Ob wir alle Coronasongs und Coronageschichten und Coronasketche machen sollten.
Was künstlerisches Schaffen angeht, kann ich mit dem Begriff sollten wenig anfangen. Was Schriftsteller, Maler, Filmemacher, Comedians etc. meiner Meinung nach höchstens sollten: Es bleiben lassen, etwas rauszuhauen, nur weil sie meinen, sie sollten etwas zur Pandemie schreiben. Alles aber, was einem echten Bedürfnis entspricht, eine Sache kreativ zu ver- oder bearbeiten, und zwar ganz unabhängig davon, ob es sich um die aktuelle Pandemie oder um Schreittänze im 18. Jahrhundert handelt, erfüllt schonmal einen Anspruch der Kunst, nämlich den der Authentizität - weil da jemand eine künstlerische Antwort auf ein bestimmtes Phänomen hat (die selbstverständlich darin bestehen darf, dass er oder sie eben keine Antwort darauf hat, z.B. weil es keine gibt).
Natürlich ist beispielsweise ein Roman übers Exil, den jemand 1942 schreibt, ein anderer als ein heute geschriebener. Über die Daseinsberechtigung beider Romane sagt das aber nichts aus. Oder anders: Aus heutiger Distanz können wir einen Film über 'die Pest' als solche drehen, und zwar mit der Weitwinkelkamera. Wir wissen, wie die Pest anfing und wie sie endete. Jemand, der zu Pestzeiten lebt, kann aber sehr wohl - und zwar mit der Nahlinse - eine sehr ehrliche Geschichte darüber erzählen, wie sich diese furchtbare Krankheit anfühlt, wie sie aussieht oder riecht. Kein Comedian oder Songwriter schreibt ja einen Sketch über Corona, sondern immer nur über Teilaspekte. Noch anders: Der Raum in der Kunst ist zum Glück unendlich, und auch die Möglichkeiten, einen bestimmten Blickwinkel einzunehmen, sind es.
Und deswegen:
Wenn wir schon alle einfordern, dass man uns hört und hilft, weil es ohne uns still wird, dann sollten wir auch etwas liefern, das nicht so aufdringlich und naheliegend ist.
Nö. Nicht prinzipiell. Ob's wen nervt, ist natürlich eine andere Sache. Mich persönlich würde deine Geschichte über die Altenpflegerin schon interessieren.