Mais zum Mittag

  • Die landwirtschaftliche Erntetätigkeit ist mit dem Mais schreddern dann auch so langsam zuende.
    Vor meinem Fenster fährt gerade hochtechnisch ein Bauer seinen Mais geschreddert vom Feld.
    Gestern hatten wir Besuch aus Korea. Begeistert stand der Besuch vor dem üppigen Maisfeld vor unserer Terrasse. Schon fingen sie an zu rechnen, wieviele Mahlzeiten das wohl sein müssen. In Korea ist Mais eine beliebte Zwischenmahlzeit. Als ich anfing ihnen zu erklären, das da nix raus wird, mit Mahlzeiten für den menschlichen Mittagstisch, reichte irgendwann mein koreanisch nicht mehr aus.
    Verblüffung und dann Empörung. Wie wir es uns leisten können, Mais an Vieh zu verfüttern? Das konnte unser Besuch nicht verstehen.
    Nur gut, das der Besuch schon gefahren ist. Ich kann mir garnicht vorstellen, was passiert wäre, wenn sie das Geschredder von heute mit hätten ansehen müssen.

  • So ist das mit den Kulturen. Verständnislosigkeit und Ärger, wenn man in einer anderen Kultur sieht, dass diese den eigenen Lebensgewohnheiten entgegenarbeitet.


    Wie fühlt sich ein Europäer in Korea, wenn er sieht, wie ein Hund an der Brücke aufgehängt wird, um anschließend über dem Feuer geröstet und verzehrt zu werden? Dort eine schmackhafte Mahlzeit, die bei uns nur den wenigsten das Wasser im Munde zusammen laufen lässt.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Wie fühlt sich ein Europäer in Korea, wenn er sieht, wie ein Hund an der Brücke aufgehängt wird, um anschließend über dem Feuer geröstet und verzehrt zu werden? Dort eine schmackhafte Mahlzeit, die bei uns nur den wenigsten das Wasser im Munde zusammen laufen lässt.


    Und wie würde sich ein europäisches Kind fühlen, wenn es sehen könnte, wie in Mexico massenhaft Meerschweinchen gebraten und als Delikatesse verfuttert werden? ;) :D
    (Von dort stammen unsere Schmusetierchen nämlich.)


    Manuela :)

  • Zitat

    Original von Manuela Korn


    Und wie würde sich ein europäisches Kind fühlen, wenn es sehen könnte, wie in Mexico massenhaft Meerschweinchen gebraten und als Delikatesse verfuttert werden? ;) :D
    (Von dort stammen unsere Schmusetierchen nämlich.)


    Manuela :)


    Aus Mechiko? Ich dachte immer aus Südamerika.


    Michael - sag mal was!


    Horst-Dieter

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  • Ich hab nie mit Meerschweinchen geschmust. Früher nicht und heute nicht. Und als Vegetarier würde ich die auch nicht essen - hier nicht und auch woanders nicht. Ich ess aber auch die nicht, mit denen ich schmuse :D

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  • Zitat

    Aus Mechiko? Ich dachte immer aus Südamerika.


    Hmmh ... ich bezog meine Weisheit aus einer Universumfolge, in der die Herkunft mit Mexiko angegeben wurde. Na ja, Südamerika ist ja von dort nicht weit weg, wenn ich mich nicht irre. =)


    Manuela :)

  • Ich hab meine Jugend über einen Hund gehabt und mochte das Vieh ziemlich, mitterweile allerdings fällt es mir schwer, hinter diese Hund-Hundehalter-Beziehung zu blicken, ohne dass das Wort "Affenliebe" von unten an meinen Kehlkopf klopft. Gleiches gilt für andere Schmusetiere und allgemein für den Knuth-Effekt.
    Nicht, dass ich Hunde und so jetzt nicht mehr ausstehen könnte, im Gegenteil, es sind halt so Gedanken ...


    Kulturen hin oder her, wir haben schon ein sehr eigenartiges Verhältnis zur Tierwelt und zum Essen, finde ich. Ist es nicht doch eher Verschwendung, einen ganzen Maisacker den sog. Veredlungseffekten zu opfern? Steckt bei allen kulturellen Unterschieden nicht auch eine moralische Frage hinter?


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von jessiter

    Kulturen hin oder her, wir haben schon ein sehr eigenartiges Verhältnis zur Tierwelt und zum Essen, finde ich. Ist es nicht doch eher Verschwendung, einen ganzen Maisacker den sog. Veredlungseffekten zu opfern? Steckt bei allen kulturellen Unterschieden nicht auch eine moralische Frage hinter?


