ASIN/ISBN: 3423124784 |
Die japanische Gedichtform des Haiku ist auch bei uns sehr beliebt. Nichts scheint ja auch einfacher zu sein, als einen Dreizeiler von 5 - 7 - 5 Silben zu schreiben. Tatsächlich macht aber die Silbenform noch lange keinen Haiku aus und auch der Inhalt, der von diesen Silben getragen werden soll, darf nicht übersehen werden. Dietrich Krusche schreibt in seinem Vorwort zu dieser Auswahl japanischer Haikus:
Zitat
Wenn wir in Deutschland Haiku lesen, dann lesen wir über einen Abstand hinweg, der größer ist als die elftausend Seemeilen, die uns von Japan trennen.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt und er hätte sich das Restvorwort und das Essay am Ende des Buches sparen können. Was aber schade gewesen wäre, denn er bietet damit auf knappem Raum ein Höchstmaß an Information zum Verständnis dieser »kürzesten Gedichtform der Welt.«
Die Auswahl der japanischen Haikus stammen von Autoren vom 16. bis 19. Jahrhundert. Sie sind jeweils zu zweien (linke Seite) und einzeln (rechte Seite) angeordnet und bieten so auch den nötigen Raum zum Lesen und Nachdenken. Kein neuer Text drängt sich dem Auge auf, nachdem die drei Zeilen eines Haiku gelesen wurden.
Das abschließende Essay zum Haiku bringt auf weniger als 30 Seiten eine gute Beschreibung der Form, der Geschichte und der Bedeutung, die es für die Dichter und das Publikum hatte. Es ist gut, dass das Essay am Ende des Buches steht. So kann man mit diesen Informationen die Haikus gleich noch einmal lesen. Aber man darf sich nicht zu viel davon versprechen. Auch mit diesem Hintergrundwissen erschließen sich die Haikus nicht plötzlich vollständig, denn …
Zitat
Es ist überdeutlich, daß Haiku sich nicht als »bloße Poesie« versteht, nicht als »reine Kunst«, sondern als besondere Form der Welt- und Existenzerfahrung. (S.118)
Eine schöne Sammlung, erstmals 1970 erschienen und seither immer wieder neu aufgelegt.
Zitat
Komm, laß uns schlafen gehn!
Das neue Jahr ist eine
Sache von morgen.
Buson (1715 - 1783)
Einen Wunderschönen Beitrag zur »Konstruktion eines Haikus« hat übrigens Christian geschrieben.