Über Amazon-Rezensionen

  • Eine Gruppe von Studenten der Philipps-Universität Marburg hat sich ausgiebig mit dem Rezensionen-System von Amazon befasst und die Ergebnisse der Recherche und einer dazugehörigen Umfrage jetzt veröffentlicht. Sehr interessant:


    http://www.literaturkritik.de/…ezension.php?rez_id=13759

  • sehr vielschichtig argumentiert und schön geschrieben.


    nur einen schweren handwerklichen mangel hat die umfrage: es steht nicht genau drin, wieviele rezensenten nach welchem kriterium kontaktiert wurden. man liest nur, dass 70 teilgenommen haben. zum zeitpunkt der umfrage hatte ich schätzungsweise einen rezensionsrang von knapp über 200. somit scheint mir die teilnahmequote, angenommen der rang war das einzige auswahlkriterium, maximal 1/3 zu sein. wenn das so ist, ist die gefahr hoch, dass die ergebnisse nicht alle kontaktierten repräsentieren - ein umstand, der offenbar verschwiegen wird.

  • Hallo ihr Lieben,



    die Studie selbst findet sich so schnell nicht, aber der vollständige Fragebogen ist hier. Er war/ist z.B. über die Büchereulen zu erreichen. Damit ist das mit dem repräsentativen Querschnitt so eine Sache - aber auch erst mal nur auf den ersten Blick.


    Liebe Grüße
    Judith



    http://www.voycer.de/umfrage.html?sid=14566http://www.buechereule.de/wbb2/thread.php?postid=1417770


    http://www.voycer.de/umfrage.html?sid=14566

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • hallo judith,


    danke für den link zu den büchereulen.


    soweit ich mich erinnere, bin ich angemailt worden.


    somit scheint die stichprobe von 70 leuten eine mischung unbekannten verhältnisses zwischen top-?-rezensenten und solchen rezensenten zu sein, die über ein internet-portal zur umfrage gelangt sind.


    diese teilstichproben zusammenzuwerfen macht nur sinn, wenn die ergebnisse ähnlich sind. ansonsten mischt man verschiedenes in willkürlichem verhältnis. rubbish in - rubbish out, wie man in der seriösen forschung sagt.


    michael, statistiker von brotberuf

  • Obwohl ich den Text gut finde (deshalb habe ich ihn ja verlinkt), bin ich doch der Meinung, dass die Rückschlüsse zu kategorisch sind - zumindest aus meiner Sicht. Der Communityaspekt interessiert mich nicht die Bohne und die vergleichsweise neue Kommentarfunktion nervt mich eher (Warum eine Rezension kommentieren, wenn man selbst eine schreiben könnte, die als Gegenpol dienen könnte?). Zumal sie von vielen Nutzern zur Beschimpfung und Diskreditierung der Rezensenten missbraucht wird - und sie nötigt die Rezensenten dazu, regelmäßig zu prüfen, ob eigene Rezensionen kommentiert wurden. Das System zur Bewertung von Rezensionen, das letztlich auch zum Rang der Rezensenten führt, wird von vielen offenbar nicht verstanden - positive Rezensionen bekommen grundsätzlich mehr "Hilfreich-Punkte" als negative, was zeigt, dass hier die Fans der jeweiligen Bücher zugange sind. Übrigens erfolgreich - je "hilfreicher" eine Rezension bewertet wird, umso weiter oben wird sie am Produkt festgetackert. Schließlich die neueste Entwicklung, nämlich die Kundendiskussionen, nutzen zuvorderst unbekannte(re) Autoren für Eigenwerbung.


    Ich nutze das Amazon-System, um Rezensionen zu publizieren, in der Gewissheit, dass sie dort auch gelesen werden. Mein Rang als Rezensent ist mir zwar nicht ganz egal, aber das auch vor dem Hintergrund, dass gerade die Top-Rezensenten zuweilen fragwürdig vorgehen, um den eigenen Rang zu sichern ("Selbstbenotung" unter verschiedenen Benutzernamen, Publikation derselben Rezension zu allen Erscheinungsformen eines Buches usw.). Zumal sich mit der Erweiterung der Produktpalette viele Leute dort platziert haben, die über Babybedarf oder Elektronik schreiben, aber häufig nichts, das dem Begriff "Rezension" auch genügen würde - aber von Kunden (durchaus verständlich) als hilfreich empfunden wird.