    Jo


    Grundsätzlich ja!


    Aber die Frage wurde aus der kulturellen Betroffenheit gestellt und so kam meine Antwort ebenso aus dieser Ecke (nur eben einer anderen).


    Die Frage der Ressourcenverschwendung steht bei dieser Sichtweise (leider) nicht im Mittelpunkt


    Horst-Dieter

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  • Zitat

    Ist es nicht doch eher Verschwendung, einen ganzen Maisacker den sog. Veredlungseffekten zu opfern? Steckt bei allen kulturellen Unterschieden nicht auch eine moralische Frage hinter?


    Damit hast du nicht Unrecht, Jessiter. Aber ich finde es immer noch besser, Haustiere mit Mais zu füttern, als die Tanks unserer Autos.
    Aus diesen Blechschlünden gähnen mich noch ganz andere kulturelle "Moralen" an,


    meint Manuela,
    die mit tierischen Domestiken (jedweder Art) so gar nichts am Hut hat.

  • Zitat

    Original von Manuela Korn

    die mit tierischen Domestiken (jedweder Art) so gar nichts am Hut hat.


    Wobei das doch sonst Frauen gerne machen, sich tierische Sachen an die Hüte zu heften ;)


    Horst-Dieter

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  • Zitat

    Original von jessiter
    Ist es nicht doch eher Verschwendung, einen ganzen Maisacker den sog. Veredlungseffekten zu opfern? Steckt bei allen kulturellen Unterschieden nicht auch eine moralische Frage hinter?


    Da ich Mais nicht für eine artgerechte Ernährung für Menschen halte, würde ich ihn höchstens essen, wenn ihn vorher eine Kuh gegessen hat =). Und auch für die Kühe ist Mais eigentlich keine artgerechte Ernährung :evil

  • Zitat

    Original von christianf


    Da ich Mais nicht für eine artgerechte Ernährung für Menschen halte, würde ich ihn höchstens essen, wenn ihn vorher eine Kuh gegessen hat =). Und auch für die Kühe ist Mais eigentlich keine artgerechte Ernährung :evil


    Mais ist ein Getreide (Familie der Süßgräser) und hat eine nicht unwesentliche Bedeutung in Mittelamerika gehabt. Die Spanier haben es im 16. Jh. nach Europa gebracht, wo es insbesondere im südlichen Europa eine gewisse Bedeutung erlangen konnte.


    Abgesehen davon, dass man Mais nicht »mögen dürfen darf« ist Mais durchaus für die menschliche Ernährung geeignet - für Kühe eher nicht, aber es schadet denen auch nicht so sehr, wie manches Industriefutter. Ich erinnere hier nur daran, dass Jahrelang Kühe und Rinder mit Nährstoffen aus Tierkadavern gefüttert wurden. Bei Tieren, die die Schnecke noch beiseite schieben, bevor sie das Gras oder die Distel abrupfen ist das schon eine Zumutung.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Horst-Dieter: Ich glaub schon, dass die Leute aus Korea durchaus ein moralisches Urteil im Sinn hatten. Ob nun Mittelpunkt oder nicht ...


    Manuela: Sehe ich genauso. Allerdings fällt es mir schwer, "Schlechtes mit Schlechtem" zu vergleichen und dabei ne Skala aufzustellen.


    Christian: Zyniker sind ja eigentlich Idealisten, nicht? ;)
    Stellt sich im Übrigen die Frage, warum man Mais dann überhaupt anbaut.


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Abgesehen davon, dass man Mais nicht »mögen dürfen darf« ist Mais durchaus für die menschliche Ernährung geeignet


    Seit Hundert tausenden von Jahren isst der Mensch Pflanzen und Früchte, Fleisch und Fisch und den Inhalt leckerer Markknochen 8-). Aber erst seit ca. 6000-8000 Jahren stehen dem Menschen ergiebige Kohlenhydratquellen zur Verfügung. Das hat zwar die neolithischen Revolution erst möglich gemacht, aber bis heute können die Körper vieler Menschen mit einem Überangebot an Kohlenhydraten nicht gut klar kommen (siehe z..B. Diabetes). Das war, worauf ich mit der Bemerkung über artgerechte Ernährung anspielen wollte.


