Alkohol macht gleichgültig . . .

  • . . . is mir aber piepegal.


    Jetzt mal ohne Quatsch und ganz im Gegenteil: Ich kenne Leute, die immer gleich mit Hemingway auffahren, nur um eine Schutzbehauptung fürs "Schreiben ohne Schlucken ist nur halb so gut" zu haben. Klar, wenn ich mir eins zwitschere, kommt mir das, was ich währenddessen zusammenformuliere, ziemlich gut vor. Aber bei Tage liest sich's anders.


    Für "im Ernst mal diskutieren" ist das wohl kein Thema, aber in einem Café könnte man doch mal drüber plaudern, nur mal so. Oder?

  • Zitat

    Original von johnblasius
    Ich kenne Leute, die immer gleich mit Hemingway auffahren, nur um eine Schutzbehauptung fürs "Schreiben ohne Schlucken ist nur halb so gut" zu haben. Klar, wenn ich mir eins zwitschere, kommt mir das, was ich währenddessen zusammenformuliere, ziemlich gut vor. Aber bei Tage liest sich's anders.


    Ich bezweifel das Hemingway seine Überarbeitungen unter Alkoholeinfluss gemacht hat und bei der Erstschrift kommt es wirklich nicht drauf an wie gut sie ist, sondern was man anschließend aus ihr macht. Und Hemingway war ein besessener Überarbeiter!


    Also warum seine Erstfassung nicht im Vollrausch rausrotzen - entscheidend ist, was man anschließend daraus macht ;)

  • Hallo,


    wozu ist ein Cafe da, wenn nicht dafür, über das Trinken zu reden. Also ich für meinen Teil halte es da weitgehend mit "Don't drink and write". Ich kann mit besoffenem Kopf jedenfalls nichts Großes zu Papier bringen.


    Könnte das der Grund sein, weshalb ich so selten schreibe? :bier

  • Im Suff schreiben? Poe soll das ja auch gemacht haben. Vielleicht lag es auch daran, dass die beiden Alkoholiker waren und sich erst nach ein paar Schlückchen konzentrieren konnten ...


    Ich jedenfalls bringe im Suff nichts zu Papier ...


    Gruß ...


    Jo

  • Wer’s noch nicht versucht hat, sollte das mal nachholen, einmal raketenvoll ein oder zwei Seiten zu tippen. Ist echt eine Erfahrung wert.
    Mit Hemingway würde ich den Schrott dann allerdings nicht vergleichen… :kratz1

  • naja, es könnte schon jemand auf die idee kommen, die enthemmende wirkung von alkohol zum schreiben zu nutzen. wobei ich ziemlich sicher bin, dass damit eher ein problem entsteht als gelöst wird. in dem moment, in dem alkohol eingesetzt wird, um ein problem zu lösen - schreibhemmung, lampenfieber, was auch immer - werden natürlich sowohl das problem als auch der alkohol übermächtig. also keine gute idee, möchte man meinen. andererseits ist ja insgesamt nicht zufällig so, dass viele kreativlinge dem drogenkonsum nicht generell abgeneigt sind. 8)


    ansonsten stimme ich christian zu: vor allem bei der überarbeitung dürfte ein halb- oder vollrausch eher störend sein.


    @olaf
    ich weiß nicht mehr, *wie viel* ich getrunken habe, als ich das seinerzeit mal gemacht habe. ich erinnere mich nur noch daran, dass ich haufenweise ideen hatte, die ich ganz toll fand, also im jeweiligen moment kann das durchaus berauschend sein ... :high ... bloß hinterher stellte sich der eindruck ein, dass nicht die kreativität, sondern das ego einen höhenflug hatte. :evil

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Ich habe einmal in meinem Leben ein Kapitel geschrieben, nachdem ich eine ordentliche Portion Rotwein intus hatte, und ich fand's toll, wie gut das Schreben rutschte.
    Das Kapitel hab ich dann am nächsten Tag - wieder nüchtern - ganz schnell in die Tonne geklopft. Also: ich kann's nicht. (Aber immerhin: es war erstaunlich, was für einen Schwachsinn man unter Alkoholeinfluss verzapfen kann. Kriegt man ja sonst nicht dokumentiert, außer, jemand lässt ein Aufnahmegerät mitlaufen ...)

