Ich frage DICH ...

  • Zitat

    Original von Petra E
    Jetzt sind wir beim "Können" Hättest du mich vor ein paar Jahren gefragt, ob ich glaube, schreiben zu können, hätte ich gezögert und verklausuliert geantwortet. Inzwischen bin ich selbstbewusst genug, dass ich mit einem klaren "Ja" antworte. Ja, ich glaube, ich kann es.


    Warum? Weil ich meine Werke objektiv betrachtet nicht schlechter oder weniger originell finde als viele andere in den Bücherregalen.


    Guten Morgen allerseits,


    wenn ich meine Schreibe mit der eines x-beliebigen veröffentlichten Autors vergleichen sollte, käme ich auch auf diese Formel: Schlechter als "der" bin ich auf keinen Fall, also kann ich schreiben.


    Dem kann ich mich nicht anschließen, auch wenn das jetzt vielleicht etwas seltsam klingen mag - immerhin sollte ein veröffentlichter Autor doch schreiben können, oder etwa nicht?!
    Es gibt x Bücher, grade auch hochgejubelte Bestseller, die ich nicht weiterlesen mag, weil die Charaktere so flach sind, weil die Handlung so vorhersehbar oder im Gegenteil haarsträubend ist, weil ... weil ... weil. Und das ist nicht nur Geschmacksurteil. Ich lese durchaus nicht nur Hochliteratur, im Gegenteil. Ich mag (vieles von) Stephen King und ich mag (das meiste von) John Irving (mal als beliebige Beispiele), und ich kann unterscheiden, dass die nicht in der selben Liga spielen (literarisch gesehen) und trotzdem beides genießen.
    Veröffentlicht worden zu sein, heißt für mich nicht unbedingt, dass derjenige auch schreiben kann. Er/sie hat es geschafft, einen Verlag für sein/ihr Werk zu begeistern und das, weil es einen Leserkreis befriedigt. Bestseller, obwohl davon viele wohl nur fürs Regal gekauft werden, werden letztendlich nicht nur gekauft, sondern auch von vielen gelesen und für gut befunden. Damit haben sie eine Daseinsberechtigung, die ich ihnen nicht absprechen will. Aber ein Beweis dafür, dass jeder veröffentlichte Autor auch schreiben kann (vom Aneinanderreihen von Sätzen mal abgesehen) ist das für mich nicht.


    Gruß,
    Petra

  • Zitat

    Veröffentlicht worden zu sein, heißt für mich nicht unbedingt, dass derjenige auch schreiben kann. Er/sie hat es geschafft, einen Verlag für sein/ihr Werk zu begeistern ... Aber ein Beweis dafür, dass jeder veröffentlichte Autor auch schreiben kann (vom Aneinanderreihen von Sätzen mal abgesehen) ist das für mich nicht.


    Danke für diese Aussage, der ich mich gerne anschließe!


    Lg, Manuela :)

  • Dazu genügt ein Blick in die Bestsellerliste des Spiegel.


    Hier findet sich unter den ersten zehn Platzierungen Bücher wie:
    Marco W
    Meine 247 Tage im türkischen Knast.
    Empfohlen ab 12 Jahre, oder auch


    Bushido
    Von Lars Amend, Bushido
    riva Verlag
    September 2008 - gebunden
    300 Seiten, das stand immerhin auch mal auf Platz eins.


    Die örtliche Buchhändler war nicht begeistert, verkaufte das Buch von Bushido aber richtig gut und hatte dann die gute Seite auch zur Hand:
    " Selten soviele junge Leute im Laden gehabt"


    schreiben und einen Verlag finden, das sind zwei paar Schuhe.
    Gut schreiben ist dann nochmal etwas anderes

  • Zitat

    Original von Manuela Korn
    [QUOTE]Veröffentlicht worden zu sein, heißt für mich nicht unbedingt, dass derjenige auch schreiben kann. Er/sie hat es geschafft, einen Verlag für sein/ihr Werk zu begeistern ... Aber ein Beweis dafür, dass jeder veröffentlichte Autor auch schreiben kann (vom Aneinanderreihen von Sätzen mal abgesehen) ist das für mich nicht.


    So gesehen, gebe ich dir völlig recht, Petra.

  • Zitat

    Ich kann nicht singen, nicht tanzen, nicht schauspielern, aber ich kann schreiben, und ich schreibe gerne.


    kicher. Oh, singen und tanzen tue ich auch, neben dem schreiben. Und Schauspielern habe ich auch versucht ...