    Bei Rindviechern führt übrigen die Getreide- und Soja-Fütterung zu einer übermäßigen Anreicherung von Omega-6 Fetten auf Kosten der wichtigen Omega-3 Fette. Also lieber Kühe essen, die auf der Wiese gestanden haben ...


    Aber da dies hier ein Literaturforum ist, sollten wir das Thema hier evtl. nicht weiter verfolgen ...

  • Zitat

    Original von christianf
    Seit Hundert tausenden von Jahren isst der Mensch Pflanzen und Früchte, Fleisch und Fisch und den Inhalt leckerer Markknochen 8-). Aber erst seit ca. 6000-8000 Jahren stehen dem Menschen ergiebige Kohlenhydratquellen zur Verfügung. Das hat zwar die neolithischen Revolution erst möglich gemacht, aber bis heute können die Körper vieler Menschen mit einem Überangebot an Kohlenhydraten nicht gut klar kommen (siehe z..B. Diabetes). Das war, worauf ich mit der Bemerkung über artgerechte Ernährung anspielen wollte.


    Ist aber so ohne weiteres aus deiner Bemerkung nicht zu ersehen. Und obwohl da ein interessanter Kern in deiner Beschreibung steckt, ist das so knapp nicht sehr ergiebig abzuhandeln.


    Zitat


    Bei Rindviechern führt übrigen die Getreide- und Soja-Fütterung zu einer übermäßigen Anreicherung von Omega-6 Fetten auf Kosten der wichtigen Omega-3 Fette. Also lieber Kühe essen, die auf der Wiese gestanden haben ...


    Stimmt! Oder die zumindest die Wiese in den Stall gebracht bekommen, wenn das Wiesestehen aus welchen Gründen nicht oder nicht ausreichend möglich ist.


    Zitat


    Aber da dies hier ein Literaturforum ist, sollten wir das Thema hier evtl. nicht weiter verfolgen ...


    Da hast du auch recht, obwohl solche Diskussionen sich durchaus auch literarisch verwerten lassen. Wer gerade in seinem Krimi einen Dialog braucht über Ernährung (weil Protag über diesen Weg einen Mord plant oder durchgeführt hat) der zieht aus solchen Diskussionen sicher einiges an Material =)


    Horst-Dieter

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  • Olala, vielen Dank für die rege Beteiligung. Unser koreanischer Besuch hatte nichts moralisches im Sinn. Sie hatten vorher noch nie so großen Maisacker gesehen ( sowas solls geben).


    Unsere Kühe fressen den Mais auch nicht so vom Maiskolben. Ha, wie säh das denn aus? Alle Kühe sitzen im Stall und haben zwischen den Vorferhufen einen Maiskolben?


    Damit der Viehmagen den Mais gut und erträglich verdaut, wird der zu einer Silage verarbeitet. Wenn diese dann nach Monaten geöffnet wird, riecht das ganze Dorf dannach.


    Da Mais inzwischen zur Spritherstellung genutzt wird, hat es die Tortillias in den südamerikanischen Ländern enorm verteuert. Kleine Straßenhändler haben oft aufgeben müssen, Mais wurde als Rohstoff zu teuer.


    Einige Jahre habe ich Korea gelebt und das Hunde essen ist offiziell bei den olympischen Spielen verboten worden. In der normalen koreanischen Küche kommt das Hundessen auch nicht vor. Es ist eine ausdrückliche Männerspeise und nennt sich im Volksmund Gesundheitssuppe. Wenn der Kopf ausgeschaltet ist, schmeckt diese Suppe sogar ganz gut.

  • Zitat

    Original von jessiter
    Horst-Dieter: Ich glaub schon, dass die Leute aus Korea durchaus ein moralisches Urteil im Sinn hatten. Ob nun Mittelpunkt oder nicht ...

    Jo


    Klar, aber aus dem kulturellen Hintergrund - und dem habe ich einen anderen gegenüber gestellt. Nicht mehr und nicht weniger.


    Ich verurteile weder, dass die Koreaner gerne Mais essen noch dass sie sich die Verfütterung von Mais nicht vorstellen können.


    Selbst das Hundeessen verurteile ich nicht (obwohl mir die Tötungsmethode alles andere als gefällt), ich bin mir aber sicher, dass dies in unseren Breiten nicht so ankommt, wenn Haustiere wie Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Kanarienvögel und ähnliches gegessen werden.


    Mit richtig oder falsch hat das immer nur sehr bedingt etwas zu tun.


    Horst-Dieter

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