Eine traurige Geschichte

  • Zitat

    Original von christianf


    Den in der Argumentation des Bonifatius, seinen Vorgängern und seinen Nachahmern. Es ist für mich grundsätzlich absurd, Gotteshäuser oder andere Stätten der Verehrung zu zerstören. Etwas worin die Christen im Gegensatz zu den meisten anderen Religionen leider immer gut waren ...


    Lieber Christian,


    grundsätzlich o.K. - aber es sind eine ganze Menge Ungenauigkeiten anzuführen:


    - die Kirchen und Klöster der Christen wurden von den nordischen Völkern eine Zeitlang ohne Rückfrage zerstört (einschließlich der Insassen)
    - die Ungarn haben recht roh mit den Christen bei ihren Einfällen gewütet (sieh Bericht Ekkehards des IV. in St. Gallen)
    - Der Islam gilt als tolerante Religion und zumindest für einige "Besetzungen" (z.B. in Spanien) gilt das, aber bei näherer Beschäftigung mit dieser Religion zeigt sich doch, dass Intoleranz gegenüber Andersgläubigen und entsprechende Handlungsweisen mindestens so ausgeprägt sind wie im Christentum und nicht erst seit der Malträtierung durch die westliche Kultur. Und Zerstörung von Kulturgut gibt es nicht erst seit den Taliban.


    Eine Verlängerung der Liste ist müßig. Mir liegt auch keineswegs daran, die "christlichen Kirchen" reinzuwaschen (was angesichts der 2000jährigen Geschichte des Christentums gar nicht mehr möglich ist) - aber die Argumentation aus der persönlichen Blickrichtung ist immer einseitig.


    Jede Religion hat ihren Ursprung in der persönlichen religiösen Erfahrung nicht nur Einzelner. Und jede Kirche hat nicht nur diese Erfahrungen aufgegriffen, zu erklären versucht und Regeln für das Zusammenleben abzuleiten, sondern auch Machtansprüche geltend gemacht, die letztendlich zu den «in jeder kirchlich ausgerichteten Religionsgemeinschaft» auftretenden Abgrenzungen zu anderen geführt hat.


    Das Fällen der Eiche durch Bonifazius war eigentlich eine Kulturleistung - ganz im Gegensatz zu den gefällten Bäumen, die als Rammböcke gegen Schlösser, Klöster und Städte genutzt wurden, oder das Kleinholz, das für Scheiterhaufen und ähnliche Schandtaten gebraucht wurde. Einen faden Beigeschmack bekommt dieser Vorgang durch den Missionseifer, der dabei eine Rolle spielte.


    Und um noch einmal den Bogen zum Anfang dieses Threads zu spannen: da sieht man mal wieder, was der schlimme Saruman durch das Fällen des Ent alles angerichtet hat :affe


    Liebe Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • apopo Kirchenzerstörung:


    da erinnere ich mich an den wunderschönen Fußboden der Kirche von St.Florian, Oberösterreich, in den die amerikanischen Besatzungssoldaten die Maße eines Tennisplatzes etwa 2cm tief eingeritzt haben, um indoor tennis spielen zu können.


    Naja, wenigstens brachten sie damals nach dem Krieg und dem Bombenschmeissen keine Zivilisten mehr um, mordeten und meuchelten sie keine Frauen und Kinder nieder... so wie sie es heute im Irak treiben.


    Das Traktat von Kyoto nicht zu unterzeichnen, scheint mir dem Schlagen vieler Wälder vergleichbar zu sein. X(

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    grundsätzlich o.K. - aber es sind eine ganze Menge Ungenauigkeiten anzuführen:


    - die Kirchen und Klöster der Christen wurden von den nordischen Völkern eine Zeitlang ohne Rückfrage zerstört (einschließlich der Insassen)
    - die Ungarn haben recht roh mit den Christen bei ihren Einfällen gewütet (sieh Bericht Ekkehards des IV. in St. Gallen)
    - Der Islam gilt als tolerante Religion und zumindest für einige "Besetzungen" (z.B. in Spanien) gilt das, aber bei näherer Beschäftigung mit dieser Religion zeigt sich doch, dass Intoleranz gegenüber Andersgläubigen und entsprechende Handlungsweisen mindestens so ausgeprägt sind wie im Christentum und nicht erst seit der Malträtierung durch die westliche Kultur. Und Zerstörung von Kulturgut gibt es nicht erst seit den Taliban.


    Das passiert, wenn man es kurz und knackig auf den Punkt bringen will ;)


    Wikingereinfälle und Ungarn: Ich hatte eher Zerstörung aus religiösen Gründen im Auge (was nicht heißt, dass Zerstörung aus Habsucht weniger schlimm ist)


    Islam: Richtig, als intolerante Ein-Gott-Religionen mit Weltmissionierungsanspruch nehmen sich Christentum und Islam nicht viel, besonders was Intoleranz gegen Nicht-Buch-Religionen angeht.

  • Zitat

    Original von christianf


    Das passiert, wenn man es kurz und knackig auf den Punkt bringen will ;)


    ja, leider - oder vielleicht auch gott-sei-dank ;)


    Zitat


    Wikingereinfälle und Ungarn: Ich hatte eher Zerstörung aus religiösen Gründen im Auge (was nicht heißt, dass Zerstörung aus Habsucht weniger schlimm ist)


    auch das waren «knackige beispiele», aber die sogenannten religösen kriege - ob vom christentum, islam oder anderen religionen initiert sind letztendlich alle auf macht- und habsuchtsansprüche zurückzuführen.


    immer dann, wenn im weitesten sinne eine religion organisiert wird (kirche) spielt das eigentlich religiöse kaum noch eine rolle. auch die wikinger hatten eine religion (und eine mission) und nicht weniger die ungarn (und zuvor die hunnen).


    Zitat


    Islam: Richtig, als intolerante Ein-Gott-Religionen mit Weltmissionierungsanspruch nehmen sich Christentum und Islam nicht viel, besonders was Intoleranz gegen Nicht-Buch-Religionen angeht.


    Und wenn man die modernen Kirchen vor allem mit amerikanischem Zuschnitt (Zeugen Jehovas, Scientology etc.) hinzunimmt, dann bekommt man so langsam eine gute Sammlung voll.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Religiösen Eifer findet man auch auf Seiten der "Nicht-Religiösen".


    Wie wahr, wie wahr! :(

  • Ich denke das Problem liegt eher im Fanatismus als in der Religion.
    Religion soll und kann jeder so betreiben wie er möchte, wenn es aber dabei Fanatisch wird fängt der Mist an..... und das ist wiederum ein Problem von den betreffenden Menschen und hat dann eigentlich mit der jeweiligen Religion auch höchst wenig zu tun (z.B. "Du sollst nicht töten" und dann die ganzen "Hexen, Ketzer, Ungläubigen" die da all die Jahre dran glauben mussten....)


    Fanatismus kommt auch sehr gut ohne Religion aus und ist in jeder Form ein Übel. Eine Art Starrsinn, der auch vor höchster Gewaltanwendung nicht zurück schreckt. Totale Selbstüberschätzung in Einklang mit dem Verlust objektiver Wahrnemung.
    Und da bin ich dann auch bei Saruman gelandet. ;)


    Gruß Jörg

    Es gibt für jedes Problem einen passenden Single Malt ")"

  • Zitat

    Original von Jörg


    Und da bin ich dann auch bei Saruman gelandet. ;)


    Gruß Jörg


    Endlich einer, der mich versteht :)


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Es fasziniert mich immer wieder, mit welcher Vehemenz besonders die Atheisten ihren Glauben verteidigen. 8)


    Grüße


    Helmut