Fragen zu einem Lektorat einer Kindergeschichte

  • Hallo alle zusammen,


    nachdem ich mich in der letzten Zeit vor allem um meine berufliche Perspektive gekümmert habe, sitze ich nun gerade an der Bearbeitung meines allerersten Lektorates und es stellen sich mir ein paar Fragen, zu denen ich gerne einfach Interessehalber ein paar Meinungen hören würde.


    Frage 1:
    Wie sieht es mit eingeschobenem Dialekt aus? Im konkreten Fall geht es um die einmaligen Worte "min Jong" eines Piratenkapitäns zum Protagonisten. Ich werde die Worte ersatzlos streichen, weil alles andere furchtbar klingt, meine Frage nach solchen Einschüben bleibt aber bestehen. Kann man das machen? Als Vorlesegeschichte wären ja Erwachsene da, die dem Kind das erklären können, wenn es das nicht versteht. Aber beim selbst lesen, frage ich mich, ab wann man sie einsetzen kann. Jegliche Meinungen sind wilkommen. ;)


    Frage 2:
    Da ist es im Grunde dasselbe, ab welchem Alter kann man mit Apostrophen arbeiten? Nicht mit tausenden, die besonders mystisch wirken sollen, sondern mit einem einzigen in einem Wort.


    Frage 3:
    Die ist jetzt konkreter^^ Ist es üblich, die Anrede "Sie" in Kinderbüchern klein zu schreiben? Oder gibt es die generell gar nicht?


    Danke schon mal!


    lg
    Robyn

  • Hallo Robyn,


    es ist zwar schon eine Weile her, dass ich meinen Söhnen vorgelesen habe, und ich schreibe selbst keine Kindergeschichten, aber ich versuche mal deine Fragen zu beantworten.


    Der Einschub "min Jong" würde in einem Vorlesebuch meiner Meinung nach nicht stören. In einem Buch für Kinder, die schon selbst lesen, wird die Bedeutung von "min Jong" sicherlich vom Inhalt der Geschichte her klar oder die Kinder fassen den Einschub eben als sprachliche Eigenheit des Piratenkapitäns auf.


    Als Mutter würde ich sagen, dass man Apostrophe in den Geschichten für Grundschüler besser bleiben lässt. Die Kinder prägen sich da noch das Schriftbild der einzelnen Wörter ein, das, wenn man Apostrophe verwendet, ja doch etwas ungewöhnlich aussieht.


    Bis zu einem gewissen Alter duzen Kinder alle Menschen, die ihnen begegnen. Das ändert sich irgendwann im Laufe der Grundschule. Bei dem einen früher, bei dem anderen später. Warum soll man aber "Sie" nicht verwenden? Das ist ganz normaler Umgangston, den die Kinder ja lernen müssen. Und die Rechtschreibregel, "Sie" als Anrede groß zu schreiben, gilt im Kinderbuch genauso wie in jedem anderen Buch.


    Viele Grüße
    Monika S

  • Danke ihr beiden, das spiegelt mein eigenes Empfinden auch wieder. :blume :blume


    Das Apostroph fliegt, bzw. ist in der Geschichte ja ohnehin schon geflogen, das war reine Neugier.
    Die Anrede-frage habe ich jetzt der Lektorin selbst noch mal gestellt und über das "min Jong" werde ich noch mal nachdenken und drüber schlafen.


    lg
    Robyn

  • Jetzt muss ich schmunzeln ... Nicht wegen Dir, Robyn. Ich habe vor ein paar Wochen die "Sie-Frage" in Facebook in der Gruppe "Autorenwelt" gestellt. Es kamen auch nette Antworten, aber eben auch solche wie "Auch im Manuskript gilt die Deutsche Rechtschreibung!". Ich hasse solche Kommentare, bei denen man glaubt, dass alle Dich für doof halten. Aber schön zu lesen, dass es hier anders war.


    :blume

    "Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." - Albert Einstein
    "Gib jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu werden." - Mark Twain
    "Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt." - Mahatma Gandhi

  • Hallo Jasmin,


    vielleicht liegt es einfach daran, dass ich die User hier ja schon kenne und weiß, dass ich nicht für dumm gehalten werde.
    ;) Zudem war es ja eine Frage, die aus einem Lektorat entstand und, wie sich inzwischen gezeigt hat, ein Missverständnis war.
    Die Anrede bleibt rechtschreibkonform bestehen. ;)
    Es macht ja aber auch der Ton die Musik und hier kam das ja auch nicht als einziger Kommentar unter einem Post bei Facebook. Dort habe ich auch schon ähnliches beobachtet. In beiden Autorengruppen, in denen ich mitlese. Und genau deswegen stelle ich meine Fragen auch hier, weil ich weiß, hier werde ich ernst genommen und ich kriege qualifizierten Input. *g*


    Das "min Jong" bleibt nach Rücksprache mit der Lektorin auch drin. Wobei ich jetzt überlege, es doch in "min Jung" zu ändern.


    Vielen lieben Dank noch mal! :blume :blume

  • Hallo Robyn,


    "min Jung" klingt meiner Meinung nach viel verständlicher als "min Jong". :dafuer Das sollte nun jedes selbstlesende Kind ohne Probleme verstehen.


    Gruß
    Monika S

  • "min Jung" ist sicher leichter zu verstehen, das schaffen die Kinder dann auch ohne Hilfe.


    Viel Erfolg und liebe Grüße
    Susanne

    Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands, HarperCollins

    Die Kaffeedynastie - Tage des Aufbruchs, Paula Stern, HarperCollins