Hallo, fictionmaster.
In Berlin ist es keineswegs so, dass im Publikum der Lesebühnen ausschließlich Autoren und deren Groupies hocken. Ganz im Gegenteil! Die Veranstaltungen sind "Kult" und außerordentlich gut besucht; einige gibt es schon seit zwanzig Jahren (wie "Dr. Seltsam" oder das - leider eingestellte - "Mittwochsfazit"). Aber die Darbietungen bestehen nicht nur aus dem "trockenen" Vortragen irgendwelcher Texte; einige Autoren sind inzwischen echte Performer. Leute wie Horst Evers ("Die Welt ist nicht immer Freitag"), Wladimir Kaminer ("Russendisko") und Nils Heinrich ("Vitamine sind die guten") sind über die Berliner Lesebühnen bekanntgeworden. Evers und Kaminer sind inzwischen richtige "Stars". Nils Heinrich ist inzwischen erfolgreicher Solo-Comedian und gelegentlich auch im "Quatsch Comedy Club" zu sehen.
Nicht zu verwechseln ist das ganze mit irgendwelchen Lesungen von Autorengruppen. Letztens habe ich eine in meiner Stammkneipe besucht. Die Veranstaltung war okay, aber es saßen wirklich nur die Autoren selbst und ihre Freunde im Publikum. Fast jeder, der vor Ort war, stand auch irgendwann auf der Bühne. Die ersten Gruppenlesungen der 42er sahen ganz ähnlich aus.
Ein paar Infos zu den Berliner Lesebühnen und ihrer Geschichte:
http://www.danrichter.de/berliner.htm