird was draus. Da ich mich nicht unter Druck setzte gleich im ersten Guss was Gutes zu produzieren, ist mir das Wort Schreibblockade ein Fremdwort.


    Feste Arbeitszeiten sind mir sehr wichtig. Mein innerer Schweinehund kann mir dann auch nicht sagen, dass es jetzt viel wichtiger wäre, die Fenster zu putzen oder meine Bleistifte zu spitzen. Da ich eine Lerche bin, plumpse ich morgens um 6 aus dem Bett an den Schreibtisch. Abends bekomme ich hingegen gar nichts auf die Reihe. Zwei Stunden schreiben täglich, ist absolutes Minimum. Ich habe das große Glück, nur 30 Stunden in der Woche einem Brötchenerwerb nachgehen zu müssen und habe bisher auch noch keinen eigenen Nachwuchs. Also schwelge ich in diesem Schreib- Luxus. :pcwink



    Ciao
    Sabine

  • Zitat

    Zwei Stunden schreiben täglich, ist absolutes Minimum. Ich habe das große Glück, nur 30 Stunden in der Woche einem Brötchenerwerb nachgehen zu müssen und habe bisher auch noch keinen eigenen Nachwuchs. Also schwelge ich in diesem Schreib- Luxus.


    Mensch, Sabine, ich beneide dich!


    Beste Grüße
    Tasso J.M.

  • Mein Thema. Im Moment motiviere ich leider gar nicht. Ich müsste mir dringend feste Arbeitszeiten verordnen, aber ich neige sehr zu Übersprungshandlungen. Internet gehört wohl zu meinen Lieblingszeitfressern.


    LG


    Bianca





    Anfängerfehler: Das war eigentlich als Antwort auf die Frage von Iris gedacht...wie zum Schreiben motivieren. Sorry für die falsche Platzierung!

    Einmal editiert, zuletzt von Bianca ()

  • Beim Schreiben fehlt es mir selten an Motivation. Das mit dem drohenden Burnout hatte ich Ende des Jahres zwar auch, aber nicht durch mein Schreiben, sondern durch alle möglichen unangenehmen Begleitumstände... umgeworfene Termine, die zu Nachtschichten über Wochen führten... Austauschen von Erscheinungsterminen etc.
    Da hilft mir lautes Fluchen, Bergwandern mit Hund und in schlimmen Fällen Holzhacken :bonk


    Natürlich gibt es beim Schreiben Durchhänger. Da habe ich drei Rezepte:
    - Eiserne Disziplin
    - Ich wechsle zwischen sehr unterschiedlichen Projekten
    - Schlimmstenfalls steige ich kurz aus, falls kein Termin droht, verwöhne mich, mach was ganz anderes, gehe raus, mach das, was ich immer wegen des Schreibens aufschieb oder verdödele ein paar Tage. Spätestens nach zwei Tagen bin ich auf Entzugserscheinungen und tippe wieder.


    Ab und zu, wie jetzt, wo ich neue Projekte anleiern muss, trete ich einen Schritt zurück und mache mir Gedanken, wo ich hinsteuere, wo ich hinwill und ob ich mit dem glücklich bin, was ich mache. Das knn zu sehr motivierenden Überraschungen führen...


    Schöne Grüße,
    Petra

  • Zitat

    Original von Bianca
    Ich müsste mir dringend feste Arbeitszeiten verordnen, aber ich neige sehr zu Übersprungshandlungen. Internet gehört wohl zu meinen Lieblingszeitfressern.


    Hallo Bianca,


    "Überprungshandlung" ist ein Begriff aus der Ethologie, also der Lehre vom tierischen und - in Grenzen - auch menschlichen Verhalten. Der Begriff wurde von Konrad Lorenz in den 1930er Jahren geprägt. Eine "Überprungshandlung" ist eine Handlung, die, wie immer bei Lorenz, aus einem starken Triebimpuls (bei Lorenz ist der nicht, wie bei Freud, psychisch, sondern biologisch-chemisch bedingt) entspringt, jedoch ihr, grundsätzlich sinnvolles, Ziel verfehlt und statt dessen auf ein anderes Ziel "überspringt".


