Torso

  • Hallo Leute,


    ich habe mir überlegt, einen Beitrag zum TORSO Literaturpreis 2009 einzureichen. Aber jetzt kommen mir Zweifel. Es gibt zwar Leute die sagen, das wäre ganz seriös, aber nun gibt es da 10 € Beitrag, wenn man was einschickt. Ist Torso eine ernstzunehmende Zeitschrift? Oder lege ich mir mit einem Beitrag ein Ei ins Nest, wie z.B. bei einem DKZ-Verlag? Kann mir da einer weiter helfen?


    Liebe Grüße,


    B.

  • Hallo Bert, ich habe für mich beschlossen, mich an keinem Wettbewerb zu beteiligen, der eine Teilnahmegebühr verlangt. Warum? Weil ich es unverschämt finde, das - meistens mickrige - Preisgeld von den teilnehmenden Autoren zahlen zu lassen und das, was dann noch übrigbleibt, in die eigene Tasche zu stecken....


    Aber das muss jeder selbst wissen.


    Gruß von habibi

  • Es ist ja so, dass selbst schon einige renommierte Wettbewerbe mit einem Teilnahmebeitrag belegt sind...angeblich um die Flut von Einsendungen bewältigen zu können bzw. gleich von vornherein ein zu dämmen.
    Kann ich einerseits ja verstehen...in Zeiten von gestrichenen Kulturgeldern überall...andererseits finde ich, die müssen ihre Zeitung selbst finanzieren.
    Dass Torso den Einsendeschluss noch verlängert hat, zeigt mir, dass sie entweder noch mehr Geld einstreichen wollen oder dass sich inzwischen immer mehr davon abhalten lassen, dort teilzunehmen.


    Viel Glück für deinen Beitrag, jedenfalls!


    LG von Stefanie

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Seh ich auch so - Stargebühr? Nein. Von mir aus Startgebühr für den Waldmarathon von Pusemuckel nach Winzheim, das würd ich einsehen, weil da Startnummern zum Anheften gebraucht werden, Bananen und Wasser an den Verpflegungsstationen... aber da ich auch diese Strecke nicht zu Fuß zurücklegen würde... nein, ich zahl kein Startgeld!

  • Startgebühren sind bei Sportwettbewerben relativ üblich. Der Veranstalter bestreitet darüber seinen Aufwand. Da es meistens Sportvereine sind, die Sportwettbewerbe veranstalten, und das ansonsten aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert werden müsste, lässt sich das nachvollziehen. In der Regel ist es so, dass die nötigen Einkäufe, Werbung, Catering, Preisgelder/Pokale und sonstige Gebühren so finanziert werden, während der personelle Aufwand ehrenamtlich kompensiert wird.


    Ähnliches gilt zum Beispiel aber auch für musikalische Wettstreite. Oder für Filmfeste. Es gibt angesehene internationale Wettbewerbe, bei denen man drei- oder vierstellig ablatzen muss, um teilzunehmen. Einige Teilnehmer werden eingeladen und gesponsert, aber die anderen müssen zahlen. Bei der Berlinale ist es beispielsweise so. Pro Film kostet die Teilnahme 125 Euro (siehe hier). Das wissen wenige.


    Auch im literarischen Bereich ist das nicht ganz unüblich. Es scheint allerdings zu gelten, dass je größer der Bewerb ist, umso unwahrscheinlicher sind Gebühren. Die "Tage der deutschsprachigen Literatur" in Klagenfurt (bekannt auch als "Bachmann-Preis") finanzieren alles (bis hin zu den Reisekosten der Autoren), aber das ist ein reiner Einladungswettbewerb - die Juroren schlagen Autoren vor. Da im Vorfeld bei literarischen Wettbewerben keine Präsenz nötig ist (im Gegensatz etwa zu musikalischen Bewerben), sind die Vorlaufkosten auch geringer. Aber gegen das Modell, die Teilnehmer die Gewinne zahlen zu lassen, ist prinzipiell nichts zu sagen. Denn es bedeutet ja auch, dass man mehr gewinnen kann. Beim Putlitzer-Preis der 42erAutoren gibt es - neben Publikation, Ruhm und Ehre - nur eine bessere Portokassenfüllung zu gewinnen; den Preis finanzieren die 42er komplett (von den Zusatzgewinnen abgesehen, die die Gemeinde Putlitz spendet). Würden wir Gebühren verlangen, gäbe es höhere Preise. Ob es dadurch dann mehr oder weniger Teilnehmer gäbe, weiß man nicht. Aber es ist sehr aufwendig, solche Gebühren im Vorfeld auch zu kassieren.