    Nee, im Ernst. Tom hat schon recht, dass das Mitteilungsbedürfnis und der Darstellungsdrang eine Rolle spielen beim schreiben. Sich positionieren. Ja.

  • Wenn man nicht selbst Bushido oder Marco W. heißt, ist es wenig hilfreich, sich auf solche "Beispiele" zu beziehen. Auch Stefan Effenberg hat einen Bestseller veröffentlicht, und wenn man nur einen kurzen Blick in die auf irgendeinem Unterschichtsender ausgestrahlte "Doku-Soap" über das Leben der Effenbergs wirft, fragt man sich, ob der Mann überhaupt weiß, was ein Buch ist. Eine Antwort auf diese rhetorische Frage ist nicht erforderlich, sie lautet vermutlich sowieso nein. Viele andere Zeitgenossen haben Biographien, Ratgeber und solches Zeug veröffentlicht, Eva Herman hat vor einigen Monaten endlose Diskussionen mit ihrem Literaturdünnschiss ausgelöst. Der tatsächlich erfolgreichste deutsche Musikproduzent muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden. Undsoweiter. Sicher, viele von uns schreiben möglicherweise "besser" als zum Beispiel Charlotte Roche, die im vergehenden Jahr das europaweit erfolgreichste Buch veröffentlicht hat, inzwischen dicht an der Million verkaufter Exemplare. Strohfeuer, exzellentes Marketing, "Literatur" für Zielgruppen, häufig nur Fanartikel. Die BRAVO ist nicht der SPIEGEL, aber in die BRAVO kommt auch nur, wer für die Zielgruppe von Interesse ist.


    Wie gesagt, es ist wenig hilfreich, sich mit der Erklärung, dass viele Autoren, die veröffentlicht werden oder wurden, vermutlich nicht besser sind als man selbst, um die Frage zu drücken, warum man dann selbst noch nicht veröffentlicht wurde, diese anderen aber schon. Jedenfalls wird man mit dieser Negativargumentation keine offenen Türen bei den Verlagen einrennen (Türlich, recht habense.). Ein Buch ist ein Produkt, und die Qualität der Schreibe ist nur ein Aspekt von vielen, die dabei eine Rolle spielen, ob sich eine Programmkonferenz für oder gegen das Projekt entscheidet. Oder dabei, ob die Leser das Buch dann kaufen oder nicht. Sich darauf zurückzuziehen, dass man bitteschön objektiv besser sei als der- oder diejenige, die es geschafft haben, grenzt an Selbstbetrug, denn man hat es selbst ja noch nicht geschafft, weshalb echte Vergleichbarkeit tatsächlich nicht gegeben ist. Die Gedanken, die man sich machen sollte, sind andere.

  • Hallo Tom,
    hallo zusammen,


    Zitat

    Original von Tom
    Wie gesagt, es ist wenig hilfreich, sich mit der Erklärung, dass viele Autoren, die veröffentlicht werden oder wurden, vermutlich nicht besser sind als man selbst, um die Frage zu drücken, warum man dann selbst noch nicht veröffentlicht wurde, diese anderen aber schon.


    Dazu möchte ich noch nachreichen, dass ich mich nicht auf Bücher bezogen habe, die von irgendeinem A-, B- oder C-Promi veröffentlicht wurden (und womöglich noch von Ghostwritern geschrieben). Die Gründe, warum solche Bücher gekauft werden, kann hier wohl niemand befriedigen, und die Käufer erwarten auch nicht, dass ihnen eine literarische Leistung geboten wird. Ich meinte ausschließlich Romane.


    Die Frage, "warum die und ich nicht" stelle ich mir nicht. Ich wundere mich vielleicht, wenn ich so manche Amazon-Rezi lese, aber gut - andere Geschichte. Diese Frage stelle ich mir als Leser.


    Mir war lediglich die "Formel" weiter oben aufgestoßen. Die klang für mich nämlich wie: "Es gibt McDonalds und es gibt Burger King, also kann *ich* kochen."


    Gruß,
    Petra (die jetzt aber auch nicht weiter darauf rumreiten will!)

  • Zitat

    Original von Petra
    Mir war lediglich die "Formel" weiter oben aufgestoßen. Die klang für mich nämlich wie: "Es gibt McDonalds und es gibt Burger King, also kann *ich* kochen."


    Genau so war es NICHT gemeint. Das wäre absoluter Quark. Um mal beim kochen zu bleiben - ich meinte etwas wie: "Meine Tomatensoße und meine Lasagne schmecken mir mindestens genauso gut wie die bei meinem Lieblingsitaliener - wenn nicht sogar besser."