Die Erzählperspektive

  • =)
    Der Laie klinkt sich mal grade mit ein... :P
    (Ich red einfach mal nur von Kurzgeschichten, an was Längeres traue ich mich ja noch nicht richtig ran)


    Also ich mag Männerperspektiven (noch mehr als Frauenperspektiven, obwohl ich ja selbst eine bin.) und noch mehr mag ich ich-Erzähler. Ob ich nun tatsächlich ich bin oder eine von mir erdachte Person, spielt dabei keine Rolle. Ich hab es ein paar Mal mit einem allwissenden Kurzgeschichtenerzähler versucht, aber da fluppt es nicht so. Die Worte kommen nicht so flüssig, wie dann, wenn ich mich in eine bestimmte Person hineindenken kann.


    Männerperspektiven mag ich glaub ich deshalb, weil ich da etwas mehr experimentieren kann, da sind meine Gedanken nicht so festgefahren... Als Mann kann ich mehr Freiheit walten lassen, denn die Denkstrukturen einer Frau sind mir zu bekannt. (Versteht mich irgendwer????)


    @ TWJ
    Hast du gerade etwa den Schwarm (Mein heißgeliebtes Buch) als Teenagerlovestory bezeichnet...?? :colts


    Beispiel zu einem allwissenden Erzähler:
    Sven Regener -- Herr Lehman
    Joan K. Rowling -- Harry Potter


    Die meisten Ken Folletts und die Ayla-Reihe haben ebenfalls einen allwissendne Erzähler... Aber ob das Literatur ist, die man mit den großen Meistern vergleichen kann... ?? :P
    (Gibt es eigentlich irgendeine neuzeitliche Literatur, die man mit Tolstoi, Dostojewski, Goethe vergleichen will? 8o )

    2 Mal editiert, zuletzt von Jane ()

  • Zitat

    Original von Jane
    @ TWJ
    Hast du gerade etwa den Schwarm (Mein heißgeliebtes Buch) als Teenagerlovestory bezeichnet...?? :colts


    Das ist meine Art von Humor. Sollte ich zukünftig ein "H" dazu schreiben, damit es auch jeder versteht?

  • Sei froh, daß ich gefragt habe normalerweise ich zuerst und stelle die Fragen erst hinterher. 8)

    Einmal editiert, zuletzt von Jane ()

  • Jane, ist das ne Berufskrankheit? 8o



    Und was die Geschlechter angeht:

    Zitat

    Original von Jane
    Männerperspektiven mag ich glaub ich deshalb, weil ich da etwas mehr experimentieren kann, da sind meine Gedanken nicht so festgefahren... Als Mann kann ich mehr Freiheit walten lassen, denn die Denkstrukturen einer Frau sind mir zu bekannt. (Versteht mich irgendwer????)


    Ja. Ich. :bitte

  • Zitat

    Original von siegfried
    In den meisten Schreibratgebern wird ziemlich dogmatisch festgestellt, dass man heute nicht mehr auktorial erzählen kann oder soll. Das hat mir nie eingeleuchtet. Ein wichtiges Argument ist dabei, dass so die Fiktion der Erzählung unterbrochen wird, der Leser aus der Illusion fällt. Ihm wird so bewusst gemacht, dass er nur einen fiktiven Text liest. Wenn ein Autor das aber gerade will, sehe ich nichts was dagegen spricht.


    Ausserdem muss der auktoriale ja nicht notwendig kommentieren. Von daher sehe ich auch nicht was 'grundsaetzlich' dagegen spraeche, auch wenn Autor die Illusion nicht durchbrechen will.


    Zitat

    Original von Iris
    Ich bin einfach kein Freund des häufigen Perspektivwechsels (head jumping genannt)


    Ich auch nicht. Aber head jumping oder head hopping ist imho auch bloss das Ergebnis eines schlecht geankerten Auktorialen.


    Zitat

    Original von Iris
    Ich finde, es kommt aufs Projekt an, darauf, was man wie mit welchem Ziel und für welche Leser aussagen will.


    *unterschreib*


    Liebe Gruesse,
    Anja

    I'm all in favor of keeping dangerous weapons out of the hands of fools. Let's start with typewriters.

