Wie organisiert ihr Lesungen für eure Bücher?

  • Hallo, fictionmaster.


    In Berlin ist es keineswegs so, dass im Publikum der Lesebühnen ausschließlich Autoren und deren Groupies hocken. Ganz im Gegenteil! Die Veranstaltungen sind "Kult" und außerordentlich gut besucht; einige gibt es schon seit zwanzig Jahren (wie "Dr. Seltsam" oder das - leider eingestellte - "Mittwochsfazit"). Aber die Darbietungen bestehen nicht nur aus dem "trockenen" Vortragen irgendwelcher Texte; einige Autoren sind inzwischen echte Performer. Leute wie Horst Evers ("Die Welt ist nicht immer Freitag"), Wladimir Kaminer ("Russendisko") und Nils Heinrich ("Vitamine sind die guten") sind über die Berliner Lesebühnen bekanntgeworden. Evers und Kaminer sind inzwischen richtige "Stars". Nils Heinrich ist inzwischen erfolgreicher Solo-Comedian und gelegentlich auch im "Quatsch Comedy Club" zu sehen.


    Nicht zu verwechseln ist das ganze mit irgendwelchen Lesungen von Autorengruppen. Letztens habe ich eine in meiner Stammkneipe besucht. Die Veranstaltung war okay, aber es saßen wirklich nur die Autoren selbst und ihre Freunde im Publikum. Fast jeder, der vor Ort war, stand auch irgendwann auf der Bühne. Die ersten Gruppenlesungen der 42er sahen ganz ähnlich aus. ;)


    Ein paar Infos zu den Berliner Lesebühnen und ihrer Geschichte:


    http://www.danrichter.de/berliner.htm


    http://www.falko-hennig.de/buehnen/start2.htm

  • Hallo Fictionmaster,


    kennst du die Autorengruppe Wortwerk vielleicht?


    http://wortwerknet.blogspot.com/


    Keine Lesebühne, aber ein Zusammenschluss von Leuten, die schreiben und u. a. auch Lesungen veranstalten. Ich hab die Internetseite grade mal überflogen - sieht nicht schlecht aus. Auf jeden Fall scheint sich in Nürnberg mehr zu tun als in Frechen, wo es Schreibgruppen allenfalls (!) im Rahmen der VHS gibt.


    Gruß,
    Petra

  • Ich habe mal nach Spezialagenturen geforscht, die Lesungen veranstalten. Viele sind es nicht:


    http://www.leseagentur-dresden.de/


    http://www.lese-agentur.de/


    http://www.autorenlesungen-bieniek.de/


    http://www.tamara-steg.de/


    http://www.agentur-angelika-ke…eistungen/leistungen.html


    (Hinweis: Dies sind keine Empfehlungen. Ich habe mit keiner dieser Agenturen Kontakte oder Erfahrungen.)

  • Hallo fictionmaster,


    ich habe den Thread nur überflogen, verzeih mir (Zeitmangel) falls der Tipp schon da war. Oder wenn sonst was gegen die Idee spricht. Dass wir auf Suhrkamps rotem Sofa sitzen, wünschen wir uns ja alle ... 8-)


    lametta hatte da eine gute Idee mit den Jugendzentren, Bibliotheken etc., vor allem wenn dich keiner so recht kennt. Was auch immer für dich ein passendere Rahmen wäre,


    Wenn ich solche (Gratis-)Lesungen mache, habe ich eine Buchhandlung dabei, die mich unterstützt - sprich: Hast du keine - Such dir eine.


    Die Buchhandlung hat dabei einen Vorteil - sie hat selbst kaum Orga, außer mit vollem Kofferraum zu deiner Lesung zu kommen und zu verkaufen. Die nehmen dann gerne ihre Praktikanten oder Lehrlinge mit, denn so eine Erfahrung in der Ausbildung ist ja was tolles :)


    Ok, muss sich nicht immer lohnen, aber die Buchhandlung selbst macht für sich ja auch Promotion (und darauf sind die kleinen Sortimenter angewiesen, damit sie nicht gleich neben der Meyerschen untergehen)


    Ich bekomme (bestenfalls) ein Sofa oder ein Pult und lese dann (in Schulen oder bei Vereinen wird das gerne genommen!)
    Die Buchhandlung bestellt sich ein Kontigent deines Buchs und hält dieses zum Verkauf und Signieren während der Veranstaltung bereit. Den Rest können sie zurücklaufen lassen. Der Veranstalter sorgt für Bestuhlung etc. Richtig gut ist es, wenn man da eine Kiste Sekt und Wasser (im Jugendzentrum LIMO!!!) und drei Boxen Knabbermischung investiert. Dann hast du selbst im Altenheim eine Stimmung wie bei einer Vernissage. Dass gar keins (schon aus Höflichkeit) gekauft wird, kann Dir dann natürlich bitter zeigen, dass das Publikum
    "noch nicht bereit" für Deine Kunst ist ;-)


    Schön ist es, wenn man selbst ein paar Helfer dabei hat, sprich Hand in Hand mit Veranstalter und Buchhändlern arbeitet. Sowas verbindet dann auch und wenn es für alle Seiten gut war, hat man zumindest den Ruf als "sympathischer Autor der Region" Selber kümmern kann man sich auch um die Pressearbeit. Ein knackiger Einladungstext oder eine Veranstaltungsnotiz wird von der lokalen Presse - auch den Käseblättchen - (vor allem im Sommerloch) immer gern genommen. Mit ein bisschen Glück springt ein Interview heraus. Ich bin so über sieben Ecken mal an eine ganze Spalte im Kölner Stadtanzeiger gekommen, was für mich damals aufregend und sehr motivierend war.


    Viel Erfolg :)


    Anja

  • Hi Anja, vielen Dank für dein Posting und deinen Tipp mit der Buchhandlung. Das Lustige daran ist allerdings, dass ich es genauso gemacht habe, wie du es beschrieben hast. Wenn ich also nicht wüsste, dass du es geschrieben hättest, hätte der Text auch genauso von mir stammen können. :-)


    Buchhandlung ist eine feine Sache, aber was macht man, wenn auch diese Weide abgegrast ist?

  • Zitat

    Original von fictionmaster
    Das Lustige daran ist allerdings, dass ich es genauso gemacht habe, wie du es beschrieben hast. Wenn ich also nicht wüsste, dass du es geschrieben hättest, hätte der Text auch genauso von mir stammen können. :-)


    :) Das schöne an solchen Threads ist ja, dass sie gerne mal zur FAQ werden, sprich, dann kann es ja der nächste lesen, der den Tipp noch braucht. :)
    Und wenn der Moderator lieb ist, (wovon ich ausgehe!) setzt er ihm einfach einen hübschen Link ins Antwortposting ;-)


    Vertrauensvolle Grüße


    Anja

  • Tolle Tipps, wirklich.


    Tom: Ich unterschreibe deine (sehr unterhaltsame :) ) Liste - mit Ausnahme von Teilen der Punkte 1 und 6: Wenn der/ein Journalist seine Hausaufgaben macht und die Angaben nachprüft und sie stimmen nicht, dürfte eine schlechte Presse die Folge sein (oder - wenn man dann "Glück" hat - überhaupt keine). Ich bin Journalistin und würde ich über so etwas stolpern, würde ich mich verar*** fühlen und sicher nicht wohlwollend berichten.