leser-bashing

  • :hau


    moin moin :)


    ein gutes lektorat macht aus guten texten sehr gute texte, ganz bestimmt!
    nur, wissen das die leserInnen überhaupt zu würdigen? :achsel


    ich behaupte. nein. die meisten leserInnen lesen auch schlechte texte gerne und sind begeistert. "schlecht" meine ich nicht auf den inhalt bezogen, sondern allein mit fokus auf die handwerkliche performance. texte zu überarbeiten ist aufwendig. da stellt sich die frage, in welchem verhältnis steht aufwand zu nutzen. und das wiederum meine ich rein auf die akzeptanz der leserInnen bezogen und ausdrücklich nicht auf die ansprüche von autorInnen, die das beste aus ihren texten herausholen wollen und deswegen bereit sind, die aufwand vs nutzen betrachtung so gar nicht erst zu machen.


    und dennoch - wozu die ganze mühe?


    meine frage zum sonntag :bitte

  • Ich muss dir zustimmen. Mir geht es sehr häufig so, dass sich mir beim Lesen die Frage aufdrängt: Wie konnte dieses Werk überhaupt die Hürde Lektorat überstehen? - Hat das überhaupt jemand gelesen, bevor es in Druck ging? Es gibt tatsächlich reichlich Romane, die in sich einfach nicht stimmig, überzeugend oder ausgereift sind. Zähe Anfänge, Zeitsprünge auf den ersten Seiten und lahme Enden sind keine Seltenheit.


    Ich persönlich finde es wirklich schwer, Literatur zu finden, die ich als Leser einfach nur genießen kann und die ich auch immer wieder gerne zur Hand nehmen würde. Leider strebe ich als Autor aber genau dieses Level bei meinen Romanen an - vermutlich habe ich genau aus diesem Grunde immer noch keine 'nennenswerte' Veröffentlichung vorzuweisen. Bin ich zu anspruchsvoll? Lohnt sich das alles überhaupt? Komme ich jemals an den Punkt, an dem ich ankommen will?


    Das frage ich mich auch. :pcschwitz

  • Soll ich schlecht schreiben, halbgare Texte abliefern, weil die meisten Leserinnen und Leser das nicht zu würdigen wissen? Das ist eine sehr merkwürdige Überlegung. Ich schreibe nicht besser, weil ich es nicht besser kann. Aber schlampiges abzuliefern, auf die mir mögliche beste Qualität zu verzichten, nur weil das die meisten nicht zu würdigen wissen, das ist eine Überlegung, die mir fremd ist. Es reicht ja eine Leserin oder ein Leser, der das was ich zu schreiben vermag, zu würdigen weiß. Dann stimmt das schon.


    Liebe Siempre, anstatt an den Lesern herumzunörgeln, die du zum größten Teil gar nicht persönlich kennst, zieh dich lieber zurück auf dein eigenes Terrain und schreib das, was du willst und kannst. Und so gut, wie du es vermagst. Und wenn dich mal wieder solch eigenartige Anwandlungen heimsuchen, dann lies einfach mal wieder ein gutes Buch.


    gut gemeinte Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich nehme auch nicht täglich drei Mahlzeiten zu mir, die eine lobende Erwähnung im Gault-Millaut verdient hätten.
    Trotzdem versuche ich schon, so gut zu kochen, wie es mir eben möglich ist.

  • Ich schreibe nicht besser, weil ich es nicht besser kann.


    Genau. Mehr kann man nicht machen, als so gut zu schreiben wie man es eben kann. Genau das versuche ich. Und es liegt in meinem eigenen Interesse, dass ich mein Bestes gegeben habe. Mehr hab ich nicht. Und es ist doch unnütz sich dauernd Gedanken darüber zu machen, was andere tun oder nicht tun. Es gibt Leute, die schreiben schlechter als ich und es gibt eine Menge Leute, die es besser können. So what?

  • aufwand vs nutzen betrachtung


    Einerseits predigst du immer, dass Autoren eine Verantwortung tragen, die ach so hohe Literatur zu forcieren und dem dummen Leser aufs Auge zu drücken, ob der die nun will oder nicht, und jetzt stellst du den Aufwand dem Nutzen gegenüber? Wie viele hochliterarische, verkannte Werke hast du denn qualvoll und schweißtreibend veröffentlicht, dass du in der Position bist, dir die Frage zu stellen, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt?
    Was willst du eigentlich?

  • siempre, ganz im Ernst, wenn du den Leser nicht ernst nimmst, sondern ihn hinstellst als Subjekt, das deine Arbeit ohnehin nicht zu würdigen weiß, dann wirst du nie, nie, NIE auch nur einen Heftroman veröffentlichen.


    Natürlich gibt es Lesern, denen handwerkliche Mängel egal sind, solange die Geschichte für sie trotzdem funktioniert. Über die freut man sich, denn sie sind unkritisch und leicht zu begeistern. Ohne sie hätte ich mit 31 einen Kopf voller grauen Haare.
    Aber ich garantiere dir (aus Erfahrung) dass es auch ganz andere gibt:
    Leser, die dir die psychologische Motivation einer jeden Nebenfigur auseinander sezieren; Leser, die sich an einem einzigen falsch gesetzten Komma stoßen; Leser die sich über eine - bewusst - schlampige Formulierung in der wörtlichen Rede mokieren.
    So wenige sind das nicht, nicht einmal in meinem Genre.