    Natürlich kann man all das auch als Geschäftsmodell betreiben. Wobei sich die Frage stellt, inwieweit es staatliche Kontrolle gibt oder z.B. das Recht auf Einsichtnahme in die Bücher. Wer einen Wettbewerb veranstaltet, muss sich eigentlich in die Karten schauen lassen. Wenn man zehntausend Euro Gebühren verlangt, aber nur für tausend Euro Aufwand hat und zweihundert Euro Preisgeld auszahlt, tut man das gewerblich. An dieser Stelle wird es zwar nicht zwangsweise unseriös, aber die Teilnehmer sollten sich zumindest darüber informieren, welche Kontroll- und Einsichtnahmerechte sie haben. Das ist ein interessantes Feld für eine Untersuchung. Vielleicht sollten sich die 42er damit mal auseinandersetzen - als Service für die Autoren.

  • Ergänzung:


    Zum fraglichen Preis: "Torso" ist keine berühmte Literaturzeitschrift. Vier Texte werden in der Ausgabe 18 veröffentlicht, für diese vier Preisträger wird die Anreise (Bahnticket 2. Klasse) übernommen. Der Preis selbst ist mit 300 Euro dotiert, wobei aus der Ausschreibung nicht hervorgeht, wie diese 300 Euro aufgeteilt werden. Wenn man für die Bahntickets (hoch!) hundert Euro ansetzt, ergäben sich daraus 700 Euro direkte Kosten. Das wäre mit siebzig Teilnehmern abgegolten. Da sollte die Frage an die Veranstalter gestattet sein, was mit den Einnahmen geschieht, die über das hinaus generiert werden. Selbst sehr kleine Literaturpreise verzeichnen zuweilen drei-, vierhundert Beiträge, weil viele Autoren mit einem Text an mehreren Ausschreibungen teilnehmen. Das ergäbe dann hier eine Einnahme in Höhe von 3.000 Euro. Seriös wäre es, alle Teilnahmegebühren auch für den Bewerb aufzuwenden. Und eben, zum Beispiel, als Preisgeld auszuschütten. Alles andere fällt unter "Geschäftsmodell".

  • Schön auf den Punkt gebracht, Tom.


    Gemein wird es, wenn sich jemand dann werbetechnisch auch noch "Autorenförderung/Literaturförderung" auf die Fahnen schreibt und die Texte im BOD drucken lässt ... alles schon dagewesen.


    Seriöseres findet sich dann eher bei Förderpreisen oder Vereinen, die z.B. vom Kultusministerium gefördert oder von einem seriösen Verlagshaus ausgeschrieben sind. (Beltz macht ab und zu Wettbewerbe)


    LG
    Anja

  • Man sollte sich auch vorher überlegen, warum man an einem Bewerb teilnimmt. Literaturpreise machen sich zwar gut in der Vita, aber längst nicht alle. Hier gilt dasselbe wie bei Veröffentlichungen. BoD, Selbstverlag oder DKZ verheeren eine Vita. Die berühmt-berüchtigte "Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichts", die sich nicht mehr so nennen darf, hatte bei Lürikern vergleichbare Wirkung. Wenn man nach diesem Begriff googelt, findet man Dutzende "Autoren", die sich nach wie vor mit einer Veröffentlichung in dieser Schwarte brüsten. Wer sich damit bei einem Verlag bewirbt, kann die Bewerbung eigentlich auch gleich der Rundablage übergeben.


    Will sagen: Manchmal fängt man sich auf diese Art etwas ein, das man lieber nicht haben will. Deshalb ist es bei allen Ausschreibungen, die über keinen anerkannt guten Ruf verfügen, wichtig, sich vorher zu informieren. Ob das für die Torso-Ausschreibung gilt oder nicht, weiß ich allerdings nicht.

