Silke Porath & Matthias Wippich: Auge um Auge - Todesstrafe in den USA

  • Hurra! Just in diesem Moment habe ich die Email eines Lesers bekommen, der heute sein Exemplar erhalten hat. Ich selbst habe es noch nicht bekommen, aber ich freue mich dennoch, dass es endlich fertig ist.
    Zusammen mit der guten Nachricht eines Freundes, der in der Todeszelle sitzt und der in einem neuen Hearing gesagt bekam, dass er wahrscheinlich nicht hingerichtet, sondern auf lebenslängliche Haft gesetzt wird, ist das ein guter, guter Tag.
    In unserem Buch haben Matthias Wippich und ich versucht, den unmenschlichen Alltag in den Todeszellen darzustellen, indem wir durch Briefe die Insassen zu Wort kommen lassen. Enthalten ist unter anderem auch das Hinrichtungstagebuch von Bobby West, der bis kurz vor seiner Hinrichtung geschrieben hat.
    Es war ein bewegendes Stück Arbeit. Mit vielen Tränen beim Lesen. Und immer der Hoffnung, wieder ein Scherflein dazu beizutragem, gegen die Todesstrafe vorzugehen.
    Ergänzt haben wir die Briefe und Berichte derer, die bei Hinrichtungen als Zeuge zugegen waren, mit aktuellen Zahlen und Daten.
    Und hier noch der Klappentext:


    Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international wurde die Todesstrafe im Jahr 2004 an mindestens 3.797 Menschen in 25 Ländern vollstreckt, mindestens 7.395 Menschen in 64 Ländern wurden zum Tode verurteilt. Auch die Vereinigten Staaten von Amerika halten weiter an dieser menschenrechtswidrigen Strafpraxis fest.


    Ein neues Buch gibt menschliche Einblicke in die amerikanischen Todestrakte und lässt Gefangene zu Wort kommen.


    „Auge um Auge – Todesstrafe heute“ ist der Titel des Buches, das Matthias Wippich und Silke Porath im Gipfelbuch-Verlag herausgeben. Das Buch enthält Berichte von Mitgliedern der Initiative gegen die Todesstrafe, die - zum Teil sehr intensive langjährige - Freundschaften mit Todeskandidaten eingegangen sind, die versucht haben, etwas Wärme und Menschlichkeit in den unmenschlichen Alltag der Todestraktinsassen zu bringen und sie schließlich begleitet haben auf ihrem letzten, schweren Weg.

    ASIN/ISBN: 3937591311

  • Hallo Silke,


    ohne es schon gelesen zu haben - ich finde es gut, dass dieses Buch geschrieben wurde und ich wünsche dem Buch (und dir), dass es in den Sprachen der 25 Länder übersetzt wird (und dort erscheint), in denen Todesstrafen durchgeführt werden.


    Achtungsvolle Grüße aus Lauda


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Silke -
    Hallo, 42er -


    Über 200 Mörder (Männer) sind mir in ca. zwanzig Jahren im Knast begegnet.
    Etwa achtzig davon habe ich über die Jahre 'persönlich und durch Aktenlage näher' kennen gelernt.
    Bei zehn Prozent hätte ich wegen deren bestialischer Taten eine 'Auge um Auge’ Begnadigung abgenickt.
    Zehn Prozent hätte ich sofort entlassen.
    Dreißig Prozent wären nach ca. fünfzehn Jahren einer Entlassung nahe gekommen.
    Fünfzig Prozent hätten einer Todesstrafe durch lebenslängliche Haft trotzen dürfen.
    Einhundert Prozent der Täter hätten von mir vor dem Richterspruch die Möglichkeit erhalten, das unmittelbare Umfeld ihrer Opfer kennen zu lernen, um sich auszusöhnen.



    Zitate:


    ''Heute wird Demokratie zumeist als allgemeinerer Sammelbegriff für Regierungsformen gebraucht, deren Herrschaftsgrundlage aus dem Volk abgeleitet wird.''


    ''Die Todesstrafe ist die gesetzlich vorgesehene Tötung eines Menschen als Strafe für ein Verbrechen, dessen er für schuldig befunden wurde. Ihr geht in der Regel ein Gerichtsverfahren voraus, das mit einem amtlichen Todesurteil endet. Dieses wird dann durch die Hinrichtung vollstreckt.''




    L. Gr.
    Michael K.
    <http://www.knast.beep.de>
    <http://www.literatalibre.de>

    if you can't stand the heat get out of the kitchen

  • Über das Thema bin ich vor einem Jahr das erste Mal ernsthaft gestolpert, als ich eine Diplomarbeit über das amerikanische Strafsystem (und hier vor allem die Praxis der Todesstrafe) lektoriert habe.
    Mir war danach übel. Vor allem, wenn man sich dann auch noch ansieht, wie das "Klassensystem" dabei funktioniert. Wenn du schwarz bist, ist die Wahrscheinlichkeit, für ein Delikt in der Todeszelle zu landen, so viel höher, dass man von "Recht" an der Stelle wirklich nicht mehr reden kann.

