Kleinverlag vs. Großverlag

  • Eine Diskussion mit der Verlegerin eines Kleinverlags brachte mich gestern Abend ein wenig ins Zweifeln und lieferte mir zudem eine recht interessante Überlegung: Haben die kleinen und die großen Verlage möglicherweise komplett unterschiedliche Qualitätsansichten? Wollen die Kleinverlage möglichst straffe Texte auf möglichst wenig Seiten während die Großverlage eher an längeren und detailreicheren Geschichten interessiert sind? Wenn ich mir die Bücher der Verlage so anschaue, fühle ich mich in der These bestätigt. Was meint ihr dazu?

  • Zitat

    Original von fictionmaster
    Eine Diskussion mit der Verlegerin eines Kleinverlags brachte mich gestern Abend ein wenig ins Zweifeln und lieferte mir zudem eine recht interessante Überlegung: Haben die kleinen und die großen Verlage möglicherweise komplett unterschiedliche Qualitätsansichten? Wollen die Kleinverlage möglichst straffe Texte auf möglichst wenig Seiten während die Großverlage eher an längeren und detailreicheren Geschichten interessiert sind? Wenn ich mir die Bücher der Verlage so anschaue, fühle ich mich in der These bestätigt. Was meint ihr dazu?


    Es ist offensichtlich, das Layout und Typografie bei Kleinverlagen zwar nicht immer, aber doch sehr häufig schlecht sind. Dass das rein aus Kostengründen so gemacht wird und nicht (allein) aus fachlicher Inkompetenz ist sicher auch nicht selten.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Die meisten kleineren Verlage versuchen nicht, den großen Publikumsverlagen Konkurrenz zu machen. Es wird also nicht versucht, um jeden Preis einen Bestseller zu landen. Stattdessen konzentrieren sich viele kleinere Verlage auf bestimmte Nischen, experimentellere Texte, anspruchsvollere Literatur ohne zu erwartendes Masseninteresse. Ich würde aber nicht behaupten, dass die qualitativen Ansprüche an die Texte geringer sind, ganz im Gegenteil ist der Kostendruck oft höher, weshalb die Auswahl intensiver verläuft. Die Texte müssen eher ins Programm passen. Ausnahmen bestätigen die Regel.


    Und, ja, manch ein kleiner Verlag stattet "originell" aus, druckt auf nicht ganz so hochwertigem Papier und setzt auch mal etwas enger. Jede weitere Seite, jeder weitere Druckbogen kostet viel Geld. Wer mit Auflagen um die tausend, zweitausend Stück kalkulieren muss, arbeitet in vielen Bereichen anders.


    Übrigens haben die "Büchereulen" mal eine Liste mit Verlagen zusammengetragen, die nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, aber reizvolle Programme haben:


    http://www.buechereule.de/wbb2/thread.php?threadid=34740

  • Zitat

    Original von Tom
    Die meisten kleineren Verlage versuchen nicht, den großen Publikumsverlagen Konkurrenz zu machen. Es wird also nicht versucht, um jeden Preis einen Bestseller zu landen. Stattdessen konzentrieren sich viele kleinere Verlage auf bestimmte Nischen, experimentellere Texte, anspruchsvollere Literatur ohne zu erwartendes Masseninteresse. Ich würde aber nicht behaupten, dass die qualitativen Ansprüche an die Texte geringer sind, ganz im Gegenteil ist der Kostendruck oft höher, weshalb die Auswahl intensiver verläuft. Die Texte müssen eher ins Programm passen. Ausnahmen bestätigen die Regel.


    Die Nischenverlage wollte ich jetzt mal außen vor lassen. Aber bei den meisten Kleinverlagen sind die Bücher selten länger als 200 Seiten (klar kostet jede weitere Seite mehr Geld, aber das muss nicht immer das Hauptargument sein). Die Devise "Kürzen, kürzen, kürzen" habe ich in dem Zusammenhang aber auch schon öfter gehört. Von daher liegt die Vermutung nahe, dass da nach zwei völlig verschiedenen Arten von Manuskripttexten gesucht wird. Mit einem fetten Romanschinken dürftest du zum Beispiel bei den Kleinverlagen wenig Chancen haben.


    Zitat

    Original von Tom
    Übrigens haben die "Büchereulen" mal eine Liste mit Verlagen zusammengetragen, die nicht so sehr im Mittelpunkt stehen, aber reizvolle Programme haben:
    http://www.buechereule.de/wbb2/thread.php?threadid=34740


    Danke für den Tipp. Schaue ich mir doch gleich mal an.

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Es ist offensichtlich, das Layout und Typografie bei Kleinverlagen zwar nicht immer, aber doch sehr häufig schlecht sind. Dass das rein aus Kostengründen so gemacht wird und nicht (allein) aus fachlicher Inkompetenz ist sicher auch nicht selten.
    Horst-Dieter


    Ja, da gebe ich dir recht. In der Hinsicht gibt es bisweilen horrende Unterschiede. Aber die Aufmachung eines Buches ist für mich in der Regel erst einmal sekundär. In erster Linie kommt es mir auf den Inhalt an.