  • Zitat

    Original von olafdeutz
    Wer’s noch nicht versucht hat, sollte das mal nachholen, einmal raketenvoll ein oder zwei Seiten zu tippen. Ist echt eine Erfahrung wert.
    Mit Hemingway würde ich den Schrott dann allerdings nicht vergleichen… :kratz1


    Mehr als ein bisschen zur Entspannung darf es IMHO auch nicht sein, soll der Ausfluss nicht überarbeitungsresistent werden ;)

  • Ich schreibe äußerst gerne beim Bier in der Kneipe, aber nach dem dritten Halben ist Schluß (mit dem Schreiben :D). Tendentiell läßt sich das meiste verwerten. Hackezu würde ich allerdings nicht schreiben, jedenfalls nicht mehr als Ideen notieren. Prost. :bier

  • Zitat

    Original von Berit
    @olaf
    ich weiß nicht mehr, *wie viel* ich getrunken habe, als ich das seinerzeit mal gemacht habe. ich erinnere mich nur noch daran, dass ich haufenweise ideen hatte, die ich ganz toll fand, also im jeweiligen moment kann das durchaus berauschend sein ... :high ... bloß hinterher stellte sich der eindruck ein, dass nicht die kreativität, sondern das ego einen höhenflug hatte. :evil


    Jup, entweder auf'm Klo oder wenn ich mir leicht einen in die Zwiebel kippe, da habe ich dann oft gute Ideen. Das eine mag an der berauschenden, enthemmenden Wirkung des Alkohols liegen, das andere... :achsel :rolleyes :D

  • In jungen Jahren habe ich gerne unter dem Einfluss orientalischer Strauchharze geschrieben - mit durchaus vorzeigbaren Ergebnissen, wenn es ums Thema "Freies Assozieren" geht. Kurzes und Prägnantes ist dabei wirklich brauchbar entstanden, aber wenn ein längerer Atem benötigt wird, ist für mich ein klarer Kopf unabdingbar.

  • Zitat

    Original von Helmut
    In jungen Jahren habe ich gerne unter dem Einfluss orientalischer Strauchharze geschrieben - mit durchaus vorzeigbaren Ergebnissen, wenn es ums Thema "Freies Assozieren" geht.


    Ja ja, die kiffenden Blumenkinder und ihre Experimente. :P :D

  • Ich schließe mich Tom an - fast alle meine Kolumnen entstehen in der Kneipe an der Ecke, bei einem Kilkenny. Ich gehöre aber auch zu den Caféschreibern, dass heißt, zu Hause am Rechner wird lediglich überarbeitet (und überarbeitet und überarbeitet).
    Seltsamerweise kann ich mich besser konzentrieren, wenn es um mich herum laut ist, es einen "Sound" gibt - und vor allem kein ablenkendes Internet : )

  • Zitat

    Original von olafdeutz
    Wer’s noch nicht versucht hat, sollte das mal nachholen, einmal raketenvoll ein oder zwei Seiten zu tippen. Ist echt eine Erfahrung wert.


    ich finde die koordination der zehn finger ist dann ne katastrophe - da sollte man schon auf einen stift und ein blatt papier ausweichen...

  • Zitat

    Original von jeremias
    ich finde die koordination der zehn finger ist dann ne katastrophe - da sollte man schon auf einen stift und ein blatt papier ausweichen...


    Das bewahrt einem auch davor, es am nächsten Tag noch selbst lesen zu müssen ...

  • Zitat

    Original von Jeremias


    ich finde die koordination der zehn finger ist dann ne katastrophe - da sollte man schon auf einen stift und ein blatt papier ausweichen...


    Kann sich aber sehr schön anhören, wenn man es laut liest... ;) :D

  • Zitat

    Original von mhoefler
    ich habe auch mal so ein experiment gemacht, betrunken ein gedicht geschrieben. als ich es schrieb, fand ich es großartig. als ich es am näxten tag las, dachte ich mir nur: geht's noch?


    wohl bekomm's,
    michael


    Kann mir auch nicht vorstellen unter Alkoholeinfluss zu schreiben. Etwas rumspinnen und Ideenbrainstormung kann ich mir vorstellen, vielleicht auch, dass dann dabei was brauchbares rauskommr, besonders wenn es witzig sein soll. Aber so richtig schreiben? Nö, das nicht. :bier :bier


    Gruß
    Arieve