Ich bin das Resultat aus der "Verbindung" eines amerikanischen Soldaten und einer Österreicherin. Als wenn das noch nicht gereicht hätte, kommt hinzu, dass die Eltern meines Vaters 1933 aus Niederbayern in die USA ausgewandert waren. Ganz klar, dass bei dieser Mischung nichts Gescheites herauskommen konnte!
Und damit mir nicht langweilig wurde, wuchs ich teilweise in Österreich bei meiner Mutter und teilweise in den USA bei meinen Großeltern (mein Vater war gerade dabei, Vietnam vom Kommunismus zu befreien) auf. Ich war also ständig von fünf Weltsprachen umgeben: Deutsch, Österreichisch, Niederbayerisch, Oberbayerisch und Englisch.
Natürlich habe ich so keine einzige Sprache wirklich gut gelernt. Um dieses Manko auszugleichen, umgebe ich mich mit zahllosen Lexika, um nur gleich immer den Ausdruck, der gerade richtig sein könnte, nachzuschlagen.
Da ist natürlich eine Deutsch-Österreichisches Lexikon Gold wert.
Und was für ein schönes Lexikon das ist. So muß man(n) schon die wunderbar pornografischen Lebenserinnerungen der Wiener Dirne Josefine Mutzenbacher (von Felix Salten, dem Bambi-Autor) gelesen haben, um bespielsweise zu wissen, dass "Muschi" in Österreich auch "Fut" heißt. Na ja und wer das nicht weiß, liest eben dieses Buch, wo das auch erklärt wird.
Ach und es gibt ja so viel, was die Deutschen sprachlichen von ihren südöstlichen Nachbarn unterscheidet: eine Kasse ist in Österreich eine Kassa. Ein Feldsalt ist ein Vogerlsalat, auch wenn gar keine Vögel drin sind. Kletzn sind Dörrbirnen, eine Doppler ist eine Zweiliterflasche Wein, wer in Deutschland schaukelt, tut in Österreich hutschn, ein Luftikus ist ein Hallodri, eine Tüte ein Sackerl, Pantoffeln sind Schlapfen und einen Klecks nennt man einen Patzn.
Selaczek hat alle bekannten Unterschiede, aber auch viele obskure Wörter zusammen getragen, die nur noch Spezialisten bekannt sind. Varianten in der Aussprache werden genauso behandelt wie Untrerschiede in der Grammatik.
Die vielen farbigen Illustratrionen, die von Werbeanzeigen über Karikaturen bis zu Ausschnitten aus Asterix reichen, lockern das Buch angenehm auf. Ein kurzer Essay, wie man gutes österrisches Deutsch spricht und schreibt, und ein ausführliches Register runden dieses ungemein vergnügliche Buch ab. Einer der besten Zuwächse meiner Bibliothek seit langem!
Nur ein Wort habe ich nicht gefunden: Als ich ein Kind war, sagten wir zum Teppichklopfer immer "Pracker". Und einen anderen schönen Ausdruck habe ich auch nicht gefunden: "Sich umbringen" kann man in Österreich auch mit "sich hamdrahn" umschreiben. Ob ich Sedlaczek nun schreiben soll?
ASIN/ISBN: 3800070758 |