Benjamin von Stuckrad -Barre REMIX Texte 1996-1999

  • ASIN/ISBN: 3442451671


    Klappentext:
    Grönemeyers leicht biedere Lederhosenband, das ist unverschämt. Das ganze Buch ist so: unverschämt, dreist - und leider gut.
    Herbert Grönemeyer


    Stuckrad-Barres Remix habe ich in Skopje gelesen. Das ist Lagerlektüre. Das ist wie der zweite Blick nach hinten, wenn man erkennen muß, daß die Bilder echt sind, durch die man gerade noch durchgesehen hat. Vorausgesetzt, sie sind echt.
    Christoph Schlingensief


    Der Autor:
    B.v.St.-B. wurde 1975 in Bremen geboren, lebt in Berlin, schreibt Bücher und arbeitet journalistisch für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, darunter die FAZ, die Woche, Allegra, Stern und Welt am Sonntag.



    Meine Meinung:
    Bockmist..... I'm not amused.
    Diese Buch besteht aus Kurzgeschichten, Essays oder wenn man es so schlicht sagen will, aus biographischen Schilderungen eines arroganten, milchgesichtigen Möchtegern-Literaten.
    Ich wollte wirklich aufgeschlossen und unvoreingenommen endlich mal ein Stuckrad-Barre Buch lesen. (Nein, es lag nicht an diesem unsäglichen Namen, daß ich mich das bisher nie getraut habe, sondern an den Rezensionen meiner Mitmenschen)


    Ok, die ersten drei-vier Geschichtchen lang war ich erheitert, habe geschmunzelt und vielleicht auch mal leise gelacht.
    Dann wurde ich genervt von der Überheblichkeit, der Arroganz, mit der er das Leben anderer Menschen beleuchtet....ich brauchte eindeutig eine Stuckrad-Barre-Pause (denkt eigentlich irgendwer nicht an den Stufenbarren aus dem Turnunterricht, wenn er diesen Namen liest???).
    Ok, hab ich gedacht, liest du halt was anderes so für zwischendurch und dann später weiter.


    Hab ich auch gemacht und das Machwerk irgendwann wieder zur Hand genommen und am liebsten gleich wieder gegen die Wände geworfen.
    Klar, die Story über MANUFACTUM und die minderbemittelten Menschen, die dort unzerstörbare und biologisch keimfreie Thermoskannen erwerben, war durchaus witzig und ich habe sie meinem Kollegen, seines Zeichens Manufactum Stammkunde, erstmal kopiert und auf den Schreibtisch gelegt, aber alles weitere..... :dumm


    Jaja, Schlager sind Scheiße, Antiquariate total hipp und es ist unwahrscheinlich toll auf einer gebraucht erworbenen LP die Worte, "Lieschen Müller liebt Paul" eingeritzt zu finden, H&M ist ein Vorort der Hölle, Silvester feiert man am besten in Badewannenfabriken, Saisonarbeiter sein ist eigentlich ganz toll, Geld braucht man nur für Drogen, Sybille Berg wohnt im Wolkenkuckuckusheim, Heino ist ein debiler Eifelyeti, die Frau vom Pur-Frontmann hat einen an der Mütze und außerdem ein Pferd ... Einziges Highlight kurz vor Schluß die Kassettenmädchenstory und das auch nicht, weil er so toll schreibt, sondern weil ich mich an meinen ersten 3er Golf erinnert habe, in dem ebenfalls massenhaft Kassetten von irgendwelchen Beischlafinteressenten herumflogen, die diese, in der Absicht mich zu selbigem bewegen zu können, mit großer Mühe zusammenstellt und beklebt hatten.


    Ich bin erleichtert, mich durch das Buch gekämpft zu haben, nun kann ich mitreden, wenn die Menschen, die ein knappes Jahrzehnt älter sind als ich, mit tränenfeuchten, glitzernden Augen berichten: "Ja, das war einer der Stuckrad-Barre, der hat unsere Generation noch verstanden...."


