Zielgruppen

  • Gibt es überhaupt eine wunderbar funktionierende Unterscheidung nach Zielgruppen? Sicher, Frauen jenseits der 60 haben wahrscheinlich andere Lesegewohnheiten und -vorlieben als pubertierende Jungs. Aber gibt es nicht auch eine stattliche Anzahl von Individuen, die Zielgruppen-Hopper sind?


    Ich habe mehrfach die Unterscheidung nach "Feierabendleserinnen" und "bildungshungrigen Lesern" (jeweils geschlechtsunspezifisch, ich habe einfach mal frei gewählt) gelesen - die einen sollen also seichte Unterhaltungsliteratur bevorzugen, während die anderen eher auf Hochliteratur stehen. Sollte es nur ein Entweder-oder geben, wie vielfach behauptet wird, dann bin ich definitiv ein Zwitterwesen in dieser Hinsicht. Mal habe ich extremen Stress, jede Menge Dinge, die ich im Kopf zu wälzen habe, und greife gern zu einem soliden Unterhaltungsroman. Und ja, manchmal sind das auch rein handlungsgetriebene, teilweise unrealistische Werke, so habe ich beispielsweise diverse Bücher von Dan Brown gelesen und stehe dazu. ;) Mal ist mir aber durchaus nach "mehr Substanz" und ich verschlinge gut recherchierte Bücher, aus denen man einiges an Wissen mitnehmen kann, oder Bücher, über die man noch lange nachdenken kann. Das ist sehr situationsabhängig, zusätzlich brauche ich den dazwischen.


    Auch was die Genres anbelangt, bin ich (als Leser) nicht auf eines festgelegt, sonder lese beispielsweise gern Romane aus folgenden Genres:
    - Thriller
    - Horror
    - historische Romane
    - Fantasy


    Eine bunte Mischung, aus der man sich für jede Situation und jede Stimmung bedienen kann.


    Seid ihr als Leser auch Genre- und Zielgruppen-Hopper? Und als Autoren: Habt ihr tatsächlich eine festumrissene Zielgruppe vor Augen, für die ihr schreibt - wie von Verlagen gewünscht? Klappt das überhaupt?

  • Zielgruppen sind eine Erfindung des Marketing. Man versucht zu beschreiben, welche Gruppe (von Menschen) für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung besonders empfänglich ist. Auf diese Gruppe stimmt man dann dafür die Verkaufsmaßnahmen (Verpackung, Werbung, Preis usw.) ab.


    Insgesamt ist das aber ziemlich ungenau, auch deswegen, weil die »Gruppe« selten genau definiert und auch kaum ausreichend differenziert wird.


    Man könnte eigentlich sagen, solche Zielgruppen existieren nicht wirklich in der definierten Form.


    Natürlich ist es gut, sich Gedanken zu machen, für wen man eine bestimmte Geschichte (oder einen Roman) schreibt. Das ist hilfreich, überhaupt die richtige Sprache zu wählen und noch hilfreicher für den Verlag, um diesem Argumente zu liefern, ob sich das eigene Geschreibsel auch verkaufen lässt. Es ist aber auch gut, sich nicht zu sehr auf solch eine vermeintliche Zielgruppe zu sehr zu fixieren.


    Deshalb ist so ein Begriff wie »Zielgruppen-Hopper« eigentlich falsch. Wenn bestimmte Menschen je nach Definition einmal zu dieser einmal zu jener Zielgruppe gehören, dann kann das unterschiedliche Ursachen haben, etwa, dass die Zielgruppenbeschreibungen in Details variieren oder sich überschneiden, das Menschen sich in Ihren Ansprüchen verändern oder das eben die vermeintliche Fixierung einzelner Menschen auf eine oder wenige Zielgruppen überhaupt nicht trägt.


    Vor allem würde ich auch bestimmte Genre und Zielgruppen nicht in einen Topf werfen. Das sind zwei ganz verschiedene Sachen (ist auch differenziert beschrieben im Ausgangsposting, da es aber zusammen auftaucht, erlaube ich mir an dieser Stelle eine entsprechende Kritik).


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • hallo katzano,

    Zitat

    Original von katzano
    Seid ihr als Leser auch Genre- und Zielgruppen-Hopper?


    wahrscheinlich lesen die meisten in verschiedenen genres. zwischen zielgruppen kann man wahrscheinlich wenig hüpfen, weil die meist definiert werden wie: männer, 20-30, gebildet.


    ich lese:
    - was mir gefällt (zb zeitgenössiche, skurrile romane)
    - was mich als autor weiterbringt
    - was mir wissen, einsichten oder einblick in fremde gedankenwelten bringt

    Zitat


    Und als Autoren: Habt ihr tatsächlich eine festumrissene Zielgruppe vor Augen, für die ihr schreibt - wie von Verlagen gewünscht? Klappt das überhaupt?


    schreiben muss erstmal hedonistisch sein: du musst über themen schreiben, die dich wirklich interessieren und über die was zu sagen hast. wie du es umsetzt, sollte, wie horst-dieter schon sagte, zu thema und vielleicht zielgruppe passen.


    ich denke aber beim schreiben nicht so sehr an eine bestimmte zielgruppe, sondern eher generell daran, den leser "mitzunehmen". wenn man über themen von allgemeinem interesse schreibt und nicht seine, meist langweilige, biographie verfasst, wird sich schon eine zielgruppe finden.


    am wochenende habe ich gehört, die zielgruppe für mein aktuelles romanprojekt seien männer von 20 bis 45. okay, wenn's so ist ..


    viele grüße,
    michael

  • Zitat

    Original von Michael Höfler


    am wochenende habe ich gehört, die zielgruppe für mein aktuelles romanprojekt seien männer von 20 bis 45. okay, wenn's so ist ..


    viele grüße,
    michael


    Ein gutes Beispiel. Ich falle aus der Zielgruppe raus und mich interessiert dieses Romanprojekt wirklich :D


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo,


    ich lese auch völlig unterschiedliche Sachen. Fantasy, Krimis, Thriller aber auch "Frauenromane". Letztere lese ich vor allem dann, wenn ich beruflich viel um die Ohren habe und lese, um mal abzuschalten. Dann habe ich keine Lust mehr auf allzu tiefgründige Literatur. Außerdem muss ich genug anspruchsvolle (wissenschaftliche) Literatur für meine Jobs lesen (eigentlich seltsam, dass ich manchmal denke, man müsse sich rechtfertigen, weil man auch mal "seichte" Literatur liest ;) ).


    Bei meinem Fantasyroman, an dem ich schon länger arbeite und der etwas ... äh ... hängt ... habe ich so als Zielgruppe jüngere Erwachsene beiderlei Geschlechts, aber auch durchaus Teenager so ab 15 Jahren aufwärts vor Augen.


    Liebe Grüße, Jayden