    Ich würde dich herzlich einladen, mal eine beliebige Leserunde mitzumachen, siempre. Da geht es ans Eingemachte: Kritische Rezensenten, die es genießen, den Autor herauszufordern und zu reitzen trifft man dort ebenso wie Vielleser des Genres, die alles schon gelesen haben, und Genre-Neulinge, die schon damit in die Runde einsteigen, dass sie "sowas" idR nicht mit der Kneifzange anfassen.



    Mir scheint auch, dass du das Lektorat falsch einschätzt. Handwerkliche Fehler ausgebügelt werden da eher weniger, das ist tatsächlich nur ein kleiner Schritt im Lektorat. Wichtiger sind Punkte wie Psychologie & Motivation, Glaubwürdigkeit, Logik und vor allem anderen: Dramaturgie.
    Wichtig ist aber auch, kein Buch streng nach Lehrbuch zu lektorieren, denn dann bekommt man den so viel kritisierten Einheitsbrei nach dem "Schema Optimal".


    Zuletzt sitzen - meiner Erfahrung nach - an jedem dieser Arbeitsplätze vor allem Menschen, die selbstverständlich mal einen Fehler machen, in aller Regel aber ihr Bestes geben und darauf hoffen und dafür beten, dass dies den Lesern reicht.


  • Das frage ich mich auch. :pcschwitz

    dann sind wir ja schon zu zweit, mari-hugo :gimme5


    ich hab ja in meiner sonntagsfrage deutlich gemacht (oder nicht?), dass ich diese rechnung aufwand vs nutzen nicht mache und auch bei euch davon ausgehe, dass ihr ebenso eure qualitätsansprüche durchzusetzen versucht. trotzdem finde ich, dass die frage erlaubt ist. natürllich gibt es kritische leseInnen und zum glück gibt es sie! ich hab aber gerade die anderen am wickel ;)


  • ich hab ja in meiner sonntagsfrage deutlich gemacht (oder nicht?), dass ich diese rechnung aufwand vs nutzen nicht mache und auch bei euch davon ausgehe, dass ihr ebenso eure qualitätsansprüche durchzusetzen versucht. trotzdem finde ich, dass die frage erlaubt ist. natürllich gibt es kritische leseInnen und zum glück gibt es sie! ich hab aber gerade die anderen am wickel ;)


    … und das kommt ziemlich arrogant herüber. Volkserzieherin siempre - das hat die Welt gerade noch gebraucht 8-)


    hör hin

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • ja, könnte unserer welt nicht schaden, wenn es mehr von uns annabelles geben würde =)

  • ich behaupte. nein. die meisten leserInnen lesen auch schlechte texte gerne und sind begeistert. "schlecht" meine ich nicht auf den inhalt bezogen, sondern allein mit fokus auf die handwerkliche performance.


    Liebe siempre,


    meiner Ansicht nach sind "die Leser" eine ganz schön große und heterogene Gruppe. Ich selbst zähle mich auch zu den Lesern. Ick hab' ja noch nüscht veröffentlicht (vor Allem nichts Nennenswertes!), und vielleicht gelingt mir das auch nie.


    Mich würde aber schon eine Begründung dafür interessieren, warum du meinst, "die meisten" Leser läsen handwerklich schlechte Texte gern. Das bedeutet gar nicht, dass ich diese Ansicht kritisiere, ich frage mich nur: Wenn das so wäre, warum? Warum lesen dann Menschen handwerklich Schlechtes und geben noch Geld dafür aus? Wegen irgendeiner Kompensation? Was meinst du dazu?


    Am Schluss zitiere ich nur, aus dem letzten Tempest:


    Herzliche Grüße,


    Hugo

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • "die meisten" ist meine bauchstatistik, hugo, ein ungutes gefühl. ich mache es fest u. a. an krimis, die ich in letzter zeit gelesen habe, um aus ihnen zu lernen. da waren viele dabei, die ich handwerklich, z. b. durchsichtiger plot oder bescheuerte dialoge, als schlecht gemacht ansehe. oder die historischen schinken, die an jedem bahnhofskiosk die regale und tische füllen = massenware. klischee, platt und vermutlich auch schlecht recherchiert. da lese ich die ersten zwei seiten und bin bedient ;) aber andere leserInnen kaufen offenbar folgeband um folgeband. oder - ich treibe mich bei "neobooks" herum, lese dort die rezensionen und schüttele den kopf. da wird über den grünen klee gelobt, was bei der lektorin durchfällt. mit anderen worten - wenn ich den rezensenten glaube soll, dann ist das lektorat so gut wie überflüssig.


    gabi neumayer meint kinder?
    ja, kinder sind die klügsten und ehrlichsten kritikerInnen *find* DAS glaub ich sofort und es macht laune!
    :)

  • "die meisten" ist meine bauchstatistik, hugo, ein ungutes gefühl. ich mache es fest u. a. an krimis, die ich in letzter zeit gelesen habe, um aus ihnen zu lernen.