    Das bekannteste Beispiel einer Übersprungshandlung nach Lorenz im menschlichen Verhalten besteht darin, wenn ich jemandem eine Watsche (Niederdeutsch: Maulschelle) geben will, das aber nicht darf oder kann, und statt dessen auf den Tisch haue.


    Wen man also statt zwei Stunden harter Schreibtischarbeit zwei Stücke Sachertorte ißt (oder in diesem Forum surft), dann ist das keine Übersprungshandlung, sondern einfach eine kleine Disziplinlosigkeit. Wenn man jedoch beim Konditor, obwohl man eigentlich seinen Roman vorantreiben wollte, einkehrt und, weil die Sachertorte aus ist, kräftig auf die Glastheke schlägt, dann verbindet sich eine kleine Disziplinlosigkeit höchst elegant mit einer Übersprungshandlung. Hier ist eine ganze Anzahl aparter Kombinationen denkbar!

  • Romane, bei denen mein innerer Rotstift anspringt, lege ich spätestens nach 40 Seiten beiseite.


    Genau! Da muss man muss skrupellos sein :-)))

  • Danke für die Belehrung und Ernüchterung. Übersprungshandlung klang irgendwie besser. :D


    LG


    Bianca

  • Da ich einen Vollzeit-Job habe und damit genug Geld verdiene, ist das Schreiben bei mir quasi Luxus. Ich schreibe nur, wenn ich motiviert bin, d.h. wenn ich eine Idee habe und den Drang spüre, sie aufzuschreiben. Dazu gehört auch das unter Umständen Monate dauernde Vorplanen, bevor ich tatsächlich anfange, etwas niederzuschreiben.


    Früher habe ich regelmäßig einen Roman oder eine Erzählung pro Jahr geschrieben. Dann hatte ich eine Art Schreibblockade über lange Zeit hinweg, in der nur kurze Sachen entstanden oder solches, mit dem ich immer noch Probleme habe (inhaltlich gesehen). Inzwischen ist der Zeitraum zwischen einzelnen Texten auf anderthalb bis zwei Jahre gewachsen (seufz). Was aber nicht heißt, dass ich dazwischen "nichts" tue, ich lese viel, ich plane und schaue mich um - und ich erhole mich. Denn wenn es bei mir losgeht mit dem Schreiben, ist das wirklich harte Arbeit. Ich bin sehr diszipliniert, arbeite dann 6 Tage die Woche daran. Da ich so nebenbei noch meinen Vollzeitjob machen muss, führt das dann dazu, dass ich nachts zwischen 1 und 4 Uhr aufstehe, um vor der Arbeit (muss um 7 Uhr losfahren) etwas zu schaffen. Das schlaucht auf die Dauer ganz schön, macht aber auch Spaß. Aber man hat dann natürlich keine Zeit mehr für ein "Privatleben".


    Grüße,
    Karen

    Fiction has to be realistic, unlike real life.
    Ian Rankin

  • Zitat

    Original von Karen
    Da ich so nebenbei noch meinen Vollzeitjob machen muss, führt das dann dazu, dass ich nachts zwischen 1 und 4 Uhr aufstehe, um vor der Arbeit (muss um 7 Uhr losfahren) etwas zu schaffen. Das schlaucht auf die Dauer ganz schön, macht aber auch Spaß. Aber man hat dann natürlich keine Zeit mehr für ein "Privatleben".
    Grüße,
    Karen


    Hallo Karen,


    Respekt! Unglaublich! Jetzt weiß ich vielleicht auch, warum Du "Lark" ("Lerche") in Deiner Emailadresse drin hast, ja vielleicht so heißt?! Da kann ich wirklich nur anerkennend rufen : Hark, hark, the lark!

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Respekt! Unglaublich! Jetzt weiß ich vielleicht auch, warum Du "Lark" ("Lerche") in Deiner Emailadresse drin hast, ja vielleicht so heißt?! Da kann ich wirklich nur anerkennend rufen : Hark, hark, the lark!


    Hihi, klar ist das mein richtiger Name, aber ich habe ihn mir auch selbst ausgesucht :D.


    Grüße,
    Karen

    Fiction has to be realistic, unlike real life.
    Ian Rankin