Mc Donald's verteilt Bücher an Kinder - ist das so schlecht?

  • Natürlich manipulieren McDonald's. Zielt von Manipulation ist es oft, den Verbraucher eine Entscheidung treffen zu lassen, indem man seine Gefühle gezielt beeinflusst, und zwar einen Verbraucher Entscheidungen treffen zu lassen wider jeder Vernunft. Ich bin sicher, dass nicht alle, die dort essen, keine Ahnung hatten, wie schädlich das Essen ist oder wie schlimm diese Werbemaßnahmen sind. Ich glaube nicht, dass alle, die dorthin gehen, es tun, weil sie es einfach nicht besser wissen. Trotzdem tun sie es.


    Ist es genau genommen nicht unvernünftig, Lebensmittel zu verzehren, die null Prozent nahrhaft sind und zu gefühlten 99% aus Fett bestehen?
    Ist es genau genommen nicht unvernünftig, mit seinem Kind dort essen zu gehen, obwohl man genau weiß, dass es nur um ein Spielzeug geht, das nach 10 Minuten in der Ecke liegt?
    Ist es nicht genau genommen unvernünftig, Dinge zu kaufen, die man an sich - vernünftig betrachtet - gar nicht braucht, weil in einem durch einen Markt irgendwie das Gefühl geweckt würde, dass man es haben muss, jetzt, sofort?


    Und trotzdem tun wir so etwas. Es ist nicht vernünftig, aber wir tun es.


    Genau darauf zielen solche Konzerne ab - die Menschen dazu zu bringen, für sich betrachtet unvernünftige Entscheidungen zu treffen, aus einem emotionalen Grund heraus.
    In einer Welt, in der jeder Mensch ein vollkommen vernünftiger Computer wäre, der all seine Emotionen perfekt im Zaum hat - sprich, seine Entscheidungen nicht einem Gefühl heraus, sondern einzig und allein rational fällt -, hätte diese Art von Manipulation keine Chance. Aber wir sind eben alle keine Computer. Ach ja, wie hieß das Fachwort noch für einen Markt, in dem sich alle Teilnehmer rational verhalten? Vollkommener Markt. Den haben wir schon einmal nicht.

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • liebe saskia und auch lieber benedikt, ich hole jetzt mal die oma-keule raus :oma ich war auch mal jung wie ihr - jaha, ich erinnere mich dunkel =) allerdings war meine generation auf krawall gebürstet, um die welt besser zu machen. ob das gelungen ist, sei dahingestellt. dennoch, es ist die verdammte pflicht der jugend sich aufzulehnen gegen das estabisment, statt reden zu schwingen wie tote fische. also, bitte, tut zur abwechslung mal was vernünftiges! :dafuer
    :silvester

  • Zitat

    Ist es genau genommen nicht unvernünftig, Lebensmittel zu verzehren, die
    null Nährwert haben und zu gefühlten 99% aus Fett bestehen?

    Diese Lebensmittel haben nicht Null-Nährwert. Ganz im Gegenteil, sie haben enorm viel Nährwert, bestehen sie doch fast ausschließlich aus Fett, Zucker und Fleisch.
    Ein durchschnittlicher Hamburger hat rund 250 Kalorien, ein Bigmac knapp mehr als das Doppelte, so um die 550 Kalorien. Ein Döner-Sandvich so um die 700 Kalorien, also die Hälfte des durchschnittlichen Tagesbedarfs eines Kindes.
    Aber es sind weitgehend leere Kalorien, heißt, kaum Vitamine, Ballast- und Aufbaustoffe. Junk-Food eben. Wird schnell verdaut und fördert den Appetit auf selbiges. Pommes schwimmen im Fett, Ketchup besteht zu einem Drittel aus Zucker, Mayonaise bis zu 70 Prozent aus Fett, in einem Burger kann sich Fleisch von bis zu 100 verschiedenen Rindern befinden. Genau das Richtige für unsere Kinder. Wir haben noch viel zu wenig dickleibige, kleine Diabetiker, die mit ihren Wurstfingern Pixi-Büchlein lesen! ;)

    3 Mal editiert, zuletzt von Manuela K. ()

  • Ich werde sicherlich nicht gegen McD ins Feld ziehen... Im übrigen hat die Jugend von heute zu sowas gar keine Zeit mehr. Wir werden in immer kürzerer Zeit zu immer mehr Leistung geprügelt, wer soll da noch protestieren gehen? Wo wir wieder bei der Bildung wären ;)

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  • Warum ist das eine Killerphrase? Es ist tatsächlich so. Wenn du nicht irgendwo in den Geisteswissenschaften zu Hause bist, dann hast du einfach keine Zeit. ;)