  • Hallo Leute,


    vielen Dank für Eure Beiträge. Prinzipiell habt ihr natürlich recht. Man sollte an keinem Wettbewerb teilnehmen, der Gebühren verlangt. Andererseits kann es so etwas dann doch geben, wie Tom sehr schön für Veranstaltungen in anderen Bereichen gezeigt hat. . Mein Problem ist, dass mein Beitrag sehr gut zu dem Thema der Ausschreibung von Torso passt und 10 € sind nicht so wahnsinnig viel. Aber genau Toms letzter Punkt wäre für mich wichtig. Wie ist der Ruf von Torso? Ist der gut? Dann mach ich mit. Oder verhaut man sich dadurch den potentiell nächsten Roman? Weiss das einer?


    Gibt es übrigens so etwas wie ein Ranking bei Literturwettbewerben? Bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt es z.B. ein Punktesystem. So würde man bei einer Veröffentlichung in einer guten Zeitschrift z.B. als Autor ca. 20 Punkte bekommen (z.B. New England Journal of Medicine, Cell, Nature, Science, Lancet) bei einem lokalem Journal vielleicht nur 0,5.


    Hab allerdings noch nie von etwas vergleichbaren bei Literatur gehört.


    Danke für die Hilfe,


    B.

  • Hallo, Bert.


    Schreib dem Mann (Mailadresse in der Ausschreibung) doch einfach mal und frag nach, was genau mit den Gebühren geschieht.

  • Hallo Leute, ich habe den Leuten von Torso geschrieben. Hier sehr ihr mein Schreiben und die Antwort:



    Sehr geehrte Damen und Herren,


    ich überlege, ob ich einen Text zu Ihrem Literaturwettbewerb
    einsenden soll.
    Jetzt ist es allerdings so, dass es ungewöhnlich ist, dass bei
    Literaturwettbewerben Startgeld verlangt wird. Wofür wird denn
    dieses Geld
    verwendet? Es ist ja davon auszugehen, dass Sie ein Plus machen, da
    Sie ja
    nur 300.- € ausschütten und für Reisekosten vermutlich nicht mehr
    als 4 x
    100 € ausgeben.


    Ich frage deswegen, weil ja mein Text an keinem anderen Wettbewerb
    teilnehmen kann. Sollte ich gewinnen und eine solche
    Veröffentlichung hätte
    dann den Ruf, den Druckkostenzuschussverlage haben, dann wäre das
    für mich
    kontraproduktiv.


    Deshalb danke ich Ihnen sehr für Ihre Antwort.


    Liebe Grüße,


    xxxx




    Sehr geehrter Herr xxxx,


    vielen Dank für Ihre kritischen Fragen bezüglich des Startgeldes.
    Zunächst einmal sei bemerkt, dass TORSO wie fast alle
    Literaturzeitschriften keinen Gewinn macht oder auch nur anstrebt. Im
    Gegenteil: Das bei jeder Ausgabe anfallende Defizit wird von den
    Herausgebern getragen. Dafür ist die redaktionelle Unabhängigkeit
    garantiert.
    Ein Wettbewerb verursacht natürlich zusätzliche Kosten. Deshalb sehen
    wir uns gezwungen, dieses sicherlich maßvolle Startgeld zu erheben.
    Damit finanzieren wir nicht nur den Preis, sondern auch die
    Veranstaltung, auf der dieser verliehen und das jeweilige neue Heft
    vorgestellt wird. Dazu laden wir den Sieger des Wettbewerbs und noch
    einige andere Teilnehmer ein, deren Texte wir ebenfalls im TORSO
    publizieren. Wir zahlen dann die Fahrtkosten, die Unterkunft und die
    Verpflegung. Ist dann auch die Raummiete beglichen, kommen eventuell
    übrig gebliebene Gelder den nicht prämierten Autoren in Form von
    Lesehonoraren zugute.
    Die Literaturzeitschrift TORSO bereichert sich nicht.


    Mit freundlichen Grüßen


    YYYY



    Soviel dazu, das war die offizielle Antwort.


    Liebe Grüße,


    Bert