    -Frank Lloyd Wright (1868-1959)

  • @ Iris
    Fein... ich dachte schon, ich hätte mal wieder gefaselt. 8o

    Einmal editiert, zuletzt von Jane ()

  • Erzählt wird oft in Perspektiven,
    von Erzählern,
    die in Theorie nicht selten schliefen.


    Sie fangen das Erzählen an,
    i.d. R. perspektivlos,
    scheißegal - wer kann der kann.


    Molly Bloom monologisiert sich durch die Winternacht,
    der eigenschaftslose Mann läuft auktorial durch Wien,
    Sam Spade hält als externales ER die Detektivenwacht,
    der Clown mit seinen Ansichten schwindet als ICH dahin.


    Manchmal entwickelt sich ein inn'rer Monolog,
    dann wieder träumt es auktorial,
    oft redet einer sowohl als ich als auch als er,
    nicht selten wechselt' s zwischen Haupteil und Prolog.


    Oft reden Männer, manchmal auch die Frauen,
    zunehmend auch Tiere, Cyborgs und Mutanten,
    dem Erzähler kann keiner mehr vertrauen,
    in manchen Romanen da erzähl'n die Elefanten.


    Mein Gott die Technik ist doch ganz egal,
    wer mein Zeug nicht lesen will ist selber Schuld!
    Wie alle Genies bin ich phänomenal,
    und meine Brüche, das sind keine Fehler, das ist: Kult!
    :blume

  • ähm... ich hab dann noch ein Beispiel...
    Mario Puzos Pate wurde auch von einem allwissenden Erzähler erzählt. :evil


    Irgendwie gehst du da gar nicht drauf ein TWJ??? Oder? =)

  • Zitat

    Original von Graham
    Du hast vergessen, ein "H" dazu zu schreiben, Thomas.
    :blume


    Nein, nein, diesmal war alles Ernst gemeint, sehr Ernst sogar, ernster als viele Männer und Frauen, die mit Vornamen "Ernst" heißen, es jemals meinen könnten. Ja - so Ernst war es mir, dass sich ein heiliger Ernst über mich gelegt hatte, ein Ernst wie er sich seit Herzog Ernst, dem Neffen des Physikers Walter Nernst, über überhaupt niemand mehr gelegt hatte.


    Aber das hat man (Frau) wohl wieder nicht gemerkt? "H"

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson



    Aber das hat man (Frau) wohl wieder nicht gemerkt? "H"



    :streichel1


    Dein Schicksal ist es, mißverstanden zu sein. Je eher Du Dich damit abfindest, desto besser. Außerdem gibt es Dir einen touch von Erhabenheit.

  • Zitat

    Original von Graham
    Außerdem gibt es Dir einen touch von Erhabenheit.


    Sollte das der Fall sein, müssen wir unseren Präsidentensproß zukünftig mit dem Ehrennamen Augustus ansprechen. 8)


    Wobei man mit diesem Beinamen gefahr läuft, vom ahnungslosen Pöbel als "dummer August" tituliert zu werden ... :wow

  • Zitat

    Original von Jane
    Mario Puzos Pate wurde auch von einem allwissenden Erzähler erzählt. :evil
    Irgendwie gehst du da gar nicht drauf ein TWJ??? Oder? =)


    Genau: weil der Pate von einem auktorialen Erzähler erzählt wird, ist es kein guter Roman! Die beste Szene ist die mit dem toten Rennpferd im Bett.


    Jane: ich gehe sehr wohl auf Dich ein. Ach, wenn Du nur wüßtest wie ... Seit Jahren umfahre ich Köln großräumig, weil ich mir nichts mehr wünsche, als endlich, endlich Dir zu begegnen - und gleichzeitig nichts mehr fürchte. Oft, wenn Du die von mir gestarteten Threads nicht liest, weine ich mich in den Schlaf und liege dann wochenlang wach, unfähig, einen neuen Thread zu eröffnen. :blume

  • So weit bin ich noch nicht........ bis jetzt finde ich den Paten extrem gut. :]


    Zum Rest:


    Ich fühle mich geschmeichelt. Allerdings weiß ich nicht, was das in diesem Thread verloren hat. Du hättest mir doch ne PN schreiben können, dann hätte ich dir eine Nummer zugewiesen und du könntest dich hinten in die Schlange einreihen. :P

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    weil der Pate von einem auktorialen Erzähler erzählt wird, ist es kein guter Roman!