    Die Frage ist nur, wollte ich diesen Einblick wirklich haben?
    Oder bin ich zu unreif und zuwenig Generation X oder gar Golf (??), um überhaupt verstanden zu haben, wovon der Mann da schwafelt?
    (Schwafelt... wenn ich nicht zum Ende kommen wollte, dann würde ich jetzt noch auf die endlosen und teilweise ohne Sinn und Verstand zusammengeschusterten Satzbausteine eingehen, will ich aber nicht... daher: ENDE)


    Fazit:
    Never read a Stuckrad-Barre.....es sei denn du bist ebenfalls unverstandener Jungliterat oder heißt Alexa Hennig von Lange, die gräbt er in dem Buch nämlich, nur leicht durch abwertende Sätze getarnt, gotterbärmlich an...aber wer weiß, vielleicht steht Frau H. v. L. ja auf sowas... (Wäre ja toll, die Kinder hießen dann z.B. Anna-Lieschen von Stuckrad-Barre-Hennig von Lange.... )

  • Hallo Jane,


    saugute Rezension! Ich mußte ziemlich lachen. Ist BvStB weniger witzig als Du? Ist das Buch überhaupt witzig?


    Ich habe immer mal daran gedacht, etwas von ihm zu lesen, und sei es nur, um mitreden zu können, fand dann aber immer andere Bücher wichtiger, besser, bedeutender oder beruflich notwendiger.


    Muß man beim Lesen wirklich so kämpfen? Das, was Du schreibst, klingt so, als hätte man das Buch an zwei Abenden weggefräst? Vielleicht kaufe ich es mir jetzt doch noch, und wenn es nur aus dem ethnologischen Interesse heraus wäre, eine fremde Kultur, die zum Glück schriftliche Zeugnisse - wenn schon keine anderen Artefakte - hinterlassen hat, zu studieren. Darf man Deiner Rezension glauben, was ich unbedingt tue, dann scheint es sich bei "Remix" ja praktisch um den Katechismus der Golf-Kultur zu handeln.


    Vielleicht kann ich Tom Lier hiermit animieren, hierzu aus der Sicht seiner Generation, die vielleicht auch noch gerade meine Generation ("Generation Käfer" - mein erstes Auto) ist, das endgültige Verdikt zu sprechen.

  • Zitat

    Vielleicht kann ich Tom Lier hiermit animieren, hierzu aus der Sicht seiner Generation, die vielleicht auch noch gerade meine Generation ("Generation Käfer" - mein erstes Auto) ist, das endgültige Verdikt zu sprechen.


    Endgültigkeit ist meinen Äußerungen nicht gegeben. Aber ich finde, daß "REMIX" schon ein ziemlich ehrlicher Titel ist, dem deutschen "Aufguß" nicht eben unnahe. Und - wie andernorts schon geschrieben - ich bin durchaus dazu bereit, für S-B eine Lanze zu brechen, denn sein inzwischen zehn Jahre alter Erstling "Soloalbum", der die multimediale Selbstinszenierung erst möglich machte, und den Autor in die Lage versetzte, Aufgüsse überhaupt veröffentlichen zu können, hat mich damals durchaus amüsiert und unterhalten. Wer etwas kauft - und liest -, dessen Titel bereits verrät, daß nichts Neues zu erwarten ist, hat m.E. selbst schuld.


    ASIN/ISBN: 3462034960

  • Ich mag Stuckrad-Barre nicht. Er kommt in Interviews wie ein pseudo-intellektueller, aufgeblasener Schnösel rüber; einer der meint, das Universum würde sich nur um ihn drehen. Ich mag auch seine Bücher nicht. Denn so, wie er sich gibt, so schreibt er auch. Naja, wenigstens bleibt er sich da selbst treu.


    Es gibt andere, die diese Art von cooler Schreibe wesentlich besser hinkriegen, ohne selbst dabei wie ein A... rüberzukommen. Einer davon z.B. schreibt hier :-) und ich mag es gar nicht, wenn man ihn mit Nick Hornby vergleicht.


    Allerdings mag ich aus dieser Schreiberling-Dynastie auch andere nicht: Alexa Henning von Lange - *nö*. Sybille Berg - *grusel*. Und seltsam: In allen drei genannten Fällen sind mir Autor und Werk gleichermaßen unsympathisch. ?(

  • Zitat

    Hallo Jane,
    saugute Rezension! Ich mußte ziemlich lachen. Ist BvStB weniger witzig als Du? Ist das Buch überhaupt witzig?


