Philipp Sterzer - Die Illusion der Vernunft

  • "Die Illusion der Vernunft" ist ein sehr ausführliches Buch über die fließenden Grenzen zwischen dem, was als normal gilt, und Unvernunft bis Wahn. Es erzählt recht langsam, was Neurowissenschaft und Psychologie über die Kontinua dazwischen wissen, und welche Zwecke Verschwörungsglaube und teils sogar Wahn erfüllen. Dafür bedient sich der Psychiater Philipp Sterzer sehr der Theorie des Predictive-processing, wonach das Gehirn immer wieder anhand seines aktuellen Weltbilds das Geschehen antizipiert und dann mittels Wahrnehmung und Kognition danach trachtet, das Weltbild so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Mir fehlte dabei nur die sich heute durchsetzende Erkenntnis, dass alles zwischen den Ohren von Emotionen gefärbt ist und diese Emotionen stets reguliert werden müssen.
    Der Epilog handelt von der Corona-Zeit, die nach Beginn des Schreibens einsetzte, und wie man mit Menschen umgehen sollte, die der Schwurbelei anheim gefallen sind. Er kommt zu dem nicht ganz neuen, originellen, aber sicher richtigem Schluss, dass Reden besser ist als Nichtreden und dass man das Gegenüber ernst nehmen muss, wenn man überhaupt eine Chance haben möchte, etwas anzustoßen. Hier wären mehr Details gut gewesen.