  • Gestern ist mir folgende Rezension auf amazon zu einem Buch über Themenzentrierte Interaktion aufgefallen:


    Zitat

    Ja leider kann ich das Buch nicht beurteilen, denn es war ein Geschenk.
    Ich werde aber nachfragen.
    Der Versand war wie immer TOP


    :dumm


    Die Rezensentin ist mit ihrem "real name" angemeldet.
    Kann es vielleicht sein, dass manche Kunden denken, bloß weil amazon um eine Bewertung der "kürzlich erworbenen Produkte" bittet, dass sie dazu verpflichtet sind?
    Und dann gibts nur zwei Sterne für ein Buch, das ansonsten fünf bekommt - kontrolliert amazon denn kein bisschen, was die Leute da von sich geben? :achsel

  • hallo jayden,

    Zitat

    Original von Jayden
    kontrolliert amazon denn kein bisschen, was die Leute da von sich geben? :achsel


    es gibt zwar die "rezensionsrichtlinien" von amazon, und auf die wird auch manchmal von den beantwortern der mails an den kundendienst hingewiesen. aber diese richtlinien sind schall und rauch, weil alle rezensionen, unabhängig von der länge (vielleicht gibt es eine obergrenze) online gestellt werden, sobald kein stichwort enthalten ist, das eine manuelle prüfung mit sich bringt.

  • Hallo ihr Lieben



    Ich hab ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht, mal werden sie geprüft (auch ohne Swinkram), mal nicht. Aber - ehem - die Rezi ist ja nicht verdächtigt, sie sagt sogar was - so spannend fand sie es nicht wohl nicht, wenn's sie nicht angerührt hat (was ich angesichts des Titels und Klappentextes durchaus nachvollziehen kann. *most evil grin*


    Gibt es genug Rezensionen, fallen die hier nicht ins Gewicht, gibt es wenige, muss man mit den Folgen halt leben. Ne, ich hätte was dagegen, wenn Amazon nur deshalb zensiert, weil das Ergebnis entlarvt. Wo soll da die Grenze gezogen werden?


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Ich habe ehrlich gesagt mit den Bewertungen bei Amazon meistens so meine Probleme. Der Mainstream wird hochgejubelt, Bücher, die ich meistens eher trivial finde, und zu Büchern wie Preußlers "Krabat" habe ich gerade eine (zwar nur eine, aber ich frage mich doch, wer so einen Stuss schreiben kann) Rezension gelesen, das Buch sei langweilig und oberflächlich.
    Von "Klassikerrezensionen" will ich mal gar nicht sprechen.
    Hm.


    Zensieren muss man die Besprechungen zwar nicht, aber man muss schon genau lesen, wer was aus welchem Blickwinkel rezensiert.


    Liebe Grüße
    Anja

  • Zitat

    Original von Judith
    - so spannend fand sie es nicht wohl nicht, wenn's sie nicht angerührt hat (was ich angesichts des Titels und Klappentextes durchaus nachvollziehen kann. *most evil grin*


    Ich gehe eher davon aus, sie hat es nicht angerührt, weil sie es als Geschenk für jemand anderen gekauft hat. Deswegen will sie wohl auch nachfragen, da sie es selbst nicht gelesen hat.


    Ich hatte ja auch mal geschrieben, dass ich Rezensionen zu PC-Spielen gelesen hatte, die noch nicht veröffentlicht waren. Trotzdem gab es schon Kundenmeinungen dazu wie
    "Teil 1 des Spiels war toll, also gehe ich davon aus, dass Teil 2 ebenso super sein wird".


    Wie Anja habe auch ich zunehmend meine Probleme mit diesen Kundenbewertungen, die dann teils noch als "hilfreich" bewertet werden. Das finde ich schade, denn eigentlich hätte ich nichts gegen eine kleine Entscheidungshilfe, wenn man nach Büchern oder so sucht.

  • amaozon hat die alternativen:
    1. wirklich alle besprechungen prüfen und viele, viele ablehnen. das wäre erstens teuer, und die einheitlichen kriterien wären immer angreifbar, weil menschen sie anwendeten. außerdem würde das die leute vor den kopf stoßen, die in 2 sätzen rausrotzen, ob sie etwas gut oder schlecht finden.
    2. praktisch alles nehmen, was durch einen filter unerwünschter wörter rutscht. das verärgert nur die anspruchsvolle kundenschaft, die die information, ob lieschen müller das buch gut oder schlecht findet, ohne begründung, durch die man ihre urteilsfähigkeit einschätzen könnte, für wertlos hält.


    wahrscheinlich hat man sich auch deshalb für 2. entschieden, weil man glaubt, das system mit den bewertungen regulierte sich selbst. stattdessen bewertet das gros der kundschaft nicht, wie sorgfältig in einer besprechung argumentiert wird, sondern nur, da hat tom recht, ob die *-zahl der eigenen meinung entspricht.

  • Hallo ihr Lieben,


    na ja, das ist für mich nicht anders als die Rezensionen im Feuilleton. Ich lese sie, ich bewerte (nein, nicht mit Amazon, sondern für mich) und dann entscheide ich, was sie wert sind, und bestelle im Normalfall bei unserem winzigen Buchladen.


    Ich glaube, ich habe mehr Bücher wegen Amazonverrissen gekauft als aufgrund von Lob. Und was die Qualität angeht, nun ja, die wenigsten müssen damit ihr Geld verdienen, also schreiben sie, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das finde ich ja nun gerade gut. :evil


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]