    Dankeschön... ;)
    Wie schon geschrieben, es hat durchaus witzige Moment, die einen aber ab einem gewissen Punkt einfach nur noch nerven, zumindest mich.
    Witzig ist gut, witzig auf Kosten von anderen ist auch gut, gerne auch unter die Gürtellinie, aber irgendwann reichts dann auch und wenn ein Buch in einen kleinen persönlichen Racheakt umschlägt, dann ist das nicht mehr witzig, sondern ein Armutszeugnis des Autors. (Finde ich.)
    Ob er weniger witzig ist als ich? Keine Ahnung! ich wußte bis grade nicht mal, daß ich witzig bin.
    (Diese Rezi wurde von Amazon übrigens nicht veröffentlicht... Schade eigentlich.... =) )


    @ Tom
    Ich hab mich nicht beschwert, daß ich einen Remix bekommen habe, im Gegenteil ich habe mit Absicht das Buch als Einstieg gewählt, da ich davon ausgegangen bin, daß es einen Überblick über des Schreibspektrum des BvSTB bietet. (OK und weil es für 2,95 € ein ME war und ich dachte, da kann ich nichts falsch machen) Einen Überblick hat es mir auch verschafft und ich weiß nun, das ist nicht mein Fall. Soloalbum werd ich mir also nicht mehr antun. Genausowenig wie eine Alexa H von L.

  • Zitat

    Original von Tom


    Endgültigkeit ist meinen Äußerungen nicht gegeben. Aber ich finde, daß "REMIX" schon ein ziemlich ehrlicher Titel ist, dem deutschen "Aufguß" nicht eben unnahe. Und - wie andernorts schon geschrieben - ich bin durchaus dazu bereit, für S-B eine Lanze zu brechen, denn sein inzwischen zehn Jahre alter Erstling "Soloalbum", der die multimediale Selbstinszenierung erst möglich machte, und den Autor in die Lage versetzte, Aufgüsse überhaupt veröffentlichen zu können, hat mich damals durchaus amüsiert und unterhalten. Wer etwas kauft - und liest -, dessen Titel bereits verrät, daß nichts Neues zu erwarten ist, hat m.E. selbst schuld.


    ASIN/ISBN: 3462034960


    Ich war vor einem guten Jahr persönlich bei seiner Lesung, belastet mit all den o.a. Vorurteilen, dem Klatsch-Wissen übe sein Privatleben - und wurde positivst enttäucht. Mal sehen, ob ich meine damalige Rezi noch finde. Ein bestens erzogener junger Mann, kein Spinner, kein Gernegroß, witzig, genau beobachtend, absolut jung und am Puls der Zeit schreibend, wozu er auch noch tolle Fotos macht und an die Wand wirft.
    P.S. Und meinem sehr viel konservativeren Man ging es nicht anders.

  • Ich habe vor ein paar Jahren "Soloalbum" gelesen, zum Teil fand ich es ganz lustig, aber irgendwie auch belanglos, der Stuckrad Barre(für den Namen kann er ja nix) kann durchaus schreiben, nur, ich bin nicht die Zielgruppe, habe ihn und ein oder zwei andere(Christian Kracht z.B.) mal gelesen, um Bescheid zu wissen, aber mein Ding ist das nicht. Bei der Henning von Lange habe ich mal "Relax" angelesen, aber nach zwei Seiten wusste ich: nix für mich. Inzwischen soll sie ja anders schreiben, und wer weiss, nachdem dieser ganze Hype um die sogenannte Popliteratur Schnee von gestern ist, vielleicht überrascht uns Stucki irgendwann mit einem richtig runden Roman :dichter

  • ich verfolge das genre "rotznasen-literatur" a la Alexa Hennig von Lange schon seit der zeit vor StB nicht mehr. man liest sich an solchem schnell satt, wenn man ein paar autoren gelesen hat.


    aber erstaunlich wie lange sich sowas haelt. woran das liegt? gibt es keine neuen generationen?


    obwohl, andere literarische epochen in der vergangheit dauerten viel laenger und das verheißt erst mal nichts gutes.


    viele grueße,
    michael

  • Hm, ich vermute mal BvStB nimmt sich selbst weniger ernst als andere ihn.
    Ich hab mich (nicht nur bei der Manufactum-Dresche) köstlich amüsiert.
    Nicht unbedingt bei den Plattenkritiken, dafür in der Tat bei Grönemeiers Lederhosen-Band, der Badwannenausstellungnacht, Rolf Töpperwien, etc...pp...


    Klar polarisiert er. Das ist sein Metier. Und die Zeit bei Harrald Schmidt hat sicher auch ihre Spuren hinterlassen.


    Mögen - mein Gott, mögen muss das nicht. Verstehen wollen halte ich für den falschen Ansatz.
    Ich habe oft und herzhaft gelacht. Vor allem ob seiner nicht unscharfen Beobachtungsgabe. That´s all...


    Gruss, Eike