Als ich meine Frau heute vom Bahnhof abholte – sie hatte eine längere Zugfahrt hinter sich – klemmte unter der Achsel eine jener obligatorischen Frauenzeitschriften, mit denen Sie sich die Zugfahrt verkürzt hatte. Mich lässt so etwas ja kalt. «Mann» liest so was ja nicht. Entsprechend verschwand ich auch umgehend aus der Küche, als sie mir das aufgeschlagene Heft hinschob mit der Bemerkung, das sollte ich mir mal ansehen.
«Niemals» dachte ich mir und vergaß das Heft auch umgehend. Als ich gut zwei Stunden später wieder in die Küche kam, lag das Heft immer noch da und unvorbereitet auf diese Situation - ausgepowert auch von der konzentrierten Arbeit - konnte ich den Blick nicht abwenden und blieb an dem ganzseitigen Bild hängen (falls das jemand überprüfen will: Brigitte woman 2/06, S.90). Und dann war ich auch schon dabei, den Artikel zu lesen: "Mongolisch ist mongolisch". Als meine Frau kurz darauf in die Küche kam, konnte sie es sich nicht verkneifen "Du liest ja doch in meiner Frauenzeitschrift" zu sagen. Das war mir da aber auch schon egal.
Der Bericht handelt von einer Zeitschrift mit dem Titel "Ohrenkuss", die ausschließlich von Autoren mit dem Down-Syndrom geschrieben wird. Das was an Texten und Formulierungen dort geboten wird, ist beachtenswert, die Zeitschrift und das Projekt, dass dahinter steht bewundernswert und überhaupt empfehle ich euch, selbst mal nachzuschauen und am besten auch mal nachzulesen:
Näheres über das tragende Projekt über:
Holt euch einen Ohrenkuss - erst als Zeitschrift, und dann von denen, denen ihr die Exemplare zeigt.
Horst-Dieter