Manuskript überarbeiten

  • Hallo zusammen!


    Ich arbeite mich gerade durch das Buch "So lektorieren Sie Ihre Texte" von Sylvia Englert. Gerade bin ich an einer Stelle angekommen, an der sie empfiehlt, die Füllwörter zu töten und die Leichen zu beseitigen.


    Hm ...


    Soll ich das wirklich immer machen? In der wörtlichen Rede widerstrebt mir das manchmal. Wenn jemand "Ich sag' ja gar nichts!" sagt, finde ich es flüssiger als "Ich sag' gar nichts!".


    Würde mir ein/e Lektor/in Füllwörter in der wörtlichen Rede anstreichen?

    "Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." - Albert Einstein
    "Gib jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu werden." - Mark Twain
    "Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt." - Mahatma Gandhi

  • Hallo, Jasmin.


    Zitat

    Wenn jemand "Ich sag' ja gar nichts!" sagt, finde ich es flüssiger als "Ich sag' gar nichts!".


    Davon abgesehen gibt es einen Bedeutungsunterschied. ;)


    Dieser Ansatz, Füllwörter, Adverbien, Adjektive u.v.a.m. zu streichen, ist nahezu klassisch - man kommt damit tatsächlich Geschwafel auf die Spur. Und man nähert sich der Erkenntnis, dass weniger tatsächlich manchmal mehr ist. Aber nicht immer. Das ist die zweite Erkenntnis.


    Nein, Lektoren gehen nicht daher und streichen zuerst all solche Wörter. Sie tun es, wenn es angebracht ist. Und nicht jeder Lektor arbeitet gleich.

  • Also, mit diesen Antworten kann ich ja auch eigentlich ziemlich gut leben. :evil

    "Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." - Albert Einstein
    "Gib jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu werden." - Mark Twain
    "Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt." - Mahatma Gandhi

  • Füllwörter können manchmal auch irgendwie oder überhaupt ein ja unglaublich gut oder vielleicht auch besonders schlecht funktionierendes Stilmittel sein. Oder?
    Ich bin immer gegen so allgemeine Regeln. Aber den Text nach Unnötigem durchzuforsten, das ist wirklich sinnvoll.

  • Besonders in der direkten Rede ist es manchmal nicht angebracht, Füllwörter, Adjektive und Co. zu streichen, da der meisten Menschen Alltagssprache damit gespickt ist. Und nochmals besonders nicht angebracht ist dies, wenn es zur speziellen sprachlichen Charakterisierung einer Figur dient. In der Erzählerstimme gehört solches jedenfalls gnadenlos rausgepickt, mAn.


    Manuela :)

  • Sogenannte Füllwörter ausnahmslos und quasi maschinell aus Texten zu entfernen halte ich für gefährlich. Sicherlich ist es in vielen Fällen so, dass das Weglassen den betreffenden Text entschlackt und qualitativ verbessert, aber zu einem guten Stil gehört eben mehr als nur das Streichen vermeintlich überflüssiger Wörter. Genau genommen gibt keine überflüssigen Wörter, nur schlechten Stil -- und das hat m. E. nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, ob wir es mit wörtlicher Rede oder der Erzählstimme zu tun haben. Ich habe gerade nochmals die ersten Seiten von Lolita aufgeschlagen und es wimmelt nur so von: einfach, immer, doch, vielleicht, himmelblauen Augen, blühenden Hecken und zutraulichen Hunden etc. Mit apodiktischen Regeln zu schreiben finde ich schwer - wichtig ist ein authentischer und guter Stil, der zu dem passt, was ich ausdrücken will. Und dazu kann ich die "Stilkunst" von Ludwig Reiners, die hier in diesem Forum schon öfters mal erwähnt wurde, nur wärmstens ans Herz legen. Für mich war das immer ein ganz wichtiger Leitfaden, aber auch das Durcharbeiten dieses Buches ersetzt nicht das Gefühl für Sprache, sie kann nur dafür sensibilisieren. Am Ende ist es - wie alles im Leben - viel Arbeit. Dennoch - gerade wenn man mit dem Schreiben beginnt - ist es natürlich immer interessant sich an Regeln halten zu können (und Reiners macht am Ende auch nichts anderes als Regeln aufzustellen, wenngleich auf einem etwas abstrakteren Niveau).


    Ganz amüsant fand ich damals Andreas Eschbachs "Texte-ÜV", den man hier natürlich unbedingt erwähnen muss. Quasi eine Art "Reiners in a nutshell":
    http://www.andreaseschbach.de/…en/10punkte/10punkte.html