  • Zitat

    Original von Gerdom
    Über das Thema bin ich vor einem Jahr das erste Mal ernsthaft gestolpert, als ich eine Diplomarbeit über das amerikanische Strafsystem (und hier vor allem die Praxis der Todesstrafe) lektoriert habe.
    Mir war danach übel. Vor allem, wenn man sich dann auch noch ansieht, wie das "Klassensystem" dabei funktioniert. Wenn du schwarz bist, ist die Wahrscheinlichkeit, für ein Delikt in der Todeszelle zu landen, so viel höher, dass man von "Recht" an der Stelle wirklich nicht mehr reden kann.



    Hallo, Susanne -


    Zitat:
    ''Mordopfer in USA seien vor allem junge Frauen aus armen Schichten, wobei es zwei Kategorien von Morden gebe. Zum einen Verbrechen häuslicher Gewalt, ausgeführt durch nahe Verwandte und Ehemänner. Und zum anderen Serienmorde, wobei die Opfer Spuren von sexuellem Missbrauch und Folter aufwiesen.''


    L.Gr.
    Michael K.

    if you can't stand the heat get out of the kitchen


  • Hallo Michael,


    das ist eine andere «Baustelle» - keinesfalls eine erfreuliche.


    Und ob die «Todesstrafe» eine richtige Antwort darauf ist, wage ich zumindest in Zweifel zu ziehen, zumal ich ebenfalls nicht davon überzeugt bin, dass sie gerade die im Zitat genannten Täter immer trifft.


    Aber wenn wir schon mal beim zitieren sind, hier ein Zitat aus einem Buch über die Beatles, und zwar zu einem Eintrag vom 4. Februar 1964:


    Der Auftritt der Beatels verhilft der ED SULLIVAN SHOW zu der Rekord-Einschaltquote von ca. 73 Mio. Zuschauern. Nicht nur Fans wollen sich die »Sensation« anschauen. Während die Bealtes live spielen, werden in den USA so gut wie keine Verbrechen registriert.


    Da hat man vielleicht eine Chance versäumt …


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Host Dieter -
    ich finde die Todesstafe, LL und den Knast an sich auch völlig daneben - so weit die Tat im Wesentlichen nicht mich betrifft :-)


    Mein Vorschlag ist der von Schilly: man sollte alle rauslassen - und erweitert: wer Lust hat, kann sich einen mit nach Hause nehmen und im Garten aufstellen. =)


    L.Gr.
    Michael K.
    <http://www.knast.beep.de>

    if you can't stand the heat get out of the kitchen

  • Zitat

    Original von Michael K.


    Mein Vorschlag ist der von Schilly: man sollte alle rauslassen - und erweitert: wer Lust hat, kann sich einen mit nach Hause nehmen und im Garten aufstellen. =)


    <http://www.knast.beep.de>


    Ja, vielleicht sind auch Exemplare dabei, die als Gartenzwerge durchgehen können - aber mein Vorschlag wäre das trotzdem nicht.


    Ein wichtiger Schritt wäre, weder die Verhältnisse IM Knast, noch (und gerade) die AUSSERHALB so akzeptieren wie sie sind.


    Und dann schauen, was zu machen ist.


    Aber man konnte mir noch nie nachsagen, dass ich im besonderen Maße realistisch bin.


    Grüße aus Lauda


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo!
    Was sich im deutschen und amerikanischen Justizvollzugssystem grundlegend unterscheidet: hierzulande wird mit den Straftätern "gearbeitet", wird zumindest VERSUCHT, die Menschen zu "ändern". In USA werden sie weggesperrt. Und wer Glück hat und wieder raus darf, der kriegt, wenns fein läuft, eine neue Hose und 50 Dollar. Für 18 Jahre unschuldig in der Todeszelle ist das der gängige Tarif.
    Susanne: Ja, übel wird mir auch. Ständig. Vor allem die Schwarzen haben kaum eine Chance. Das fängt schon damit an, dass sie meist aus ärmeren Verhältnissen kommen, ihre Familien kein Geld haben, um sie zu unterstützen. Folglich haben sie kein Geld, um wenigstens Briefmarken zu kaufen. In Florida ist es sogar so, dass die Gefangenen, wenn sie mal frisches Obst wollen, das selbst bezahlen müssen (wie bloß ohne Arbeit?). Selbst neue Schuhe oder Medikamente müssen sie selbst bezahlen. Mach das mal, wenn Du nichts verdienen darfst, aber auch keinen von außen hast, der Dich unterstützen darf. Der Erlös des Buches geht übrigens an unsere Initiative. Eben um auch Briefmarken für die Gefangenen zu besorgen.
    Liebe Grüße
    Silke

  • :blume


    Hallo Silke,


    die auch in unserem Lande oft oberflächlich geführte Diskussion zeigt, wie unglaublich wichtig Dein Thema ist. Hut ab! Und herzliche Gratulation!


    Jutta