    Und das betrifft dann selbstverständlich auch die anderen genannten Beispiele, ja? Und auch das Beispiel, das mir heute noch einfiel:
    Die wilde Geschichte vom Wassertrinker von John Irving ? Alles schlecht. Nun denn, es ist doch schön, wenn jemand einen klaren Standpunkt hat. Ich halte mich da lieber an die Tatsachen. *g* :evil

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Zitat

    Original von Berit


    Und das betrifft dann selbstverständlich auch die anderen genannten Beispiele, ja? Und auch das Beispiel, das mir heute noch einfiel:
    Die wilde Geschichte vom Wassertrinker von John Irving ? Alles schlecht. Nun denn, es ist doch schön, wenn jemand einen klaren Standpunkt hat. Ich halte mich da lieber an die Tatsachen. *g* :evil


    Hallöchen,


    nein, das war doch ein Scherz mit dem Paten. Das erkennt man (Frau) schon daran, dass mein Satz da oben ein logisch unzulässiger Umkehrschluss ist. Sowas würde ich im Ernst doch nie bringen, oder?


    Es ist sehr lange her, dass ich den Paten gelesen habe, es muss im Herbst 1984 gewesen sein, um exakt zu sein. Ein sehr schöner Herbst übrigens. Damals habe ich den Paten als Antidot zu meinen Lektüren gelesen, die für das Studium erforderlich waren. Wenn man Monate lang schwer verständliche Bücher zur Literaturtheorie lesen muss, dann ist so ein Buch genau richtig. Sehr entspannend! Aber ein wirklich guter Roman ist es nicht. Der Film bzw. die drei Filme sind doch viel besser oder? Hier, kommt mir zumindest vor, ist ein Fall gegeben, in dem der Film besser ist als das Buch.


    John Irving hat ja so viele Bücher geschrieben; den wilden Wassertrinker kenne ich leider nicht. Ich kenne allerdings Das Hotel New Hampshire und The World according to Garp. DHNH hat einen Ich-Erzähler, wenn ich mich richtig erinnere, das habe ich im Herbst 1985 gelesen (auch ein schöner Herbst). Garp hat einen auktorialen Erzähler, ja richtig, aber es ist ja auch eine Satire, auf jeden Fall aber ein sehr witziger Roman.


    Das widerspricht also alles nicht meiner These, dass ab 1950 der auktoriale Erzähler nur noch in Trivialromanen (Der Pate ist ein Trivialroman) oder in Satiren vorkommt. Ich bin hartnäckig, gell?

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    ein wirklich guter Roman ist es nicht. Der Film bzw. die drei Filme sind doch viel besser oder?


    Stimme dir zu. :)


    Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Garp hat einen auktorialen Erzähler, ja richtig, aber es ist ja auch eine Satire, auf jeden Fall aber ein sehr witziger Roman.


    Ja, hast Recht, der Wassertrinker ist auch völlig schrill. Aber wirklich klasse, kann ich sehr empfehlen.


    Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Das widerspricht also alles nicht meiner These, dass ab 1950 der auktoriale Erzähler nur noch in Trivialromanen (Der Pate ist ein Trivialroman) oder in Satiren vorkommt. Ich bin hartnäckig, gell?


    Ja, das bist du. Ich aber auch. :hexe Uwe Johnsons Jahrestage - das ist KEIN Trivialroman, mit Verlaub. Ich habe diese Bücher wirklich geliebt, gerade wegen der Perspektivenwechsel.


    Meiner Meinung nach sind Perspektivenwechsel innerhalb einer Geschichte ziemlich schwer zu handhaben. Es gibt AutorInnen, die das hinbekommen - Trivialromane oder nicht -, aber die sind auch sehr gut. Ich freue mich immer, wenn so ein Vorhaben glückt.


    Nochmal zu Geschichten, in denen es explizit um Wahrnehmungen und Gefühle geht: Ich frage mich da, wie viel Sinn es macht, sich von einer Person, von der ich als Autorin eben noch so viel preisgegeben habe, innerhalb einer Geschichte dann wieder zu entfernen und das Ganze von woanders zu betrachten. Es gibt sicher Geschichten, die *gewinnen* durch die Entscheidung für EINE Perspektive. Das Lese- und auch Schreibvergnügen ist dann ein anderes. Denke ich jedenfalls. :braue

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)