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  • Das ist für mich weniger eine Killerphrase als eine Tatsache. Auch ich habe das Gefühl, dass heutzutage der Druck, um jeden Preis etwas zu leisten, Abi zu haben, studieren zu müssen, um überhaupt etwas zu sein, mehr ist als in früheren Generationen (nicht, dass ich das miterlebt hätte, aber was man so von früher mitkriegt). Das Problem: Je höher der Druck, umso größer die Gefahr, dass die Teenager zu Kompensationsmitteln greifen (Fastfood, Alkohol, Zigaretten, exzessiv Partyfeieren), und zwar nicht, weil Flower-Power geil ist, sondern heute, um dem Druck stand zu halten. Ganz zu schweigen vom Anstieg psychischer Krankheiten (Burnout ist bei Stundeten angekommen - psychisch am Ende, bevor das praktische Berufsleben überhaupt begonnen hat, das muss man sich mal vorstellen!).


    Nichtsdestotrotz: Wir sind nicht die schlimmsten. In Japan gilt die Devise: Entweder du studierst oder du bist, Klartext, ein gottverdammter fauler Assi. Dort ist auch die Selbstmordrate dort am welthöchsten. An den Bahnhofen hängen Schilder: "Bitte nicht zur Hauptverkehrszeit springen!" Kein Witz.



    Das Video ist sehr interessant. Im Moment habe ich leider keine Zeit, um es komplett zu sehen (Texte und so), aber vielleicht später.

    "Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund." Jan Drees

  • Der erste "Restaurant"besuch ist ein Schritt in eine vom Konzern gesteuerte Abhängigkeit.


    Ich bin nicht abhängig geworden. Meine Kinder sind nicht abhängig geworden. McDoof ist ist für sie ein Restaurant, wie jedes andere auch (gut, nicht besonders stilvoll, aber man geht hin und kriegt etwas zu essen, das immer gleich schmeckt). Als Kinder waren sie total wild auf MD, insofern hat das Kinder-orientierte Marketing schon funktioniert, aber irgendwann haben sie erkannt, dass täglich MD auch doof ist. Vielleicht weil es immer gleich schmeckt. Inzwischen gehen sie auch schon mal zu Burger King :evil


    Im Ernst: Die Absicht von MD ist natürlich, die Kleinen an die Marke zu binden. Aber einmal funktioniert das auf Dauer gar nicht so zuverlässig, wie sie es gerne hätten, und zum anderen könnten sie wirklich üblere Dinge in die Junior-Tüten tun, als ausgerechnet BÜCHER!

  • Als damals frischgebackener Wochenendvater bin ich vor mehr als eineinhalb Jahrzehnten etwa einmal pro Monat mit meinen Jungs zum Mac gegangen. Irgendwann hatten sie darauf keinen Bock mehr. Und heute, wo sie groß sind, meiden sie die Läden wie Teufel. Ich hingegen ziehe mir ca. alle Vierteljahre einen Fishmac rein. Aus alter Gewohnheit.

  • Übrigens war ich vorhin mit meiner Tochter in der Innenstadt und habe ihr dort bei McDonalds ein Happy Meal inklusive eines "Was ist Was"-Buches über Pflanzen und Tiere im Wald gekauft. :D
    Für mich habe ich übrigens ein Grillhähnchen, zwei Ecken weiter gekauft. Und das WIW-Buch gefällt mir recht gut. Freu mich schon, es mit meiner Tochter zusammen durchzulesen. :)

  • Im Börsenblatt von heute steht Folgendes:


    Leseförderung und McDonalds - diese Kombination ist nicht überall gut angekommen. Wir haben die boersenblatt.net-Leser nach ihrer Meinung gefragt. Das Ergebnis ist eindeutig: Über 70 Prozent der Leser sind der Meinung, dass Leseförderung und Burger bestens zusammenpassen.


    114 Leser (27,6 Prozent) entschieden sich für die Antwort "Fast Food - Fast Reading? Schleches Essen und Bücher passen nicht zusammen. Insgesamt haben sich vom 24. August bis zum 5. September 614 Leser an der Umfrage beteiligt.


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    Anmerkung: Das Börsenblatt (des deutschen Buchhandels) ist "Pflichtlektüre" für Verlagsleute und Buchhändler.


  • Leseförderung und McDonalds - diese Kombination ist nicht überall gut angekommen. Wir haben die boersenblatt.net-Leser nach ihrer Meinung gefragt. Das Ergebnis ist eindeutig: Über 70 Prozent der Leser sind der Meinung, dass Leseförderung und Burger bestens zusammenpassen.

    armutszeugnis für unser reiches land.