    Lobenswert, wenn du Krimis liest,um aus ihnen zu lernen. Mach ich auch. Ich schaue, was mir gut gefällt und was mir nicht so gut gefällt. Ich habe aber auch "meine" Autoren - da ist immer auch Gutes dabei.


    da waren viele dabei, die ich handwerklich, z. b. durchsichtiger plot oder bescheuerte dialoge, als schlecht gemacht ansehe.


    Schön, dass du das erkennst, mach es besser.
    Autoren lesen anders als normale Leser.
    Für en normalen Leser muss die Story funktionieren und das tut sie oft genug.


    oder die historischen schinken, die an jedem bahnhofskiosk die regale und tische füllen = massenware.


    :rofl:rofl
    Du kannst dir nicht vorstellen, welche Zufälle es gibt und warum es manchmal einfach wunderbar ist, mit seinem historischen Schinken in einer Bahnhofbuchhandlung vertreten zu sein. Ich könnte dir da eine Geschichte erzählen .. aber die würdest du vermutlich nicht glauben. :rofl:rofl


    klischee, platt und vermutlich auch schlecht recherchiert. da lese ich die ersten zwei seiten und bin bedient ;) aber andere leserInnen kaufen offenbar folgeband um folgeband. oder - ich treibe mich bei "neobooks" herum, lese dort die rezensionen und schüttele den kopf. da wird über den grünen klee gelobt, was bei der lektorin durchfällt. mit anderen worten - wenn ich den rezensenten glaube soll, dann ist das lektorat so gut wie überflüssig.


    Ja, bei Histo- Schmonzetten ist es oft voller Klischee und so weiter. Wenn man aber Folgeband um Folgeband verkauft - dann hat man es geschafft. Man hat den Leser berührt, ob nur historisch oder politisch korrekt, egal, man hat den Leser gefangen und im Prinzip zählt das doch auch.
    Aus dir klingt der Neid der Besitzlosen, ganz ehrlich. Und dieser Neid macht hässlich.


    Neobooks hat nicht wirklich was mit normalen Lesern zu tun.


    Liebe Siempre, du solltest schleunigst deine Sicht vrändern und ein wenig demütiger werden. Du willst doch Bücher verkaufen, oder nicht? Dazu gehören Leser.


  • Ja, bei Histo- Schmonzetten ist es oft voller Klischee und so weiter. Wenn man aber Folgeband um Folgeband verkauft - dann hat man es geschafft. Man hat den Leser berührt, ob nur historisch oder politisch korrekt, egal, man hat den Leser gefangen und im Prinzip zählt das doch auch.
    Aus dir klingt der Neid der Besitzlosen, ganz ehrlich. Und dieser Neid macht hässlich.

    ich finde, es macht hässlich, es geschafft zu haben, seine leserInnen mit schmonzetten zu verarschen. da bin ich lieber arm, dafür aufrecht.


    in demut
    siempre

  • ich finde, es macht hässlich, es geschafft zu haben, seine leserInnen mit schmonzetten zu verarschen. da bin ich lieber arm, dafür aufrecht.


    Mal abgesehen davon, dass Ullis Romane keine Schmonzetten sind (auch wenn Du genau das zu glauben scheinst): Wer zugreift, um ein zweites Buch eines Autors, einer Autorin zu lesen, wird nicht verarscht, sondern weiß in der Regel sehr genau, worauf er (oder sie) sich einlässt - und will das auch so.
    Arm aber aufrecht? Schreib erst einmal einen historischen Roman, finde einen Verlag, dem er gut genug erscheint, warte ab, wie er sich auf dem Markt macht. Dann wirken solche Sprüche vielleicht nicht mehr wie eine schon zu oft gehörte Variante der Fabel von den sauren Trauben.


  • Siempre, deine Einstellung zu dem Beruf des Schriftstellers ist wirklich lobenswert. Du wirfst einfach die richtigen Fragen auf, die Kosten- Nutzen Rechnung, den selbsterteilten Erziehungsauftrag. Bravo! Das geht in die richtige Richtung. Von oben nach unten. Warum die ganze Mühe, wenn es doch niemand zu schätzen weiss.


    In deinen Fragen steckt so unglaublich viel Nachdenkenswertes, soviel Demut und Fachwissen, dass ich den Hut ziehen möchte. Die meisten Leser sind wirklich meilenweit unter deinem Niveau!

  • Ich finde, man sollte nicht so streng mit siempre sein.
    Als mich noch kein Mensch verlegen wollte, dachte ich ja streckenweise auch, ich sei einfach zu gut, mein Niveau zu hoch, meine Anforderungen weit mehr, als mein Leser verkraften könne ...
    Inzwischen sehe ich diese Texte von früher und schäm mich sehr. :bonk
    Aber der (Lern)Weg ist auch ein nettes Ziel, nech?